Josef Stalin
Josef Stalin (georgisch იოსებ სტალინი, Iosseb Stalini; russisch Иосиф Сталин, Iossif Stalin, wiss. Transliteration Iosif Stalin; * 6. Dezemberjul. / 18. Dezember 1878greg.[1] in Gori, Georgien; † 5. März 1953 in Kunzewo bei Moskau) war ein sowjetischer Politiker und Diktator. Sein Geburtsname war Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili (georgisch იოსებ ბესარიონის ძე ჯუღაშვილი; russisch Иосиф Виссарионович Джугашвили, Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, wiss. Transliteration Iosif Vissarionovič Džugašvili, ), den Kampfnamen Stalin (der nach verschiedenen Deutungen[2] für „der Stählerne“ steht) nahm er 1912 an.
Seit 1922 war er Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), seit 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, seit 1946 Vorsitzender des Ministerrats der UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee – der „Generalissimus“. Nachdem er sich im Machtkampf innerhalb der KPdSU durchgesetzt hatte, behielt er diese Ämter bis zum Tod 1953.
Während seiner Regierungszeit wurden vermeintliche und tatsächliche politische Gegner sowie Millionen weiterer Sowjetbürger und ganze Volksgruppen besetzter Gebiete in Gulag-Strafarbeitslager deportiert und zu großen Teilen ermordet. Die durch ihn vorangetriebene Kollektivierung der Landwirtschaft trug insbesondere in der Ukraine und an der Wolga zu auch Holodomor genannten Hungersnöten bei, denen ungefähr zehn Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Stalin gilt weiterhin als treibende Kraft hinter der sowjetischen Industrialisierung. Als wichtiger Partner zuerst des nationalsozialistischen Deutschlands und später der Alliierten hatte er einen entscheidenden Einfluss auf Beginn und Verlauf des Zweiten Weltkrieges sowie auf die Nachkriegsgestaltung Europas.
Jugendzeit

Sein Vater Bessarion Dschughaschwili (ბესარიონ ჯუღაშვილი) wurde in Gori geboren. Seine Mutter Ekaterine Geladse (ეკატერინე გელაძე) war Ossetin und Tochter eines Leibeigenen. Somit war Stalin einer der wenigen Parteiführer der später entstandenen KPdSU mit einfacher Herkunft. Die Geschwister Stalins starben jung, so dass er als Einzelkind aufwuchs. Sein Vater eröffnete nach seiner Befreiung ein Schuhgeschäft, das aber rasch bankrott ging. Danach war er gezwungen, in einer Schuhfabrik in Tiflis zu arbeiten. Stalins Vater kümmerte sich kaum um seine Familie, war trunksüchtig und schlug Frau und Kinder. Einer der Freunde aus Stalins Jugendzeit schrieb später: „Diese unverdienten und schrecklichen Prügel machten den Jungen genauso hart und gefühllos wie seinen Vater.“ Derselbe Freund schrieb auch, dass er Stalin niemals hatte weinen sehen. Ein anderer Jugendfreund Stalins, Iosseb Iremaschwili, schrieb, dass diese Prügel auch einen Hass auf Autoritäten in Stalin hervorriefen, da jeder Mensch, der mehr Macht als er selbst hatte, ihn an seinen Vater erinnerte. 1888 ging Stalins Vater nach Tiflis und ließ seine Familie zurück.
Stalins Mutter arbeitete damals als Putzfrau. Einer der Kunden seiner Mutter, der jüdische Kaufmann David Papismedow, gab dem jungen Stalin, der damals den Spitznamen „Soso“ hatte und seiner Mutter beim Wäschewaschen und bei ihrer Arbeit half, Geld und Bücher und munterte ihn auf. Jahrzehnte später kam der alte Papismedow in den Kreml, um zu erfahren, was aus dem kleinen Soso geworden war. Stalin überraschte seine Genossen dadurch, dass er den älteren jüdischen Mann nicht nur empfing, sondern auch in aller Öffentlichkeit mit ihm plauderte.
Ab 1887 ging Iosseb Dschughaschwili in Gori zur Schule. Stalins Klasse war eine sehr gemischte Gruppe von Schülern, die viele verschiedene Sprachen sprachen. In der Schule war jedoch Russisch als Sprache vorgeschrieben. Seine Mitschüler waren meist sozial bessergestellt als er und machten sich anfangs über seine abgetragene Schuluniform und sein pockennarbiges Gesicht lustig. Iosseb Dschughaschwili konnte jedoch bald auf Grund seiner Beobachtungsgabe die Führungsrolle in seiner Klasse übernehmen. Obwohl Stalin später seine georgische Herkunft sehr in den Hintergrund stellte, mochte er in seiner Jugend die georgischen Heimaterzählungen sehr. Eine dieser Erzählungen handelte von dem Bergwanderer Koba, der für die Unabhängigkeit Georgiens gekämpft hatte. Stalin bewunderte ihn sehr und ließ sich von nun an in der Klasse „Koba“ nennen. Unter diesem Spitznamen sollte er einige Jahre später als Revolutionär tätig sein. Um seine niedere Herkunft zu verbergen, legte Stalin in der Schule großen Ehrgeiz an den Tag und versuchte, stets der Beste zu sein. Er fiel durch seine Intelligenz auf, so dass er die Schule 1894 als bester Schüler verließ und für den Besuch des orthodoxen Tifliser Priesterseminars vorgeschlagen wurde, das damals die bedeutendste höhere Bildungsanstalt Georgiens und ein Zentrum der Opposition gegen den Zarismus war.
Als Stalin im Alter von 15 Jahren das zweite Studienjahr des Seminars absolvierte, bekam er Kontakt mit geheimen marxistischen Zirkeln. Er besuchte die Buchhandlung eines gewissen Schelidse, wo die jungen Radikalen Zugang zu linken Werken hatten. 1897 schrieb der stellvertretende Aufseher eine Bemerkung: Er habe Dschughaschwili beim Lesen von Letourneaus Die literarische Entwicklung der Nationen erwischt. Er habe ihn kürzlich schon mit Die Arbeiter des Meeres sowie dem Werk Victor Hugos 1793 ertappt, insgesamt dreizehnmal mit verbotenen Büchern.
Untergrundtätigkeit im Zarenreich


1897 wurde Dschughaschwili, er war 18 Jahre alt, in die erste sozialistische Organisation Georgiens aufgenommen, die Messame-Dassi-Gruppe (dt. Die dritte Gruppe), geführt von Noe Schordania, Nikolos Tschcheidse und G. Zereteli, die später Menschewiki wurden. Im folgenden Jahr leitete Stalin einen Studienzirkel für Arbeiter. Zu dieser Zeit las er schon Werke von Plechanow und die ersten Schriften Lenins. 1898 trat er offiziell in die sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) ein. 1899 wurde er aus dem Priesterseminar ausgeschlossen, weil er aufgrund dieser politischen Tätigkeiten bei mehreren wichtigen Prüfungen gefehlt hatte. Statt Priester wurde Stalin Berufsrevolutionär.
Daraufhin arbeitete Stalin als Propagandist der SDAPR und organisierte unter dem Decknamen „Koba“ unter anderem Streiks und Demonstrationen unter den Eisenbahnarbeitern. 1902 wurde er erstmals festgenommen, weil er eine Arbeiterdemonstration in der georgischen Stadt Batumi verursacht hatte, und anschließend nach Sibirien verbannt. Nachdem er 1904 aus der Verbannung fliehen konnte, wurde er immer wieder – insgesamt acht Mal – verhaftet und in die Verbannung geschickt, konnte aber jedes Mal wieder fliehen.
Um in Kontakt mit Lenin zu bleiben und sich der Verfolgung durch die zaristische Polizei zu entziehen, floh er im Dezember 1912 nach Österreich-Ungarn. Dort verbrachte er einige Monate in Krakau und in Wien.
Als er im Sommer 1913 wieder nach Russland zurückkehrte, wurde er verhaftet. Daraufhin verbrachte er die Jahre von 1913 bis 1917 in der Verbannung bei Turuchansk. Für diese häufigen Verhaftungen und Fluchten gibt es mehrere Erklärungen.
Ein möglicher Grund wird zum Beispiel in der schlechten Organisation der zaristischen Polizei gesehen. Der zaristische Polizeiapparat verfolgte die Revolutionäre nur sehr halbherzig. Die aus der Verbannung „fliehenden“ Bolschewiki konnten zum Beispiel ohne Probleme alle zur Verfügung stehenden Transportmittel nutzen. Außerdem bekamen sie von der Bevölkerung Unterstützung in Form von Nahrungsmitteln und sonstigen Zuwendungen. Wurden die Revolutionäre verhaftet, ließen sie sich einfach ohne weiteren Widerstand in die Verbannung schicken, um am Tag nach ihrer Ankunft sofort die Heimreise anzutreten. Wenn es längere Aufenthalte gab, hatte das die Ursache, dass den Verbannten eine kostenlose Wohnung und ein nicht geringes Kostgeld zur Verfügung stand, die beide dazu geeignet waren, temporäre finanzielle Engpässe der Revolutionäre zu überbrücken. Als eine weitere Erklärung für sein schnelles Freikommen werden ihm Kontakte zur zaristischen Geheimpolizei nachgesagt.[3]
Im Falle von Stalins letztem Verbannungsaufenthalt war auch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Ursache für sein Verbleiben. Er fürchtete, nach seiner nächsten Verhaftung in die Russische Armee eingezogen zu werden.
Nach der auf dem Parteitag in London 1903 erfolgten Spaltung der SDAPR in Menschewiki und Bolschewiki schloss Stalin sich dem Flügel unter Lenin an, der die Meinung vertrat, dass der politische Umsturz in Russland nur durch eine von „professionellen“ Revolutionären zentral geführte Partei zustande kommen würde. Im Jahr 1905 begegnete er auf der allrussischen Konferenz der Bolschewiki in Tampere zum ersten Mal Lenin persönlich. In dieser vorrevolutionären Zeit, in der Stalin schon viele Streiks organisiert hatte, zeigte er sich nicht als großer Theoretiker, sondern vertrat einen pragmatischen Politikstil.
So beteiligte er sich in den folgenden Jahren an der Organisation verschiedener Banküberfälle, um die Parteikasse aufzufüllen. Der bekannteste Überfall, der Überfall auf die Bank von Tiflis ereignete sich im Juni 1907. Es wurden 250.000 Rubel erbeutet. Ab 1912 gehörte er dann nach dem Willen Lenins zu dem Zentralkomitee der Bolschewiki und nahm den Namen „Stalin“ (der Stählerne) als Pseudonym an.
Während seines letzten Verbannungsaufenthaltes lernte er Lew Kamenew kennen und freundete sich mit ihm an. Um die Jahreswende von 1916/1917 verließ er gemeinsam mit Kamenew seinen Verbannungsort. Er wurde von einer Einberufungskommission als wehrdienstuntauglich freigestellt.[4] Nach der Februarrevolution 1917 ging er nach Sankt Petersburg (seit 1914: Petrograd). Er gehörte nun zur Redaktion der Zeitung Prawda. In Sankt Petersburg stieß Grigori Sinowjew zu Stalin und Kamenew. Diese später als „Triumvirat“ bezeichnete Gruppe sollte in der Folgezeit eine bedeutende Rolle in der sowjetischen Politik spielen.
Privatleben
Stalins erste Frau Jekaterina Swanidse, die er 1904 geheiratet hatte, starb im Jahr 1907 an Typhus. Sie hatte als Schneiderin für die Damen der russischen Garnison gearbeitet. Ihre Brüder hatten in Deutschland studiert. Anlässlich ihrer Beerdigung zeigte Stalin Betroffenheit, um den gemeinsamen Sohn Jakow (genannt Jascha) kümmerte er sich aber nicht.
1917 heiratete Stalin Nadeschda Allilujewa, die Jakow später nach Moskau holte. Obwohl der Junge kein Russisch sprach, weigerte sich sein Vater, Georgisch mit ihm zu sprechen. Auch der menschliche Kontakt zwischen den Eheleuten zerfiel Anfang der 1930er Jahre, möglicherweise aufgrund der tatsächlichen Zustände in der Sowjetunion. Nadeschda Allilujewa, die ihrem Mann 1921 den zweiten Sohn Wassilij Stalin und 1926 die einzige Tochter Swetlana Stalina geboren hatte, starb 1932, vermutlich beging sie Selbstmord durch Erschießen.
Während des Zweiten Weltkriegs war Stalin nicht bereit, seinen Sohn Jakow, der am 17. Juli 1941 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten war, gegen den am 31. Januar 1943 in sowjetische Gefangenschaft geratenen deutschen Generalfeldmarschall Friedrich Paulus auszutauschen, da das sowjetische Soldatengesetz besagte, dass der sowjetische Soldat sich nicht seiner Gefangenschaft ergeben dürfe. Sowjetische Kriegsgefangene, die nicht versucht hatten zu flüchten und später wieder in die Hände der Roten Armee fielen, wurden sofort durch den SMERSCH und das NKWD verhaftet. Sie hatten mit einer Strafe von zehn Jahren Zwangsarbeit zu rechnen, da sie gegen das sowjetische Soldatengesetz verstoßen hatten.
Stalin soll daher erklärt haben, dass er keinen Sohn namens Jakow habe. Diese Behauptung wird allerdings von einigen russischen Historikern bestritten: Die Gefangennahme Jakows „sei von den Nazis erfunden worden, um Stalin als herzlosen und grausamen Kriegstreiber hinzustellen.“[5] Jakow Stalin kam 1943 vermutlich bei einem Fluchtversuch zu Tode. Einige Autoren behaupten, dass Jakow im KZ Sachsenhausen erschossen wurde. Werner Maser schreibt in seinem Buch Fälschung, Dichtung und Wahrheit über Hitler und Stalin, dass Jakow sich selbst am 14. April 1943 in den elektrisch geladenen Zaun des KZs Sachsenhausen geworfen hätte.
Galina Dschugaschwili, die Tochter von Stalins ältestem Sohn Jakow Dschugaschwili, nannte die Berichte vom Tod ihres Vaters in einem deutschen Konzentrationslager noch zwei Monate vor ihrem Tod eine „grobe Fälschung“. Sie starb am 27. August 2007 im Alter von 69 Jahren in einem Moskauer Krankenhaus an Krebs. Sie war die letzte bekannte Nachfahrin aus Stalins erster Ehe; in der georgischen Hauptstadt Tiflis lebt allerdings ein Mann namens Jewgeni Dschugaschwili, der versichert, er sei ebenfalls ein Enkel Stalins und ein Bruder von Galina Dschugaschwili.[6]
Stalins jüngerer Sohn Wassilij stieg zum Generalleutnant und Befehlshaber der Moskauer Luftstreitkräfte auf, fiel nach Konflikten mit dem Vater jedoch nach dessen Tod in Ungnade, starb 1962 nach der Entlassung aus achtjähriger Haft und hinterließ eine Tochter namens Nadja. Stalins Tochter Swetlana wanderte 1967 in die USA aus, nachdem sie den Mädchennamen ihrer Mutter angenommen hatte, wobei sie ihre Kinder Josef (aus erster Ehe) und Ekaterina (aus zweiter Ehe) in der Sowjetunion zurückließ. In den Vereinigten Staaten, wo sie heute als Lana Peters lebt, bekam sie eine Tochter namens Olga mit ihrem dritten Ehemann, William Wesley Peters.
Revolution und Bürgerkrieg
In der Februarrevolution 1917 verfolgte Stalin neben anderen Bolschewiki zunächst eine Politik der Zusammenarbeit mit der provisorischen Regierung unter Kerenski. Als Lenin aus dem Exil zurückkehrte und die Unterstützung Kerenskis als Verrat an den Bolschewiki brandmarkte, änderte Stalin seinen Kurs und unterstützte Lenin. Er selbst gab dies noch 1924 zu:
- „Diese irrige Auffassung habe ich damals mit anderen Parteigenossen geteilt und mich von ihr erst Mitte April völlig losgesagt, als ich mich Lenins Thesen anschloss. Es war eine Neuorientierung nötig geworden. Diese Neuorientierung gab Lenin der Partei in seinen berühmten Aprilthesen.“ [7]
Diese Tatsache wurde 1938 in der „Geschichte der KPdSU (Bolschewiki) Kurzer Lehrgang“, an deren Ausarbeitung Stalin maßgeblich beteiligt war,[8] mit geschickter Wortwahl umgefälscht:
- „Kamenew und einige Mitglieder der Moskauer Organisation, z.B. Rykow, Bubnow und Nogin vertraten den halbmenschewistischen Standpunkt der bedingten Unterstützung der provisorischen Regierung und der Politik der ‚Vaterlandsverteidiger‘. Stalin, der soeben aus der Verbannung zurückgekehrt war, Molotow und andere verfochten zusammen mit der Mehrheit der Partei die Politik des Misstrauens gegen die Provisorische Regierung, wandten sich gegen die Politik der ‚Vaterlandsverteidigung‘ ...“ [9]
Im Juni 1917 wurde Stalin auf dem ersten Allrussischen Sowjetkongress zum Mitglied des Zentralexekutivkommitees (ZEK) [10] gewählt. Er verteidigte Lenins Ideen auf den großen Debatten der Bolschewiki im September und Oktober. Er hatte jedoch sehr wenig mit der Vorbereitung und Durchführung der Oktoberrevolution zu tun. Die zentrale Rolle bei dem Umsturz kam Leo Trotzki als Chef des Militärischen Komitees des Petrograder Sowjets zu. Auch dies gab Stalin noch am 6. November 1918 in der Prawda zu:
- „Die ganze Arbeit der praktischen Organisierung des Aufstandes stand unter der unmittelbaren Leitung des Vorsitzenden des Petrograder Sowjets, des Genossen Trotzki. Man darf mit Bestimmtheit behaupten, dass die Partei den schnellen Übergang der Garnison auf die Seite der Sowjets und die geschickte Arbeitsmethode des militärischen Revolutionskomitees vor allem und hauptsächlich dem Genossen Trotzki verdankt. Die Genossen Antonow und Podwojski waren die Haupthilfskräfte des Genossen Trotzki.“ [11]
Auch diese Tatsache wurde aber später in der Geschichte der KPdSU (B) Kurzer Lehrgang gefälscht:
- „Am 16.Oktober fand eine erweiterte Sitzung des Zentralkomitees der Partei statt. In dieser Sitzung wurde ein Parteizentrum zur Leitung des Aufstandes, mit Genossen Stalin an der Spitze, gewählt. Dieses Parteizentrum war der leitende Kern des revolutionären Militärkomitees beim Petrograder Sowjet und leitete praktisch den ganzen Aufstand.“ [12]
Nach der Oktoberrevolution waren die sowjetische Zentralregierung und die neu geschaffene Rote Armee zunächst sehr schwach. Sie kontrollierten im Sommer 1918 ein Gebiet, das die Größe des alten russischen Großfürstentums hatte. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges im Juni 1918 wurde Stalin Mitglied des Revolutionären Kriegsrates der Sowjetunion. Er wurde vom ZK zusammen mit Woroschilow, Ordschonikidse und Budjonny im Juli an die Südfront nach Zarizyn geschickt,[13] um dort das einzige bedeutende Getreideanbaugebiet, das in den Händen der Sowjetregierung verblieben war, mit zu sichern. Er unterstand dabei dem ehemaligen zaristischen General Sytin, der von Trotzki zum Oberkommandierenden der Südfront berufen worden war.[14] Woroschilow, ein Unteroffizier aus dem Ersten Weltkrieg, war dabei Kommandeur der Zehnten Armee, die in Zarizyn ihren Befehlsstand hatte. Er war ein Freund Stalins aus dessen Bakuer Zeit. Budjonny, „ein ehemaliger Kavaleriewachtmeister, der sich als Partisanenführer einen Namen gemacht hatte“, war ein anderer Befehlshaber. Ordschonikidse war Politischer Kommissar.[15] Stalin selbst war als Mitglied des Revolutionären Kriegsrates in Zarizyn [16] und mit der Lebensmittelbeschaffung betraut, also beim Tross [17] Die Ursache dafür war wohl, dass Stalin nicht nur keine „kriegswissenschaftliche Vorkenntnisse“ besaß,[18] sondern nicht einmal eine militärische Grundausbildung absolviert hatte und als wehrdienstuntauglich freigestellt worden war.[19]
Während des Kampfes mit Denikin änderten die Bolschewiki ihre Militärpolitik vom Partisanenkampf zur Bildung einer regulären Armee und bedienten sich dazu der Fachleute aus der zaristischen Armee. In diesem Zusammenhang wurden etwa 30.000 Offiziere der ehemaligen zaristischen Armee in die entstehende Rote Armee aufgenommen, die jedoch der Kontrolle von Politischen Kommissaren unterstelt wurden. Diese Tätigkeit oblag dem Revolutionären Kriegsrat der (späteren) UdSSR mit Trotzki an der Spitze. Bei Woroschilow liest sich dies freilich ganz anders:
- „Ein revolutionärer Kriegsrat mit dem Genossen Stalin an der Spitze wurde“ [in Zarizyn] „gebildet, der sofort daranging, eine reguläre Armee zu schaffen.“ [20]
Die Gruppe um Woroschilow wollte sich dem Oberbefehlshaber Sytin nicht unterwerfen, weil dieser ein ehemaliger zaristischer Generalstabsoffizier war, begann trotz der Kampfsituation, ehemalige zaristische Offiziere erschießen zu lassen, und gefährdete damit die ganze Südfront.[21] Aus mündlichen Berichten ist bekannt, dass sich Lenin auf dem VIII. Parteitag der Bolschewiki vom 18. bis 23. März 1919 in einer unveröffentlichten Rede energisch gegen die Beschlüsse des Revolutionären Kriegsrates der X. Armee, von dem Woroschilow oben spricht, wandte. Diese Beschlüsse hatten zum Tod zahlreicher Soldaten der Roten Armee geführt.[22] Diese Unteroffiziersopposition, wie sie damals genannt wurde,[23] wurde von Stalin gedeckt. Daraufhin telegraphierte der Vorsitzende des revolutionären Kriegsrates der (späteren) UdSSR, Trotzki, am 4. Oktober 1918 an den damaligen Parteisekretär Swerdlow und Lenin:
- „Ich bestehe kategorisch auf die Abberufung Stalins. Die Zariziner Front ist unsicher trotz der Überzahl an Kräften. Woroschilow kann ein Regiment kommandieren, aber keine Armee von 50.000 Mann. Ich bin dennoch bereit, ihm das Kommando der Zariziner Armee zu belassen, aber nur unter der Bedingung, dass er sich dem Befehlshaber der Südfront, Sytin, unterstellt ... Ich habe verlangt, dass uns zweimal täglich Meldungen über die Aufklärungstätigkeit und über die vorgefallenen Kampfhandlungen vorgelegt werden. Wenn das morgen nicht geschieht, werde ich Woroschilow vor ein Kriegsgericht stellen und die Vorfälle in einem Heeresbefehl bekannt machen.“
Aufgrund dessen wurde Stalin von der Südfront abberufen und aufgefordert, sich vor dem Revolutionären Kriegsrat der (späteren) UdSSR zu rechtfertigen. Dort rückte er von der Unterstützung der Unteroffiziersopposition ab und wurde nach seiner ausdrücklichen Verpflichtung, sich den Befehlen des zentralen Kommandos zu unterwerfen, nach Zarizyn zurückgesandt. Kurz darauf gelang es Sytin, den Ring um das belagerte Zarezyn von außen zu durchbrechen. Diesen militärischen Sieg schrieben Stalin, Woroschilow und Budjonny nur sich selbst zu. Deshalb wurde Zarizyn 1925 in Stalingrad (‚Stalinstadt‘, das heutige Wolgograd) umbenannt. Am 14. Dezember 1918 schickte der Vorsitzende des Revolutionären Kriegsrates, Trotzki, unmittelbar nach der Aufhebung der Belagerung von Zarizyn ein Telegramm an Lenin, in dem es hieß:
- „Woroschilow noch weiter auf dem Posten zu belassen, nachdem alle Versuche eines Kompromisses durch ihn zunichte gemacht worden sind, ist unmöglich! Man muss einen neuen Revolutionären Kriegsrat mit einem neuen Armeekommandeur nach Zarizyn schicken. Woroschilow ist in die Ukraine zu entlassen.“
Daraufhin wurde Stalin von der Südfront abberufen und Woroschilow in die Ukraine entlassen.[24]
Beim Angriff der Deutschen Wehrmacht auf die UdSSR 1941 waren Woroschilow und Budjonny dann inzwischen zum Oberkommandierenden der Roten Armee und zum Kriegskommissar aufgestiegen, erwiesen sich jedoch als völlige Versager [25] und wurden durch Schukow, Wassiljewski und Rokossowski ersetzt.[26]
Im März 1919 wurde Stalin Mitglied des neuen Inneren Direktoriums der Sowjetregierung. Hier hatte er erneut einen Zusammenstoß mit seinem Hauptrivalen Trotzki. Trotzki gliederte nach wie vor ehemalige Offiziere des zaristischen Heeres in die von ihm geschaffene Rote Armee ein, um die Organisation dieser Truppe zu straffen und sie somit kampfkräftig werden zu lassen. Stalin wehrte sich strikt gegen dieses Vorgehen (insbesondere wegen General Sytin), war aber angesichts der militärischen Erfolge Trotzkis zum Schweigen verurteilt.
