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Ortsbestimmung

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Die Positions- oder Ortsbestimmung ist die Ermittlung des eigenen Standortes in Bezug zu einem gewissen Bezugspunkt (Bezugssystem). Die Bestimmung der Position eines fernen Objekts nennt man Ortung. Die Bestimmung einer Linie durch einen Ort nennt man Peilung.

  • Die Methoden der Ortsbestimmung sind so vielfältig wie die Fachgebiete, die sie benötigen
  • Die Reichweite geht vom Nanobereich (Physik) über einigen Zentimeter (Kartometrie) über 100 km (Navigation), 30.000 km (GPS) bis zu vielen Lichtjahren (Astronomie)
  • Die Messmethoden sind vor allem Entfernungen, Winkel, Richtungen, Höhen und Laufzeiten
  • Die Koordinaten sind 2D (polar, geografisch), 3D (räumlich), bei Zeitreihen auch 4D
  • Die resultierende Position kann relativ sein (Ortung), oder absolut (Ortsbestimmung)

Die Trennung der Begriffe Ort (Position durch Koordinatenangabe) und Lage (Position mit Koordinaten und Lagewinkeln im Raum) ist vielfach unscharf. Die Peilung erfasst nicht den Ort, sondern einen Winkel mit einem Schenkel durch einen Ort. Die Ortung erfasst nur den Ort, aber nicht die Lage. Auch die terrestrische Navigation definiert vielfach nur Orte. Die Inertialnavigation misst hingegen zur Feststellung des Ortes generell auch die Lage und die Bewegung. Die Änderung der Position eines Objekts in Ort und Lage nennt man Positionierung.

Geodäsie: Ortsbestimmung auf der Erde

Die Ortsbestimmung im technischen Sinn der Geodäsie bedeutet die Bestimmung der Position oder des Ortes z. B. auf der Erdkugel (genauer auf dem Erdellipsoid) oder in einem Koordinatensystem der Geodäsie.

Zur eindeutigen Festlegung eines Punktes auf der Erdoberfläche in einem globalen oder regionalen Koordinatensystem gibt es verschiedene Koordinaten- oder Bezugsysteme. Sie können

Übliche Koordinatensysteme

In der Reihenfolge zunehmender Komplexität werden zur Ortsbestimmung vor allem folgende Bezugsysteme verwendet:

Relative bzw. mentale Festlegung

Eine solche erfolgt andauernd – unbewusst, intuitiv oder ausdrücklich, ob zu Fuß oder in einem Fahrzeug:

  • Lage bezüglich eines bekannten Objektes, z. B. „3 Meter rechts vom Eingangstor“
  • Lage in einem Raster (geometrisch oder mental), z. B. „an der 3. Kreuzung links, 4. Haus rechts“
  • Lage im Raum, z. B. „100 Meter oberhalb (hangaufwärts) der Berghütte“.

Geografische bzw. natürliche Koordinaten

Dreidimensional kartesisches System

Standlinien bzw. Messungen

Wichtige Messmethoden der Ortsbestimmung

Aus dem Vorstehenden ergibt sich von selbst die Art der in Frage kommenden Messungen:

