Flugzeugträger
Ein Flugzeugträger ist ein Kriegsschiff, von dem aus Militär-Flugzeuge starten und landen können.

Flugzeugträger werden innerhalb eines Träger-Konvois, der den Träger begleitet, eingesetzt. Mit ihrer Hilfe kann eine Nation weltweit militärische Stärke demonstrieren, unabhängig von vorhandenen Basen im Konfliktgebiet.
Überblick

Flugzeugträger sind die größten Schiffe, die von der Marine eingesetzt werden. Die Träger der US-amerikanischen Nimitz-Klasse, die von zwei Atomreaktoren und vier Dampfturbinen angetrieben werden, sind fast 340 Meter lang, haben 6.300 Mann Besatzung und kosten 5 Mrd. Dollar; monatliche Betriebskosten eines Flugzeugträgers dieser Größe liegen bei ca. 13 Mio. Dollar.
Lediglich neun Länder besitzen Flugzeugträger: Frankreich, Indien, Russland, Spanien, Brasilien, Italien, Thailand, Großbritannien und Nordirland und die Vereinigten Staaten. Die chinesische Marine hat den ehemaligen sowjetischen Flugzeugträger Varyag gekauft, um ihn zu studieren; dieser ist jedoch nicht seetüchtig und wird es auf absehbare Zeit auch nicht werden. Die größten und meisten Flugzeugträger gehören zur Flotte der amerikanischen Marine. Die Träger aller anderen Länder sind deutlich kleiner als die der US-Marine. Lediglich Großbritannien plant aktuell den Bau von zwei neuen, den amerikanischen beinahe ebenbürtigen, Flugzeugträgern. Frankreich hat inzwischen Interesse an diesem Projekt bekundet und denkt über eine Beteiligung nach. Eine definitive Entscheidung liegt jedoch noch nicht vor.
Die United States Navy hat mehrere amphibische Angriffsschiffe im Dienst, sogenannte Amphibious Assault Ships. Diese kleineren Flugzeugträger mit etwa 3.000 Mann Besatzung haben Einheiten des United States Marine Corps an Bord. Neben Hubschraubern können auch senkrechtstartende Kampfflugzeuge auf dem Flugdeck stationiert werden. Auch Großbritannien und Frankreich verfügen über solche Schiffe.
Technik

Flugzeugträger gibt es in zwei grundlegenden Konfigurationen: Die meisten besitzen ein flaches Deck als Start- und Landefläche für Flugzeuge. Ein Dampfkatapult beschleunigt das Flugzeug, das seinen Start durch vollen Schub unterstützt, in zwei Sekunden auf Startgeschwindigkeit. Um auf dem Träger zu landen, muss ein Flugzeug mit seinem Fanghaken eines von mehreren auf dem Deck ausliegenden Stahlseilen treffen. Es wird dabei innerhalb von 100 Meter zum Stand gebracht. Bei großen Flugzeugträgern ist das Flugdeck versetzt dadurch haben die Flugzeuge mehr Platz. Für diese Art der Flugoperationen werden spezielle trägergestützte Flugzeuge benötigt, die für diese Belastungen ausgelegt sind. Das Prinzip wird als CTOL bezeichnet.
Der zweite Ansatz, von vielen Marinen - wie der der Briten, Italiener, Spanier, Inder und Russen - ist eine Art "Sprungschanze" an einem Ende des Decks, ein sogenannter Ski-Jump, die dem Flugzeug beim Start hilft. Diese Schiffe werden als STOVL Flugzeugträger bezeichnet. Das Prinzip wurde Ende der 70er Jahre von der britischen Royal Navy entwickelt, um eine kostengünstigere und kleinere Art von Flugzeugträgern zu bauen. Nachdem sich dieses Prinzip im Falklandkrieg bewährte, begannen auch andere Nationen dem britischen Beispiel zu folgen. Dies funktioniert jedoch nur mit senkrecht startenden Jets wie der britischen Hawker Siddeley Harrier, die fast ohne Vorwärtsbewegung starten und landen können. Katapulte und Fangseile entfallen somit. Diese Flugzeugträger werden als STOVL-Carrier bezeichnet
In beiden Fällen läuft das Schiff während Start- oder Landeoperationen mit bis zu 35 Knoten (64 km/h) gegen den Wind, um die notwendige Geschwindigkeit des Flugzeugs relativ zum Schiff herabzusetzen.
Im Verband
Flugzeugträger operieren nie allein, sondern in Begleitung verschiedener Schiffe. Diese Begleitflotte setzt sich in der Regel aus Kreuzern, Zerstörern und Fregatten zusammen die den Verband gegen Bedrohungen aus der Luft, andere Seestreitkräfte oder U-Boote schützen. Zusätzlich werden U-Boote zur Aufklärung und U-Jagd eingesetzt. Versorgungsschiffe und Tanker erweitern den Aktionsradius der Trägergruppe um ein Vielfaches. Außerdem können diese Schiffe natürlich zusätzliche Offensivkapazität bereitstellen, zum Beispiel Marschflugkörper. Ältere sowjetische Flugzeugträger verfügten ihrerseits über eine so starke Eigenbewaffnung, dass sie nicht auf den Schutz weiterer Begleitschiffe angewiesen waren.
Geschichte