Stalins Nationalitätenpolitik
Die Haltung der Partei
Die Frage des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen war bereits im Jahre 1902 in den Entwurf des Programms der SDAPR eingeflossen, in dem es hieß:
- „7. Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes aller Nationen, die zum Staate gehören.“ [27]
Doch schon im Jahre 1903 wurde diese scheinbar klare Aussage anders ausgelegt:
- „Die Sozialdemokratie sieht als Partei des Proletariats ihre positive und wichtigste Aufgabe darin, die Selbstbestimmung nicht der Völker und Nationen, sondern des Proletariats innerhalb jeder Nationalität zu fördern.“ [28]
Im Jahre 1914 erläuterte Lenin dann gegenüber der Kritik Rosa Luxemburgs:
- „Insofern die Bourgeoisie einer unterdrückten Nation gegen die unterdrückende kämpft, insofern sind wir stets und in jedem Fall entschlossener als alle anderen dafür ... Sofern die Bourgeoisie einer unterdrückten Nation ihren bürgerlichen Nationalismus vertritt, sind wir dagegen.“ [29]
Und schließlich vertrat er 1916 in seinen Thesen Die sozialistische Revolution und das Selbstbestimmungsrecht der Nationen:
- „Der siegreiche Sozialismus muss die volle Demokratie verwirklichen, folglich nicht nur vollständige Gleichberechtigung der Nationen realisieren, sondern auch das Selbstbestimmungsrecht der unterdrückten Nationen durchführen, das heisst das Recht auf freie politische Abtrennung anerkennen. Sozialdemokratische Parteien, die durch ihre ganze Tätigkeit sowohl jetzt als während und nach der Revolution nicht zu beweisen im Stande sein werden, dass sie die unterjochten Nationen befreien und ihre eigenen Beziehungen zu denselben auf dem Boden der freien Vereinigung aufbauen - eine solche Vereinigung aber würde zur lügnerischen Phrase ohne die Freiheit der Abtrennung -, derartige Parteien würden Verrat am Sozialismus begehen.“ [30]
Die Haltung Stalins
Viele der Nationalitäten im zaristischen Russland sahen aufgrund der bekannten Parteilinie in dieser Frage 1917 die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und erklärten ihre Unabhängigkeit. Das bekannteste Beispiel dafür ist die Ukraine, die in Kiew mit der Rada ihr eigenes Parlament schuf und sich unabhängig erklärte. Die einzigen Minderheitengebiete, die sich der sowjetischen Allianz anschlossen, waren Tatarstan und Baschkortostan. Stalin hatte bereits am 23. Dezember 1917 in seinem Artikel Über die Unabhängigkeit Finnlands in der Prawda geschrieben:
- „Wenn wir uns in das Bild, wie Finnland seine Unabhängigkeit erhalten hat, etwas aufmerksamer vertiefen, dann sehen wir, dass der Rat der Volkskommissare, ohne es zu wollen, faktisch nicht dem Volke, nicht den Vertretern des Proletariats Finnlands die Freiheit gegeben hat, sondern der finnischen Bourgeoisie, die durch ein sonderbares Zusammentreffen von Umständen die Macht an sich gerissen und die Unabhängigkeit aus den Händen der Sozialisten Russlands erhalten hat.“ [31]
Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wurde, war in dieser Darstellung eine Kritik an Lenins Haltung versteckt.[32] Im Sinne dieses Artikels in der Prawda sprach Stalin auch am 15. Januar 1918 auf dem III. Allrussischen Kongress der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten von der Notwendigkeit,
- „... das Prinzip der Selbstbestimmung nicht als Recht der Bourgeoisie, sondern als Recht der werktätigen Massen der gegebenen Nation auf Selbstbestimmung auszulegen. Das Prinzip der Selbstbestimmung muss ein Mittel im Kampf für den Sozialismus sein und den Prinzipien des Sozialismus untergeordnet werden.“ [33]
Vordergründig knüpfte er damit an die Position Lenins von 1903 an, jedoch hatte Lenin die Herrschaft des Proletariats nicht als Voraussetzung des Selbstbestimmungsrechts formuliert, sondern als vordringliche Aufgabe (siehe oben im Abschnitt Die Haltung der Partei). Der auf diesem Kongress eingebrachte Entwurf einer Resolution über die förderalen Einrichtungen der Russischen Republik war dann aber schon die Umwandlung der von der bis dahin vertretenen Linie der Partei abweichenden persönlichen Meinung Stalins in ein offizielles Dokument, in dem es unter 5. heisst:
- „Unmittelbar nach der Bildung der Sowjetrepubliken der Gebiete wird vom Allrussischen Zentralexekutivkomitee und den Zentralexekutivkomitees dieser Republiken der Modus festgelegt, nach dem die Sowjetrepubliken der einzelnen Gebiete ... an der förderalen Regierung teilnehmen und nach dem die Tätigkeitsbereiche der förderalen und der Gebietseinrichtungen der Russischen Republik voneinander abgegrenzt werden.“ [34]
Damit war inhaltlich die Gleichheit und Gleichberechtigung der Republiken abgeschafft, daher sprach Stalin 1920 von verschiedenen Autonomien der Sowjetvölker.[35] Zugleich zeigte sich in der Art des Zustandekommens ein Charakteristikum der stalinschen Politik, politische Differenzen nicht argumentativ auszutragen, sondern administrativ zu lösen. Charles Bettelheim spricht daher in Bezug auf diese Vorgehensweise Stalins und seiner Verbündeten zu einem späteren Zeitpunkt von einer „rechten“ Linie,
- „die nicht in Gestalt eines Programms, sondern in Gestalt einer bestimmten Praxis in Erscheinung tritt.“ [36]
Der Kampf innerhalb der Partei
In der am 7. November 1918 installierten provisorischen ersten Sowjetregierung erhielt Stalin zum Dank für seine Loyalität den Posten des Kommissars für Nationalitätenfragen. In dieser Position wollte Stalin auf der oben entwickelten Grundlage zwischen Russland und allen Minderheiten des Landes eine freiwillige Allianz schaffen.[37] Nachdem sich jedoch die Situation der Unabhängigkeit der meisten Nationalitäten abgezeichnet hatte, änderte Stalin seine Haltung gegenüber den Minderheiten und beschloss, jedes Mittel einzusetzen, um die Unabhängigkeit dieser Staaten rückgängig zu machen. Nach dem Ende des Bürgerkrieges konzentrierte er sein Bemühen auf die Eingliederung der kaukasischen Völker in die Sowjetunion. Das tatsächliche Wirken Stalins bestand in den nächsten Jahren darin, die verlorengegangenen Gebiete wieder in die Sowjetunion einzugliedern.
Am 9. Februar 1919 schrieb Stalin in der Iswestija, das freiwillige Bündnis der Werktätigen aller unabhängigen Sowjetrepubliken sei
- „gerade der Weg zur Vereinigung der Völker, von dem die Sowjetmacht immer wieder gesprochen hat und der jetzt seine vortrefflichen Ergebnisse zeitigt.“ [38]
Das war eine grobe Fälschung der Parteilinie, denn diese bezog sich auf die Nationen (siehe oben im Abschnitt „Die Haltung der Partei“). Auf dem VIII. Parteitag der KPdSU kam es im März 1919 zu einer offenen Kontroverse um die Frage des Selbstbestimmungsrechts, bei der Bucharin Stalins Losung der Selbstbestimmung für die Arbeiterklassen aller Nationen vertrat und sich dabei auf den oben zitierten Bericht Stalins vom III. Allrussischen Kongress der Sowjets berief.[39] Im gleichen Sinne sprach auch Pjatakow, der die Selbstbestimmung der Nationen als „bürgerliche Losung“ anprangerte, „die alle konterrevolutionären Kräfte vereint“. Für ihn
- „... wird, sobald wir uns auf wirtschaftlicher Ebene vereinigt, sobald wir einen einzigen Apparat, einen einzigen Obersten Volkswirtschaftsrat, eine einzige Eisenbahnverwaltung, eine einzige Bank usw. aufgebaut haben, diese ganz berühmte Selbstbestimmung nicht mehr als ein faules Ei wert sein.“ [40]
Lenin konnte sich auf diesem Parteitag schließlich mit seiner Auffassung des Selbstbestimmungsrechts der Nationen durchsetzen, und die Resolution über die Nationalitätenfrage hielt ausdrücklich fest, dass
- „... das Proletariat der Nationen, die andere Völker unterdrückt haben, [41] besonders vorsichtig sein muss und besondere Aufmerksamkeit für die Überreste der nationalen Gefühle unter den werktätigen Massen der unterdrückten und nicht unabhängigen Völker aufbringen muss. Nur mit einer solchen Politik wird es möglich sein, die Bedingungen einer wirklich dauerhaften, freiwilligen Einheit zwischen den unterschiedlichen nationalen Elementen des internationalen Proletariats zu schaffen ...“ [42]
Für Lenin war diese Frage also deshalb so wichtig, weil sie letztlich das Verhältnis der unterschiedlich weit entwickelten Teile des Weltproletariats zueinander, [43] das heißt, die Einheit der Klasse betraf. Es handelte sich für ihn um einen Kernbereich des sozialistischen Selbstverständnisses, daher nannte er die Ablehnung des Selbstbestimmungsrechtes aller Nationen „prinzipiell unannehmbar“.[44]
Die Politik Stalins
Im Februar 1920 wurden die nordkaukasischen Völker wieder an die Sowjetunion angegliedert. Dies geschah zunächst auf freiwilliger Basis, da die Nordkaukasier gegen den konterrevolutionären weißen General Denikin revoltiert hatten. Die Tschetschenen erhoben sich aber im August des Jahres wieder gegen die Sowjetmacht und Stalin zeigte, dass er keineswegs gewillt war, den Völkern die Freiheit der Lostrennung zu gewähren. Den Bergvölkern sagte Stalin daher am 17. November 1920 auf dem Kongress der Völker des Terekgebiets:
- „Autonomie bedeutet nicht Lostrennung, sondern Bündnis der sich selbst verwaltenden Bergvölker mit den Völkern Russlands. Dieses Bündnis ist die Grundlage der sowjetischen Autonomie der Bergvölker.“ [45]
Mit anderen Worten: Die Autonomie beinhaltet nicht das Recht auf Lostrennung, das Lenin als entscheidend ansah, und wenn die Bergvölker dieses Bündnis ablehnten, erhielten sie keine Autonomie, das heisst, keine Unabhängigkeit. In der Tat sprach Stalin den Bergvölkern geradezu die Fähigkeit ab, ihr Land selbst zu verwalten, denn er sagte:
- „Der ganze Sinn der Autonomie liegt darin, dass sie die Bergvölker zur Verwaltung ihres Landes heranziehen soll. ... Die Autonomie soll sie lehren, auf eigenen Füssen zu stehen, das ist das Ziel der Autonomie.“ [46]
Damit sagte er zugleich, dass die Bergvölker sich nicht selbst regieren, sondern nur daran beteiligt werden sollten, bis sie gelernt hätten, selbst die russischen Interessen zu vertreten. Noch weitergehend sagte er:
- „Die Republik wird aus den gemeinsamen Mitteln der förderativen Republik finanziert werden.“ [47]
Diese auf Täuschung angelegte Formulierung bedeutete keineswegs, dass die Bergvölker von der Union finanziert werden sollten, sondern dass die Teilrepubliken nicht selbst über ihre Finanzen verfügen konnten, sondern diese der Förderation abtreten mussten und von dieser die Mittel zugeteilt erhielten, die die Förderation für notwendig erachtete. Es handelte sich also nicht nur um eine politische, sondern auch um eine wirtschaftliche Knechtung und Ausbeutung, die Stalin den Nationen aufnötigte.
Gegen Ende des Jahres 1920 befand sich der gesamte Kaukasus mit Ausnahme von Georgien im Territorium der Sowjetunion. Aber Lenins Befürchtung einer Partei, die „Verrat am Sozialismus“ begeht, [48] war Wirklichkeit geworden. Er schrieb daher am 30. Dezember 1922:
- „Es scheint, ich habe mich vor den Arbeitern Russlands sehr schuldig gemacht, weil ich mich nicht mit genügender Energie und Schärfe in die ominöse Frage der Autonomisierung eingemischt habe ...“ [49]
Gründung der UdSSR
Vorbereitung
Im August und September 1922 befand sich Lenin zur Erholung in Gorki und nahm nicht am politischen Leben teil.[50] Am 11. August 1922 wurde auf Vorschlag des Politbüros eine Kommission des Orgbüros des ZK unter Leitung Stalins gebildet, die einen Entwurf zur Regelung der Beziehungen zwischen der damaligen RSFSR (Russische Sozialialistische Förderative Sowjet Republik) und den anderen Sowjetrepubliken ausarbeiten sollte.[51] Stalin arbeitete daraufhin einen Entwurf aus, [52] der die Eingliederung der unabhängigen Republiken als autonome Republiken in die Russische Föderation vorsah, also ihre Unterordnung unter diese. Darüber hinaus sah der Entwurf unverhohlen vor, dass die Regierung der Russischen Republik, ihr ZK und ihr Rat der Volkskommissare die Regierung des Ganzen bilden sollten.[53]
Dieser Beschluss wurde von den Zentralkomitees Bjelorusslands und Georgiens (Beschluss vom 15. September 1922) abgelehnt, das ZK der Ukraine behandelte den Vorschlag nicht.[54] Die Kommission tagte vom 23. bis 24. September 1922 [55] unter Vorsitz Molotows und nahm den Entwurf Stalins nach einigen unwesentlichen Änderungen und Ergänzungen,[56] bei Stimmenthaltung Georgiens, mehrheitlich als Grundlage an.[57] Dabei wurde in einem besonderen Tagesordnungspunkt die Resolution des ZK der KP Georgiens behandelt und abgelehnt.[58]
Am 25. September 1922 wurden die Materialien der Kommission, bestehend aus dem Entwurf Stalins, den Sitzungsprotokollen und der Resolution der Kommission, sowie den Resolutionen der ZKs der KPs Georgiens, Aserbaidshans und Armeniens,[59] (die Resolution des ZK der KP Bjelorusslands [60] wird in diesem Zusammenhang nicht aufgeführt!) an Lenin in Gorki geschickt. Gleichzeitig sandte das Sekretariat des ZK (Stalins Dienststelle), ohne Lenins Meinung zu kennen, die Resolution der Kommission zur Vorbereitung auf das am 5. Oktober 1922 anberaumte Plenum des ZK [61] an alle Mitglieder und Kandidaten des ZK, ohne dass die Frage im Politbüro behandelt worden war.[62] Charles Bettelheim geht dabei unter Berufung auf Anna Louise Strong [63] zusätzlich davon aus, dass Lenin von Stalin den ursprünglichen Entwurf bekam, während die Mitglieder und Kandidaten des ZK den ergänzten Entwurf erhielten.[64] Das ist aber unwahrscheinlich, weil Lenin in seinem Brief vom 26. September 1922 an Kamenow die Anmerkungen 1 und 2 zu § 5 von Stalins Entwurf erwähnt.[65] Während einer Sitzung des Politbüros zur Frage der Vereinigung erklärte Stalin, „dass man gegenüber Lenin fest bleiben muss.“ [66]
Am 26. September 1922 traf Stalin mit Lenin in Gorki zusammen und besprach mit ihm die Frage der Vereinigung der Sowjetrepubliken.[67] Nachdem Lenin die Materialien durchgesehen hatte, schrieb er einen Brief an Kamenew für die Mitglieder des Politbüros des ZK.[68] Darin lehnte Lenin das Prinzip der Unterordnung der anderen Republiken unter die RSFSR [= Russische Sozialistische Förderative Sowjet Republik] ab und schlug die Bildung einer Föderation von gleichberechtigten (von Lenin hervorgehoben) Republiken vor.[69] Stalin bezichtigte Lenin darauf in einem Brief vom 27. September 1922 des „nationalen Liberalismus“. Der Entwurf Stalins wurde jedenfalls überarbeitet, wobei angeblich Lenins Änderungswünsche berücksichtigt wurden. [70] Charles Bettelheim merkte zu diesem geänderten Entwurf an:
- „... die konkreten Verfügungen sichern praktisch die grossrussische Vorherrschaft.“ [71]
Am 6. Oktober 1922 wurde dieser geänderte Entwurf vom Plenum des ZK, an dem Lenin nicht teilnehmen konnte, behandelt und als Direktive des ZK angenommen.[72] Bei der Diskussion über den Entwurf verurteilten die Mitglieder des ZK „entschieden die Erscheinungen des Grossmachtchauvinismus“,[73] über dessen Wesen sie sich offensichtlich nicht im klaren waren.[74] Gleichzeitig lehnte das Plenum die Forderung des Vertreters Georgiens, Mdiwani, ab, Georgien als eigenständige Republik und nicht als Teil der Transkaukasischen Föderation in die UdSSR aufzunehmen.[75] Die Zurückweisung Mdiwanis bedeutete, dass Georgien, nachdem das ZK der Partei Georgiens die Vereinigung zu diesem Zeitpunkt abgehnt hatte,[76] also als Teil der Transkaukasischen Föderation zur Vereinigung gezwungen wurde. Die Republiken konnten zu diesem Zeitpunkt demnach nicht mehr frei über Teilnahme oder Nichtteilnahme und die Art ihrer Teilnahme an der UdSSR entscheiden. Außerdem hatten die in der Transkaukasischen Union zusammengeschlossenen Republiken (Georgien, Armenien und Aserbaidschan) dann innerhalb der UdSSR zusammen nur eine Stimme.
Dabei geschah die Annahme des Entwurfs, obwohl Lenin in seinem Brief vom 26. September 1922 an Kamenew geschrieben hatte:
- „Stalin ist damit einverstanden, die Vorlage der Resolution im Politibüro des ZK bis zu meiner Ankunft zu verschieben.“ [77]
Im Politbüro war die Vorlage allerdings tatsächlich nicht behandelt worden (siehe oben). Außerdem hatte das ZK den Entwurf ohne vollständige Kenntnis des Stands der Diskussion angenommen. [78] Das Plenum des ZK beauftragte dann eine neue Kommission unter Leitung Stalins [79], den Gesetzentwurf zur Bildung der UdSSR zur Vorlage auf dem Sowjetkongress auszuarbeiten.[80] Damit war Lenin vor vollendete Tatsachen gestellt.[81] In seiner Notiz vom gleichen Tag für das Politbüro schrieb er:
- „Dem großrussischen Chauvinismus erkläre ich den Kampf auf Leben und Tod ... Man muss unbedingt darauf bestehen, dass im Zentralexekutivkomitee der Union der Reihe nach ein Russe, ein Ukrainer, ein Georgier usw. den Vorsitz führt. Unbedingt!“ [82]
Lenin geht dabei deutlich davon aus, dass Georgien eine eigene Stimme in der Union hat, dies widerspricht aber dem Beschluss des Plenums des ZK. Entweder hat dieses also die Notiz Lenins nicht gekannt oder ignoriert. Daraus erklärt sich, weshalb Charles Bettelheim zu der dadurch entstandenen Situation schrieb:
- „Es kommt in der Tat zu einer rapiden Verschärfung der Krise zwischen dem Zentralkomitee der russischen Partei und dem anderer Nationen, in erster Linie mit dem Zentralkomitee der georgischen Partei.“ [83]
Kampf Georgiens
Am 16. Oktober 1922 teilte Stalin dem ZK der KP Georgiens als Leiter einer Kommission [84] den Beschluss des Plenums des ZK der KPR(B) [= Kommunistische Partei Russlands (Bolschewiki)] mit, „dass die Transkaukasische Föderation erhalten bleiben und mit der RSFSR, der Ukrainischen und der Bjelorussischen Republik zur Union der Sozialistischen Sowjet Republiken vereinigt werden soll.“ [85] Nach Lenin Ergänzungsband 1917-1923 wurde dieser Beschluss vom Transkaukasischen Regionalkomitee der KPR(B), das von G.K. Ordschonikidse geleitet wurde, [86] dem ZK der KP Georgiens mitgeteilt.[87] Das ZK der Partei Georgiens weigerte sich, die vom Regionalkomitee als Befehle vorgetragenen ‚Vorschläge‛ anzunehmen.[88] Daraufhin ergriff der Generalsekretär der KPR(B) administrative Maßnahmen und versetzte die seinen Vorschlägen widerstrebenden Mitglieder des georgischen ZK auf Stellen, die ihre politische Rolle beendeten; in einigen Fällen entfernte er sie sogar aus Georgien.[89] Einige georgische Führer wollten sich den administrativen Massnahmen des Sekretariats des ZK der KPR(B) zur Lösung einer politischen Frage nicht beugen.[90] Die ZKs der Parteien der Ukraine, Bjelorusslands, Aserbaidschans und Armeniens beugten sich schliesslich dem auf sie ausgeübten Druck.[91]
Dann wurden die widerspenstigen Mitglieder des georgischen ZK (offenbar auf Initiative Stalins [92]) als Vertreter eines ‚nationalen Sozialismus‛ [93] eines „politischen Verbrechens“ angeklagt.[94] Vorgeworfen wurde den Georgiern die Verzögerung des Vereinigungsprozesses, sowie das Beharren auf der selbständigen Mitgliedschaft Georgiens in der UdSSR, nicht als Teil der Transkaukasischen Förderation. Dies bedeute eine Unterstützung der bürgerlichen Nationalisten und sei auf „Kongressen, Konferenzen und Versammlungen der Parteiaktivisten“ der KP Georgiens als „Abweichung zum Nationalismus“ betrachtet worden.[95] Was es damit auf sich hatte, gab Stalin auf dem XII.Parteitag der KPR(B) zu, wo er ausführte:
- „Zum erstenmal übten wir im ZK Anfang 1922 einen Druck auf die Kommunistische Partei Georgiens aus und zwangen sie, entgegen dem Willen der Kommunistischen Partei Georgiens, die alten Genossen aufzunehmen (zweifellos ist Mdiwani ein alter Genosse, auch Macharadse ist ein alter Genosse), da wir glaubten, dass beide Gruppen, die Mehrheit und die Minderheit, sich miteinander einarbeiten würden. In der Zeit zwischen dem ersten und zweiten Parteitag fand jedoch eine Reihe von Konferenzen statt. Stadtkonferenzen und georgische Landeskonferenzen, wo die Gruppe Mdiwani jedesmal von ihrer Partei Nackenschläge bekam, und schliesslich erhielt Mdiwani auf dem letzten Parteitag mit Mühe und Not 18 von 140 Stimmen. ... Auf dem letzten Parteitag ganz Transkaukasiens erhielt Mdiwani von 244 Stimmen, glaube ich, mit Mühe und Not etwa 10 Stimmen.“ [96]
Und in den Thesen zum XII.Parteitag erklärte er, was unter den „alten Genossen“ zu verstehen ist:
- „... dass es sowohl in den zentralen Institutionen der Partei als auch in den Organisationen der kommunistischen Parteien der nationalen Republiken einen zahlenmässig starken Stamm alter Parteiarbeiter russischer Herkunft gibt ...“ [97]
Es handelte sich also darum, dass auf Initiative Stalins die KP Georgiens gezwungen wurde (die Tatsache als solche wird von ihm auch für die anderen Republiken bestätigt, es ist nur nicht klar, ob auch auf sie Zwang ausgeübt werden musste), alte Kommunisten russischer Herkunft aufzunehmen (Mdiwani ist zwar auch ein alter Genosse, aber im Sinne seiner langen Parteimitgliedschaft, nicht im Sinne russischer Herkunft!). Diese bildeten dann in den „Kongressen, Konferenzen und Versammlungen der Parteiaktivisten“ der KP Georgiens die Mehrheit und beschuldigten die georgischen Führer der „Abweichung zum Nationalismus“. Also von vornherein ein abgekartetes Spiel. So wird verständlich, dass die georgischen Führer, die diese Tatsachen natürlich kannten, die sonst übliche Achtung vor den russischen Kommunisten vermissen liessen. Daher antwortete Lenin, an den Bucharin ein Telegramm von Mitgliedern des ZK der KP Georgiens an das ZK der KPR(B) weitergeleitet hatte, am 21.10.1922:
- „Ich bin von dem unfreundlichen Ton der von Tsintsadze und anderen unterschriebenen direkten Drahtmitteilung überrascht, die aus irgendeinem Grund von Bucharin statt einem der ZK-Sekretäre an mich weitergegeben wurde. Ich war sicher, daß alle Unterschiede durch die Beschlüsse des Plenums des ZK mit meiner indirekten Teilnahme und der direkten Teilnahme von Mdiwani ausgebügelt worden waren.[98] Darum verurteile ich entschieden die Beleidigung Ordschonikidses, und bestehe darauf, daß Ihr Konflikt in einen freundlichen und loyalen Ton zur Entscheidung an das Sekretariat des ZK der KPR(B) verwiesen werden sollte, dem Ihre direkte Drahtmitteilung weitergegeben wurde.“ [99]
Am 22. Oktober 1922 protestierte das ZK der KP Georgiens gegen die Haltung des Sekretariats der KPR(B), indem neun seiner elf Mitglieder kollektiv zurücktraten [100] und erklärten:
- „Verfolgungen und Intrigen gegen die Genossen seien Orschonikidses Hauptwaffe, und man wolle vor ihm nicht katzbuckeln. Unter seinem Halt-die-Fresse-Regime sei es unmöglich geworden zu arbeiten.“ [101]
Im Verlauf der Diskussion schlug der Vorsitzende des Transkaukasischen Regionalkomitees der KPR(B), Ordschonikidse, das Mitglied des ZK der KP Georgiens, Kabanidze,[102] nachdem letzterer ihn einen „Stalinschen Esel“ genannt hatte.[103] Das ZK der KPR(B) sandte daraufhin auf Beschluss des Sekretariats des ZK (Stalins Dienstsstelle) der KPR(B) vom 24. Oktober 1922 [104] eine Untersuchungskommission unter Leitung von Dzierzynski (Leiter der GPU) „zur ‚Untersuchung‛ des georgischen Zwischenfalls“ nach Georgien.[105] Ordschonikidse und der Leiter dieser Kommission Dzierzynski rechtfertigten die Handlungsweise Ordschonikidses, indem sie „Gereiztheit“ als Grund angaben.[106]
Entgegen der tatsächlichen Praxis der Vereinigung erklärte Stalin noch am 18. November 1922 scheinheilig in der Prawda:
- „Der Charakter der Vereinigung muss freiwillig, ausschliesslich freiwillig sein, wobei jeder nationalen Republik das Recht zugesprochen wird, aus der Union auszutreten. Das Prinzip der Freiwilligkeit muss somit zur Grundlage eines Vertrages über die Bildung der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken gemacht werden.“ [107]
Lenins Kampf gegen den Grossmachtchauvinismus
Am 7.Dezember 1922 stimmte Lenin einem Vorschlag des stellvertretenden Vorsitzenden der GPU, J. S. Unschlicht zu, den Volkskommissariaten zu verbieten, ausgewiesenen Personen Mandate zu erteilen.[108] Lenin konnte sich nicht darüber im Klaren sein, dass sich diese Massnahme auf Georgien bezog, denn er wurde erst am 12. Dezember von Dzierzynski über die Vorgänge unterrichtet.[109] Am selben Tag fand eine Sitzung des Politbüros statt. Nachdem Lenin die Sitzung verlassen hatte, nahm das Politbüro Beschlüsse an, die Lenin nicht billigte.[110] Über den Inhalt der Beschlüsse wird nichts mitgeteilt. Am 8. Dezember 1922 stimmte Lenin der Vertagung des ZK-Plenums vom 15. auf den 17. Dezember 1922 zu.[111] Ein Grund für die Vertagung ist nicht ersichtlich. Am 16. Dezember verschlechterte sich der Gesundheitszustand Lenins, es trat eine rechtsseitige Lähmung ein, die später wieder zurückging.[112] Dies hinderte Lenin, am 17. und 18. Dezember 1922 am Plenum des ZK teilzunehmen.[113] Am 18. Dezember beschloss das Plenum des ZK, dass Stalin persönlich für die Durchführung des für Lenin aufgestellten medizinischen Heilprogramms verantwortlich sein sollte.[114] Am 23. Dezember 1922 trat bei Lenin eine erneute rechtsseitige Lähmung ein.[115] An diesem Tag begann er, den „Brief an den Parteitag zu diktieren“, der später als „Testament Lenins“ bezeichnet wurde, dessen Diktat sich bis zum 4. bzw. nach der Angabe Nadeshda Krupskajs (siehe unten im Abschnitt „Lenins verstümmeltes Testament“) bis zum 23. Januar 1923 hinzog.[116] Am 24. Dezember gab er bezüglich seiner Diktate seit dem 23. Dezember die Anweisung, dass nur er, beziehungsweise nach seinem Tod seine Frau diese einsehen durften.[117]
Am 30. Dezember 1922 wurde auf dem ersten Unionskongress der Sowjets die UdSSR gegründet.[118] An diesem Tag notiert Lenin in seinen Aufzeichnungen, dass er von Dzierzynski und Sinowjew über die Vorfälle in Georgien informiert wurde.[119] Die Darstellung im Lenin Ergänzungsband 1917-1923, die auf den Aufzeichnungen seiner Sekretäre beruht, ist genauer, danach erfuhr Lenin bereits am 12.Dezember von Dzierzynski, was sich zugetragen hatte.[120] Er maß diesem Vorfall offenbar größere Bedeutung zu, denn er sprach in dem Zusammenhang in seinen Aufzeichnungen vom 30. Dezember von einem „Sumpf, in dem wir“ [= die Bolschewiki] „gelandet sind“ und nannte das Projekt der Vereinigung „von Grund aus falsch und unzeitgemäss.“ [121] In diesem Zusammenhang führte Lenin dann aus:
- „Man sagt (!), die Einheit des Apparates sei nötig gewesen. Woher stammten diese Behauptungen? Doch wohl von (!) demselben russischen Apparat, den wir ... vom Zarismus übernommen und nur ganz leicht mit Sowjetöl gesalbt haben.“ [122]
Daraufhin untersuchte er den Apparat in Russland und kam zu dem Ergebnis, dass dieser „ein bürgerlich-zaristisches Gemisch“ darstelle und den Bolschewiki „in Wirklichkeit noch durch und durch fremd“ sei.[123] Allerdings sah er ein, dass sie aufgrund der Notwendigkeit der militärischen Verteidigung und des Kampfes gegen den Hunger bis dahin keine Möglichkeit hatten, dies zu ändern.[124] Daraus zog er in erschreckender Hellsichtigkeit das Resumé:
- „Unter diesen Umständen ist es ganz natürlich, dass sich die ‚Freiheit des Austritts aus der Union‛, mit der wir uns rechtfertigen, als ein wertloser Fetzen Papier herausstellen wird, der völlig ungeeignet ist, die nichtrussischen Einwohner Russlands vor der Invasion jenes echten Russen zu schützen, des grossrussischen Chauvinisten, ja im Grunde Schurken und Gewalttäters, wie es der typische russische Bürokrat ist. Kein Zweifel, dass der verschwindende Prozentsatz sowjetischer und sowjetisierter Arbeiter in diesem Meer des chauvinistischen grossrussischen Packs ertrinken wird wie die Fliege in der Milch.[125]
- ... Doch hier ergibt sich ... die zweite Frage, ob wir mit genügender Sorgfalt Maßnahmen getroffen haben, um die Nichtrussen tatsächlich vor dem echt russischen Derschimorda [126] zu schützen. Ich glaube, wir haben diese Maßnahmen nicht getroffen, obwohl wir sie hätten treffen können und müssen.“ [127]
In Bezug auf den Vorfall in Georgien formulierte er seine Befürchtung, dass auch Dzierzynski als russifizierter Nichtrusse eine solche echt russische Gesinnung an den Tag gelegt habe und dass Ordschonikidses Handgreiflichkeit die Unvoreingenommenheit der ganzen Kommission „hinreichend charakterisiert“ hätte.[128] Zu der „Handgreiflichkeit“ selbst sagte er, dass sie „durch keine Provokation und sogar durch keine Beleidigung“ zu rechtfertigen sei und warf Dzierzynski vor, eine „nicht wiedergutzumachende Schuld auf sich geladen“ zu haben, indem er sich dazu „leichtfertig“ verhalten und sie Ordschonikidses „Gereiztheit“ zugeschrieben habe.[129]
Am 31. Dezember 1922 äußerte er sich weiter zu diesem Vorfall:
- „... ich glaube, im gegebenen Fall, in dem es sich um die georgische Nation handelt, haben wir ein typisches Beispiel dafür, wo eine wahrhaft proletarische Einstellung grösste Vorsicht, Zuvorkommenheit und Nachgiebigkeit unsererseits erfordert. Ein Georgier,[130] der sich geringschätzig zu dieser Seite der Sache verhält, der leichtfertig mit Beschuldigungen des ‚Sozialnationalismus‛ um sich wirft [131] (während er selbst ein wahrer und echter ‚Sozialnationalist‛, ja mehr noch, ein brutaler grossrussischer Derschimorda ist), ein solcher Georgier verletzt im Grunde genommen die Interessen der proletarischen Klassensolidarität, weil nichts die Entwicklung und Festigung der proletarischen Klassensolidarität so sehr hemmt, wie die nationale Ungerechtigkeit und weil die ‚gekränkten‛ nationalen Minderheiten für nichts ein so feines Gefühl haben wie für die Gleichheit und für die Verletzung dieser Gleichheit, sei es auch nur aus Fahrlässigkeit, sei es auch nur im Scherz, für die Verletzung dieser Gleichheit durch die Genossen Proletarier. Deshalb ist in diesem Fall ein Zuviel an Entgegenkommen und Nachgiebigkeit gegenüber den nationalen Minderheiten besser als ein Zuwenig. Deshalb erfordert in diesem Falle das grundlegende Interesse der proletarischen Solidarität und folglich auch des proletarischen Klassenkampfes, dass wir uns zur nationalen Frage niemals formal verhalten, sondern stets den obligatorischen Unterschied im Verhalten des Proletariers einer unterdrückten (oder kleinen) Nation zur unterdrückenden (grossen) Nation berücksichtigen.“ [132]
In der Fortsetzung der Aufzeichnungen vom 31. Dezember 1922 kam Lenin zu den praktischen Maßnahmen, die angesichts der entstandenen Lage zu ergreifen seien.[133]
- Dabei nannte er zunächst an erster Stelle die Aufrechterhaltung und Festigung der UdSSR, die zum Kampf gegen die Weltbourgeoisie und ihre Intrigen benötigt werde.[134]
- An zweiter Stelle nannte er die Aufrechterhaltung des diplomatischen Apparates der UdSSR, der als einziger nicht vom Zarismus übernommen worden war.[135]
- Als drittes forderte er die exemplarische Bestrafung Ordschonikidses, wobei er sein persönliches Bedauern darüber aussprach. Gleichzeitig sollten alle Materialien der Kommission Dzierzynskis nachträglich geprüft bzw. neu untersucht werden, „um die Unmenge von Unrichtigkeiten und voreingenommenen Urteilen, die es dort zweifellos gibt, zu korrigieren.“ Schließlich sollten „Stalin und Dzierzynski für diese ganze wahrhaft grossrussisch-nationalistische Kampagne politisch verantwortlich gemacht werden“.[136]
- Als vierten Punkt forderte Lenin „äußerst strenge Vorschriften“ für den Gebrauch der nationalen Sprache in den nichtrussischen Republiken, wobei er voraussah, dass es unter dem Vorwand der einheitlichen Durchführung der gemeinschaftlichen Aufgaben innerhalb der UdSSR „eine Menge Missbräuche echt russischer Art“ geben werde. Dazu sollte von den Angehörigen der betreffenden Nation ein detaillierter Verhaltenskodex für die Russen zusammengestellt werden. Weiter forderte er unter diesem Punkt, keineswegs die Möglichkeit auszuschließen, die UdSSR auf dem nächsten Sowjetkongress nur in militärischer und diplomatischer Hinsicht bestehen zu lassen, „in jeder anderen Hinsicht aber die volle Selbstständigkeit der einzelnen Volkskommissariate“ wiederherzustellen.[137]
Schließlich kam Lenin zu dem Ergebnis:
- „Eine Sache ist die Notwendigkeit, uns gegen die westlichen Imperialisten zusammenzuschliessen, die die kapitalistische Welt verteidigen. ... Eine andere Sache ist es, wenn wir selbst, sei es auch nur in Kleinigkeiten, in imperialistische Beziehungen zu den unterdrückten Völkerschaften hineinschlittern und dadurch unsere ganze prinzipielle Aufrichtigkeit, unsere ganze prinzipielle Verteidigung des Kampfes gegen den Imperialismus völlig untergraben. Denn der morgige Tag der Weltgeschichte wird eben der Tag sein, an dem die vom Imperialismus unterdrückten Völker, die sich schon regen, endgültig erwachen werden, an dem der lange und schwere Entscheidungskampf um ihre Befreiung beginnen wird.“ [138]
Bemerkenswert ist daran, dass Lenin den Imperialismus sonst als höchstes Stadium des Kapitalismus ansah, hier aber davon ausgeht, dass ein sozialistischer Staat „imperialistische Beziehungen“ unterhalten kann!
