Zum Inhalt springen

Abtei Brauweiler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 30. März 2008 um 20:46 Uhr durch S.Didam (Diskussion | Beiträge) (tippo, link). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Abtei Brauweiler
St. Nikolaus, frühere Abteikirche der Abtei Brauweiler

Die Abtei Brauweiler liegt im Ortsteil Brauweiler der Stadt Pulheim.

Vorgeschichte und Klostergründung

Eine Besiedlung im heutigen Ortsgebiet Brauweiler lässt sich durch Funde von Keramikscherben, behauenem Flint und einem Hallstattbrandgrab seit der älteren Eisenzeit nachweisen. Aus der Römerzeit stammt eine befestigte Anlage; bei Grabungen 1983/1984 wurden auf dem Gelände der Abtei Reste eines römischen Herrenhauses mit zwei Gebäudeflügeln gefunden, die zu einem Gutshof gehörten. Brandschichten deuten darauf hin, dass dieser Gutshof im 4. Jahrhundert abbrannte und nicht wieder aufgebaut worden ist.

In der Fundatio monasterii Brunwilarensis ( erzählende Quelle eines Brauweiler Mönches gegen Ende des 11. Jahrhunderts ) wird auf dem Platz der Bau einer hölzernen Kapelle beschrieben, für deren Altar ein gewisser Brun Reliquien des hl. Medardus von Noyon aus Soissons mitbrachte. Zeitlich eingeordnet werden könnte der Bau in die Mitte des 8. Jahrhunderts, urkundliche Beweise fehlen jedoch. Der Erzählung nach wurden die verfallenen Überreste der Kapelle um 985 wieder aufgefunden. Pfalzgraf Hermann I. ließ eine neue Kapelle aus Stein erbauen und durch den Erzbischof Warin von Köln weihen. Neben der Kapelle wurde ein mitzerstörtes Hofgut neu aufgebaut. Dieses Anwesen entwickelte sich zum Mittelpunkt einer Besiedlung, die bis heute nicht mehr aufgegeben wurde.

Um 991 bis 993 fand auf dem Hofgut die Hochzeit zwischen dem Sohn Hermann I., Pfalzgrafen Ezzo-Ehrenfried und seiner Frau Mathilde, einer Tochter von Kaiser Otto II. und Theophano, statt. Dabei übertrug Ezzo seiner Frau das Gut, diese widmete es in der Medarduskapelle Christus und den Heiligen.

In dieser Zeit war es für den reichen Adel üblich, Klöster und Kirchen bauen zu lassen, um zwischen Kirche und den Angehörigen des Geschlechts einen lebendigen Zusammenhang herzustellen. Bei einer Wallfahrt nach Rom vor 1024 erhielten Ezzo und Mathilde von Papst Benedikt VIII. Reliquien und ein Kreuz zur Gründung eines Klosters. Als Gründungsort wurde Brauweiler ausgewählt, wohl deshalb, weil sich hier Eigenbesitz der pfalzgräflichen Familie konzentrierte und der Platz strategisch günstig an zwei Straßenverbindungen von Köln nach Aachen und Roermond lag.

Der damals bedeutende Reformabt Poppo von Stablo wurde nach Vermittlung durch Erzbischof Piligrim von Köln mit der Klostergründung beauftragt. Poppo stand dabei für eine Klosterreform, die eine strenge Befolgung der klösterlichen Regeln verlangte und damit im Einklang mit Reichskirche und den Adligen stand. Am 14. April 1024 erreichten 7 von Poppo entsandte Mönche Brauweiler und begannen mit dem Bau des Klosters auf dem höchsten Punkt des Geländes, die Kapelle wurde in den Bau mit einbezogen. Die Kirche selbst wurde etwa 26 Meter nördlich dieser Kapelle errichtet. Noch während der Bauarbeiten starb Pfalzgräfin Mathilde am 20.November 1025 in Aeccheze (vermutlich Echtz bei Düren) und wurde in der Mitte des Kreuzganges vor einem Altar begraben. Kirche und Kloster konnten am 8. November 1028 durch Erzbischof Piligrim geweiht werden.

Entwicklung bis 1802

In der Zeit des Kölner Erzbischofs Anno II. übernahmen die Mönche die Bräuche der Siegburger Reform. Die ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche St. Nikolaus und St. Medardus ist der dritte Kirchenbau an dieser Stelle, errichtet von 1136 bis nach 1220. Eine neue Blütezeit brachte die Einführung der Bursfelder Reform seit 1467. Zuletzt errichtete die Abtei nach Plänen von Nikolaus Lauxen 1780 bis 1785 den Prälatenfügel. Nach der französischen Okkupation des Rheinlands erfolgte 1802 die Aufhebung des Klosters im Zuge der Säkularisation.

Verwendung nach der Säkularisation

Die Abteikirche wurde katholische Pfarrkirche, während die Abteigebäude nach einem napoleonischen Gesetz ab 1811 als Bettlerdepot und ab 1815 durch die preußische Regierung als Arbeitsanstalt genutzt wurden.