Der US-Amerikaner Eugene B. Ely war der erste, der am 14. November 1910 von einer am Bug der USS Birmingham angebrachten Plattform mit einem Curtiss Doppeldecker startete. Schon zwei Monate später, am 18. Januar 1911, landete er mit seiner Maschine auf der USS Pennsylvania, die extra für dieses Ereignis mit einer hölzernen Plattform ausgerüstet worden war. Nach einem kurzen Aufenthalt an Bord flog er wieder zurück an Land.
Der erste richtige Flugzeugträger der Welt war die britische HMS Ark Royal , die 1915 in Dienst gestellt wurde. Das Schiff war bereits im 1. Weltkrieg im Einsatz und führte mit ihren Flugzeugen Bombardements auf türkische Stellungen durch. Die US-Marine folgte einige Zeit später mit dem umgebauten Kohlenfrachter Jupiter. Er erhielt nach dem Umbau den Namen Langley und die taktische Kennung CV-1 (CV: Carrier Vessel).
Im Zweiten Weltkrieg spielten Flugzeugträger am Pazifischen Kriegsschauplatz eine wichtige Rolle. Im Atlantik setzte die USN dutzende von kleinen Geleitträgern zur U-Bootjagd ein. Ausführlicher Artikel: Geschichte der Flugzeugträger, Liste historischer Flugzeugträger
Mittlerweile führt der neueste Träger der amerikanischen Marine die Kennung CVN-78 (CVN: Carrier Vessel Nuclear) und befindet sich gegenwärtig in der Definitionsphase. Mit der USS Enterprise führte die US Navy im Jahr 1961 auch den ersten atomangetriebenen Flugzeugträger der Welt ein. Die Enterprise ist mit ihren 336 Metern Länge das längste Kriegsschiff der Erde.
Landung und Start auf einem CTOL Flugzeugträger