Charles Bettelheim zufolge ließ Lenin, schon schwer krank und kurz vor seinem Tod, mit seinen eigenen Mitteln eine Untersuchung durchführen, wobei er sich dem administrativen Apparat der Partei nicht mehr anvertrauen konnte, weil dieser vom Generalsekretär der Partei abhing [139] und Ordschonikidse unterstützte.[140] Der Auftrag zur Bildung dieser Untersuchungskommission Lenins [141] wurde von Lenin am 24. Januar 1923 erteilt.[142] Am 1. Februar 1923 stimmte das Politbüro der Herausgabe der Materialien an Lenin zu. Dieser sagte, wenn er frei wäre (er wiederholte diesen Satz!) würde er das leicht alles selbst machen können und gab seinen Sekretären zur Durcharbeitung des Materials folgende äußerst aufschlussreichen Hinweise, worauf sie achten sollten:
- „‚Woraufhin warf man dem alten ZK der KP Georgiens Abweichungen vor?
- Was wurde ihnen als Verletzung der Parteidisziplin angerechnet?
- Woraufhin wirft man dem Transkaukasischen Regionalkomitee Unterdrückung des ZK der KP Georgiens vor?
- Physische Mittel der Unterdrückung (‚Biomechanik‛)
- Die Linie des ZK (der KPR(B). Die Red.) in Abwesenheit Wladimir Iljitschs und bei seiner Anwesenheit
- Das Verhalten der Kommission. Hat sie nur die Beschuldigungen gegen das ZK der KP Georgiens oder auch die gegen das Transkaukasische Regionalkomitee untersucht? Hat sie auch den Fall der ‚Biomechanik‛ untersucht?
- Die gegenwärtige Lage (Wahlkampagne, Menschewiki, Unterdrückung, nationaler Hader).‛ (Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU, Zentrales Parteiarchiv.).“ [143]
Am 14. Februar 1923 rief Lenin abends L. A. Fortijewa zu sich, um in diesem Zusammenhang über drei Punkte seiner Aufträge zu sprechen, „besonders ausführlich über den, der ihn am meisten beschäftigt, d. h. über die georgische Frage.“ [144] Aus seiner dabei gegebenen Anweisung geht hervor, dass sich zu diesem Zeitpunkt die ZKK [= Zentrale Kontroll Kommission] mit der georgischen Angelegenheit zumindest in Bezug auf einen der betroffenen Georgier befasste, denn Lenin gab die Anweisung, gegenüber dem Leiter der ZKK, Solz, anzudeuten, „dass er“ [Lenin] „auf der Seite des Gekränkten“ stehe. Gleichzeitig sollte „irgend jemand“ „den Gekränkten zu verstehen geben“, dass er „auf ihrer Seite“ stehe. In diesem Zusammenhang wurde weiter notiert:
- „3 Momente: 1. Man darf sich nicht schlagen. 2. Man muss Zugeständnisse machen. 3. Man darf einen großen Staat nicht mit einem kleinen vergleichen.
- Wusste Stalin davon? Warum reagierte er nicht? [145]
- Die Bezeichnung ‚Abweichler‛ für die Abweichung zum Chauvinismus und Menschewismus beweist die selbe Abweichung bei den Grossmachtchauvinisten.[146]
- Man soll die veröffentlichten Materialien für Wladimir Iljitsch zusammenstellen.“ [147]
Am 5. März 1923 gab Lenin den Auftrag, einen Brief an Trotzki mit seiner Anfrage zu übermitteln, für ihn auf dem Plenum des ZK der Partei die Verteidigung der georgischen Angelegenheit zu übernehmen:
- „Werter Genosse Trotzki, ich bitte Sie dringend, die Verteidigung der georgischen Angelegenheit im Zentralkomitee der Partei zu übernehmen. Sie wird jetzt von Stalin und Dzierzynswki ‚verfolgt‛, so dass ich nicht auf Unparteilichkeit rechnen kann. Wahrhaftig, ganz im Gegenteil! Wenn Sie bereit sind, die Verteidigung zu übernehmen, würde ich zufrieden sein. Wenn Sie aus irgendeinem Grunde nicht bereit sind, wollen Sie mir bitte die Dokumente wieder zukommen lassen. Ich würde das als Zeichen dafür ansehen, dass Sie nicht einverstanden sind.“ [148]
Dieser Brief wurde Trotzki telefonisch übermittelt und er antwortete Lenin ebenfalls telefonisch, dass er wegen einer Krankheit diese Verpflichtung nicht übernehmen könne.[149] Trotzki zitiert zwar diesen Brief in seinem Buch „Stalin, eine Biografie“, sagt an dieser Stelle dort aber nichts über seine Ablehnung und die dafür angeführte Krankheit.[150] Obwohl Trotzki die Vertretung auf dem Plenum des ZK abgelehnt hatte, erhielt er zu diesem Zweck offenbar Lenins Aufzeichnungen. Am 6. März 1923 diktierte Lenin dann als bis heute seinen letzten bekannten Text (siehe unten im Abschnitt „Lenins verstümmeltes Testament“) einen Brief an die georgischen Führer A. P. G. Mdiwani, F. E. Macharadse usw. und sagte ihnen seine Unterstützung zu, indem er schrieb:
- „Ich verfolge ihre Angelegenheit mit ganzem Herzen. Ich bin empört über Ordshonikidses Grobheit und Stalins sträfliche Mitschuld. Ich bereite für sie Notizen und Reden vor.“ [151]
Stalins Behandlung der Nationalitätenfrage
Lenins verstümmeltes Testament
Am 9. März 1923 erlitt Lenin seinen dritten Schlaganfall, der ihn bis zu seinem Tod am 21. Januar 1924 arbeitsunfähig machte. Er konnte daher nicht mehr auf dem XII. Parteitag auftreten und die georgischen Kommunisten verteidigen. Die Frage, ob der Krankheitsverlauf und letztliche Tod Lenins tatsächlich auf natürliche Ursachen zurückzuführen war, wurde trotz des möglichen Motivs und der auffälligen Indizien [152] offiziell nie untersucht. Von Lenins Frau Nadeshda Krupskaja wurde der grösste Teil des Briefes an den Parteitag im Einklang mit dessen Willen erst am 18. Mai 1924 dem ZK übergeben:
- Sie gibt in dem Übergabeprotokoll an, dass es sich um 13 Niederschriften handelte, mit Ausnahme der Niederschrift zur Nationalen Frage (in der das von Stalin bereits im März 1923 verwendete Zitat steht, siehe unten im Abschnitt „Stalins Heuchelei“); dieser Teil befand sich zum Zeitpunkt der Übergabe bei Lenins Schwester.[153]
- Die 1956 veröffentlichten Teile des Briefes an den Parteitag umfassen aber nur 9 Niederschriften plus 3 zur Nationalen Frage.
Neben der Frage der Textfälschung (siehe dazu oben im Abschnitt „Lenins Kampf gegen den Grossmachtchauvinismus“ die abweichende Textgestalt des Telegrammes an die geogischen Führer) ist also bis heute nicht das gesamte politische Vermächtnis Lenins veröffentlicht!
- Den Aussagen Krupskajas zufolge hat Lenin seine Aufzeichnungen des Briefes an den Parteitag bis zum 23. Januar 1923 diktiert,[154]
- die letzte veröffentlichte Aufzeichnung stammt aber vom 4. Januar 1923.[155]
- Zwischen dem 24. und 25. Dezember 1922 besteht offensichtlich eine Lücke in den Aufzeichnungen des Briefes an den Parteitag.[156]
- Das Tagebuch der Sekretäre Lenins weist für den 24. Dezember nur zwischen 6 und 8 Uhr (gemeint ist offenbar zwischen 18 und 20 Uhr) ein Diktat Lenins aus,
- der 25. Dezember weist gar keinen Eintrag auf, obwohl an diesem Tag ein Text diktiert wurde.[157]
Auch das Tagebuch der Sekretäre muss also munipuliert sein. Nach Dmitri Wolkogonow informierte die Sekretariatsleiterin des Rats der Volkskommissare, L. A. Fotijewa, die Lenin auch als Sekretärin diente, entgegen Lenins Willen, diese Schreiben vertraulich zu behandeln und besonders aufzubewahren, Stalin und andere Politbüromitglieder über den Inhalt der im Dezember 1923 niedergelegten Aufzeichnungen.[158]
Stalins Heuchelei
Statt Lenin trat Stalin auf dem XII. Parteitag als Berichterstatter in der Frage der Nationalitäten auf. Bereits in seinen Thesen zum XII.Parteitag, die am 24. März 1923 in der Prawda veröffentlicht wurden, [159] schrieb Stalin:
- „Sollte dieser Versuch“ [der Gründung der UdSSR] „in der Praxis auf eine Großmachttendenz hinauslaufen, so würde die Partei gezwungen sein, gegen eine solche Einstellung die entschlossensten Massnahmen zu ergreifen, ja, sie müsste sogar die Frage aufwerfen, ob die beschlossene Verschmelzung einiger Kommissariate nicht wieder rückgängig gemacht werden soll, bis der Sowjetapparat gehörig im Geiste einer wirklich proletarischen und wirklich brüderlichen Rücksichtnahme auf die Nöte und Bedürfnisse der kleinen und rückständigen Nationalitäten umerzogen worden ist.“ [160]
Abgesehen von der Diffamierung der kleinen Nationalitäten knüpft dieser Passus deutlich an Lenins Aufzeichnungen vom 31. Dezember 1922 an (siehe oben im Abschnitt „Lenins Kampf gegen den Großmachtchauvinismus“), die Stalin zu diesem Zeitpunkt (im März 1923) also bekannt gewesen sein müssen (siehe oben im Abschnitt „Lenins verstümmeltes Testament“). Während es sich aber bei Lenin um einen Teil des Briefes an den Parteitag handelt, der auf dem Parteitag konkret behandelt werden sollte, handelt es sich bei Stalin um eine völlig unverbindliche Aussage, offenbar auf Täuschung angelegt.
Doch Stalin zeigt in seinen Thesen noch weitere interessante Tatsachen auf, indem er schreibt:
- „Deshalb muss neben den bestehenden zentralen Organen der Union, in denen die werktätigen Massen der gesamten Union, unabhängig von ihrer Nationalität, vertreten sind, ein besonderes Organ geschaffen werden, in dem die einzelnen Nationalitäten auf der Grundlage der Gleichheit vertreten sind.“ [161]
Damit gibt Stalin zu, dass in den beschließenden „zentralen Organen der Union“ die Nationalitäten nicht „auf der Grundlage der Gleichheit vertreten sind“, sondern von Russen vertreten werden. Aus diesem Grund soll „ein besonderes Organ“ geschaffen werden, das „auf der Grundlage der Gleichheit“ besetzt sein soll, um ihnen „rechtzeitig die notwendige Hilfe angedeihen zu lassen“. [162] Mit anderen Worten: Dieses zu bildende Organ kann nichts selbst beschließen, sondern soll die zentralen Organe „rechtzeitig“ über alle Tendenzen in den Nationalitäten informieren, damit sie die entsprechende Sonderbehandlung erhalten können. Doch selbst die nationalen Selbstverwaltungsorgane der Unionsrepubliken sind nicht ausschließlich aus Mitgliedern der betreffenden Nationalitäten zusammengesetzt, denn weiter unten heißt es:
- „Die Organe der nationalen Republiken und Gebiete werden vorwiegend aus Einheimischen gebildet, denen die Sprache, die Lebensweise, die Sitten und Gebräuche der betreffenden Völker vertraut sind.“ [163]
Sie sollen also „vorwiegend“ mit dort geborenen oder zumindest schon länger wohnhaften und eingebürgerten Russen besetzt werden, denn nur in Bezug auf diese macht die Forderung nach Beherrschung der Sprache, Sitten und Gebräuche Sinn. So erklärt sich auch, dass Stalin den grossrussischen Chauvinismus aus der Tatsache eklärt,
- „... dass es sowohl in den zentralen Institutionen der Partei als auch in den Organisationen der kommunistischen Parteien der nationalen Republiken einen zahlenmässig starken Stamm alter Parteiarbeiter russischer Herkunft gibt, die mit den Sitten und Gebräuchen sowie mit der Sprache der arbeitenden Massen dieser Republiken nicht vertraut sind und deshalb nicht immer das nötige Verständnis für deren Bedürfnisse haben ...“ [164]
In diesem Zusammenhang ist auch Stalins Aussage auf dem Parteitag zu sehen:
- „Zum erstenmal übten wir im ZK Anfang 1922 einen Druck auf die Kommunistische Partei Georgiens aus und zwangen sie, entgegen dem Willen der Kommunistischen Partei Georgiens, die alten Genossen aufzunehmen ...“ [165]
Danach war es nur konsequent, dass Stalin den Nationalitäten „Nationalismus“ vorwarf und fortfuhr:
- „Diese Erscheinung wird besonders gefährlich in Republiken mit mehreren Nationalitäten; hier nimmt sie unter den Kommunisten der stärksten Nationalität zuweilen die Form einer Abweichung zum Chauvinismus an, deren Spitze sich gegen die Kommunisten der schwachen Nationalitäten richtet (Georgien, Aserbaidshan, Buchara, Choresm).“ [166]
Man könnte fast meinen, dass Stalin hier tatsächlich den großrussischen Chauvinismus meinte, wenn er nicht geschrieben hätte:
- „Die Abweichung zum Nationalismus ist darum schädlich, weil sie den Prozess der Befreiung des nationalen Proletariats vom ideologischen Einfluss der nationalen Bourgeoisie hemmt und dadurch den Zusammenschluss der Proletarier der verschiedenen Nationalitäten zu einer einheitlichen internationalistischen Organisation erschwert.“ [167]
Mit anderen Worten: Der Nationalismus hemmt den von Lenin (siehe oben im Abschnitt „Lenins Kampf gegen den Grossmachtchauvinismus“) als „Imperialismus“ gekennzeichneten und von Stalin hier als „Internationalismus“ bezeichneten Drang Russlands zur Unterwerfung anderer Nationen. Diese Thesen im Vorfeld des Parteitages ließen für diesen nichts Gutes ahnen. Tatsächlich erklärte Stalin auf dem Parteitag:
- „Die Grundlage dieser Union ist die Freiwilligkeit und die rechtliche Gleichheit der Mitglieder der Union.[168] Freiwilligkeit und Gleichheit deshalb - weil den Ausgangspunkt unseres nationalen Programms der Punkt über das Recht der Nationen auf selbständige staatliche Existenz bildet, das, was man früher Selbstbestimmungsrecht nannte.“ [169]
Mit anderen Worten: früher gab es ein Selbstbestimmungsrecht der Nationen, jetzt gibt es nur noch ihr Recht auf „selbständige staatliche Existenz“ im Rahmen der UdSSR. Trotzki verhielt sich auf dem Parteitag auffallend zurückhaltend, und so wurde dort Lenins Haltung zur Nationalitätenfrage von Bucharin vertreten,[170] der noch 1919 Stalins Standpunkt in dieser Frage geteilt hatte (siehe oben im Abschnitt „Stalins Nationalitätenpolitik“). Bucharin kann allerdings Lenins Aufzeichnungen zu diesem Thema bestenfalls erwähnt haben, denn Stalin selbst erklärte auf dem Parteitag:
- „Hier ist viel von Mitteilungen und Artikeln Wladimir Iljitschs“ [Lenin] „gesprochen worden. Ich will meinen Lehrmeister, den Genossen Lenin, nicht zitieren, denn er ist nicht anwesend und ich müsste befürchten, dass ich mich nicht in korrekter und exakter Weise auf ihn beziehe ...“ [171]
In der „Geschichte der KPdSU (B) Kurzer Lehrgang“ heißt es zu Stalins Auftritt auf dem XII.Parteitag:
- „Große Aufmerksamkeit widmete der Parteitag der nationalen Frage. Berichterstatter zu dieser Frage war Genosse Stalin. Genosse Stalin hob die internationale Bedeutung unserer Politik in der nationalen Frage hervor. Die unterjochten Völker im Westen und Osten sehen in der Sowjetunion das Vorbild für die Lösung der nationalen Frage und für die Liquidierung der nationalen Unterdrückung. Genosse Stalin verwies auf die Notwendigkeit energischer Arbeit zur Liquidierung der Ungleichheit in der wirtschaftlichen und kulturellen Lage der Völker der Sowjetunion. Er rief die gesamte Partei zu entschiedenem Kampfe gegen die Abweichungen in der nationalen Frage auf - gegen den großrussischen Chauvinismus und den lokalen bürgerlichen Nationalismus.
- Auf dem Parteitag wurden die Träger nationalistischer Abweichungen und ihre Grossmachtspolitik gegenüber den nationalen Minderheiten entlarvt. Damals traten die georgischen Vertreter der nationalistischen Abweichung, Mdiwani und andere, gegen die Partei auf. Diese Leute waren gegen die Schaffung der Transkaukasischen Föderation, gegen die Festigung des Freundschaftsbundes der Völker Transkaukasiens. Die Träger dieser Abweichungen benahmen sich gegenüber den anderen Nationalitäten in Georgien wie richtige Großmachtchauvinisten. Sie wiesen alle Nichtgeorgier, besonders Armenier, aus Tiflis aus und erließen ein Gesetz, wonach eine Georgierin, die einen Nichtgeorgier heiratete, die georgische Staatsbürgerschaft verlor. Die georgischen Vertreter der nationalistischen Abweichung wurden von Trotzki, Radek, Bucharin, Skrypnik und Rakowski unterstützt.“ [172]
Von Lenins Angriff auf Stalins Nationalitätenpolitik ist dort also keine Rede. Mehr noch: Während Lenin in seinen letzten Aufzeichnungen Stalin als „großrussischen Chauvinisten“ kennzeichnete, wird im „Kurzen Lehrgang“ diese Bezeichnung den Gegnern Stalins in Georgien, deren Sache Lenin noch in den letzten Zügen verteidigen wollte, beigelegt und im Zusammenhang mit deren Streben nach nationaler Unabhängigkeit von einer „nationalistischen Abweichung“ gesprochen. Was es mit dem „Freundschaftsbund der Völker Transkaukasiens“ auf sich hat, wurde oben schon (siehe den Abschnitt „Kampf Georgiens“) in Bezug auf den Zwang des russischen ZK gegenüber Georgien gezeigt, alte russische Kommunisten aufzunehmen, die dann die Mehrheit in den Parteien bildeten. Dies Methode wurde in ganz Transkaukasien angewandt.[173] Nach all dem muss man sich nicht wundern, dass Stalin in seinem Schlusswort zum organisatorischen Bericht des ZK auf dem Parteitag erklärt:
- „Zum Schluss noch einige Worte über diesen Parteitag. Genossen! Ich muss sagen, dass ich schon lange einen so geschlossen dastehenden, von einer Idee beseelten Parteitag nicht gesehen habe. Ich bedaure, dass Genosse Lenin nicht hier ist. Wäre er hier, so könnte er sagen: ‚25 Jahre lang habe ich die Partei gehegt und gepflegt, habe sie groß und mächtig gemacht.‛ (Lang anhaltender Beifall).“ [174]
Die Sultan-Galijew-Affäre
Das Programm der nationalen Unterdrückung wurde dem „Kurzen Lehrgang“ zufolge auch nach dem XII. Parteitag fortgeführt, denn es heisst dort weiter:
- „Bald nach dem Parteitag wurde eine spezielle Beratung der Funktionäre der nationalen Republiken über die nationale Frage einberufen. Auf ihr wurde eine Gruppe tatarischer bürgerlicher Nationalisten - Sultan-Galijew und andere - und eine Gruppe usbekischer Vertreter der nationalistischen Abweichung -Faisullah Chodshajew und andere - entlarvt.“ [175]
M. G. Sultan Galijew arbeitete im Volkskommissariat für Nationalitätenfragen und hatte sich erlaubt, die Resolutionen des XII.Parteitags zur Nationalitätenfrage und Lenins „Brief an den Parteitag“ weiter zu verbreiten.[176] Auf Anweisung Stalins wurde er unter besondere Beobachtung der GPU gestellt, die ihn selbst durch Agenten, sowie seine Post und sein Telefon überwachten.[177] Drei Monate nach dem Parteitag wurde vom ZK der KPdSU eine erweiterte Sitzung unter Teilnahme der Vertreter der nationalen Republiken einberufen, die vom 9. bis zum 12. Juni 1923 dauerte und sich ausschließlich mit Sultan-Galijew befasste, der kritisiert und verdammt, aber nicht angehört wurde, da er wegen „konterrevolutionärer Tätigkeit“ verhaftet worden war.