1920 wurden „Bewahrungshaus“ und „Zellengebäude“ an die Kölner Justizverwaltung vermietet; die Gebäude dienten ab 1933 für 12 Monate als Konzentrationslager, später als Gefängnis der Kölner Gestapo. 1944 wurde Konrad Adenauer hier für eine Dauer von zwei Monaten inhaftiert. 1945–49 war hier ein offenes Lager der Britischen Armee und später der UNRRA für Displaced Persons. Ende der 1960er Jahre wurde die Abtei für einige Jahre in ein Landeskrankenhaus für Alkoholkranke umgewandelt. 1979 wurde das Landeskrankenhaus aufgelöst und die Gebäude wurden umfassend restauriert. Die Abteigebäude werden heute vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege genutzt.

Vögte der Abtei Brauweiler

Die Vogtei über das Kloster Brauweiler lag bis zum Aussterben der pfalzgräflichen Familie Ezzos in den Händen der Gründerfamilie, zunächst bei Ezzo selbst, danach bei seinem Sohn Ludolf, † 1031. Sie ging dann über auf Konrad (Kuno), † 1053, danach möglicherweise auf dessen Sohn Hermann, † 1056.

Im Jahre 1051 kam es in einem urkundlich abgesicherten Rechtsakt vor einem Kölner Fürstengericht zu einer Übertragung des Klosters und seines Besitzes unter den Schutz des hl. Petrus und damit des Kölner Erzstiftes. Schutzherren des Klosters war somit die Kölner Erzbischöfe, die die Vogtei in der Folge an Ministeriale vergaben.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden durch Übergriffe auf Klostergut Spannungen zwischen dem Vogt, Heinrich von Bachem und dem Kloster. Diese konnten erst nach zwei Vergleichen beigelegt werden. In diesem Zusammenhang wurden durch die Forschung bis heute vier verfälschte und neun total gefälschte Urkunden bekannt. Inhalt dieser Fälschungen waren jedoch keine ungerechtfertigten Begünstigungen des Klosters, sondern Versuche, überzogene Forderungen der Vögte abzuwehren.

Ab 1360 forderten die Vögte Carsilius von Palant und Philipp von Kendenich ( auch Kenthenich o. Kentenich ) überhöhte Zahlungen für ihr Amt, die vom Konvent abgelehnt wurden. Es kam zu mehreren Raubzügen gegen Klostereigentum und Entführungen von Hörigen des Klosters, die erst gegen Lösegeldzahlungen freigelassen wurden. 1365 kaufte das Kloster die Vogtei zurück, dafür mussten gegenüber den Familien Kendenich und Palant 1500 bzw. 1300 Goldschilde gezahlt werden. Ein Darlehen mit einem Zins von jahrlich 10 % belastete die Klosterkassen bis 1383 erheblich, dann stellte der Johanniterorden zu Köln zinslos 1500 Goldschilde zur Verfügung, mit denen die Schuld und andere Verbindlichkeiten abgelöst werden konnten. Das Amt der Vogtei wurde ab 1365 nur noch für die Dauer von zwei Jahren vergeben, Probleme mit den Vögten sind seither nicht mehr bekannt geworden.

Wappen

Seit dem Jahr 1500 erholte sich die Abtei wirtschaftlich, hatte jedoch durch einen Prozess mit dem Erzbischof von Trier, Jakob I. von Sierck, um die Landeshoheit über das an der Mosel gelegene Gut Klotten große finanzielle Belastungen zu tragen. Dieser Prozess hatte sich von 1445 bis 1457 hingezogen. Der 1532 eingesetzte Abt Hermann III. Laer ordnete die Klosterfinanzen und führte länger geplante Bauvorhaben in der Abtei durch. Sie entwickelte sich zu einer Bastion des Katholizismus gegen den aufkommenden Protestantismus. Abt Hermann III. nutzte diese Situation und überzeugte Kaiser Karl V., die Abtei unter besonderen Schutz zu stellen.

Am 23. November 1547 bestätigte Kaiser Karl V. der Abtei Brauweiler in einem großen Privileg deren Rechte und Freiheiten. Sie genoss damit Schutz vor ihren Gegnern, unabhängig von deren Stand oder Einfluss. Die Abtei wurde jedoch nicht reichsunmittelbar, sondern unterstand weiterhin dem Kölner Erzbischof. Mit dem großen Privileg verbunden war das Recht, ein eigenes Wappen zu führen. Die Pergamenturkunde mit anhängendem Kaisersiegel wird heute im Pfarrarchiv Brauweiler aufbewahrt. Im Text dieser Urkunde wird als Grund für die Wappenverleihung die kaiserliche Abstammung der Stifterin des Klosters genannt. Das Wappen zeigt einen einköpfigen, nach rechts gewandten, rotzüngigen, schwarzen Adler. Mit seinem rechten Fuß hält er einen Abtsstab. Damit ähnelt er dem zweiköpfigen Adler im Reichswappen. Zur weiteren Unterscheidung wurde statt des goldenen ein silberner Hintergrund für das Wappen der Abtei gewählt.

