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Hauskaninchen

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Das Hauskaninchen ist die domestizierte Form des europäischen Wildkaninchens.

Datei:Hauskaninchen1.jpg
Helle Großsilber

Hauskaninchen werden sowohl als Nutztiere zur Fleisch- und Pelzproduktion als auch als Heimtiere gehalten, wofür sich vor allem die Zwergrassen eignen. Als "Kuscheltiere" für Kinder sind Hauskaninchen kaum geeignet.

Geschichte

Das Wort „Kaninchen“ ist die Verkleinerung von Kanin, das wiederum auf das altfranzösische Wort conin zurückgeht. Im Lateinischem findet sich das Wort cuniculus wieder, das sowohl Kaninchen als auch Kaninchenbau bedeutet. Das Wort ist sinnverwandt mit lat. cunus für „Rinne“ oder „Ritze“, oder mit lateinisch canna, das Rohr bedeutet. Das Kaninchen ist demnach der „kleine Röhrenbewohner“.

Das Hauskaninchen gehört zu den jüngeren Haustieren, denn bewusst gezüchtet wird mit ihnen erst seit dem späten Mittelalter. In Klöstern wurden die Tiere in Käfigen gehalten, da die Mönche, die in den Fastenzeiten vegetarisch leben sollten, Kaninchen kurzerhand zur "fleischlosen Kost" erklärten. Schon im 16. Jahrhundert züchtete man verschiedenen Rassen von Hauskaninchen als Nutztiere. Dabei züchtete man zuerst Rassen mit größerem Körpergewicht, da Wildkaninchen nur 2 bis 2,5 kg wiegen. Später züchtete man dann auch kleinere Rassen.

Tassen

Dalmatiner-Rex

Der in Deutschland wohl größte Rassezucht-Verband ist der „Zentralverband Deutscher Kaninchenzüchter e. V. (folgend ZDK genannt)“ mit ungefähr 180.000 organisierten Mitgliedern.

Der ZDK hat in Deutschland 88 Rassen in 370 Farbenschlägen anerkannt, die in 7 Abteilungen geordnet sind:

Abteilung I: Große Normalhaar-Rassen [Gewicht >5,5 kg]

  • Deutsche Riesen, grau bzw. andersfarbig -- Deutsche Riesen, weiß -- Deutsche Riesenschecken -- Deutsche Widder (Widder = Kaninchen mit Hängeohren)

Abteilung II: Mittelgroße Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 5,5 kg]

  • Meißner Widder -- Helle Großsilber -- Großchinchilla -- Mecklenburger Schecken -- Englische Widder -- Deutsche Großsilber -- Burgunder -- Blaue Wiener -- Blaugraue Wiener -- Schwarze Wiener -- Weiße Wiener -- Graue Wiener -- Weiße Hotot -- Rote Neuseeländer -- Weiße Neuseeländer -- Große Marderkaninchen -- Kalifornier -- Japaner -- Rheinische Schecken -- Thüringer -- Weißgrannen -- Hasenkaninchen (Körperbau ähnelt dem Hasen) -- Alaska -- Havanna

Abteilung III: Kleine Normalhaar-Rassen [Gewicht bis 3,75 kg]

  • Kleinschecken -- Separator -- Deutsche Kleinwidder -- Kleinchinchilla -- Deilenaar -- Marburger Feh -- Sachsengold -- Rhönkaninchen -- Luxkaninchen -- Perlfeh -- Kleinsilber -- Englische Schecken -- Holländer -- Lohkaninchen -- Marderkaninchen -- Siamesen -- Schwarzgrannen -- Russen -- Kastanienbraune Lothringer (Brun marron de Lorrain)

Abteilung IV: Normalhaar-Zwergrassen [Gewicht bis 2 kg]

  • Zwergwidder (Widderzwerge) -- Zwergschecken -- Hermelin -- Farbenzwerge

Abteilung V: Haarstruktur-Rassen [seidig glänzendes Fell und Gewicht bis 4 kg]

  • Satin-Elfenbein -- Satin-Schwarz -- Satin-Blau -- Satin-Havanna -- Satin-Rot -- Satin-Feh -- Satin-Kalifornier -- Satin-Hasenfarbig -- Satin-Thüringer -- Satin-Chinchilla -- Satin-Siamesen -- Satin-Castor -- Satin-Lux

Abteilung VI: Kurzhaarrassen (Rex-Kaninchen) [Haarlänge weniger als 20 mm]

  • Chin-Rexe -- Blau-Rexe -- Weiß-Rexe -- Dreifarben-Schecken-Rexe -- Dalmatiner-Rexe -- Gelb-Rexe -- Castor-Rexe -- Schwarz-Rexe -- Havanna-Rexe -- Blaugraue Rexe -- Feh-Rexe -- Lux-Rexe -- Loh-Rexe -- Marder-Rexe -- Russen-Rexe -- Rhön-Rexe -- Zwerg-Rexe (Rexzwerge)

Abteilung VII: Langhaarrassen [Haarlänge mehr als 40 mm]

  • Angora, weiß (werden regelmäßig geschoren) -- Angora, farbig (werden regelmäßig geschoren) -- Fuchskaninchen, farbig -- Fuchskaninchen, weiß -- Jamora -- Zwergfuchskaninchen, farbig (Fuchszwerge, farbig) -- Zwergfuchskaninchen, weiß (Fuchszwerge, weiß)

Die Rassestandards anderer Länder führen weitere Rassen, die dort gezüchtet werden.