Die Materialien dieser Sitzung wurden erst mehr als ein halbes Jahrhundert später bekannt.[178] Auf der Sitzung stellte M. Frunse fest, dass der „Fall Sultan-Galijew“ zum Schaden des Kampfes gegen den Großmachtchauvinismus, der die Hauptsache sei, aufgebläht werde. N. Skrypnik sagte auf dieser Sitzung den Stalinisten den Kampf an und erklärte, einige Delegierte würden den „Fall Sultan-Galijew“ zur Revision der auf dem XII. Parteitag festgelegten Linie der Politik der Partei benutzen. Ihm stimmte Trotzki mit „Sehr richtig!“ zu, seiner einzigen Äußerung in diesem Verfahren.[179]
Ausländer über die Veränderung der Sowjetunion
Das Vorgehen Stalins zur Gründung der UdSSR und die danach entwickelten Verhältnisse innerhalb derselben veränderten den Charakter der Sowjetunion. Trotzki beschuldigte Stalin 1930 in seiner Autobiographie „Mein Leben“ im Anschluss an Lenin [180] des „nationalen Sozialismus“.[181]
Auch ausländische Beobachter nahmen diese Veränderung wahr. Der Beamte des deutschen Aussenministeriums J. Schnurre machte seine Vorgesetzten in seinem Memorandum vom 27. Juli 1939 darauf aufmerksam, dass sich der internationale Charakter des Bolschewismus verändert habe, was auf eine Verschmelzung des Bolschewismus mit der nationalen Geschichte Russlands beruhe. Dies zeige sich in der Verherrlichung großer Russen und Heldentaten, wie der Schlacht Peters I. zu Poltawa oder der Schlacht Alexander Newskis auf dem Peipussee.[182] Im selben Sinne vermerkte der Schwiegersohn Mussolinis und italienische Außenminister Graf Ciano, dass die Sowjetunion mit dem Internationalismus gebrochen habe und zu einer Art „slavischem Faschismus“ gelangt sei.[183]
Kampf um die Macht
Sowjetische Führer der Bolschewiki (1917–1952) und der KPdSU (1952–1991) 1915 — –
1920 — –
1925 — –
1930 — –
1935 — –
1940 — –
1945 — –
1950 — –
1955 — –
1960 — –
1965 — –
1970 — –
1975 — –
1980 — –
1985 — –
1990 — –
1995 —
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Bereits seit 1917 gab es innerhalb des Zentralkomitees ein so genanntes Triumvirat, welches sich aus Stalin, Lew Kamenew und Grigori Sinowjew zusammensetzte. Stalin war mit Kamenew zusammen in der Verbannung, Sinowjew stand diesen beiden in vielen Auffassungen nahe und war mit ihnen befreundet. Kurz nach der Oktoberrevolution hatte Lenin gegen Sinowjew und Kamenew ein Parteiausschlussverfahren angestrengt,[184] weil sie den geheimen Plan der Bolschewiki zum gewaltsamen Umsturz an die provisorische bürgerliche Regierung verraten hatten.[185] Das Zentralkomitee beschloss jedoch am 20. Oktober 1917 mit fünf gegen drei Stimmen, Lenins Antrag eines Parteiausschlusses abzulehnen und statt dessen nur die „Demission“ der beiden anzunehmen, die ohne praktische Folgen blieb.[186] Stalin, Sinowjew und Kamenew verband außerdem eine gemeinsame Abneigung gegen Leo Trotzki, Stalins härtesten Widersacher um die Machtübernahme nach Lenins Tod.
Am 3. April 1922 war Stalin durch Wahlen zum Generalsekretär des Zentralkomitees (ZK) der KPR aufgestiegen. Lenin war mit Stalin in späteren Jahren oft nicht einer Meinung, insbesondere fand er ihn zu grob für die Position eines Generalsekretärs. Im Jahr 1922, schon sehr schwer krank, schrieb er:
- „Genosse Stalin hat, nachdem er Generalsekretär geworden ist, eine unermessliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, dass er es immer verstehen wird, von dieser Macht vorsichtig Gebrauch zu machen.“ [187]
Am 16. Dezember 1922 verließ Lenin wegen seiner schweren Krankheit die Politik. Kurze Zeit später war er bis an sein Lebensende zu jeglicher Arbeit unfähig. Die Ärzte verboten ihm jede Art der Anstrengung, denn dies hätte seinen Tod beschleunigt. Das Triumvirat setzte sich innerhalb des Zentralkomitees an die Spitze der Macht und hielt gleichzeitig dessen andere Mitglieder, wie die Anhänger Trotzkis, von der Macht fern. Dabei produzierte sich Sinowjew vor allem als Redner, Kamenew führte den Vorsitz der Sitzungen und Stalin konzentrierte sich auf die Arbeit mit dem Apparat. Als Generalsekretär lag die Auswahl von Funktionären für die lokalen und zentralen Ämter in seinen Händen. Am 5. März 1923 hatte Lenin eine außerordentlich scharfe Auseinandersetzung mit Stalin und teilte ihm danach schriftlich mit, dass er alle persönlichen Beziehungen mit ihm abbreche.[188]
Noch zu Lenins Lebzeiten wurde Kritik am Triumvirat laut. In zwei Briefen an den Parteitag schrieb er, dass sich die Genossen über eine Ablösung Stalins Gedanken machen und nach einem Nachfolger suchen sollten, der toleranter, loyaler und höflicher sei.[189] Aus den gleichen Briefen geht jedoch auch hervor, dass er im damaligen Politbüro keinen anderen geeigneten Kandidaten sah (Stalin sei „zu grob“, „ablösen“,[190] Trotzki (Bronstein) habe das größte Talent, aber ein Übermaß an Selbstbewusstsein und eine Vorliebe für rein administrative Massnahmen; Bucharin sei der Liebling der Partei, aber seine Anschauungen könnten nicht bedenkenlos als marxistisch angesehen werden;[191] alle von Lenin als in Frage kommend Genannten wurden später hingerichtet). An Stalins politischer Bilanz setzte Lenin jedoch nichts aus.
Auch andere Versuche, zum Beispiel geheime Unterredungen von ZK-Mitgliedern in Kislowodsk, die zum Ziel hatten, Stalins Macht einzuschränken, scheiterten.[192] Begründet lag dies teils in Meinungsverschiedenheiten der Akteure, teils an der Politik Stalins und der Haltung der Parteimitglieder.
Nach dem Tod Lenins wurden dessen Briefe im Mai 1924 den Delegierten des XIII. Parteitags nicht mitgeteilt. Auf eine Intervention Krupskajas wurden sie auf einer Sitzung des erweiterten ZK den älteren Parteimitgliedern von Sinowjew verlesen,[193] während Kamenew später die Interpretation in den Delegationen vornahm.[194] Daraufhin beschloss das ZK mit 30 gegen 10 Stimmen, das Testament geheimzuhalten und es nur den Delegationsleitern vorzulesen. Dies wurde noch 1956 bei der Veröffentlichung des Testaments als „Mitteilung an den Parteitag“ bezeichnet.[195] Daher erhob die auf dem Parteitag anwesende Oposition später (einschließlich Sinowjew und Kamenew) [196] den Vorwurf, das Testament Lenins sei der Partei vorenthalten worden.[197] Obwohl sich Trotzki selbst (zu jenem Zeitpunkt noch Mitglied des ZK) zunächst auf Wunsch des Politibüros der KPdSU öffentlich von der Behauptung Eastmans distanziert hatte, das Testament Lenins sei vor der Partei verheimlicht worden, bestätigte er diese Aussage Eastmans später.[198]
Trotz des ausdrücklichen Wunsches Lenins, Stalin auf dem Posten des Generalsekretärs abzulösen und obwohl Trotzki selbst auf dem Parteitag für das Amt kandidierte,[199] wurde Stalin dort einstimmig (mit den Stimmen der Oposition) gewählt. Als einzige Konsequenz aus dem Testament wurde von Mitgliedern der Übernahmekommission für die Dokumente Lenins vorgeschlagen, Stalin zu empfehlen, „in seiner praktischen Arbeit die kritischen Bemerkungen Lenins zu beherzigen.“ [200] Direkt nach dem Parteitag stellte Stalin aber eigenen Angaben zufolge auf der ersten Sitzung des ZK der KPdSU sein Amt zur Verfügung,[201] wurde jedoch im Amt belassen.[202] Lenins Testament und seine diesbezüglichen Briefe wurden nicht gedruckt, kursierten lange Zeit international als Samisdat, tauchten auch lange Zeit nicht und dann nicht vollständig in der sowjetischen und seinen internationalen Werkausgaben auf.
Stalins Rivale Trotzki richtete Schreiben an das Zentralkomitee, indem er dem Triumvirat vorwarf, ein Regime zu sein, das weiter von der Arbeiterdemokratie entfernt sei als das Regime des Kriegskommunismus während des Bürgerkrieges. Er forderte die alte Garde auf, der noch unerfahrenen jüngeren Generation Platz zu machen und sah das Triumvirat kurz vor der „Entartung“. Zur gleichen Zeit zerfiel jedoch auch das Triumvirat. Kamenew und Sinowjew wurden zu innerparteilichen Gegnern Stalins und 1926 aus der Macht gedrängt. Stalin wiederum fand Unterstützung bei Bucharin, Rudsutak, Frunse und Dserschinski.
Stalin vertrat die These vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“, also allein in der Sowjetunion, ohne auf die Unterstützung durch eine Weltrevolution angewiesen zu sein und auf sie zu warten, wie dies noch Lenin vertreten hatte, oder sie selbst herbeizuführen, wie dies Trotzkis Ansatz in der Theorie der permanenten Revolution gewesen war. Nach innerparteilichen Meinungsverschiedenheiten dauerte es mehrere Jahre, bis Trotzki Ende 1927 aus der Partei ausgeschlossen wurde. Er wurde zuerst nach Kasachstan verbannt, 1929 endgültig aus der Sowjetunion ausgewiesen und schliesslich am 20. August 1940 im Exil in Mexiko von einem Mörder der GPU umgebracht. Ab 1927 war Stalin somit uneingeschränkter Alleinherrscher in der Sowjetunion. Er war das Haupt der kommunistischen Partei. Im staatlichen Bereich beschränkte er sich lange Zeit auf das Amt eines stellvertretenden Ministerpräsidenten der UdSSR.
Auf dem XVII. Parteitag der KPdSU kam es 1934 zum Versuch eines illegalen Blocks [203] von Funktionären, Stalin als Generalsekretär abzulösen und den Leningrader Parteisekretär Kirow an seine Stelle zu setzen. Dieser hatte sich dadurch hervorgetan, dass er zusammen mit Jagoda den Bau des Weissmeerkanals, „der wegen zu geringer Wassertiefe und Dauerfrosts letztlich unbrauchbar war“ und „etwa 100 000 Häftlinge“ das Leben kostete, [204] durch Sklavenarbeit der Gulag-Gefangenen ohne Baumaschinen leitete.[205] Dennoch galt er als Stalins „Gegenspieler“. Die Frage der Ablösung Stalins war offenbar der Inhalt eines Gespräches einiger Funktionäre mit Kirow kurz vor Beginn oder am Anfang des Parteitages. Kirow lehnte das Angebot ab.[206] Auf dem Parteitag war Kirow dann mit nur drei Gegenstimmen in das ZK gewählt worden, Stalin dagegen mit 270, nach anderen Angaben sogar mit 292 Gegenstimmen.[207]
Kurz nach dem Parteitag hatte Kirow ein Gespräch unter vier Augen mit Stalin, der bereits alles wusste. Ab diesem Zeitpunkt bangte Kirow um sein Leben.[208] Tatsächlich fanden auch mehrere Anschläge auf sein Leben statt,[209] bis schließlich der Anschlag von Leonid Wassiljewitsch Nikolajew am 1. Dezember 1934 glückte. Dieser selbst beschuldigte die GPU der Anstiftung zum Mord.[210] Diese Aussage beruht auf den Untersuchungen, die nach dem XX. Parteitag zum Kirow-Mord stattfanden, aber nicht veröffentlicht wurden.[211] Dass die GPU Kenntnis von dem geplanten Mord an Kirow hatte, geht jedoch nicht nur aus der Aussage des Mörders hervor. Noch vor Beginn des Prozesses von 1936, aber nach dem ersten Prozess zum Kirow-Mord vom 15.-16. Januar 1935 wurden am 23. Januar zwölf leitende Leningrader GPU-Beamte vor das Militärgericht gestellt, denen vorgeworfen wurde:
- „In Kenntnis gesetzt von dem in Vorbereitung befindlichen Anschlag gegen S.M. Kirow, ... legten sie nicht nur unaufmerksames Verhalten, sondern auch verbrecherische Nachlässigkeit an den Tag ..., ... ohne die notwendigen Massnahmen zu ergreifen.“
Und dass sie
- „Keine Massnahmen ergriffen zur rechtzeitigen Aufdeckung und Unterbindung der Wirksamkeit ... des Kirowmörders in Leningrad L. Nikolajews, obgleich sie dazu alle nötige Gelegenheit hatten.“ [212]
Trotzki schrieb in seiner Broschüre „Die Stalinbürokratie und die Ermordung Kirows“ dazu:
- „Als die Vorbereitung des terroristischen Anschlags mit Wissen der G.P.U. schon begonnen war, bestand Medwjeds (Leiter der leningrader G.P.U.) Aufgabe und die seiner Mitarbeiter durchaus nicht darin, die Verschwörer zu verhaften - das wäre zu einfach gewesen, nein, ... es galt noch eine Verbindung zwischen der Sinowjew-Kamenewgruppe und den leningrader Terroristen herzustellen. - Das ist keine so leichte Arbeit, sie erfordert Zeit, Nikolajew aber wollte nicht warten.“ [213]
Die Ermordung Kirows lieferte Stalin dann den Vorwand für die Politik der berüchtigten „Säuberungen“ (russisch „Tschistka“). Vom Gericht wurde daher das „Trotzkistisch-Sinowjewistisch-Terroristische Zentrum“ der Ermordung Kirows beschuldigt. [13] Von den 1966 Parteimitgliedern, die 1934 am „Parteitag der Sieger“ als Delegierte teilgenommen hatten, fielen 1108 Stalin zum Opfer, meist in öffentlichen Schauprozessen (Moskauer Prozesse) zum Tode verurteilt. Darunter auch 98 der 139 Funktionäre, die vom Parteitag zu Mitgliedern und Kandidaten des ZK gewählt wurden.[214]
Zwangskollektivierung der Landwirtschaft
Vorbereitung
Während Lenin die Kollektivierung der Landwirtschaft durch langwierige Überzeugung vertreten hatte, betrieb Stalin ab 1928 unnachgiebig die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft. Als Grundlage der landwirtschaftlichen Probleme nannte Stalin selbst am 28. Mai 1928 gegenüber Studenten der roten Professur der Kommunistischen Akademie und der Swerdlow-Universität die Tatsache, dass Lenin in der Oktoberrevolution 1917 das enteignete Land der Großgrundbesitzer den Kleinbauern gegeben hatte. Die Folge davon war eine Änderung der effektiven Großflächenbewirtschaftung hin zu einer uneffektiven Wirtschaftsweise kleiner Bauern.[215] Gegenüber dem Juli-Plenum des ZK der KPdSU vom 4.-12. Juli 1928 gab er dagegen an, Ursache sei die zunehmende Zerbröckelung der Landwirtschaft, ohne Lenins Verantwortlichkeit dafür anzuführen.[216]
Im Jahre 1921 kam es zu der tiefgreifenden Änderung der Politik gegenüber den Bauern in der Neuen Ökonomischen Politik (russisch abgekürzt NEP).[217] In der Plattform der Linken Opposition von 1927 wurde als eine Folge dieser Politik festgestellt, dass sich die Lage der Bauern verbessert habe, was aber zu einer Ruinierung der kleinen Bauernwirtschaften und einer Stärkung der Groß- und Mittelbauern führte.[218] Leidtragender dieser Maßnahme war also die Dorfarmut, die Stütze der KPdSU auf dem Land.[219] Diese Tendenz wurde unter Stalin noch verstärkt, denn auf dem XIV. Parteitag der KPdSU 1925 erklärte Bucharin:
- „Es muss den Bauern, muss allen Bauern gesagt werden: Bereichert euch, entwickelt eure Wirtschaft und fürchtet keine Unterdrückung.“[220]
Die Losung wurde allerdings im Oktober (zu dem Zeitpunkt, wo der Kampf zwischen den Fraktionen Sinowjew/Kamenew und Bucharin/Stalin begann) zurückgezogen.[221]
Der Vorschlag zur beschleunigten Kollektivierung kam dann bereits von Sinowjew und Kamenew und wurde schon 1926 von Nikolai Popow veröffentlicht.[222] Am 12. Oktober 1927 hatte dann Bucharin auf dem Moskauer Gouvernements-Kongress der Gewerkschaften einen forcierten „Angriff auf kapitalistische Elemente, in erster Linie auf das Kulakentum“ angekündigt.[223] Vergleiche dazu auch Trotzki in seiner bereits 1927 geschriebenen Broschüre Programm und Plattform der Linken Opposition im Kampf mit der Stalinfraktion, wo er, offenbar in Anlehnung an Bucharin, schrieb:
- „Das heutige Geschrei nach einer ‚verstärkten Attacke‛ auf die Kulaken, auf die wohlhabenden Bauern - auf dieselben Kulaken, denen sie gestern noch zuschrien: ‚Bereichert euch!‛ - kann die allgemeine Richtung nicht ändern.“ [224]
Der Plan zur Zwangskollektivierung muss also schon vor dem Beginn der Krise der Getreidebeschaffung gefasst worden sein, denn diese begann sich erst im Oktober zu entwickeln.[225]
Formaler Auslöser der Zwangskollektivierung war eine Krise der Getreidebeschaffung,[226] die zu einer umfassenden Wirtschaftskrise führe.[227] Obwohl schon auf dem XV. Parteitag der KPdSU Rykow und Mikojan darauf hinwiesen, dass der Rückgang der Getreidebeschaffung auf schlechte bzw. Missernten in einigen Gebieten zurückzuführen war[228] und obwohl Stalin selbst 1928 zugab, dass in der UdSSR nicht weniger Getreide als in den letzten beiden Jahren zuvor auf den Markt kam,[229] hält sich nach wie vor die auch von der linken Opposition vertretene These,[230] Ursache sei eine Weigerung der Kulaken gewesen, dem Staat Getreide zu verkaufen.[231] Die Kollektivierung richtete sich jedoch nicht nur gegen die Kulaken, sondern vor allem gegen die kleinen Bauern:
- „Das bedeutet erstens, dass man allmählich, aber unentwegt die individuellen Bauernwirtschaften, deren Produktion den geringsten Warenteil aufweist, zu Kollektivwirtschaften vereinen muss, deren Produktion den grössten Warenteil aufweist.“ [232]
Bucharin gab im Rahmen seines Prozesses 1938 bei seiner Befragung durch den Staatsanwalt Wyschinski zu, dass die Parteiführung die „Linie“ der „Offensive auf das Kulakentum“ gemeinsam festlegte. Andererseits stellte er die Sache so dar, dass dies erst 1928 zur „Überwindung der Schwierigkeiten“ (bei der Getreidebeschaffung, siehe unten) geschehen sei.[233] Dieses Datum ist jedoch definitiv falsch, denn kurz vor dem XV. Parteitag der KPdSU vom 2. bis 19. Dezember 1927 hatte auch Stalin schon im Politbüro einen Vortrag gehalten, dessen Grundthese die Beschleunigung der Kollektivierung der Landwirtschaft war.[234] Die Maßnahmen der Sowjetregierung gegenüber den Bauern waren also nicht defensiv, wie Bucharin behauptete, sondern offensiv. Es handelte sich um einen Bruch des Bündnisses zwischen Arbeitern und Bauern, das erst die siegreiche Revolution ermöglicht hatte.[235]
Ursachen
Worum ging es aber bei dem Plan der Parteiführung? Im Dezember 1927 hatte Stalin auf dem XV. Parteitag im politischen Rechenschaftsbericht des ZK besonders auf die Gefahr eines neuen Krieges hingewiesen.[236] Andererseits führte Stalin im November 1928 auf dem ZK-Plenum aus:
- „Es ist unmöglich, die Unabhängigkeit unseres Landes zu behaupten, ohne eine hinreichende industrielle Basis für die Verteidigung zu besitzen. Es ist unmöglich, eine solche industrielle Basis zu schaffen, ohne über die höchstentwickelte Technik in der Industrie zu verfügen.“ [237]
Auf diesem Plenum musste er aber auch eingestehen, dass die Technik in der UdSSR „furchtbar rückständig“ sei.[238] Die Schwierigkeit bestand darin, dass „die Nachfrage der wachsenden Städte und Industriezentren nach Warengetreide kolossal zunahm“,[239] andererseits aber die Industrie dem Dorf nicht genug Waren liefern konnte, um im Austausch dafür dieses Warengetreide zu erhalten. Die Ursache dafür sei die mangelnde Entwicklungsgeschwindigkeit der Industrie, die auf das mangelnde Akkumulationstempo zurückzuführen sei.[240] Angesichts der Tatsache, dass die UdSSR keine Kolonien ausplündere und keine Anleihen erhalte und wolle, wurden von Stalin als Hauptquellen der allein übrigbleibenden „inneren Akkumulation“ nur die Arbeiterklasse und die Bauernschaft genannt.[241]
Um das Problem zu lösen, wurden den Bauern zunächst neben den direkten und indirekten Steuern, die sie zu zahlen hatten, für ihre Waren zu geringe Preise bezahlt, die Industriewaren aber zu teuer verkauft.[242] Das wurde von Stalin am 9. Juli 1928 als „die Hauptquelle für die Entwicklung der Industrialisierung unseres Landes“ bezeichnet und behauptet, die Bauernschaft könne diese Bürde jahrelang tragen.[243] Um das Entwicklungstempo der Industrie aufrechterhalten zu können, hätte sich die Landwirtschaft schneller entwickeln müssen, als dies der Fall war.[244]
Die Lösung sah Stalin bereits 1927 allein in der zunehmenden Kollektivierung der Landwirtschaft.[245] Daher beschloss der XV. Parteitag im Dezember 1927 eine Resolution zur „Verstärkung der Offensive gegen die Kulaken“.[246] Im April 1928 erklärte Stalin dagegen schon etwas weitergehend, die NEP bedeute eine Verstärkung des Kampfes gegen „die kapitalistischen Elemente, darunter auch gegen das Kulakentum“.[247] Was Stalin darunter verstand, geht aus seiner Antwort an Frumkin vom 15. Juni 1928 hervor, in der er ein Zitat von Lenin aus dem Bericht vom III. Kongress der Komintern 1921 anführt, in dem Lenin die Bauernschaft „die letzte kapitalistische Klasse“ nannte.[248]
Da 1928 die auf Initiative Rykows vorgenommenen Berechnungen ergaben, dass der Ernteertrag an Weizen und Roggen noch geringer als im vergangenen Krisenjahr ausgefallen war, schien es unvermeidlich, das fehlende Getreide im Ausland zu kaufen. Dies hätte jedoch die geringen Devisenreserven der UdSSR aufgebraucht und zudem die Möglichkeit der Planerfüllung auf ein Minimum reduziert. Daher setzte Stalin den Beschluss der Parteiführung durch, den Ankauf von Getreide im Ausland abzulehnen.[249]
Seit dem Frühjahr 1928 wurden in der UdSSR zur Rationierung der Lebensmittel umfassend „Entnahmebüchlein“ eingeführt. Dieses System diente dazu, die für die Versorgung der gesamten Bevölkerung unzureichenden Lebensmittel für die Versorgung der Großstädte und der Streitkräfte zu sichern, die den Rückhalt der Sowjetmacht bildeten. Von der staatlichen Lebensmittelversorgung waren die Bauern und „nicht arbeitende Elemente“ ausgeschlossen.[250] Aber auch die Bedarfsquoten wurden allmählich immer weiter herabgesetzt. Es kam zu einer Hungersnot, von der die Dorfarmut am schwersten betroffen war. Es gab kein Viehfutter mehr und die Viehschlachtungen nahmen stark zu.[251]
Widerstand der Gemäßigten
Nachdem die linke Opposition 1927 von Stalin geschlagen worden war, ging der Widerstand gegen Stalins Kurs von den gemäßigten Kräften im Politbüro, Bucharin, Tomski, Rykow, teilweise unterstützt von Kalinin und Woroschilow,[252] aus. Einer der ersten, der Stalins Kurs kritisierte, war aber der stellvertretende Volkskommissar für Finanzen, M. I. Frumkin.