Entfernungs-, Winkel- und Höhenmessung

Astronomische, Funk- und Satellitenortung

Sonstiges

Algorithmen zur Ortsbestimmung

  • Angulation: Position des Zielobjekts ist durch die Winkel mind. zweier Fixpunkte zum Objekt gegeben, siehe auch Peilung und Vorwärtsschnitt
  • Standlinien und Bogenschnitt: dasselbe durch mind. zwei Distanzen, räumlicher Bogenschnitt mind. drei Distanzen
  • Proximity Sensing: Das Verfahren beruht auf der einfachen Idee mehrerer verteilter Empfänger, deren Positionen bekannt sind. Die Position des zu ortenden Objekts ist dann annähernd dieselbe, wie die Koordinaten der nächststehendsten Empfangsantenne. Diese Verfahren bietet die Grundlage der Positionierung alle Zellen-basierten Systeme, die standortbezogene Dienste wie Mobilfunk anbieten z. B. GSM, UMTS)
  • (zirkuläre/ hyperbolische) Lateration: Approximation der Koordinaten des Zielobjekts durch Vergleich der Signallaufzeiten beim Endgerät, gegeben mehrere Sender. Im 2D Raum benötigt man zur eindeutigen Positionsbestimmung 3 Signalgeber, im 3D Raum sind min. 4 Sender nötig, um die Position exakt berechnen zu können. Dieses Verfahren wird von Satellitennavigationssystemen wie GPS und Galileo eingesetzt.)
  • Dead Reckoning (Koppelnavigation): Sind Anfangskoordinaten des eigenen Fahrzeugs (Schiff, Flugzeug) bekannt, kann mit Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung (Kurs) die Position zu jedem Zeitpunkt ermittelt werden. Verwendung in Systemen mit mobilen Endgeräten, die permanent ihre Position ändern (z. B. Flugüberwachung, OBU2, GIS-Messfahrzeuge)
  • Komplexe geodätische Software:

Personenortungsanlagen

Es gibt Transponder (Sendeanlagen, zumeist in Kleidung eingenäht) für Personen. Diese funktionieren in Verbindung mit der Infrastruktur einer Personenortungsanlage.

Die Sender lösen bei Verlassen z. B. von Pflegeeinrichtungen durch den Betreuten ein Signal aus. Es ist unmöglich, Sender unter die Haut einzubauen da das Sendesignal durch den Wassergehalt der Haut geschwächt wird.

Umstritten ist die Zulässigkeit der Ortung von Personen, die unter curativer oder rechtlicher Betreuung stehen. Das Abwägen von Schutz- und Kontrollinteressen gegenüber dem informationellen Selbstbestimmungsrecht ist am Einfachsten durch willentliche Zustimmung des Trägers zu sichern. In allen anderen Fällen soll eine neutrale oder eine autorisierte Instanz die entsprechenden Entscheidungen fällen.

Die Auffassung der Vormundschaftsgerichte zur Zulässigkeit und Genehmigungsbedürftigkeit als freiheitsentziehende Maßnahme (§ 1906 BGB) ist unterschiedlich. Bejaht wurde diese Frage u. a. durch AG Hannover, BtPrax 1992, 113; AG Bielefeld, BtPrax 1996, 232; AG Stuttgart-Bad-Cannstatt FamRZ 1997, 704. In einer neuen Entscheidung spricht sich das OLG Brandenburg gegen die Genehmigungspflicht des Senderchips als solchen aus; genehmigungspflichtig sei es, wenn klar sei, dass tatsächlich freiheitsbeschränkende Maßnahmen in der Einrichtung getroffen werden (OLG Brandenburg FamRZ 2006, 1481).

Die offene politische Diskussion zu diesem Thema hinkt in Deutschland spät hinter dem gesellschaftlichen Diskurs in Nachbarländern hinterher. In Österreich ist die Verwendung von kleinen Transpondern an allen Liftanlagen üblich. In den USA wird zunehmend jeder Patient im Krankenhaus mit einem Transponder gekennzeichnet. Die Vorteile zur Sicherheit für Betrieb, Behandlung und Rettung sind vielfältig.

Geräteortungsanlagen

Es gibt Transponder (Sendeanlagen, zumeist versteckt angebracht) für Geräte. Diese funktionieren in Verbindung mit der Infrastruktur einer Geräteortungsanlage für den Diebstahlsschutz.

Die Sender lösen bei Entfernen z. B. von Geräten aus dem zulässgen Verwendungsbereich durch missbräuchlichen Transport (Diebstahl, unerlaubte Leihe, unbezahlter Kauf sachfremde Verbringung) ein Signal aus. Es ist unmöglich, Sender unter Metalloberflächen einzubauen, da das Sendesignal durch die Metallschicht geschwächt wird.

Siehe auch