Die Landung auf einem Träger gehört mit zu den anspruchsvollsten fliegerischen Operationen, besonders, wenn sie bei Nacht oder schlechtem Wetter durchgeführt werden soll. Der grundlegende Ablauf auf einem amerikanischen Flugzeugträger ist folgender:
- Das vom Einsatz zurückkehrende Flugzeug fliegt zunächst eine klassische Platzrunde um den Flugzeugträger, um an Höhe und Geschwindigkeit zu verlieren. Falls notwendig, wird es vor der Landung noch in der Luft betankt.
- Im Endanflug wird die Geschwindigkeit noch weiter bis auf das absolut notwendige Minimum reduziert. Der Pilot fährt das Fahrwerk und den Fanghaken aus. Die Führung des Jets wird nun von der Leitzentrale des Trägers an den Landeoffizier auf dem Flugdeck übergeben. Dieser Landeoffizier, selbst ein erfahrener Pilot, "spricht den Piloten herunter", indem er ihm jeweils mitteilt, wie seine Fluglage von der Ideallinie abweicht. Der Gleitwinkel wird dem Piloten auch durch eine Lichtinstallation angezeigt, bei der ein verschiebbares rotes Licht sich in einer Linie mit einer stationären grünen Lichterkette befindet, wenn der Gleitwinkel korrekt ist. Wenn die Maschine zu flach anfliegt, liegt das rote Licht unterhalb der Lichterkette, bei einem zu steilen Gleitwinkel liegt es oberhalb.
- Über die gesamte Breite des hinteren Flugdecks sind vier Fangseile gespannt, von denen der Pilot eines "erwischen" muss. Der ideale Aufsetzpunkt liegt dabei so, dass das Flugzeug das dritte Seil fängt. Eine Landung in den ersten zwei Seilen sollte nach Möglichkeit vermieden werden, da in diesem Fall der Anflugwinkel bereits gefährlich flach war, und eine Landung im vierten Seil deutet auf einen zu steilen Abstieg hin.
- Im Moment des Aufsetzens muss der Pilot die Nase des Flugzeugs voll herunterdrücken, damit der Fanghaken das Seil sicher trifft, und vollen Schub geben, um bei einem Fehlschlag sicher durchstarten zu können. Das Fangseil wird hydraulisch gebremst und bringt das Flugzeug innerhalb von zwei Sekunden und knapp 50 m zum Stehen. Erst jetzt darf der Pilot die Triebwerke in Leerlauf schalten.
- Bei Notfällen ist ein Flugzeug möglicherweise nicht in der Lage, diese Prozedur voll ausführen zu können (weil beispielsweise der Fanghaken beschädigt wurde). In diesem Fall kann auf dem Flugdeck ein Netz gespannt werden, mit dem das Flugzeug auch ohne Fangseile zum Stand gebracht werden kann. Meist hat dies jedoch starke Beschädigungen des Flugzeugs zur Folge.
Der Start ist wesentlich problemloser:
- Das Vorderrad des Flugzeugs wird in ein Katapult eingespannt. Dem Katapultoffizier wird mitgeteilt, um welchen Flugzeugtyp es sich handelt und wie schwer es beladen ist, damit das Dampfkatapult entsprechend eingestellt werden kann.
- Um Besatzung und Material auf dem Flugdeck zu schützen, wird ein Gasstrahlabweiser hinter dem startenden Flugzeug aufgestellt.
- Der Pilot gibt nach der Startfreigabe vollen Schub und betätigt gleichzeitig die Bremse.
- Auf ein Zeichen löst er die Bremse, gleichzeitig wird das Katapult ausgelöst und das Flugzeug über den Rand des Flugdecks hinaus katapultiert. Der ganze Vorgang dauert etwa 1,5 Sekunden.
Luftfahrzeuge auf einem Flugzeugträger
Auf einem Flugzeugträger werden unterschiedliche Typen von Luftfahrzeugen eingesetzt, die in folgende Kategorien eingeteilt werden:
Die Strahlflugzeuge können wiederum in folgende Kategorien unterteilt werden:
- konventionelle Strahlflugzeuge,
- Schwenkflügelflugzeuge (zum Beispiel F-14 Tomcat),
- V/STOL-Maschinen ("Senkrechtstarter")(beispielsweise Hawker Siddeley Harrier).
Die Luftfahrzeuge dienen unterschiedlichsten Zwecken:
- Abwehr von Luftzielen (andere Luftfahrzeuge, Flugkörper),
- Abwehr von Überwasserzielen (Schiffe und Boote),
- Abwehr von Unterwasserzielen (U-Boote),
- See- und Luftraumüberwachung, Frühwarnung,
- Angriffe auf Landziele,
- elektronische Kampfführung (ELOKA), Störung gegnerischer Sensoren,
- Luftaufklärung,
- Luftbetankung,
- Seenotrettung, Transport, Verbindungsflüge, Spezialoperationen.