In seinem ersten Brief an die Parteiführung vom 15. Juni 1928 führte er an, dass die UdSSR aufgrund der außerordentlichen Maßnahmen zur Getreidebeschaffung nach dem XV. Parteitag [253] politisch und ökonomisch noch stärker geschwächt wurde, als dies schon vorher der Fall war.[254] Als Konsequenz schlug er eine Rückkehr zu den Beschlüssen des XIV. und XV. Parteitags vor [255], worunter er vor allem den Verzicht auf die außerordentlichen Massnahmen der Parteiführung gegen die Masse der Bauern verstand. Stalin verschickte seine persönliche Antwort auf den Brief Frumkins als Stellungnahme des Politbüros.[256]
Bucharin unterstützte in zwei Briefen an Stalin die Haltung Frumkins, indem er „eine von der Linie des XV. Parteitags abweichende Linie“ des Apparates des ZK feststellte, die die Partei ideologisch desorientiere, und verlangte eine Diskussion über allgemeine Fragen der Parteipolitik auf dem Plenum des ZK.[257] In der Politbürositzung, in der diese Frage behandelt wurde, verlas Bucharin eine gemeinsame Erklärung von ihm, Rykow und Tomski, in der ebenfalls die Aufhebung der außerordentlichen Maßnahmen, der Beschränkung des Marktes und die wirksame Unterstützung und Anregung der kleinen und mittleren Individualwirtschaften gefordert wurde. Molotow nannte diese Erklärung ein „parteifeindliches Dokument“.[258]
Stalin nahm den Gemäßigten im Politbüro den Wind aus den Segeln, indem er zur nächsten Sitzung am 2. Juli 1928 seinen eigenen Entwurf zu einer Resolution mitbrachte, die den Gemäßigten in vielen Punkten entgegenkam.[259] Auf dem folgenden Plenum des ZK vom 4. bis 12. Juli 1928 ging Stalin zum Angriff auf die Gemäßigten über, indem er das hohe Entwicklungstempo der Industrie verteidigte und alle Gegenargumente als „Kapitulation“ und „Panikmacherei“ bezeichnete.[260]
Bereits am 22. Juni 1928 hatte die ZKK im Einklang mit den Beschlüssen des XV. Parteitags 40 kapitulierende ehemalige Oppositionelle wieder in die Partei aufgenommen, darunter Sinowjew und Kamenew.[261] Noch während des Plenums traf sich Bucharin am 11. Juli 1928 mit Kamenew, den er über die wichtigsten innerparteilichen Ereignisse informierte, um ihn und Sinowjew für die Gemäßigten zu gewinnen. Kamenew machte sich über dieses Gespräch Notizen, um Sinowjew zu informieren.[262]
Im Sommer 1928 wurde vom Politbüro und vom Rat der Volkskommissare zusätzlich zum bereits laufenden Industriealisierungsprogramm ein Programm für Erneuerung bzw. Neubau einer modernen Verteidigungsindustrie beschlossen, das auf Kriegführung unter den Bedingungen einer Wirtschaftsblockade abzielte. Dafür wurden die Haushaltspläne aller Volkskommissariate und der Komintern gekürzt.[263]
Unter dem Eindruck der Schachty-Affäre kam es zu einem Niedergang der Arbeitsdisziplin; die Arbeiter kamen den Anordnungen der Verwaltung, der Ingenieure und Techniker nicht mehr nach. Die Steigerung der Produktion und der Arbeitsintensität wurde als konterrevolutionär betrachtet. Die Spezialisten befanden sich zwischen zwei Fronten, der Verwaltung und den Arbeitern, und zeigten keinerlei Initiative mehr. Hinzu kamen Arbeitsstillstand, Bummelei, Drückebergerei und Trunksucht (auch am Arbeitsplatz), die riesige Ausmaße annahmen und im August 1928 in vielen Industriegebieten die Lage bedrohlich werden ließen.[264]
Auf Anweisung der Regierung begaben sich im September Kommissionen und Bevollmächtigte in die Industriezentren, um die Direktoren der Fabriken unter Druck zu setzen.[265] Die Lage wurde so bedrohlich, dass der Rat der Volkskommissare im Oktober 1928 die Kürzung der Industriekredite und die Zurückstellung einiger großer Bauvorhaben beschloss. Der adminstrative Druck auf die Unternehmen stieg, ihre Leiter wurden zur Zusammenarbeit mit der GPU verpflichtet.[266]
Kampf in der Moskauer Organisation
Mitte September hielt N. A. Uglanow auf dem Plenum des Moskauer Parteikomitees und der Moskauer Kontrollkommission eine Rede über die äußerst schwierige Versorgungslage Moskaus, die harten Lebensbedingungen der Arbeiter und die Verzerrungen der Steuerpolitik auf dem Dorf. Daraus leitete er die Notwendigkeit einer stärkeren Entwicklung der Leichtindustrie und der Förderung der Landwirtschaft ab. Er vertrat damit deutlich die gemäßigte Position der Politbüromitglieder.[267]
Da die Moskauer Parteiorganisation von großer Bedeutung war, Stalin aber im Politbüro keine offenen personellen Maßnahmen durchsetzen konnte, begann man im ZK, Funktionäre der Moskauer Parteiorganisation vorzuladen und von ihnen Erklärungen gegen den „parteifeindlichen“ Charakter der Politik des Moskauer Komitees zu verlangen. Das Ergebnis war eine Anzahl von Erklärungen der „Aktivisten“, die gegen die Politik ihrer Führer protestierten. Infolge dessen fassten die Moskauer Rayonkomitees nacheinander Beschlüsse zur Absetzung der Sekretäre, die die gemäßigte Linie unterstützten.[268]
Am 18. Oktober 1928 wurde dem Politbüro das Ergebnis der gemeinsamen Sitzung des Sekretariats des ZK und des Moskauer Komitees mitgeteilt. Es sah sich vor vollendete Tatsachen gestellt, bestätigte die personellen Veränderungen, nahm aber das Moskauer Komitee in Schutz und verlangte die Einstellung des Kampfes in der Organisation. Stalin setzte aber sein Spiel hinter den Kulissen fort.[269]
Am 19. Oktober 1928 trat Stalin auf dem außerordentlichen Plenum des Moskauer Komitees und der Moskauer Kontrollkommission (MKK) auf. Er distanzierte sich zwar von den Angriffen auf das Moskauer Komitee, unterstützte aber die allgemeine Tendenz des Plenums.[270] Als man im Moskauer Komitee und der MKK sah, dass man keine wirksame Unterstützung erhielt, nahm man ungeachtet des Politbüro-Beschlusses seine Zuflucht zur „Selbstkritik“, sprach von begangenen „Fehlern“ und führte weitere personelle Konsequenzen durch.[271]
In der Parteipresse wurde eine Kampagne gegen eine nicht näher konkretisierte „Rechte“ in Gang gebracht, die bald das ganze Land erfasste.[272] Es kam in weiteren Gebieten zu einem Vorgehen gegen die „Rechten“. Auf das Gerücht der Gefahr eines Putsches der „Rechten“ wurden Verfügungen zu einer erneuten Säuberung des Kommandokorps der Armee und zur Kontrolle der Armee durch die GPU erlassen. Es kam zu Verhaftungen durch die GPU. Im November konnte Stalin N. A. Uglanow und seinen Stellvertreter W. A. Kotow offen ihrer Posten in der Moskauer Organisation entheben. Die Gemäßigten konnten zwar noch die Ernennung Uglanows zum Volkskommissar für Arbeit erreichen, aber ihr Einfluss war geschwächt und der Boden für ihre Niederlage bereitet.[273]
Während sich das Kräfteverhältnis im Land zu Stalins Gunsten verlagerte, blieb seine Lage im Politbüro schwierig.[274] Kalinin widersetzte sich aktiv einer Reihe von Stalins Maßnahmen. Woroschilow informierte die Führung über die infolge der Bauernpolitik schwierige Lage in der Armee und machte seine Kritik auch öffentlich. Stalin verlangte seine Maßregelung, das Politbüro verweigerte dies aber. Kalinin vermittelte zwischen Stalin und Woroschilow, worauf sich die Situation etwas entspannte.[275]
In Vorbereitung auf das nächste ZK-Plenum musste Stalin taktieren. Er übertrug Rykow das Grundsatzreferat über die Kontrollziffern der Volkswirtschaft. Damit war Rykow gezwungen, die gemeinsame Position, der die Vorschläge Stalins zugrunde lagen, zu verteidigen und im Zentrum der Auseinandersetzung standen nicht Stalins Vorschläge, sondern Rykows Gegenvorschläge. In der entbrennenden Auseinandersetzung machten die Stalin-Anhänger unwesentliche Zugeständnisse. Die Gemäßigten verlangten daraufhin die Einstellung der Kampagne gegen die Rechtsabweichung, die Aufhebung einiger personeller Änderungen und des Kampfes in der Moskauer Organisation. Stalin erreichte, dass dies einer Kommission zur Behandlung übertragen wurde. Daraufhin traten Rykow, Bucharin und Tomski zurück.[276]
Da über die Wirtschaftsfragen Übereinstimmung erzielt worden war, wollte die Mehrheit keinen neuen Streit. Stalin versprach Zugeständnisse und die Gemäßigten zogen sich zurück.[277] Der Rücktritt Rykows, Bucharins und Tomskis wurde zurückgenommen.[278] Der Streit blieb im Rahmen des Führungsgremiums und Stalin konnte mit der reibungslosen Billigung seiner Politik durch das Plenum des ZK rechnen. Auf dem vom 16. bis 24. Oktober 1928 tagenden Plenum des ZK waren Bucharin und Tomski zumeist abwesend.[279]
Einzig Frumkin trat erneut auf und verteilte einen Brief an die Mitglieder des ZK und der ZKK.[280] Darin sprach er von einer „Degradation“ der Landwirtschaft und stellte fest, dass „wir die Produktion der Kulakenwirtschaften nicht stören dürfen.“ [281] Stalin polemisierte gegen Frumkin, „dass der Kulak bei der Entwicklung seiner Ausbeuterwirtschaft“ nicht gestört werden solle, was eine rechte Abweichung zu bürgerlich-liberalen Parolen bedeute. Weiter warf er Frumkin vor, dass dieser für die Neubauten der Industrie nur 650 Millionen Rubel bewilligen wollte, während der Volkswirtschaftsrat 825 Millionen beantragt und die Staatliche Plankommission 750 Millionen veranschlagt hatte.[282]
Entwicklung des Fünfjahrplans
Stalin war sich darüber im Klaren, dass seine Politik der schnellen Industrialisierung auch den Widerstand breiter Bauernschichten heraufbeschwören würde, daher hatte er einen verstärkten Druck auf die Bauern in sein Kalkül mit einbezogen. In diesem Zusammenhang entwickelte er zur ideologischen Begründung die These von der mit dem Fortschritt des Sozialismus notwendigen „Verschärfung des Klassenkampfes“.[283] Um den Druck auf das Dorf zu vermindern, versuchten die Gemäßigten, durch Änderungen der Konzessionspolitik ausländisches Kapital anzulocken.[284] Diese Versuche scheiterten jedoch und führten im Falle Deutschlands zu einer zusätzlichen Belastung.[285]
1928 kam es zu einer Missernte bei Roggen und Weizen, in anderen Gebieten bei Kartoffeln, die die Lage bedrohlich werden ließ.[286] Trotz der entgegen den Beschlüssen des Plenums des ZK [287] von den örtlichen Organen weiter durchgeführten Zwangsmaßnahmen [288] machte die Getreidebeschaffung keine Fortschritte. Da die Regierung die Zwangsmaßnahmen ablehnte, wichen sie verstärkt auf die Steuerpolitik und die Gründung von Kolchosen aus.[289]
Infolge dessen verringerten sich die Anbauflächen für Wintersaat selbst nach der beschönigten Statistik um durchschnittlich 3 %, in der Ukraine und im Nordkaukasus um mehr als 10 %. Auch der Viehbestand ging zurück.[290] Es kam zu Unruhen und zu einem bedrohlichen Anstieg der Morde an lokalen Vertretern der Staatsmacht. Daraufhin wurde eine Verfügung erlassen, die Mörder ohne Möglichkeit der Berufung sofort zur Höchststrafe zu verurteilen und das Urteil in der gesetzlichen Frist zu vollstrecken.[291] Die GPU erhielt Handlungsvollmacht und den Auftrag, bei der Getreidebeschaffung und Steuereintreibung mitzuwirken.[292] Ihre personelle Stärke auf dem Land wurde erhöht.[293]
Nachdem der Zentralrat der Gewerkschaften Mitte 1928 eine weitere Entrechtung der Arbeiter und der Gewerkschaft abgelehnt hatte, setzte Stalin im Dezember im Politbüro den Beschluss durch, den Zentralrat der Gewerkschaften durch neu hinzukommende Mitglieder zu „festigen“. Tomski, der dadurch L. M. Kaganowitsch als zweiten Gewerkschaftsführer an seine Seite gestellt bekam, reichte am 28. Dezember 1928 im ZK seinen Rücktritt ein, der vom Politbüro abgelehnt wurde. Gleichzeitig wurden von Gebietsparteikomitees, zweifellos auf Weisung Stalins, Gewerkschaftsfunktionäre ihrer Posten enthoben. Tomski weigerte sich, seine Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen und suchte eine grundsätzliche Entscheidung.[294]
Gleichzeitig wollte Stalin aber im ersten Fünfjahrplan die Situation durch einen „Sprung nach vorn“ grundsätzlich ändern.[295] Im Dezember 1928 gab Kuibyschew Details der Projektierung des Fünfjahrplans bekannt. Danach sollte die Produktion in diesem Zeitraum auf das Zweieinhalbfache gesteigert werden.[296] Die Anlageinvestitionen sollten sich nach der letzten Planvariante von 26,5 auf 64 Milliarden Rubel steigern, davon in der Industrie von 4,4 auf 16,4 Milliarden Rubel, wovon bis zu 78 % in die Schwerindustrie fließen sollten.[297] Erleichternde Faktoren wurden durch die ununterbrochene Erhöhung der Pläne zunichte gemacht, die mit Gewalt und administrativem Druck durchgesetzt wurden. Zuletzt wurde von Stalin die Losung „Erfüllung des Fünfjahrplans in vier Jahren“ ausgegeben.[298] Angesichts dieser Tatsachen schrieb Michal Reiman, dies bedeutete
- „... unweigerlich ein Programm des totalen Ignorierens des menschlichen Faktors und menschlicher Bedürfnisse, das vor keinerlei moralischem, materiellem oder menschlichem Verlust zurückschreckte. ... Hier lag ein völliger Bruch mit dem Sinn und dem Wesen der sozialistischen Gesellschaftslehre.“ [299]
Zum Jahreswechsel erreichte die Getreidebeschaffung 61 % des Plans, ging dabei aber bereits auf Kosten des Eigenbedarfs der Bauern. Ein Teil des Getreides kam auf Umwegen ins Dorf zurück. Der Rat der Volkskommissare sah sich gezwungen, zur Besserung der Lage in 76 Rayons der Südukraine die jämmerliche Summe von 24 Millionen Rubel zu bewilligen.[300] Nach Angaben Rykows gab es im Frühjahr 1929 auf dem privaten Markt je nach Gebiet einen Preisanstieg um das Vier- bis Zehnfache.[301] Aber auch im staatlichen und genossenschaftlichen Handel kam es zu Preissteigerungen, die nicht durch Lohnerhöhungen aufgefangen wurden. Rohstoffmangel und zu geringe finanzielle Mittel führten in der Industrie zu Produktionsausfällen.[302]
Da die Bauern den Winter und das Frühjahr hungernd durchgestanden hatten, bestand in mehreren Gebieten die Gefahr, dass das Saatgut entweder aufgegessen oder an das Vieh verfüttert würde.[303] Die aufgrund der außerordentlichen Maßnahmen 1928 bewirkte verstärkte Ausplünderung des Dorfes wurde auf der Grundlage des Verwaltungs- und Zwangsapparates dauerhaft verankert.[304] Dies waren die Umstände, unter denen ein größerer Teil der Mittelbauern sein Heil im Eintritt in die Kolchosen sah.[305] Aber während das Land hungerte und verhungerte, exportierte Stalin munter Getreide:
- 1929 13 Millionen Doppelzentner
- 1930 48,3 Millionen Doppelzentner
- 1931 51 Millionen Doppelzentner und noch 28 Millionen Doppelzentner, als der Hunger allgemein wurde.[306]
Vorbereitung des Endes der Gemäßigten
Mitte Januar 1929 wurde Trotzki gegen den Widerstand Rykows, Bucharins und Tomskis zwangsweise aus der UdSSR ausgebürgert und in die Türkei gebracht.[307] Etwa gleichzeitig vollzog Stalin in seiner Politik eine unerwartete Wendung. Er räumte nunmehr eine steuerliche Überbelastung der Bauern, den Umfang der Übergriffe und die Gefährdung der landwirtschaftlichen Tätigkeit ein. Das Politbüro beschloss einstimmig Steuererleichterungen für die Mittelbauern und sah Erleichterungen für Bauern vor, die ihre Arbeitsmethoden verbesserten und die Anbauflächen erweiterten. Gesetzesübertretungen wurden scharf verurteilt und mit Strafandrohungen belegt. Es wurden Schritte zur Sicherung der Aussaat unternommen, um die Ernte des neuen Jahres zu retten.[308]
Am 21. Januar 1929 hielt Bucharin eine Rede zum 5. Todestag Lenins, in der er unter anderem ausführte, die Industrialisierung dürfe sich nicht auf die Verschwendung von Reserven, die Emission von Banknoten und die Überbesteuerung des Dorfes gründen. Der richtige Weg sei die qualitative Verbesserung der Arbeit und ein entschiedener Kampf gegen unproduktive Ausgaben.[309]
Doch dann geschah etwas Unerwartetes. In Moskau verbreitete die linke Opposition ein Flugblatt mit der Unterredung, die während des Juli-Plenums des ZK zwischen Bucharin und Kamenew stattgefunden hatte. Bucharin und Kamenew wurden vor die ZKK gerufen und mussten die Richtigkeit der Angaben des Flugblatts bestätigen. Damit hatte Stalin den Beweis der „Fraktionsmacherei“ der Gemäßigten.´[310] Die gesamte Führung erließ sofort weitere Maßnahmen zur Unterdrückung der Opposition. Hunderte von Oppositionellen wanderten in die Gefängnisse. Innerhalb des Politbüros wurde durch Stalins neuen Kurs erneut ein Keil zwischen Kalinin und Woroschilow einerseits und Rykow, Bucharin und Tomski andererseits getrieben.
Am 30. Januar 1929 wurde auf der Sitzung des Politbüros und der ZKK über das Verhalten Bucharins und damit auch über das Rykows und Tomskis diskutiert. Bucharin erklärte mit Unterstützung Rykows und Tomskis unter anderem, die Industrialisierung werde mit einer Politik der „militärisch-feudalen Ausbeutung der Bauernschaft“ betrieben und in der Partei werde die Demokratie abgeschafft und „die Bürokratie von oben ernannter Sekretäre“ gefördert.[311] Auf dieser Sitzung wurde eine Kommission gebildet, die Bucharin den Vorschlag machte, die Unterredung mit Kamenew als „Fehler“ zuzugeben und sich von seiner Erklärung zu distanzieren. Bucharin lehnte ab, weil dies an der entstandenen Situation nichts geändert und Stalin nur die Möglichkeit gegeben hätte, in nächster Zukunft mit den Gemäßigten abzurechnen.[312]
Unterwerfung der Arbeiter
Obwohl das Hauptaugenmerk den Bauern galt, waren sie nicht die einzigen Leidtragenden dieser Politik Stalins. Im ersten Halbjahr 1928/29 erreichte die Industrie die Planvorgaben bezüglich der Arbeitsproduktivität und Selbstkosten nicht.[313] Im Januar 1929 begann daher eine Kampagne zur „Steigerung der Arbeitsdisziplin“, in der die sowjetischen Arbeiter als „Faulenzer“, „Trinker“, „Bummelanten“ und „Rowdys“ bezeichnet wurden.[314] Anfang 1929 wurde eine Reihe von Schauprozessen gegen Arbeiter wegen „Rowdytums“ und gegen leitende Wirtschaftsfunktionäre und Arbeiter wegen „Antisemitismus“, an dessen Entstehung sie die Hauptschuld haben sollten, durchgeführt.[315] Damit wurde das Klima geschaffen, die Errungenschaften der Revolution in den Betrieben abzuschaffen. Auf dieser Grundlage kam es zu der folgenden Entwicklung:
- Am 2. Februar 1929 wurden die Betriebsleiter allein persönlich verantwortlich für die Betriebe, die Gewerkschaften verloren ihr Mitspracherecht bei der Personalernennung.
- Am 6. Februar 1929 erhielt die Verwaltung das Recht, ohne Mitwirkung der Gewerkschaften Strafen zu verhängen oder Entlassungen vorzunehmen.
- Am 17. März 1929 schrieb das Volkskommissariat der Justiz den Gerichten unter genauer Festlegung von Ausnahmen vor, Klagen der Arbeiter gegen ungerechtfertigte Strafen und Entlassungen abzulehnen.
- Am 26. März 1929 erließ der Zentralrat der Gewerkschaften die Direktive an die Gewerkschaftsorgane, die erweiterten Rechte der Verwaltung sicherzustellen und sie in ihren Maßnahmen zur Hebung der Arbeitsdisziplin zu unterstützen, außerdem den Arbeitern die gewerkschaftliche Verteidigung vor Gericht zu verweigern.
- Wirtschaftliche und gewerkschaftliche Organe, die sich gegenüber den Arbeitern zu nachgiebig zeigten, wurden mit Sanktionen bedroht.
- Neben den bereits vorher angewandten geteilten Schichten, bei denen die Arbeiter zweimal am Tag zur Arbeit gehen mussten, wurde am Ende des Wirtschaftsjahres die ununterbrochene Arbeitswoche eingeführt.[316]
- Im Mai 1929 wurde unter der Parole des „sozialistischen Wettbewerbs“ ein System der gegenseitigen Antreiberei entwickelt.[317]
Ende der Gemäßigten
Am 9. Februar 1929 wiederholten Bucharin, Rykow und Tomski auf der Sitzung des Politbüros und des Präsidiums der ZKK ihre Beschuldigungen gegen Stalin und lehnten eine Weiterarbeit auf der Grundlage von Stalins bisherigem Kurs ab. Daraufhin wurde ihre Haltung als „Rechtsabweichung“ bezeichnet und Bucharins und Tomskis Weigerung, ihre Amtsgeschäfte fortzuführen, verurteilt.[318] Mitte März 1929 begann eine eineinhalb Monate dauernde Zeitungskampagne gegen die „Rechten“.[319] In diesem Zusammenhang wurde auch der neue Begriff der „Doppelzüngigkeit“ verbreitet, der eine angeblich von einigen Parteimitgliedern angewandte Verbindung der öffentlichen Unterstützung der Parteipolitik mit einem Untergrundkampf gegen die Führung bezeichnete. Damit konnte jedes Parteimitglied verdächtigt und Opfer der GPU werden.[320] Auf dem April-Plenum des ZK und der ZKK wurden Bucharin, Tomski und Rykow offen als Träger der „rechten Gefahr“, der „rechten Opposition“ in der Partei hingestellt. Gleichzeitig wurde die Kompetenz Bucharins als Theoretiker untergraben.[321] Im Ergebnis dieses Plenums wurden
- die Ansichten der Bucharingruppe im Politbüro insgesamt verurteilt,
- die Verhandlungen Bucharins mit Kamenew „als krassester Ausdruck der Illoyalität und des fraktionellen Charakters der Bucharingruppe“ verurteilt,
- die Rücktrittspolitik Bucharins und Tomskis als „grobe Verletzung“ der Parteidisziplin verurteilt,
- Bucharin seines Postens in der Komintern, Tomski seines Postens im Zentralrat der Gewerkschaften enthoben und gewarnt, dass das ZK sie bei der geringsten Missachtung der Beschlüsse des ZK auch aus dem Politbüro ausschließen werde,
- Maßnahmen gefordert, bei öffentlichen Auftritten von Mitgliedern und Kanddaten des Politbüros Abweichungen „von der Parteilinie, den Beschlüssen des ZK und seiner Organe“ auszuschließen (dies bedeutete die Unterwerfung der Politbüromitglieder unter den Generalsekretär),
- Maßnahmen gefordert, dass in allen Printmedien „die Linie der Partei und die Beschlüsse ihrer leitenden Organe voll und ganz vertreten werden“ (also schärfere Pressezensur),
- gegen diejenigen, die „die Vertraulichkeit der Beschlüsse der Partei, ihres ZK, ihres Politbüros“ missachten, Maßnahmen bis zum Ausschluss aus dem ZK und der Partei festzulegen,
- „Die Resolution des vereinigten Plenums des ZK und der ZKK zu den innerparteilichen Fragen“ „allen Organisationen der Partei und den Delegierten der XVI. Konferenz zuzustellen“, aber vorläufig nicht zu veröffentlichen.
Nach Stalins Meinung war es zu dieser Zeit nicht nötig, „Bucharin und Tomski unverzüglich aus dem Politbüro des ZK auszuschließen“, wie es angeblich „einige Genossen“ gefordert hatten.[322]
Damit wurde Stalin faktisch Diktator.