Äbte des Klosters

Nach einer Liste im Liber sancti Nicholai episcopi in Bruwilre, Bl. 163 r ( Namen dort latinisiert ), die von Abt Johannes IV. Münch ( 1617 - 1649 ) angelegt und von anderen Schreibern ergänzt worden ist, führten in der Zeit von 1030 bis 1802 51 Äbte das Kloster

  • Ello ( 1030 – 1053 )
  • Tegeno ( 1053 – 1065 )
  • Wolfhelm ( 1065 – 1091 )
  • Herwig ( 1091 – 1092 )
  • Adalbert ( 1092 – 1095 )
  • Wezelo ( 1095 – 1110 )
  • Eberhard I. ( 1110 – 1126 )
  • Bertolf ( 1126 – 1135 )
  • Amilius ( 1135 – 1148 )
  • Geldolf ( 1148 – 1177 )
  • Dietrich ( 1177 – 1187 )
  • Bertram ( 1187 – 1196 )
  • Godesmann ( 1196 – 1226 )
  • Gottfried ( 1226 – 1232 )
  • Hermann I. ( 1232 – 1240 )
  • Emecho I. von Klotten ( 1240 – 1263 )
  • Heinrich I. von Rennenberg ( 1263 – 1288 )
  • Arnold I. ( 1288 – 1291 )
  • Leonius von Neuenahr ( 1291 – 1298 )
  • Ludolf von Holte ( 1298 – 1313 )
  • Menfred ( 1313 – 1321 )
  • Friedrich von Senheim ( 1321 – 1359 )
  • Arnold II. Scholle ( 1359 – 1361 )
  • Hermann II. Zobbe ( 1361 – 1400 )
  • Emecho II. von Cochem ( 1400 – 1401 )
  • Heinrich II. Vridach ( 1401 – 1428 )
  • Arnold III. Quad ( 1428 – 1457 )
  • Eberhard II. von Galen ( 1457 – 1467 )

nach Einführung der Bursfelder Reform

  • Adam I. von Hertzenradt ( 1467/1469 – 1483 )
  • Adam II. von Münchrath ( 1483 – 1496 )
  • Rutger von Moers ( 1497 – 1498 )
  • Johannes I. von Wied („de Weda“) ( 1498 – 1515 )
  • Johannes II. von Lünen ( 1515 – 1532 )
  • Herrmann III.Laer („a Bochum“) ( 1532 – 1567 )
  • Andreas Münster ( 1567 – 1579 )
  • Heribert Artopäus ( 1579 – 1598 )
  • Dionysius Lieck ( 1598/1600 – 1614 )
  • Johannes III. Coblenz („a Widdig“) ( 1614 – 1617 )
  • Caspar Rödingen ( 1617 )
  • Johannes IV. Münch ( 1617 - 1649 )
  • Johannes V. Mertzenhausen ( 1649 – 1660 )
  • Nikolaus Schögen ( 1660 – 1665 )
  • Dr. theol. Philipp Brewer ( 1665 - 1672 )
  • Martin Klingen ( 1672 – 1693 )
  • Alexander von Richterich ( 1693 – 1709 )
  • Matthias I. Franken ( 1709 – 1722 )
  • Edmund Schmitz ( 1722 – 1731 )
  • Matthias II. Grein ( 1731 – 1753 )
  • Beda Groten ( 1753 – 1756 )
  • Amandus Herriger ( 1756 – 1778 )
  • Anselm Aldenhoven ( 1778 - 1802 )

Literatur zur Abtei

  • Peter Bathe: Der romanische Kapitelsaal in Brauweiler. Eine kritische Bestandsaufnahme seiner Architektur, Bauskulptur und Malerei. Köln 2003, ISBN 3-89498-100-8
  • Hermann Daners, Josef Wißkirchen: Was in Brauweiler geschah – Die NS-Zeit und ihre Folgen in der Rheinischen Provinzial-Arbeitsanstalt. Dokumentation. Pulheim 2006, ISBN 3-927765-39-2
  • Claudia Euskirchen: Die barocken Klostergebäude der ehemaligen Benediktinerabtei Brauweiler. Köln 1993, ISBN 3-7927-1383-7
  • Peter Schreiner, Monika Tontsch: Die Abteikirche St. Nikolaus und St. Medardus in Brauweiler. Baugeschichte und Ausstattung. Pulheim 1994, 2. Aufl. 1999, ISBN 3-927765-12-0
  • Peter Schreiner: Die Geschichte der Abtei Brauweiler bei Köln 1024 - 1802 Pulheim 2001, ISBN 3-927765-27-9
  • Erich Wisplinghoff: Die Benediktinerabtei Brauweiler, Walter de Gruyter, 1992, ISBN 3110132230
  • Heinz Wolter: Brauweiler, in: Manfred Groten u.a. (Hg.): Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands: Nordrhein-Westfalen. (= Kröners Taschenausgabe 273), Stuttgart 3. Auflage 2006, S. 866 f., ISBN 978-3-520-27303-1

Vorlage:Koordinate Artikel