Während heutzutage Kaninchen wohl eher als Spieltiere gesehen werden, waren sie in der Vergangenheit auch wichtiger Wirtschaftsfaktor. So wurden die Felle einiger Rassen als Imitat für Pelze verwendet (Das Fell der Rasse Castor-Rex z. B. ähnelt dem Biberpelz), und auch Produktion und Weiterverarbeitung von Angora-Wolle spielten eine Rolle.

Fortpflanzung

Hasen und Kaninchen lassen sich nicht kreuzen. Die Tiere sind nach einem halben Jahr geschlechtsreif. Das Weibchen wirft nach einem Monat zwischen 4 und 12 Jungen. Eine Besonderheit der Tierart ist ihre sprichwörtliche Fähigkeit zur Fortpflanzung, welche in der freien Wildbahn das Überleben dieser als Beutetier sehr begehrten Tiere sicherstellt. Gleich zwei Mechanismen sichern eine optimale Reproduktionsleistung. Zum einen sorgt die kopulationsinduzierte Ovulation dafür, dass bei einem Deckakt gleichzeitig ein Eisprung erfolgt, was die Paarung sehr effektiv macht. Eine weitere Einrichtung ist der Uterus duplex, über welchen die Tiere quasi über zwei voneinander unabhängige Fortpflanzungsorgane verfügen.

Haltung

Ernährung

Kaninchen sind reine Pflanzenfresser und brauchen eine entsprechende Ernährung. Der Verdauungstrakt der Tiere ist auf eine gleichmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Unterbrechungen in der Nahrungszufuhr über einen längeren Zeitraum sind als Notfall zu betrachten und können sich lebensbedrohlich auswirken. Der Verdauungsapparat ist auf die Verwertung von Gräsern ausgerichtet; kohlenhydratreiche Nahrung kann langfristig Schäden verursachen. Grundsätzlich sollte die Futterzusammensetzung daher dem in freier Natur vorhandenen Nahrungsangebot ähneln. Futterumstellungen sollten in kleinen Schritten vollzogen werden.

Die Ernährung mit kommerziellen Trockenfuttermitteln entspricht in der Regel nicht den physiologischen Bedürfnissen von Kaninchen, da die angebotenen Produkte als wesentliche Inhaltsstoffe verschiedene Getreidearten, Melasse oder Honig enthalten. Deren leichte Verdaulichkeit hat verschiedene negative Effekte: neben der Tatsache, dass die Tiere infolge des zu hohen Energieangebotes verfetten, kommt es durch den geringen Gehalt an Rohfasern zu einer "Unterforderung" des Darmes, was sich in bakteriellen Fehlbesiedlungen (Dysbakterie) und damit verbundenen Durchfallerkrankungen auswirken kann. Der zu geringe Zahnabrieb begünstigt die Entstehung von schwerwiegenden Maulhöhlenerkrankungen.

Grundlegender Nahrungsbestandteil von Kaninchen sind Heu und Wasser, welche jederzeit in ausreichender Menge (ad libitum) und Qualität angeboten werden sollten. Die Qualität des Heu kann man an der Länge der einzelnen Halmen sehen(ca. 20-35cm)außerdem liegt es daran wie viele Wiesenkräuter darin sind das Heu muss grün sein und nicht grau es duftetnatürlich und aromatisch wichtig ist auch das es von biozidfreien Wiesen kommt es darf nicht feucht sein und schimmelfrei. Um Verschmutzungen der Nahrung zu vermeiden, bietet sich die Verwendung entsprechendr Vorratsbehältnisse (Raufe, Trinkflasche) an. Neben Heu und Wasser ist Frischfutter für Kaninchen der zweite wesentliche Nahrungsbestandteil. Futterpflanzen, Gemüse und Obst sind reich an Eiweiß und Kalzium und haben einen hohen Nährstoffgehalt. Der Abrieb der ständig nachwachsenden Nagezähne wird durch das Angebot von Zweigen als Nagematerial gefördert. Hartes Brot ist hierfür nicht geeignet. Sogenannte Leckerlies sollten aus den oben genannten Gründen nicht verabreicht werden.

Neben Heu und Wasser sind übliche Nahrungsbestandteile: Fenchel, Möhren, Gurke, Apfel, Feldsalat, Knollensellerie, rote Beete, Petersilie, Löwenzahn, Schafgarbe, Johannisbeerblätter, Kolrabiblätter und andere frische Kräuter. Frisches Gras kann nach der Gewöhnung in großen Mengen angeboten werden.Der Obstanteil sollte den Gemüseanteil aufgrund seines hohen Zuckergehaltes nicht übersteigen. Sämtliche Kohlarten (Kohlrabi, Brokkoli, Chicoree etc.) können Blähungen bis hin zur oftmals tödlich verlaufenden Trommelsucht verursachen und sollten daher nur sparsam verfüttert werden.