Zusätzlich entfesselte Stalin auf diesem Plenum unter dem Motto „Schachty-Verbrecher“ hätten sich „in allen Zweigen“ der Industrie versteckt, die Hetzjagd auf die Intelligenz.[323]
Rykow wurde im Mai 1929 als Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der RSFSR abgesetzt. Das Amt übernahm der sibirische Parteisekretär S.I. Syrzow, ein Günstling Stalins. Rykow blieb zunächst Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der UdSSR. Bucharin wurde ebenfalls noch 1929 auf Beschluss des Novemberplenums des ZK aus dem Politbüro entfernt. Tomski wurde auf dem XVI. Parteitag der KPdSU im Juni/Juli 1930 nicht wieder ins Politbüro gewählt. Sowohl Rykow als auch Syrzow wurden im Dezember 1930 entgültig aus der Führung entfernt.[324]
Folgen des Scheiterns
A.M. Iwanow schreibt in seinem Buch „Logik des Alptraums“ über die „Rechte Opposition“:
- „Allerdings litten die Zielsetzungen der ‚rechten Opposition‛ an einem wesentlichen Mangel aus Sicht der nationalen Interessen. Sie verlangten, das Tempo der Industrialisierung zu drosseln und die Leichtindustrie stärker zu entwickeln als die Schwerindustrie. Wenn man von den unmittelbaren Bedürfnissen des Volkes in jener Zeit ausgeht, waren diese Forderungen vollauf gerechtfertigt. Doch für die weitere Perspektive waren sie gefährlich, weil sie die Existenz des Staates in Frage stellten.“
Die Sowjetunion wäre 1941 zerquetscht worden, „wenn die ‚rechte Abweichung‛ die Oberhand gewonnen hätte“.[325]
Nachdem Stalin bereits 1928 auf dem Juliplenum des ZK gedroht hatte, es sei „falsch zu glauben, dass das Ziel des Zusammenschlusses“ [der Arbeiter und Bauern] „... in der Aufrechterhaltung der Bauernklasse bestehe“,[326] erklärte er am 27. Dezember 1929 vor marxistischen Agrarwissenschaftlern, dass die KPdSU „in letzter Zeit von der Politik der Einschränkung der Ausbeutertendenzen des Kulakentums zur Politik der Liquidierung des Kulakentums als Klasse übergegangen“ sei. [327] In dem Zusammenhang sprach er davon, dass „die Enteignung der Kulaken in den Gebieten mit durchgängiger Kollektivierung“ (dem Zusammenhang nach war gemeint: die durchgängig kollektiviert werden sollten, siehe das Folgende) „... ein Bestandteil der Bildung und Entwicklung der Kollektivwirtschaften“ sei.[328] Zugleich verbot er die Aufnahme von Kulaken in die Kollektivwirtschaften.[329] Zum 1. Januar 1930 gelang es dem Apparat, wiederum auf der Grundlage außerordentlicher Maßnahmen, die volle Erfüllung des Getreidebeschaffungsplanes zu erreichen.[330]
Im Gefolge der Maßnahmen, in deren Zusammenhang die Kollektivierung stattfand, kam es 1933 zu einer riesigen Hungersnot in den Gebieten, „in denen Ende 1932 die ZK-Kommissionen wüteten.“[331] Sie kostete mehreren Millionen Menschen das Leben, jedoch sind genaue Opferzahlen nicht bekannt. Iwanow sprach von vier bis zehn Millionen Toten,[332] Anton Antonow-Owssejenko unter Berufung auf „erfahrene Statistiker“ von 22 Millionen Toten.[333] In der Zeit der Zwangskollektivierung sank der Rinderbestand in der UdSSR zwischen 1928 und 1934 um die Hälfte.[334] Die Getreideproduktion erreichte erst 1937 wieder das Ausmaß von 1927.[335] Mehr als zwanzig Jahre danach nannte Stalin die Zwangskollektivierung eine „Revolution von oben, auf Initiative der bestehenden Macht mit Unterstützung der Hauptmassen der Bauernschaft“.[336]
Schauprozesse
Seit der Zerschlagung der Linken Oposition 1927 hatte die GPU die Vollmacht, auch auf allen Ebenen innerhalb der Partei und in der Armee tätig zu werden.[337] Ihre Tätigkeit lief meist darauf hinaus, dass die verdächtigten Personen zumindest verhaftet und gefoltert, häufig aber auch direkt erschossen wurden. Es waren aber auch Denunziationen an der Tagesordnung, die ein Klima gegenseitigen Misstrauens schufen. [338] Die von der GPU verwendeten Straftatbestände wegen antisowjetischen Verhaltens, trotzkistischer oder anderer Opposition gegen die KPdSU waren Tatbestände nach §§ 15 und 58 des Strafgesetzbuches der UdSSR, die die rechtliche Grundlage für die Verfolgungen bildeten.[339] Am 1. Dezember 1934 (dem Tag der Ermordung Kirows, siehe den Abschnitt Kampf um die Macht) schrieb ein Erlass des ZEK der UdSSR für Terroristenprozesse ein militärisches Schnellgerichtsverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ohne Verteidiger, ohne Berufungsrecht, mit sofortiger Vollstreckung des Urteils vor. Beim Moskauer Prozess von 1936 wurde von diesem Erlass eine Ausnahme gemacht und formell waren eine öffentliche Verhandlung, Verteidiger, die Berufung ans ZEK erlaubt.[340]
Beim ersten der drei großen Schauprozesse 1936 wurden unter anderem Sinowjew und Kamenew zum Tod durch Erschießen und zur Beschlagnahmung ihres gesamten persönlichen Eigentums verurteilt.[341] Zur Last gelegt wurde den Angeklagten neben konterrevolutionärer Tätigkeit die Vorbereitung von Anschlägen und die durchgeführte Ermordung Kirows (die bereits Gegenstand des vorhergehenden Verfahrens gegen das Moskauer Zentrum am 15. und 16. Januar 1935 gewesen war, in dem die Angeklagten rechtskräftig verurteilt worden waren), sowie ihre Beziehung zu Trotzki.[342] Der erste Moskauer Prozess von 1936 sollte faktisch eine Revision des ersten Verfahrens von 1935 sein, in dem die Angeklagten Sinowjew, Kamenew usw. zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren, da neues Beweismaterial aufgetaucht sei.[343] Diesem formalen Anspruch wurde das Gericht in seiner Verhandlungsführung aber keineswegs gerecht. Der Sohn Trotzkis, Leo Sedow, schrieb daher zu Recht:
- „Man sollte meinen, das Gericht müsste also von den Unterlagen des ersten Prozesses ausgehen, von dessen gesamter ‚Struktur‛, erweitern und ergänzen, was bisher nicht ‚erbracht‛ worden war, offen - mit Darlegung der Gründe - den ‚Fehler‛ des ersten Prozesses richtigstellen.
- Nichts von alledem! Das Gericht hat nichteinmal versucht, den Zusammenhang ... zwischen dem ersten und dem zweiten Prozess herzustellen.“ [344]
Im September 1936 hielt Bucharin auf einer ZK-Sitzung eine dreistündige Rede gegen Stalin, in der er ausführte:
- „Ja, es besteht tatsächlich eine ungeheuerliche Verschwörung gegen die Partei und den Staat. Die Verschwörer sind Stalin und Jeshow. Stalin will sich die absolute Macht über die Partei und den Staat anmaßen, und um das zu erreichen, muss er rücksichtslos alle Hindernisse niederreiten. Darum sollen wir eliminiert werden. Doch um uns zu eliminieren, müssen sie die Waffen des Betrugs, der Lüge und der Provokation gebrauchen. Unter dem Druck des politischen Terrors und unerhörter Foltermethoden werden alte Parteimitglieder zu Aussagen gepresst, die nichteinmal Sie ihnen glauben. Eine Schar von bezahlten Informanten, angefangen von Radek bis hinunter zum gemeinen Verbrecher, steht Ihnen [345] zu Diensten. Sie brauchen das Blut von Bucharin und Rykow, um den Staatsstreich auszuführen, den sie schon seit langem planen und den ihr Polizeiapparat vorbereitet ... Ich sage, die Partei und das Zentralkomitee müssen zu den Traditionen zurückkehren, die zu Lenins Zeit bestanden. Die Polizeiverschwörer müssen zur Ordnung gerufen werden. Heute wird das Land nicht von der Partei, sondern vom NKWD regiert, und der Staatsstreich wird nicht von den Bucharinisten, sondern vom NKWD vorbereitet.“ [346]
Aufgrund dieser Rede soll sich das ZK schützend vor Bucharin gestellt haben.[347]
In den zwei darauffolgenden Prozessen 1937 und 1938 ging man zu Selbstdenunziationen über, bei denen sich die Angeklagten, welche vorher durch Folter eingeschüchtert worden waren,[348] meist uneingeschränkt schuldig bekannten. Eine Strafminderung erhielten sie dafür aber nicht, sondern wurden dennoch zum Tode verurteilt. Auch der Versuch Bucharins, im Prozess von 1938 die Hauptverantwortung auf sich zu nehmen und damit das Strafmaß der anderen Beteiligten zu senken, [349] misslang.
1937 wurde auch die große Verschwörung im Militär entdeckt, der u. a. angeblich der Marschall Tuchatschewski angehörte.[350] Nach Walter Schellenberg lieferte der Sicherheitsdienst der SS gefälschtes Belastungsmaterial gegen Tuchatschewski und seine Mitarbeiter. Es gibt zwar keine Dokumente, die diese Version belegen, sie wurde aber Jakob Moneta zufolge von dem tschechoslowakischen Präsidenten Benesch bestätigt. Moneta schreibt dazu:
- „Die Gestapo machte sich die Verwirrung, die im Kreml nach den Prozessen herrschte,[351] zunutze und spielte der russischen NKWD ‚Geheimdokumente‛ in die Hand, die bewiesen, dass der russische Generalstab mit ihr in Verbindung stand. Dies führte zur Liquidierung des russischen Generalstabs und 6000 russischer Offiziere, was hinterher die Erfolge der Nazi-Armee bei ihrem Einmarsch in die Sowjet-Union ganz beträchtlich erleichterte.“ [352]
Auf dem XXII. Parteitag der KPdSU wurde dies auch von Chruschtschow bestätigt [353] und ebenso in dem Film Canaris (BRD 1954) verwendet, dem zufolge Canaris eine Teilnahme an dem Komplott ablehnte. Es setzte jedenfalls eine umfassende Säuberung in Kreisen des sowjetischen Militärs ein, der 3 Marschälle, 13 Armeegeneräle und 62 Korpskommandeure zum Opfer fielen. Zur neuen Militärspitze gehörte nun u. a. Timoschenko.
Roy Medwedew geht in seinem Buch Zum Gericht der Geschichte davon aus, dass in der Zeit der Säuberungen insgesamt etwa vier bis fünf Millionen Menschen Repressalien unterworfen waren, von denen etwa 500.000 erschossen wurden. Später revidierte er diese Zahlen auf sieben Millionen, von denen etwa eine Million erschossen wurde.[354] Das Ergebnis der Säuberungen war, dass Stalin nach 1938 wirklich die absolute Macht im Staatsapparat der Sowjetunion innehatte. Unter Gorbatschow wurden dann ab 1987 Bucharin, de facto sogar der tabuisierte Trotzki (aber nur als „Held und Märtyrer“, Iswestija), dessen Sohn Sergej Sedow und weitere Opfer und Gegner des Stalinismus, wie Sinowjew, Kamenew, Sokolnikow, rehabilitiert. Umstritten bleibt in der Forschung, inwieweit die Verfolgungen von zum Teil treuen Anhängern einen rationalen Kern hatten, oder ob man von reinen Wahnvorstellungen Stalins reden muss. Eine amerikanische Untersuchungskommission unter der Leitung des liberalen Philosophen Professor Dewey kam nach eingehender Untersuchung der Prozesse zu dem Ergebnis, dass
- „die Moskauer Prozesse vom August 1936 und Januar 1937 den Höhepunkt einer Reihe von Unterdrückungsmassnahmen bedeutete, die gegen eine politische Opposition gerichtet waren.“ [355]
Stalin selbst bestätigte dies in seinem Rechenschaftsbericht an den XVIII. Pateitag 1939, wo er ausführte:
- „Nachdem die Partei die Volksfeinde vernichtet und die Partei- und Sowjetorganisationen von entarteten Elementen gesäubert hatte, wurde sie noch einheitlicher in ihrer politischen und organisatorischen Arbeit, schloss sie sich noch fester um ihr Zentralkomitee zusammen. (Stürmischer Beifall. Alle Delegierten erheben sich von ihren Plätzen und bereiten stehend dem Berichterstatter eine Ovation. Rufe: ‚Dem Genossen Stalin, Hurra!‛, ‚Es lebe Genosse Stalin!‛, ‚Es lebe das Zentralkomitee unserer Partei! Hurra!‛).“ [356]
Alexander Solschenitzyn fasste in seinem „Archipel Gulag“ zusammen:
- „Für so eine Säuberung hat es eines Stalins bedurft, aber doch auch einer solchen Partei: Die da an der Macht standen, waren - in der Mehrzahl - bis zum Augenblick der eigenen Verhaftung mit dem Einsperren anderer unbarmherzig bei der Hand; willfährig und denselben Instruktionen folgend, vernichteten sie ihre Mitmenschen, lieferten jeden gestrigen Freund oder Kampfgenossen nach Belieben dem Henker aus. Und kein prominenter Bolschewik von denen, die heute mit dem Nimbus der Märtyrer gekrönt sind, hatte es verabsäumt, sich auch als Henker anderer Bolschewiki zu betätigen (davon ganz zu schweigen, dass sie allesamt Henker der Parteilosen waren).“ [357]
Nach dem Ende der Tschistka und der Ersetzung des NKWD-Chefs Jeschow, der wie sein Vorgänger Jagoda hingerichtet wurde, durch Lawrenti Beria, wurden die willkürlichen Verhaftungen zwar nicht gestoppt, die verhafteten Menschen wurden aber meist zu Haftzeiten in Straflagern verurteilt, deren Dauer zehn, und durch eine Gesetzesänderung im Jahr 1949, 25 Jahre betrug.
Wichtige Mitarbeiter Stalins waren Lasar Kaganowitsch, der Volkskommissar für innere Angelegenheiten, NKWD-Chef Lawrenti Beria, Trofim Lyssenko, Michail Kalinin, Kliment Woroschilow, Andrei Andrejew und Andrei Schdanow, Molotow.
Personenkult
Unter dem Begriff Personenkult wurde seit dem XX.Parteitag der KPdSU die Kritik an Stalin formuliert, ohne dessen Namen öffentlich direkt zu nennen. Dieser Personenkult entstand etwa Anfang 1929 im Gefolge der Auseinandersetzungen um Stalins „Sprung nach vorn“ in der Industrialisierung mit der „rechten Opposition“ innerhalb der Führung. In diesem Zusammenhang gelang es Stalin erstmals, eine eigene politische Linie (der skrupellosen maximalen Industrialisierung auf Kosten der Arbeiter und Bauern) zu entwickeln, woraufhin der Apparat Stalin mit dem „Nimbus des unfehlbaren Parteitheoretikers und Politikers“ versah.[358] Der damit beginnende Personenkult äußerte sich später unter anderem in der Kunst, insbesondere in Lobpreisungs- und Ergebenheitswerken der Literatur und der bildenden Kunst. Dabei kam es unter anderem zu Ergüssen wie zum Beispiel:
Selbst ein Mann wie Tolstoi schrieb über Stalin:
Der Personenkult zeigte sich auch in einer allgegenwärtigen öffentlichen Präsenz Stalins. So wurden in fast allen Sowjetrepubliken und Ostblockstaaten einige Städte in Stalinstadt umbenannt, daneben öffentliche Gebäude, Werke, Sportstätten, Straßen (einige Berühmtheit erlangte die Stalinallee) und anderes mehr.
Zum Personenkult gehörte auch die Umfälschung der Geschichte der KPdSU in der Geschichte der kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki)Kurzer Lehrgang und in anderen Werken der sowjetischen Literatur.
Eine Seite des Personenkultes, die nicht nur die Person Stalins betrifft, beschreibt Enrique Castro Delgado in Bezug auf eine Versammlung der Komintern vom 24. August 1939 (einen Tag nach Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes):
- „Wilkow, der Sekretär der Parteiorganisation der Komintern erhebt sich mit einem Papier in der Hand...
- - Genossen, wir schlagen jetzt das Ehrenpräsidium vor.
- Eine Pause.
- Wilkow. - Genosse Stalin...
- Wir stehen auf und applaudieren wie verrückt. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Molotow...
- Wir erheben uns und applaudieren etwas weniger. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Woroschilow...
- Wir erhenben uns und applaudieren wie vorher. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Kalinin...
- Wir stehen auf und applaudieren ein bisschen weniger. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Andrejew...
- Wir stehen auf und applaudieren genau wie vorher und setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Kaganowitsch...
- Wir stehen auf und applaudieren etwas weniger. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Mikojan...
- Wir stehen auf, applaudieren etwas weniger und setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Chruschtschow...
- Wir stehen auf, applaudieren genau wie vorher und setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Berija...
- Wir stehen auf, applaudieren wie rasend. Wir setzen uns.
- Wilkow. - Genosse Schwerenik...
- Wir stehen auf und applaudieren ein wenig. Wir setzen uns.
- Und so haben wir unser Ehrenpräsidium. Ich schnappe nach Luft, trockne mir den Schweiss ab, der mir die Stirn bedeckt und bereite mich darauf vor, dem Referat zuzuhören. Doch Wilkow winkt mit noch einem Papier...
- - Genossen, jetzt ernennen wir das eigentliche Präsidium...
- Ich verkrampfe mich, ich glaube auch die anderen. Und die gleiche Stimme, die bereits elf Namen angekündigt hatte, fährt unerbittlich und unermüdlich weiter, als wenn die nicht genug wären, die die glorreiche Führungsmannschaft der glorreichen Partei bildeten...“ [361]
1939 wurde Stalin als „der größte Denker und die Koryphäe der Wissenschaft“ einstimmig zum Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften der UdSSR gewählt. Zu seinem 70. Geburtstag wurde ihm ein fast 800 Seiten starker Foliant, gespickt mit Lobpreisungen der Mitglieder der Akademie, überreicht.[362]
Nichtangriffspakt vor Kriegsbeginn
→ Hauptartikel: Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt
1931 überfielen die Japaner die Mandschurei, um sie vor dem nach Asien vordringenden Kommunismus zu retten.
1933 wurde Adolf Hitler auf Vorschlag des päpstlichen Kammerherrn Franz von Papen vom Reichspräsidenten Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, um Deutschland vor dem Kommunismus zu retten. Am 28. November 1933 schrieb Lord Ruthermeres Daily Mail:
- „Die kraftvollen jungen Nazis sind die Hüter des vom Kommunismus bedrohten Europa ... Die Ablenkung der deutschen Kraftreserven und der deutschen Organisationsfähigkeit auf das bolschewistische Russland könnte dem russischen Volk wieder zu einer zivilisierten Lebensform verhelfen und den Welthandel vielleicht neuerlich auf die Bahn der Prosperität zurückführen.“ [363]
Gegen diese britische Sicht auf das nationalsozialistische Deutschland stand ein Mann auf, der zuvor einer der Führer der britischen Aktionen und Propaganda gegen die Sowjetunion war, Winston Churchill. Er erkannte bereits zu diesem frühen Zeitpunkt, dass die Nazis eine Bedrohung des Britischen Reiches wären. Im Dezember 1933 erklärte er unter direkter Bezugnahme auf die Erklärung Lord Ruthermeres mit geradezu prophetischer Klarsicht:
- „All diese Rotten kräftiger junger Teutonen, die über Deutschlands Strassen und Chausseen marschieren ... wollen Waffen. Und glaubt mir, wenn sie einmal Waffen haben, dann werden sie die Rückgabe der verlorenen Gebiete und Kolonien verlangen. Und die Erfüllung dieser Forderung wird unvermeidlich alle übrigen Länder gefährden und vielleicht bis in ihre Grundfesten erschüttern.“ [364]
1934 hatte (dem russischen Historiker S.Slutsch zufdolge) Jenukidse gegenüber dem deutschen Botschafter in Moskau von der Schulenburg bereits darauf hingewiesen,
- „dass es sinnvoll wäre auf der Basis der Gleichheit der Einparteiensysteme zwischen der sowjetischen und der deutschen Führung feste Beziehungen herzustellen.“ [365]
Am 3. Februar 1935 wurde Deutschland aufgrund einer gemeinsamen Erklärung der Regierungen Englands und Frankreichs von einigen der im Versailler Vertrag enthaltenen Rüstungsbeschränkungen befreit. Am 17. Februar schrieb der britische Observer:
- „Die Beziehungen zwischen Deutschland, Polen und Japan werden täglich enger. Im Kriegsfalle würden diese Länder eine sowjetfeindliche Allianz bilden.“ [366]
Am 1. März 1935 gab Frankreich das Saargebiet mit seinen Kohlebergwerken aufgrund einer Volksabstimmung an Deutschland zurück.[367] Am 16. März erklärte die deutsche Reichsregierung, dass sie die Bestimmungen des Versailler Vertrages nicht mehr als bindend ansehe. Gleichzeitig wurden die Botschafter Englands und Frankreichs von der gesetzlichen Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Kenntnis gesetzt. Am 12. April wurde in Berlin die Schaffung einer Luftflotte aus schweren Bombern angekündigt. Am 18. Juni wurde das englisch-deutsche Flottenabkommen bekanntgegeben, das Deutschland das Recht zum Bau einer neuen Flotte und eine U-Boot-Tonnage, die der aller Mitglieder des Commonwealth entsprach, gestattete.[368]
Am 2. Mai 1935 wurde ein Abkommen für gegenseitige Hilfe zwischen Frankreich und der Sowjetunion geschlossen, am 16. Mai ein ähnlicher Vertrag zwischen der Tschechoslowakei und der Sowjetunion. Im Oktober überfiel Italien Abessinien, um es vor „Bolschewismus und Barbarei“ zu bewahren. Am 3. November kam es zu einem Treffen des Präsidenten der Deutschen Reichsbank, Dr. Hjalmar Schacht, mit dem Gouverneur der Bank von England, Sir Montagu Norman, und dem Gouverneur der Banque de France, Monsieur Tannery, über das die französische Zeitung Echo de Paris berichtete und dabei Dr. Schacht mit den Worten zitierte:
- „Wir haben nicht die Absicht, unsere Grenzen im Westen zu ändern. Früher oder später werden Deutschland und Polen sich in die Ukraine teilen, aber im Augenblick (!) wollen wir uns damit zufrieden geben, unsere Stärke in den baltischen Provinzen fühlbar zu machen.“ [369]
Am 11. November berichtete die „New York Herald Tribune“:
- „Ministerpräsident Laval, der gleichzeitig Außenminister ist, setzt sich mit allem Nachdruck für eine Vereinbarung zwischen der französischen Dritten Republik und dem nazistischen Dritten Reich ein. Er soll bereit sein, den französisch-sowjetischen Pakt, der unterschrieben aber noch nicht vom französischen Parlament ratifiziert ist,[370] gegen einen Vertrag mit Deutschland einzutauschen, durch den das Hitler-Regime die französische Ostgrenze garantieren und dafür vollständige Handlungsfreiheit im Memelgebiet und in der Ukraine erhalten würde.“ [371]
1936 besetzte Hitlerdeutschland das Rheinland; der Antikominternpakt zwischen Deutschland und Japan wurde unterzeichnet; Deutschland und Italien unterstützten im spanischen Bürgerkrieg als Schutz gegen den Kommunismus den Putschisten Franco im Kampf gegen die gewählte Volksfront-Regierung.[372] Auf dem Reichsparteitag am 12. September 1936 erklärte Hitler:
- „Wenn ich den Ural mit seinen unermesslichen Schätzen an Rohstoffen, Sibirien mit seinen riesigen Wäldern, die Ukraine mit ihren endlosen Weizenfeldern zur Verfügung hätte, würde das von den Nationalsozialisten geführte Deutschland im Überfluss schwimmen.“ [373]
1937 trat Italien dem Antikominternpakt zwischen Deutschland und Japan bei; Japan besetzte Peking, Tsientsin und Shanghai. Die außenpolitische Haltung der polnischen Regierung war nach Pilsudskis Tod nicht nur antisowjetisch, sondern deutlich prodeutsch.[374] So vermerkte der amerikanische Botschafter in Moskau, Joseph E. (John) Davis, zum 09. März 1937 in seinem Tagebuch, dass sich im Falle eines deutsch-russischen Konfliktes Polen auf die Seite Deutschlands geschlagen hätte.[375]
1938 wurde Österreich von Deutschland dem Deutschen Reich angeschlossen; Um „die Welt vor dem Kommunismus zu erretten“, wurde die Achse Berlin-Rom-Tokio gebildet.[376]
Als 1938 als Folge der Apeacementpolitik Chamberlains das Münchener Abkommen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland, dem faschistischen Italien, Großbritannien und Frankreich unterzeichnet wurde, war das französisch-sowjetische Abkommen von 1935 bedeutungslos geworden und die Sowjetunion stand ohne Bundesgenossen da. Die tschechischen Sudetenländer wurden von Deutschland okkupiert und die tschechische Rüstungsindustrie in Besitz genommen. Damit stand der Wehrmacht das Tor nach Osten weit offen.[377] Polen verhinderte den Durchzug sowjetischer Hilfstruppen für die Tschechoslowalei und beteiligte sich selbst an der Aufteilung dieses Landes, indem es einen Teil des Teschener Kohlenbeckens in Besitz nahm.[378] Im Dezember 1938 reiste der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop nach Paris, wo ihm der französische Außenminister Georges Bonnet versicherte, dass Frankreich an Osteuropa völlig desinteressiert sei und Deutschland freie Hand gebe.[379]
Ein Abkommen der Sowjetunion mit England und Frankreich scheiterte 1939 nur an der Weigerung Polens, im Falle eines deutschen Angriffs sowjetischen Truppen den Durchzug durch polnisches Territorium zu gestatten.[380] Im Februar 1939 erkannten England und Frankreich die faschistische Francodiktatur als gesetzmäßige Regierung Spaniens an.[381] Da zudem weder die britische noch die französische Regierung Druck auf Polen ausübten, um dessen Haltung gegenüber der Sowjetunion zu ändern, konnte diese davon ausgehen, dass das Ziel der Politik dieser Länder darin bestand, Hitler den Weg nach Osten frei zu machen. Daher sagte Stalin in seinem Rechenschaftsbericht an den XVIII.Parteitag am 10.03.1939:
- „Noch kennzeichnender ist es, dass gewisse Politiker und Pressevertreter in Europa und in den Vereinigten Staaten, die in Erwartung eines ‚Feldzugs gegen die Sowjetukraine‛ die Geduld verloren haben, selber dazu übergehen, die wahren Hintergründe der Nichteinmischungspolitik zu enthüllen. Sie erklären geradeheraus und geben es schwarz auf weiß zu, dass sie von den Deutschen schwer ‚enttäuscht‛ seien, da diese, statt weiter nach Osten, gegen die Sowjetunion, vorzustoßen, sich - man denke nur - nach Westen wenden und Kolonien verlangen. Der Gedanke liegt nahe, man habe den Deutschen Gebiete der Tschechoslowakei als Kaufpreis für die Verpflichtung gegeben, den Krieg gegen die Sowjetunion zu beginnen, dass sich aber die Deutschen nunmehr weigern, den Wechsel einzulösen und den Gläubigern die Tür weisen.“ [382]
Dies war dann auch (neben dem eines gewagten Spiels) der Vorwurf, den Winston Churchill in einer am 27. März 1939 gehaltenen Rede der Apeacementpolitik machte:
- „Wenn die Regierung Seiner Majestät, die das Verteidigungssystem unseres Landes vernachlässigt, die Techoslowakei mit ihrem ganzen Kriegspotential preisgegeben und schließlich die Verpflichtung, Polen und Rumänien zu verteidigen, auf sich genommen hat, jetzt die unentbehrliche Hilfe Russlands zurückweist und wegwirft und uns so auf die schlimmste Weise dem schlimmsten aller Kriege entgegenführt, dann hat sie die Großmut, mit der sie von ihren Landsleuten behandelt wurde, nicht verdient.“ [383]
Der amerikanische Botschafter in Moskau, [384] Joseph E. (John) Davies schrieb in einem Brief vom 18. Juli 1941 dem ehemaligen amerikanischen Botschafter und späteren Berater Roosevelts, Harry Hopkins:
- „Sogar nach München, [385] im Frühjahr 1939, erklärte sich die Sowjetunion bereit, mit England und Frankreich zusammenzugehen, falls Deutschland Polen oder Rumänien angreifen sollte. Russland forderte allerdings die Einberufung einer internationalen Konferenz aller nichtaggressiven Staaten, um die Pflichten der einzelnen Länder objektiv und konkret festzulegen; dann sollte Hitler von dem vereinten Widerstandswillen der Teilnehmer in Kenntnis gesetzt werden ... Dieser Vorschlag wurde von Chamberlain mit der Begründung abgelehnt, dass Polen und Rumänien sich gegen die Einbeziehung Russlands ausgesprochen hätten ...
- Während des ganzen Frühjahrs 1939 bemühten sich die Sowjets um das Zustandekommen eines endgültigen Abkommens, das dem weiteren Vordringen Hitlers durch gemeinsames Handeln und Koordinierung der militärischen Pläne einen Riegel vorschieben sollte. [386] England ... weigerte sich, Russland mit Bezug auf die baltischen Staaten die gleichen Schutzmassnahmen zu garantieren, die Russland im Falle eines Angriffs auf Belgien oder Holland Frankreich und England zusichern wollte. Die Sowjets kamen schließlich mit vollem Recht zu der Überzeugung, dass eine wirksame, direkte konkrete Vereinbarung mit Frankreich und England nicht zu erzielen war. So wurden sie zum Abschluss des Nichtangriffspaktes mit Hitler gezwungen.“ [387]
Hätte die UdSSR andererseits mit Frankreich und Großbritannien eine Übereinkunft erzielt, wäre sie schon 1939 in den Krieg hineingezogen worden.[388]
Der am 23. August 1939 in Moskau abgeschlossene Nichtangriffspakt mit seinem Gegner Adolf Hitler, der Hitler-Stalin-Pakt,[389] sollte Stalin Zeit verschaffen, sich auf den unvermeidlichen Krieg vorzubereiten.[390] Stalin benutzte die Zeit, um die Grenze der UdSSR, die 1939 nur 32 km von Leningrad entfernt war, im Geheimabkommen zur Teilung Polens und später im Krieg gegen Finnland nach Westen zu verschieben, was möglicherweise einen Blitzkrieg der Deutschen vereitelte.[391] Dieses Geheimabkommen war ein Teil des Hitler-Stalin-Paktes, der die Interessensphären zwischen Deutschland und der Sowjetunion gegeneinander abgrenzte.[392]
In der Erwiderung auf die Meldung der französischen Nachrichten- und Werbeagentur Havas über eine angebliche Rede Stalins vor dem Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion am 19. August 1939 erklärte dieser am 30. November 1939 in einem Artikel in der Prawda:
- „Diese Meldung der Agentur Havas ist wie viele andere ihrer Meldungen ein Lügengeschwätz. Ich kann natürlich nicht wissen, in welchem Café-chantant dieses Lügengeschwätz fabriziert worden ist. Aber wie sehr auch die Herrschaften in der Agentur Havas lügen mögen, so können sie doch nicht in Abrede stellen,
- a) daß nicht Deutschland Frankreich und England angegriffen hat, sondern daß Frankreich und England Deutschland angegriffen und damit die Verantwortung für den gegenwärtigen Krieg auf sich genommen haben;
- b) daß Deutschland nach der Eröffnung der Kampfhandlungen Frankreich und England Friedensvorschläge unterbreitet, und daß die Sowjetunion diese Friedensvorschläge Deutschlands offen unterstützt hat, weil sie der Auffassung ist und dies auch weiterhin sein wird, daß eine schnellstmögliche Beendigung des Krieges in entscheidender Weise die Lage aller Länder und Völker erleichtert würde;
- c) daß die herrschenden Kreise Englands und Frankreichs in brüsker Form sowohl die Friedensvorschläge Deutschlands wie auch die Versuche der Sowjetunion, eine schnellstmögliche Beendigung des Krieges zu erreichen, abgelehnt haben. Das sind die Tatsachen.
- Was können die Café-chantant-Politiker aus der Agentur Havas dem entgegenstellen?“ [393]
Die Meldung der Nachrichtenagentur Havas bezieht sich auf eine Rede Stalins vom 19. August 1939, also vier Tage vor Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes. Stalin geht in seiner Antwort auf die Ereignisse nach dem 1. September 1939 ein, versucht also, die Angelegenheit zu vertuschen. Auch diese Darstellung Stalins entspricht allerdings nicht ganz den historischen Tatsachen. Deutschland hatte am 1. September 1939 Polen angegriffen, daraufhin hatten Frankreich und England aufgrund ihrer Bündnisverpflichtungen am 3. September 1939 Deutschland den Krieg erklärt, es aber nicht angegriffen. Der Angriff erfolgte dann vielmehr von Deutschland zunächst auf Frankreich und später auf England.
Nach dem deutschen Angriff auf Polen besetzte die Sowjetunion am 17. September 1939 die Teile Ostpolens, die Polen der Sowjetunion 1920 abgenommen hatte.[394] Winston Churchill erklärte in einer Rede am 01.10.1939 dazu:
- „Es ist klar, dass die russische Armee diese Linie beziehen musste, um Russland vor der nazistischen Bedrohung zu schützen.“ [395]
Gleichzeitig richtete sich die Strategie der Sowjetunion mit dem Hitler-Stalin-Pakt aber auch gegen die Einheit der Achsenmächte Deutschland und Japan. Der deutsche Botschafter in Moskau von der Schulenburg teilte dem Außenministerium mit Schreiben vom 5. Juni 1939 mit, dass Japan angesichts der Kämpfe am Chalchym-Gol, die bis Ende August andauerten, keinerlei Einvernehmen zwischen Deutschland und der Sowjetunion sehen wollte. Aufgrund des Hitler-Stalin-Paktes erklärte das Kabinett Hiranuma, Vertreter einer harten Politik gegenüber der UdSSR, seinen Rücktritt und äußerte, der Hitler-Stalin-Pakt mache eine neue außenpolitische Orientierung Japans erforderlich. Damit hatte Stalin einen Zweifrontenkrieg mit Deutschland und Japan, der sonst 1941 gedroht hätte, verhindert.[396] Daher bezeichnet J. Thiriart 1984 den Hitler-Stalin-Pakt von 1939 als das „Vernünftigste von allem, was während des letzten Jahrhunderts in der geopolitischen Diplomatie getan wurde.“ [397]
Nach der Teilung Polens ergriff die Sowjetregierung eine Reihe von Maßnahmen zur Verstärkung ihrer Verteidigung. Ende September, Anfang Oktober unterzeichnete sie mit Estland, Lettland und Litauen Abkommen für gegenseitige Hilfe, durch die die UdSSR das Recht erhielt, in den baltischen Staaten Garnisonen, Flughäfen und Marinestützpunkte zu errichten.[398] Auch Finnland wurde ein gegenseitiger Beistandspakt angeboten, wobei Moskau vorschlug, einige strategisch wichtige Inseln in der Nähe Leningrads, einen Teil der karelischen Landenge und einen dreißigjährigen Pachtvertrag, den Hafen von Hangoe betreffend, in dem ein sowjetischer Flottenstützpunkt errichtet werden sollte, mit mehreren Tausend Quadratkilometern sowjetischen Gebiets auszutauschen. Mit diesen Maßnahmen wollte die Sowjetregierung die Flottenbasis Kronstadt und Leningrad besser schützen.[399]
Finnland stand jedoch politisch dem Dritten Reich nahe. Sein Ministerpräsident Risto Ryti betrachtete Hitler als „Genie“. Auch militärisch war Finnland stark mit Nazi-Deutschland verbunden. Sein militärischer Oberbefehlshaber, Baron Karl Gustav von Mannerheim unterhielt zur deutschen Heeresleitung freundschaftliche Beziehungen. Sein Generalstabschef, General Karl Oesch, und sein Adjutant, General Hugo Ostermann hatten in Deutschland ihre militärische Ausbildung erhalten. Die Generalstäbe beider Länder standen in ständiger Verbindung, periodisch leiteten deutsche Offiziere die Manöver der finnischen Armee.[400] Der Ausbau der Mannerheim-Linie, einer mehrere Kilometer tiefen, starken Befestigungslinie, die nicht nur Verteidigungszwecken diente, sondern auch starke Offensivkräfte beherbergen konnte, wurde von deutschen Technikern geleitet. Kurz vor ihrer Fertigstellung reiste der damalige deutsche Generalstabschef, General Halder, im Sommer 1939 zu einer abschließenden Inspektion nach Finnland.[401]
Auf diesem Hintergrund brach die finnische Regierung auf Betreiben ihrer nazifreundlichen Mitglieder Mitte November ihre Verhandlungen mit der sowjetischen Regierung ab. Ende November begann der finnisch-russische Krieg, der als Winterkrieg in die Geschichte einging.[402] Chamberlain ordnete die sofortige Entsendung von 144 britischen Flugzeugen, 114 schweren Geschützen, 185.000 Geschossen, 50.000 Handgranaten, 15.700 Luftbomben, 100.000 Armeemänteln und 48 Ambulanzen nach Finnland an. Auch die französische Regierung, die Deutschland ebenso wie England den Krieg erklärt hatte und jederzeit mit einer deutschen Offensive rechnen musste, stellte Finnland 179 Flugzeuge, 472 Kanonen, 795.000 Geschosse, 5.100 Maschinengewehre und 200.000 Handgranaten zur Verfügung. Dennoch gelang es der Roten Armee nach dreimonatigem Kampf auf schwerem Terrain, bei dem die Temperatur oft 60-70 Grad Celsius unter Null erreichte, die „undurchdringliche“ Mannerheim-Linie zu durchbrechen und die finnische Armee in die Flucht zu schlagen.[403]
Am 29. März 1940 erklärte der sowjetische Außenminister Molotow vor dem Obersten Sowjet der UdSSR:
- „Obwohl es der Sowjetunion nach der Vernichtung des finnischen Heeres ein leichtes gewesen wäre, ganz Finnland zu besetzen, nahm, sie von diesem Schritt Abstand. Sie verlangte keine Kriegsentschädigung, wie es jede andere Macht getan hätte, sondern beschränkte ihre Forderungen auf ein Mindestmaß ... Wir verfolgten bei den Friedensverhandlungen kein anderes Ziel als die Sicherung von Leningrad, Murmansk und der Murmansker Eisenbahn ....“ [404]
Zweiter Weltkrieg
Vom deutschen Angriff 1941 wurden Stalin und die Rote Armee überrascht, obwohl ihm der Angriffstermin von Dr. Sorge aus Tokio gemeldet worden war. Auf den Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion reagiert Stalin anfangs gar nicht. Anastas Mikojan schrieb in seinen Memoiren, dass Stalin nicht wusste, „was er dem Volk sagen sollte“.[405] Stalin war überzeugt, dass die Deutschen keinen direkten Angriff wagen würden, sondern lediglich provozieren. Er meinte sogar, dass sie selbst eigene Städte zum Zweck der Provokation bombardieren würden.[406] Anstelle Stalins musste der Außenminister Molotow als erster zu den Menschen der Sowjetunion sprechen und sie über den Angriff der Deutschen informieren. Ein persönliches Auftreten Stalins in den ersten Tagen des Großen Vaterländischen Krieges hätte seine Politik der vergangenen Jahre zu stark in Zweifel gezogen, da die anfänglichen Niederlagen zu einem großen Teil auf die Säuberungen innerhalb der Roten Armee zurückzuführen waren. Molotow selbst sprach in seiner Rede erstmals vom Vaterländischen Krieg in Bezug auf den (siegreichen) Krieg Russlands gegen Napoleon. Erst am 3. Juli meldete sich Stalin zu Wort und hielt eine Radioansprache, der im Gegensatz zu früheren Reden jegliches Pathos fehlte.[407] Viel erstaunlicher war allerdings der Inhalt der Rede. Neben den zu erwartenden Lügen über die tatsächliche Situation an der Front, war vor allem die verwendete Sprache Stalins ein Novum. Statt dem gewohnten "Genossen" redete Stalin seine Zuhörer mit dem sehr persönlichen "Genossen! Bürger! Brüder und Schwestern! Kämpfer unserer Armee und Flotte, an Euch wende ich mich, meine Freunde" (Товарищи! Граждане! Братья и сестры! Бойцы нашей армии и флота! К вам обращаюсь я, друзья мои!) an.[408] Angesichts des bisherigen Personenkultes um Stalin, war diese Anrede, die faktisch auf Augenhöhe stattfand, mehr als ungewöhnlich.
In den Folgemonaten veränderte sich das Bild Stalins und der sowjetischen Propaganda völlig. Stalin trat in den Hintergrund, die Prawda veröffentlichte nur noch alte Fotos des Diktators, Reden wurden gar nicht mehr gehalten. Anstelle einer ideologisch motivierten Propaganda, die zum "neuen Menschen" erziehen sollte, trat immer mehr eine patriotisch orientierte Kriegskampagne. Kurz: Stalin verschwand größtenteils von Plakaten, aus Filmen usw. und wurde durch die allgegenwärtige Rodina mat’ ersetzt. Der Personenkult um Stalin erwachte erst wieder Ende 1944, als ein Sieg der Roten Armee über Hitlerdeutschland als sicher galt. Auch der Terror veränderte sich während des Kriegs. Von der Willkür des Großen Terrors der 30er Jahre fand ein Übergang zu gezieltem Terror gegen einzelne Volksgruppen der Sowjetunion statt, die verdächtigt wurden, mit den Deutschen zu paktieren. Millionen von Menschen, ganze Völker und Volksgruppen wie die Krimtataren, die Russlanddeutschen oder die Tschetschenen wurden in dieser Zeit als potentielle Kollaborateure zur Zwangsarbeit in die unwirtlichen Permafrostgebiete nach Sibirien deportiert, wo viele der Deportierten einen grausamen Tod starben. Auch die Armenier waren von diesen Deportationen betroffen. Die baltischen Staaten verloren etwa zehn Prozent ihrer Einwohner.
Während des „Großen Vaterländischen Krieges“ ließ sich Stalin zum Oberbefehlshaber der Roten Armee („Generalissimus“) ernennen. Durch Appelle an den Patriotismus und Staatsterror zum einen und die deutsche Besatzungspolitik zum anderen gelang es ihm, die Unterstützung großer Teile der Bevölkerung zu erreichen. Jedoch kam es im Krieg immer wieder zu fatalen Fehleinschätzungen der Situation durch Stalin, welche sich dadurch äußerten, dass er, ähnlich wie Hitler, bestimmte Stellungen halten oder erobern wollte. Beispielsweise dachte er bei Kriegsbeginn, dass der Feind über den Süden her in Russland einrücken würde und ließ dementsprechend dort stärkere Truppen stationieren. Die Deutschen stießen aber mit ihrer Hauptmacht über den Norden, also das Baltikum und die heute weißrussischen Gebiete, vor. Der russische Historiker Anton Antonow-Owsejenko urteilte auf Basis von Berichten über die Aussagen der sowjetischen Marschälle Tuchatschewski, Jegorow und Rokossowski, dass Stalin sich bei der Führung militärischer Verbände als unfähig erwies. Außerdem hätte die Führung der Roten Armee zahlreiche seiner Befehle insgeheim ignoriert, weil sie unsinnig gewesen seien. Ebenso hätte nach dem Ende der Stalinära Marschall Schukow hinter verschlossenen Türen Stalin und der damaligen Parteiführung vorgeworfen, das Leben von Soldaten sinnlos geopfert zu haben.[409]
Auf dem Kriegsschauplatz hatte schon die Schlacht um Stalingrad zum Stillstand des deutschen Angriffs geführt. Die Sommeroffensive von 1944 hatte die Rote Armee bis Ende des Jahres an die Reichsgrenzen herangeführt. Wenige Monate später war mit der Schlacht um Berlin auch das Ende des Deutschen Reiches und Hitlers besiegelt.
Auf der Konferenz von Teheran 1943 und der Konferenz von Jalta 1945, an denen Stalin teilnahm, wurden die Grenzen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg neu gezogen. Dies resultierte in der Vertreibung von mehreren Millionen Menschen in der östlichen Hälfte Europas.
Nach dem Krieg

In den Verhandlungen mit den westlichen Alliierten (Konferenzen von Jalta und Potsdam) erreichte Stalin Zugeständnisse, die letztlich den Machtantritt kommunistischer Parteien in mittel- und osteuropäischen Ländern begünstigten und so die Einflusssphäre der UdSSR weiter ausdehnte. Die Ausschaltung nationalkommunistischer Kräfte durch Schauprozesse in den von der UdSSR dominierten Ländern führte 1948 zum Bruch mit dem von Tito geführten Jugoslawien. Der von Stalin formierte Warschauer Pakt geriet in scharfen Gegensatz zu der von den USA geführten NATO der westlichen Welt, der Kalte Krieg begann.
Innenpolitisch kam es 1949 bis 1951 erneut zu „Säuberungen“. Auch Geistliche, Angehörige nichtrussischer Völker und vermeintliche politische Gegner (Kosmopoliten, Westler, Juden) wurden zahlreich inhaftiert und mitunter gefoltert, wobei auch vielen vollkommen Unschuldigen Spionage oder „konterrevolutionärer Tätigkeit“ vorgeworfen wurde. 1950 wurde auch der Leiter der Kriegswirtschaft, Wosnessenski, hingerichtet.
Tod Stalins und Verurteilung des Stalinismus
Am Abend des 1. März 1953 nahm Stalin ein nächtliches Essen mit Lawrenti Beria, Georgi Malenkow, Nikolai Bulganin und Nikita Chruschtschow ein. Stalin befand sich in aufgekratzter Stimmung, vermutlich weil er angetrunken war. In dieser Nacht brach Stalin zusammen. Er starb vier Tage später, am 5. März 1953, im Alter von 74 Jahren, an den Folgen eines Schlaganfalls.
Stalins Tochter Swetlana Allilujewa wurde zu dem sterbenden Diktator auf dessen Datscha in Kunzewo gerufen und sagte über Stalins Ende: „Vater starb schrecklich und schwer. Gott gibt den Gerechten einen leichten Tod.“
In dem bei seiner Beisetzung auf dem Roten Platz am 9. März 1953 auftretenden Gedränge gab es etliche Tote.
Laut den Memoiren von Wjatscheslaw Molotow, die 1993 veröffentlicht wurden, hat Beria ihm gegenüber behauptet, dass er Stalin vergiftet habe. Auch einige der angesehensten und bekanntesten Mediziner der UdSSR wurden in den Monaten vor seinem Tod beschuldigt, an einer Ärzteverschwörung beteiligt zu sein, die sich zum Ziel gesetzt hätte, die oberste sowjetische Politik- und Militärführung zu vergiften. Nach Stalins Tod erwies sich diese Verdächtigung als haltlos.
1956 distanzierte sich Nikita Chruschtschow auf dem 20. Parteitag der KPdSU im Namen der Sowjetunion in einer Geheimrede offiziell von Stalin. Bezeichnenderweise kritisierte er nur diejenigen Verbrechen, die Stalin an anderen Kommunisten verübt hatte und nicht etwa das diktatoriale System als solches. Stalins Leichnam, der neben Lenin im Lenin-Mausoleum beigesetzt worden war, wurde nach der Entstalinisierung aus dem Mausoleum entfernt und an der Kremlmauer beigesetzt.
Der Prozess der Entstalinisierung folgte dann auch in allen anderen Ostblockstaaten.
Zitate
„Was wäre die Folge, wenn es dem Kapital gelänge, die Republik der Sowjets zu zerschlagen? – Eine Epoche der schwärzesten Reaktion würde über alle kapitalistischen und kolonialen Länder hereinbrechen, man würde die Arbeiterklasse und die unterdrückten Völker vollends knebeln, die Positionen des internationalen Kommunismus würden liquidiert!“
Das Zitat ist beispielhaft, weil es den allgemeinen Redestil Stalins sehr gut veranschaulicht. Er stellte während seiner Ansprachen sehr häufig rhetorische Fragen, die er sogleich selbst beantwortete.
„Bei Stalin war jedes Verbrechen möglich, denn es gibt kein einziges Verbrechen, das er nicht begangen hätte. Mit welchem Maß wir ihn auch messen wollen, ihm wird jedenfalls… der Ruhm zufallen, der größte Verbrecher der Geschichte zu sein…“
Stalin in Historischen Romanen
- Robert Harris: Archangel. London: Random House. (Deutsch: Aurora. Aus dem Englischen von Christel Wiembken. München: Heyne 1998) -- Harris stellt Stalin vor allem als sadistischen Politiker dar.
Schriften
- Werke. Deutsche Ausgabe besorgt vom Marx-Engels-Lenin-Institut beim Parteivorstand der SED. Nach Band 13 abgebrochen. Dietz, Berlin 1950–1955; Band 14 und 15 erschienen auf Beschluss des Zentralkomitees der KPD/ML. Verlag Roter Morgen, Dortmund 1976
Einzelausgaben, Textsammlungen und Briefe
- Über Dialektischen und Historischen Materialismus. Vollständiger Text und kritischer Kommentar von Iring Fetscher. Diesterweg, Frankfurt/Berlin/Bonn 1956
- Die unheilige Allianz. Stalins Briefwechsel mit Churchill 1941–1945. Rowohlt, Reinbek 1964
- Zu den Fragen des Leninismus. Eine Auswahl. Fischer-Bücherei, Frankfurt/Hamburg 1970
- Schriften zur Ideologie der Bürokratisierung. Rowohlt, Reinbek 1970, ISBN 3-499-45258-8
- Stalin. Briefe an Molotow. 1925–1936. Siedler, Berlin 1996, ISBN 3-88680-558-1
Literatur
In der Datenbank RussGUS werden weit über 1000 Publikationen mit Bezug auf Stalin nachgewiesen.
- Alexander Orlow: The Secret History of Stalin's Crimes. Random House, 1953
- Alexander Solschenizyn: Der Archipel Gulag. 3 Bände. Scherz, Bern/München 1974–75, ISBN 3-502-21005-5
- Alter Litvin/John Keep: Stalinism. Russian and Western views at the turn of the millenium. London 2005 (Forschungsbericht).
- Anatoli Michailowitsch Iwanow: Logik des Alptraums. Berlin 1994 ISBN 3-9803896-4-2
- Anton Antonow-Owssejenko: Stalin. Porträt einer Tyrannei. Piper, München/Zürich 1983, ISBN 3-492-02760-1; Ullstein, Frankfurt/Berlin 1986, ISBN 3-548-27541-9
- Arno Lustiger: Rotbuch: Stalin und die Juden Die tragische Geschichte des Jüdischen Antifaschistischen Komitees und der sowjetischen Juden. Aufbau-Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-351-02478-9
- Charles Bettelheim: Die Klassenkämpfe in der UdSSR Band 1 1917-1923, Berlin 1975 (nur der erste Band erschien in deutscher Sprache) ISBN 387-628-091-5
- Die Protokolle der Moskauer Prozesse Ausgabe in drei Bänden, London 1973
- Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. München 1993, ISBN 3612260111
- Edward Ellis Smith: Der junge Stalin. Droemer-Knaur, München/Zürich 1969
- Fernando Claudin: Die Krise der Kommunistischen Bewegung. Von der Komintern zur Kominform. 2 Bände. Verlag Olle & Wolter, Berlin 1977/78, ISBN 3-921241-22-7
- Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) Kurzer Lehrgang, 4.Auflage Stuttgart 1974 ISBN 3-88021-080-2
- Helle Panke e. V.: Lenins Testament und die Folgen. Kolloquium anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Dr. Wolfgang Ruge. Helle Panke, Berlin 1998
- Isaac Deutscher: Stalin. Die Geschichte des modernen Russland. Europa-Verlag, Zürich 1951; Neuausgabe unter dem Titel Stalin. Eine politische Biographie. Argon, Berlin 1989, ISBN 3-87024-706-1
- Jakob Moneta: Aufstieg und Niedergang des Stalinismus, Frankfurt a.M. ohne Jahr
- Jean Elleinstein: Geschichte des „Stalinismus“. VSA, Berlin 1977, ISBN 3-87975-102-1
- Jeffrey Brooks: Thank You Comrade Stalin. Soviet Public Culture from Revolution to Cold War. Princeton University Press, 2000, ISBN 0691004110
- Josef Stalin: Probleme des Leninismus Erste Folge, 2. durchgesehene und erweiterte Auflage, Moskau 1932
- derselbe: Über Dialektischen und Historischen Materialismus, Sonderausgabe für das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, 3. durchgesehene Auflage, Berlin 1957
- derselbe: Werke Band 1 - 14, Dortmund 1974
- Kevin McDermott: Stalin. Revolutionary in an Era of War. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2006, ISBN 0-333-71122-X[410]
- Klaus Kellmann: Stalin. Eine Biographie. Primus-Verlag, Darmstadt 2005, ISBN 3-89678-265-7[411]
- Kreml-Geheimnisse. Marienburg-Verlag, Würzburg 1956
- Leo Sedow: Rotbuch über den Moskauer Prozess, 2.Auflage Hamburg 1972
- Leo Trotzki: Thermidor und Antisemitismus. 22. Februar 1937. In: Schriften 1.2. S. 1040-1052 (über den sowjetischen Antisemitismus Stalinscher Prägung)
- derselbe: Stalin eine Biographie, 2.Auflage Arbeiterpresseverlag Essen 2006 ISBN-13: 978-3-88634-078-1
- derselbe: Programm und Plattform der Linken Opposition im Kampf mit der Stalinfraktion, 2.Auflage, Buchverlag und -vertrieb Dortmund 1977, ISBN 3-88191-006-9
- Max Eastman: Since Lenin died, First Hyperion reprint edition, USA 1973 (englischer Text), ISBN 0-88355-035-0
- Maximilien Rubel: Josef W. Stalin in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1975, ISBN 3-499-50224-0
- Melanie Ilic: Stalin revisited. Macmillan, Basingstoke 2005, ISBN 1-403-94705-8
- Michal Reiman: Die Geburt des Stalinismus, Frankfurt a.M. 1979 ISBN 3-434-00416-5
- Michael Sayers Albert E. Kahn: Die Verschwörung des Blocks der Rechten und Trotzkisten gegen die Sowjetunion, Münster 1973 ISBN 3-87811-204-1
- Nikolaj Bucharin: Ökonomik der Transformperiode, Reinbek bei Hamburg 1970 ISBN 3-499-45261-8
- Richard Overy: Russlands Krieg 1941–1945. Reinbek 2003, ISBN 3-498-05032-X[412]
- Robert Service: Stalin. A Biography. Pan Books, London 2005, ISBN 0-330-41913-7
- Robert V. Daniels: Trotsky, Stalin & Socialism. Westview Press, 1991, ISBN 0-8133-1223-X
- Stéphane Courtois (Hrsg.): Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper, München/Zürich 1998, ISBN 3-492-04053-5
- Simon Sebag Montefiore: Stalin. Am Hof des roten Zaren. S. Fischer, Frankfurt 2005, ISBN 3-10-050607-3; Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-596-17251-1[413]
- ders.: Der junge Stalin. S. Fischer, Frankfurt 2007, ISBN 978-3-10-050608-5
- Ulf Wolter (Hrsg.): Die Linke Opposition in der Sowjetunion 1923-1928. 5 Bände. Olle & Wolter, Berlin 1975–77, ISBN 3-921241-08-1
- W.I. Lenin Werke Bände 1-40 und Ergänzungsbände 1896-1917 (entspricht Band 41) und 1917-1923 (entspricht Band 42), Dietz Verlag Berlin, verschiedene Jahre
- Wolfgang Leonhard: Der Schock des Hitler-Stalin-Paktes Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1986, ISBN 3-451-08280-2
Weblinks
- Opferzahlen des Stalinismus – Sammlung von wissenschaftlichen Aufsätzen (1990–2002, engl.)
- Stalin und der Gulag-Staat – Essay von Stéphane Courtois, Der Spiegel, Nr. 30/1999
- Neuerscheinungen zu Stalin, Rezensionen zu neuer wissenschaftlicher Literatur in sehepunkte 6 (2006), Nr. 10
- Stalin – Der rote Diktator, Dokumentation von Planet Wissen, 6. September 2007
- Stalin – Der Mythos, Dossier zur dreiteiligen Serie des ZDF, 2003
Einzelnachweise
- ↑ Josif Dschugaschwili wird in den Aufzeichnungen der Uspenski-Kirche in Gori als am 6. Dezember 1878 geboren aufgeführt. Dieses Datum wird auch in seinem Schulzeugnis, seiner umfassenden zaristischen Polizeikarteikarte und allen anderen erhaltenen Dokumenten der vorrevolutionären Ära genannt. Möglicherweise war sein ossetischer Name aber auch Soslan Dsugajew. Dass er in Polizeiakten unter dem georgischen Namen Dschugaschwili geführt wurde, könnte mit seiner Arbeit als Einflussagent der Ochrana unter den georgischen Nationalisten zusammenhängen, die Edward Ellis Smith in Der junge Stalin 1969 dokumentiert hat. Stalin selbst gab noch 1920 handschriftlich den 18. Dezember 1878 als Geburtsdatum an. Nachdem er die Macht im Jahre 1922 übernommen hatte, änderte sich das Datum ohne Erklärung zum 21. Dezember (alter Kalender: 9. Dezember) 1879; dieses war das fortan in der Sowjetunion verwendete und gefeierte Datum.