Haltung

Die Haltung von Kaninchen sollte sich genau wie die Fütterung an den natürlichen Verhaltensmustern der Tiere orientieren. Kaninchen leben in freier Wildbahn in größeren Gruppen, zeigen eine ausgeprägte soziale Hierarchie und Revierverhalten, als Rückzugsraum dienen selbstgegrabene Höhlen. Die Haltung eines einzelnen Kaninchens ohne entsprechende Beschäftigung ist daher strenggenommen tierschutzwidrig. Für die häufig praktizierte Form der gemeinsamen Haltung eines Kaninchens und eines Meerschweinchens trifft diese Aussage gleichfalls zu. Bei einer reinen Käfighaltung ohne Auslauf kann das Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht befriedigt werden.

Grundbedürfnisse:

Wirklich artgerechte Kaninchenhaltung ist anspruchsvoller, aufwändiger und teurer als konventionelle Käfighaltung.

Außenhaltung

Hobbyzüchter praktizieren zumeist die Außenhaltung in hölzernen Stallanlagen, die mehrere Einzelbuchten über- und nebeneinander aufweisen. Die Kaninchen sitzen entweder auf Stroh-Einstreu oder es werden Ställe mit Kotschubladen verwendet, wobei die Tiere auf einem Gitter-Rost gehalten werden, durch den die Ausscheidungen in eine flache Kunststoffwanne fallen, die zum Entmisten herausgezogen und entleert wird. Unbequeme Draht-Rosten sind zu vermeiden oder durch ein Liegebrett zu ergänzen, während spezielle Kunststoff-Rosten vom Tier als angenehme Liegeflächen empfunden werden

Um dem Bewegungsbedürfnis der Tiere Rechnung zu tragen, sollte den Kaninchen ein zusätzlicher Freilauf gewährt werden. An das Gehege werden folgende Anforderungen gestellt: Mindestfläche 6 Quadratmeter, Ein- und Ausbruchsschutz (Kaninchen sind eine beliebte Beute für kleine Raubtiere), Sichtnähe, wetterfeste Hütte, überdachte Futterstellen, erhöhte, geschütze Fläche, Kiste(n), hohler Baumstamm oder Röhre, Naturmaterialien wie Äste, Wurzelstöcke etc. (siehe auch: [1])

Innenhaltung

Bei einer ausschließlichen Haltung innerhalb einer Wohnung muss genügend Auslauf bereitgestellt werden. Außerdem muss für das Tier eine Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung stehen, welche sich in Form eines "Vivariums" innerhalb der Wohnung oder einer geschützten Stelle außerhalb auf dem Balkon befinden kann. Die Anforderungen zur Ausgestaltung dieses Refugiums sind mit denen in der Außenhaltung identisch.

Soziale Bedürfnisse

Eine tierschutzgerechte Haltung von Kaninchen bedingt die gemeinsame Unterbringung von mindestens zwei dieser Tiere. Aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens kann es bei der Integration eines neuen Tieres zu Rangkämpfen kommen, welche durch verschiedene Maßnahmen wie Zusammenführung auf neutralem Territorium oder komplette Umgestaltung des bisherigen Lebensraumes gemildert werden können. Die Integration eines neuen Tieres in eine Gruppe kann bis zu einem Monat, im Extremfall bis zu einem halben Jahr dauern.

Weitere häufig zu beobachtende Verhaltensstörungen sind sexuell motivierte Aggressionen, welche sich vor allem unter männlichen Kaninchen entladen und mit schwerwiegenden Verletzungen einhergehen können. Diese Verhaltensmuster lassen sich häufig nur per Kastration beheben.

Grundsätzlich sind Rangkämpfe normal und sollten nur bei ernsthaften Beeinträchtigungen eines der Tiere unterbunden werden.

Krankheiten

Infektionskrankheiten:

  • Kokzidiose, starker Kokzidienbefall verursacht Blähungen und schwächt die Tiere durch Schädigung des Verdauugskanals so sehr, dass sie unbehandelt schnell sterben.
  • RHD (Rabbit hemorrhagic disease, Chinaseuche), Viruserkrankung. Sehr ansteckend. Bei Ausbruch kann die ganze Gruppe innerhalb weniger Tage ausgestorben sein. Die Mortalität liegt bei 100%.
  • Myxomatose, eine durch Pockenerreger ausgelöste Viruserkrankung. Etwa 40 Prozent der infizierten Tiere sterben.


Erkrankungen des Verdauungstraktes:

  • Mit Verkürzung des Oberkiefers einhergehendes Hechtgebiss, welches ein übermäßiges Zahnwachstum nach sich zieht.

Zitat

Kaninchen sollen nicht so schreien wie Hühner? Viel stärker schreien sie. - Marcel Proust (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Im Schatten der jungen Mädchen, ISBN 3518578758, S. 60)