- ↑ LeMO-Biografie; Igal Halfin: Terror in My Soul: Communist Autobiographies on Trial. Harvard University Press, 2003, ISBN 0674010329, S. 15
- ↑ Eine Quelle dieser Behauptungen ist der NKWD-Offizier Alexander Michailowitsch Orlow, der während der Zeit der großen Säuberung 1938 in die Vereinigten Staaten desertierte und sich dort bis zum Tod Stalins versteckt hielt. 1953 veröffentlichte Orlow seine Memoiren, in denen er auch auf die Spitzeltätigkeit Stalins für die zaristische Geheimpolizei Ochrana einging.
- ↑ Dmitri Wolkogonow, „Triumph und Tragödie Politisches Porträt des J.W. Stalin“, Band 1/1, S. 36.
- ↑ Basler Zeitung: Stalins Enkelin gestorben, 29. August 2007.
- ↑ Basler Zeitung: Stalins Enkelin gestorben, 29. August 2007.
- ↑ Trotzki „Oktoberrevolution“, Seite 458, zitiert nach: Jakob Moneta, „Aufstieg und Niedergang des Stalinismus“, Frankfurt a.M. ohne Jahr, S. 99f.
- ↑ Stalin „Über Dialektischen und Historischen Materialismus“, Sonderausgabe für das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, 3. durchgesehene Auflage, Berlin 1957, S. 11.
- ↑ „Geschichte der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (Bolschewiki) Kurzer Lehrgang“, 4.Auflage Stuttgart 1974, S. 221; vergleiche Moneta, S. 99 und dort auch das der Darstellung im „Kurzen Lehrgang“ widersprechende Zitat von Molotow.
- ↑ Vergleiche [1], S. 8.
- ↑ Zitiert nach: Moneta, S. 100.
- ↑ Zitiert nach: „Kurzer Lehrgang“, Seite 249.
- ↑ „Kurzer Lehrgang“, S. 288, angeführt bei Moneta, S. 101.
- ↑ Moneta, S. 101
- ↑ Alle Angaben nach Moneta; S. 101f.; zu der Rollenverteilung vergleiche Stalin Werke 4, S. 186.
- ↑ Moneta, S. 102.
- ↑ Woroschilow „Stalin und die Rote Armee“ S. 5, siehe [2]; diese Darstellung von Woroschilow scheint zwar oberflächlich der Darstellung bei Moneta zu widersprechen, zeigt aber bei genauerem Hinsehen ein Bild, das dem von Moneta gezeichneten entspricht.
- ↑ Woroschilow, S. 8
- ↑ Siehe den Abschnitt „Subversive Tätigkeit im Zarenreich“.
- ↑ Woroschilow, S. 7.
- ↑ Zum Versuch der Rechtfertigung vergleiche Woroschilow, S. 8; in diesem Zusammenhang ist die Aussage Woroschilows, S. 7:
- „Aus dem außerordentlichen Bevollmächtigten für Lebensmittelbeschaffung verwandelte er“ [= Stalin] „sich in kurzer Zeit zum eigentlichen Führer der gesamten roten Streitkräfte an der Zarizyner Front“
- ↑ Bettelheim, S. 319.
- ↑ Bettelheim spricht S. 318f. von einer „militärischen Opposition“.
- ↑ Die ganze Darstellung folgt Moneta, S. 101ff.
- ↑ Vergleiche dazu auch Iwanow, S. 167.
- ↑ Moneta, S. 102f.
- ↑ LW 6, S. 15; unter „Nationen“ wird hier eine kulturelle Einheit (gleiche Herkunft, Sprache, Geschichte und Sitten) verstanden, die von der politischen Einheit des Volkes („Staatsvolk“) unterschieden wird; diese Unterscheidung wird heute in weiten Teilen der Literatur nicht mehr angewandt.
- ↑ LW 6, S. 452.
- ↑ LW 20, S. 414, Hervorhebungen von Lenin.
- ↑ LW 22, S. 144f.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 20; Bettelheim schreibt allerdings, S. 349, Im Jahr 1918 sprachen sich einige ZK-Mitglieder, „darunter Stalin, auf vorsichtige Weise gegen die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der baltischen Nationen und Finnlands aus, weil das Proletariat dort nicht an der Macht sei.“
- ↑ Vergleiche dazu Lenins Ausführungen auf dem VIII.Parteitag der KPR (B) in LW 29, S. 156.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 27, vergleiche auch S. 7.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 28.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 357.
- ↑ Bettelheim, S. 352.
- ↑ Siehe Bettelheim, S. 350.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 202.
- ↑ Bettelheim, S. 350; vergleiche dazu LW 29, S. 159-161.
- ↑ Bettelheim, S. 350.
- ↑ Dem Zusammenhang nach muss es umgekehrt heissen, „der Völker, die andere Nationen unterdrückt haben“, so auch unten, siehe die Anmerkung zum Zitat des Programmentwurfes der SDAPR von 1902 im Abschnitt „Die Haltung der Partei“.
- ↑ Bettelheim, S. 350.
- ↑ Vergleiche dazu LW 29, S. 160.
- ↑ LW 29, S. 161.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 355.
- ↑ Stalin Werke 4, S.358.
- ↑ Stalin Werke 4, S. 357.
- ↑ LW 22, S. 144f.
- ↑ LW 36, S. 590.
- ↑ Bettelheim, S. 351; vergleiche Stalin Werke 5, S. 378, zum 5. August und S. 379 zum 27. September; zu letzterem Datum vergleiche Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 646 (Text zu Anmerkung 468), S. 443f.
- ↑ Bettelheim, S. 351; Lenin Ergänzugsband 1917-1923, S. 644; Stalin Werke 5, S. 378f.
- ↑ Lenin Ergänzugsband 1917-1923, S. 644, abgedruckt auf S. 645f. (die Anmerkungen zu Punkt 5, - siehe dazu weiter unten im Text und Bettelheim, S. 352, Fussnote 120 - ,gehören nicht zum ursprünglichen Text, Bettelheim widerspricht S. 352, Fussnote 121 ausdrücklich der Darstellung In Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 645).
- ↑ Bettelheim, S. 351; Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 645.
- ↑ Bettelheim, S.351; Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 379; Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644.
- ↑ Der Darstellung in Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644f. nach handelt es sich dabei um die Anmerkungen zum Text des Entwurfes, Bettelheim sieht dies S. 352, Fussnoten 120 und 121 anders, wobei sich Fussnote 121 darauf bezieht, dass Lenins Notiz vom 6. Oktober 1922 (LW 33, S. 358) unlogisch sei, wenn die am 6. Oktober 1922 angenommene Resolution tatsächlich die Vorschläge Lenins berücksichtigen würde, wie es in Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 647f. behauptet wird.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644f.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 646
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 646.
- ↑ Bettelheim, S. 351.
- ↑ Anna Louise Strong, „The Stalin Era“, New York 1956, S. 16; erwähnt bei Bettelheim, S. 352, Fussnote 120.
- ↑ Bettelheim, S. 352, Fußnoten 120 und 121.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 445.
- ↑ Bettelheim, S. 351.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 379; dort wird fälschlich der 27. September 1922 angegeben, vergleiche dazu Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 646.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 443ff.
- ↑ Bettelheim, S. 351.
- ↑ Der geänderte Text in: Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S.646 f., der ursprüngliche Text daselbst S. 645f., Lenins Änderungsvorschläge daselbst S. 444 f. und zum am 6. Oktober 1922 angenommenen Entwurf LW 33, S. 358
- ↑ Bettelheim, S. 352.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 648.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 648; dort wird der Eindruck vermittelt, diese Verurteilung des russischen Grossmachtchauvinismus beziehe sich auf Lenins Notiz an das Politbüro vom 6. Oktober 1922 (LW 33, S. 358), was Bettelheim S. 352, Fussnote 121 bestreitet.
- ↑ Siehe Lenins Notiz vom gleichen Tag in LW 33, S. 358.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 648.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 644.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 445.
- ↑ Bettelheim, S. 352.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 379 unter 6. Oktober.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 648; Stalin Werke 5, S. 379 unter 6.Oktober.
- ↑ Bettelheim, S. 352.
- ↑ LW 33, S. 358, Hervorhebungen von Lenin.
- ↑ Bettelheim, S. 352.
- ↑ Bettelheim, S. 355.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 379.
- ↑ LW 36, S. 591 f.; 595.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 655, Endnote 502.
- ↑ Bettelheim, S. 355, bei ihm auf die Kommission Stalins bezogen.
- ↑ Bettelheim, S. 355.
- ↑ Bettelheim, S. 355.
- ↑ Bettelheim, S. 355, Fussnote 129.
- ↑ LW 36, S. 591; 594.
- ↑ Dem englischen Text liegt offenbar der Ausdruck „nationale Sozialisten“ zugrunde, siehe [3]; im deutschen Text steht „Sozialnationalisten“, in beiden Fällen ohne Hinweis, dass der tatsächliche Text wegen der Missverständlichkeit geändert wurde. Inhaltlich ist der Ausdruck als Gegenteil der Internationalisten aufzufassen, als die sich Stalin und seine Gefolgsleute sahen.
- ↑ LW 36, S. 592.
- ↑ Siehe [4] Fussnote 1 (englischer Text), vergleiche Stalin Werke 5, S. 202f.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 202.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 168f.
- ↑ Gemeint ist das Plenum des ZK vom 06.10.1922, an dem Lenin nicht teilnehmen konnte. Aus dieser Aussage Lenins geht hervor, dass er zu diesem Zeitpunkt nichts von der Verurteilung der Haltung Mdiwanis durch das Plenum wusste.
- ↑ [5] (englischer Text, eigene Übersetzung). Unter Berufung auf dieses Telegramm wird unter [6] Fussnote 2 (englischer Text) behauptet, Lenin hätte Mdiwanis „grundsätzlich falschen Standpunkt“ nicht unterstützt, sondern kritisiert. Der Text des obigen Telegrammes lässt eine solche Deutung nicht zu.
- ↑ Bettelheim, S. 355, Fussnote 130.
- ↑ Prawda vom 12. August 1988, zitiert nach Iwanow, S. 66.
- ↑ Bettelheim, S. 355; LW 36, S. 590; 592.
- ↑ Iwanow, S. 66.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 493f., zum 24. November abends, S. 654f., Endnote 502.
- ↑ LW 36, S. 590.
- ↑ LW 36, S. 592.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 125.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 504, zum 7. Dezember, S. 660, Endnote 547.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 506 zum 12.Dezember; S. 662, Endnote 562; und S. 513 zum 30.Januar.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 504, zum 8. Dezember vormittags, S.661, Endnote 550.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 504, zum 8. Dezember abends, S. 661, Endnote 555.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 509, zum 16. Dezember, S. 663, Endnote 576.
- ↑ LW 36, S. 590; Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 510, zum 18. Dezember vormittags und abends.
- ↑ Siehe [7] Fussnote 1 (englischer Text).
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 510, zum 23. Dezember, S. 663, Endnote 581.
- ↑ LW 36, S. 577-582; 588f.; Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 510, zum 23. Dezember, S. 663, Endnote 582; S. 521, zum 7. Februar abends, S. 665f., Endnote 599.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 510f., zum 24. Dezember, S. 663f., Endnote 584.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 648; Stalin Werke 5, S. 381.
- ↑ LW 36, S. 590.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 506 zum 12.Dezember; S. 662, Endnote 562; und S. 513 zum 30.Januar.
- ↑ LW 36, S. 590.
- ↑ LW 36, S. 590f., eingeklammerte Ausrufungszeichen hinzugefügt.
- ↑ LW 36, S. 591.
- ↑ LW 36, S. 591.
- ↑ Diese Bemerkung bezieht sich offenbar auf die oben angeführte zwangsweise Aufnahme russischer Kommunisten in die KP Georgiens, dann muss Lenin zu diesem Zeitpunkt bereits Kenntnis davon gehabt haben.
- ↑ Die Figur eines Polizisten in Gogols Revisor, dessen Name deutsch Halt-die-Schnauze bedeutet; Lenin nimmt damit offenbar auf die Erklärung der Mitglieder des georgischen ZK vom 22. Oktober anlässlich ihrer Rücktritts Bezug (er muss sie also ebenfalls zu diesem Zeitpunkt gekannt haben) und pflichtet ihr bei.
- ↑ LW 36, S. 591; auf S. 594 bezieht er diese Beschreibung auf Stalin, ohne (wie auch schon oben S. 590 mit dem „man“) seinen Namen zu nennen, siehe dazu weiter im Text.
- ↑ LW 36, S. 591f.
- ↑ LW 36, S. 592.
- ↑ Gemeint ist Stalin.
- ↑ Vergleiche dazu LW 36, S. 591.
- ↑ LW 36, S. 593f.
- ↑ LW 36, S. 594.
- ↑ Lw 36, S. 594.
- ↑ LW 36, S. 595.
- ↑ LW 36, S. 595.
- ↑ LW 36, S. 595f.
- ↑ LW 36, S. 596, Hervorhebung hinzugefügt.
- ↑ Stalin trug den Titel Generalsekretär ab dem 3. April 1922, vorher war er Sekretär.
- ↑ Vergleiche dazu Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 513f.; 515 zum 1. Februar 1923; 516 zum 3. Februar 1923; 517f. zum 5. Februar 1922.
- ↑ Siehe zu dieser Bezeichnung Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 514 zum 24.Januar; dort bezeichnet sie Lenin selbst als „unsere Konspirative Sache“.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 513, zum 30.Januar.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 665.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 523.
- ↑ Es handelt sich hierbei um Fragen, denen die Sekretäre in der von Lenin angeordneten Untersuchung nachgehen sollten, siehe Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 518; die Feststellungen können nur Notizen für seine geplante Rede sein, siehe unten.
- ↑ Das heisst, bei Stalin und Dzierzynski, denen Lenin dies direkt vorwarf, siehe oben.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 666.
- ↑ Trotzki, „Stalin“, S. 404, siehe auch [8] (englischer Text).
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 523f.; 666.
- ↑ Trotzkis Verhalten bis zu Lenins Tod ist äusserst merkwürdig und hat verschiedene Deutungen gefunden (Argumentationsschwäche; er sei von Stalin reingelegt worden; er habe erwartet, dass ihm die Macht auf einem Tablett übergeben werde), die aber in Bezug auf sein Verhalten alle unbefriedigend sind, vergleiche zu diesem Sachverhalt auch Anton Antonow-Owssejenke, „Stalin“, S. 27.
- ↑ Bettelheim, S. 357. Moneta teilt S. 108 einen etwas abweichenden Text mit:
- „Ich bin bei euch mit meinem ganzen Herzen, ich bin außer mir über die Anmassung Ordshonikidses und über das Zusammenspiel zwischen Stalin und Dzherzhinski.“
- ↑ Siehe neben den gelegentlichen Aussagen von Lenins Sekretären zu dessen Krankheitsverlauf, besonders Leo Trotzki „Stalin Eine Biographie“, S. 419 und besonders 425; vergleiche auch die verschiedenen Angaben zur Todesursache, „Atemstillstand“ im Telegramm Stalins an Trotzki (Wolokogonow, Band 1/1, S. 20) und „Gehirnblutung“ nach dem Befund des Leichenbeschauers (Wolkogonow daselbst S. 155), die zudem beide nicht mit dem angeblichen Herzleiden Lenins übereinstimmen.
- ↑ Dmitri Wolkogonow, „Triumph und Tragödie“ Band 1/1, S. 157.
- ↑ Wolkogonow, S. 157.
- ↑ LW 36, S. 580.
- ↑ LW 36, S. 579.
- ↑ Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 511.
- ↑ Wolkogonow, S. 141.
- ↑ Der Entwurf der Thesen wurde bereits am 21. Februar 1923 vom Plenum des ZK beraten. Daraufhin wurde eine Kommission unter Stalins Leitung mit der Redaktion der Thesen betraut. Am 22. März 1923 prüfte das Politbüro die Thesen und bestätigte sie. Siehe Stalin Werke 5, 363, Endnote 58.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 166f.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 167.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 167 im direkten Anschluss an das obige Zitat.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 167.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 168f., Hervorhebung hinzugefügt.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 202.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 168.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 168.
- ↑ In seinen Thesen zum Parteitag (Stalin Werke 5, S. 167) hatte er nicht die „rechtliche Gleichheit der Mitglieder“ bestritten (offenbar wurden alle Nationen der Union durch Russen vertreten), sondern die Vertretung der Nationen ausschliesslich durch Mitglieder der jeweiligen Nationen.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 212.
- ↑ Isaak Deutscher, „Stalin“, S. 332.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 232; Trotzki, „Stalin“, S. 405.
- ↑ „Kurzer Lehrgang“, S. 318f., siehe [9].
- ↑ Vergleiche dazu Stalin Werke 5, S. 202, die Angaben zum Parteitag ganz Transkaukasiens.
- ↑ Stalin Werke 5, S. 206, Hervorhebung von Stalin.
- ↑ „Kurzer Lehrgang“, S. 319.
- ↑ Anton Antonow-Owssejenko, „Stalin Porträt einer Tyrannei“, S. 24.
- ↑ Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 24f.
- ↑ Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 25.
- ↑ Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 27.
- ↑ Vergleiche LW 36, S. 593.
- ↑ Trotzki, „Mein Leben“, S. 393, Angeführt bei Iwanow, S. 214.
- ↑ Iwanow, S. 214.
- ↑ Iwanow, S. 214.
- ↑ Lenin Werke (LW) 26, S. 206.
- ↑ LW 26, S. 182-203; 204-207, vergleiche LW 36, S. 579, einschließlich Anmerkung 662 und Stalin Werke 3, S. 359; 360-363.
- ↑ Bettelheim, S.310.
- ↑ LW 36, S. 579.
- ↑ Moneta, S. 108; die Darstellung fusst offenbar auf Trotzki „Stalin“, S. 417 unter Bezug auf ein aus zweiter Hand wiedergegebenes Zitat Nadeshda Krupskajas; nach Lenin Ergänzungsband 1917-1923, S. 667, Endnote 603 verlangte Lenin von Stalin nur die Entscheidung, sich zu entschuldigen oder den Abbruch ihrer Beziehungen durch Lenin zu akzeptieren. Es lässt sich aufgrund dieser Quellen nicht entscheiden, welche Darstellung stimmt.
- ↑ LW 36, S. 580.
- ↑ LW 36, S. 580.
- ↑ LW 36, S. 579; Moneta teilt S. 104 in Bezug auf Trotzki einen von den Werken Lenins abweichenden Text mit, es ist jedoch nicht bekannt, ob die Briefe Lenins immer noch in verfälschter Gestalt vorliegen oder ob der Text Monetas verfälscht ist. Für ersteres spricht die Tatsache, dass Max Eastman in seiner 1925 erschienenen Schrift „Since Lenin died“ S. 141 den Text Monetas bestätigt.
- ↑ Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 39ff., Iwanow, S. 76.
- ↑ Isaac Deutscher, „Stalin“, S. 354.
- ↑ Wolkogonow, Band 1/1, S. 159.
- ↑ Bettelheim, S. 360.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 153.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 151f.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 152f.
- ↑ Michael Sayers Albert E. Kahn „Die Verschwörung des Blocks der Rechten und Trotzkisten gegen die Sowjetunion“, Münster 1973, S. 215, siehe [10].
- ↑ Wolkogonow, S. 159.
- ↑ Der Text des Rücktrittsgesuches in Wolkogonow, Band 1/1, S. 160.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 153.
- ↑ Bereits seit dem X.Pateitag der KPdSU war jegliche Blockbildung innerhalb der Partei verboten (siehe: „Die Linke Opposition in der Sowjetunion 1923-1928“, Berlin 1977, Band V, S. 291), das Verbot wurde aber nicht strikt durchgesetzt. Seit der Zerschlagung der Linken Oposition war es dann eine Straftat, die auch gegenüber Parteimitgliedern von der GPU verfolgt werden konnte.
- ↑ [11]
- ↑ Anatoli Michailowitsch Iwanow: „Logik des Alptraums“. Berlin 1994, S. 91f.
- ↑ Iwanow, S. 102f.
- ↑ Iwanow, S. 105.
- ↑ Iwanow, S. 125.
- ↑ Iwanow, S. 125f.
- ↑ Iwanow, S. 127f.; Anton Antonow-Owssejenko bestätigt dessen Angaben in seinem Buch „Stalin“, S. 109 - 121.
- ↑ Antonow-Owssejenko, S. 121.
- ↑ Beide Zitate nach: Leo Sedow „Rotbuch über den Moskauer Prozess“, 2.Auflage Hamburg 1972, S. 21.
- ↑ Zitiert nach: Sedow „Rotbuch“, S. 21.
- ↑ Iwanow, S. 11.
- ↑ Stalin: „Probleme des Leninismus“ Erste Folge, 2. durchgesehene und erweiterte Auflage, Moskau 1932, S. 499-501, entspricht Stalin Werke 11, S. 74 f.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 159.
- ↑ Bettelheim, S. 198ff.
- ↑ „Die Linke Opposition“ Band V, S. 363.
- ↑ „Die Linke Opposition“ Band V, S. 360.
- ↑ Prawda vom 24. April 1925, zitiert nach „Die Linke Opposition“ Band V, S. 218
- ↑ Nikolaj Bucharin „Ökonomik der Transformperiode“, Reinbek bei Hamburg 1970, S. 189 unter 1925.
- ↑ Iwanow, S. 75, vergleiche auch S. 84. Iwanow meint jedoch ebenda, die Zwangskollektivierung sei „keineswegs eine vorgeplante Maßnahme“ gewesen, damit übereinstimmend Moneta, S. 167, die Regierung sei „1928 überstürzt und panikartig an die Kollektivierung herangegangen“; siehe dazu im weiteren Text.
- ↑ Michal Reiman Die Geburt des Stalinismus, Frankfurt a.M. 1979, S. 76. In diesem Zusammenhang ist auch das Manifest des Zentralen Exekutiv Komitees (ZEK) der UdSSR vom 15. Oktober 1927 zu sehen, vergleiche daselbst, Fussnote S. 72f.
- ↑ Leo Trotzki, „Programm und Plattform der Linken Opposition im Kampf mit der Stalinfraktion“, 2.Auflage, Buchverlag und -vertrieb Dortmund 1977, S. 13.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 35.
- ↑ Siehe dazu Stalin Werke 11, S. 4.
- ↑ Reiman, S. 80ff.; 88; 90.
- ↑ Reiman, S. 79f.
- ↑ Stalin: „Probleme des Leninismus“, S. 498.
- ↑ „Die Linke Opposition“ Band V, S. 362.
- ↑ Siehe dazu Stalin Werke 11, S. 2; die Angabe Stalins bezieht sich auf Sibirien (daselbst, S. 1); Reiman bemerkt S. 80, dass in diesem, wie auch einigen anderen genannten Fällen auch organisatorische Probleme des Aparates und Transportprobleme eine Rolle spielten.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 6 (Hervorhebung hinzugefügt); vergleiche auch Reiman, S. 92f.
- ↑ „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“ Ausgabe in drei Bänden, London 1973, Band 3, S. 421.
- ↑ Reiman, S. 76.
- ↑ Vergleiche Bettelheim, S. 202.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 243; 249.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 220f.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 220f.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 229.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 36.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 140.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 140f.; 167.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 142.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 36; Werke 10, S. 263.
- ↑ Stalin Werke 10, S. 265.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 107; 241.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 42; daher fordert Frumkin in seinem Brief vom 15. Juni 1928: „Man muss zum XIV. und XV. Parteitag zurückkehren“, daselbst, S. 106.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 85.
- ↑ Reiman, S. 183f.
- ↑ Alle Angaben nach Reiman, S. 184.
- ↑ Reiman, S. 184.
- ↑ Reiman SW. 166.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 105.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 104.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 106.
- ↑ Reiman, S. 124.
- ↑ Reiman, S. 124f.
- ↑ Reiman, S. 125.
- ↑ Reiman, S. 125.
- ↑ Reiman, S. 126.
- ↑ Reiman, S. 129, Fussnote.
- ↑ Reiman, S. 128f.
- ↑ Reiman, S. 130.
- ↑ Reiman, S. 142.
- ↑ Reiman, S. 143.
- ↑ Reiman, S. 144.
- ↑ Reiman, S. 156.
- ↑ Reiman, S. 157.
- ↑ Reiman, S. 158.
- ↑ Reiman, S. 158f.
- ↑ Reiman, S. 159.
- ↑ Reiman, S. 158; 159.
- ↑ Reiman, S. 159.
- ↑ Reiman, S. 159f.
- ↑ Reiman, S. 161.
- ↑ Reiman, S. 161.
- ↑ Reiman, S. 161f.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 287.
- ↑ Reiman, S. 162.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 240.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 242.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 245.
- ↑ Reiman, S. 127.
- ↑ Reiman, S. 132.
- ↑ Reiman S.134.
- ↑ Reiman, S. 135f.
- ↑ Reiman, S. 129f.
- ↑ Reiman, S. 135.
- ↑ Reiman, S. 136f.
- ↑ Reiman, S. 137f.
- ↑ Reiman, S. 138f.
- ↑ Reiman, S. 138.
- ↑ Reiman, S. 140.
- ↑ Alle Angaben nach Reiman, S. 166.
- ↑ Reiman, S.146f.
- ↑ Reiman, S. 172.
- ↑ Reiman, S. 173.
- ↑ Reiman, S.175, Fussnote.
- ↑ Reiman, S. 147.
- ↑ Reiman, S. 141.
- ↑ Reiman S. 185.
- ↑ Reiman, S. 141.
- ↑ Reiman, S. 188.
- ↑ Reiman, S. 189.
- ↑ Reiman, S. 137; 188f.
- ↑ Anton Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 85.
- ↑ Reiman, S. 167f.
- ↑ Reiman, S. 168f.
- ↑ Reiman, S. 167.
- ↑ Reiman, S. 169.
- ↑ Reiman, S. 170.
- ↑ Reiman, S. 171.
- ↑ Reiman, S. 175.
- ↑ Reiman, S. 186.
- ↑ Reiman, S. 190.
- ↑ Soweit nichts anderes vermerkt, alle Angaben nach Reiman, S. 186f.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 96ff.; Reiman, S. 191.
- ↑ Reiman, S. 171.
- ↑ Reiman, S. 179f.
- ↑ Reiman, S. 182.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 61ff.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 94f.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 13; 17.
- ↑ Reiman, S. 232, Endnote 47.
- ↑ Iwanow, S. 84f.
- ↑ Stalin Werke 11, S. 143.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 149, Hervorhebung von Stalin; es ist bemerkenswert, dass das Kulakentum sonst immer als Teil der Bauern bezeichnet wurden.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 150.
- ↑ Stalin Werke 12, S. 150.
- ↑ Reiman, S. 189.
- ↑ Iwanow, S. 93. Zur Arbeit der ZK-Kommissionen vergleiche daselbst S. 94.
- ↑ Iwanow, S. 96.
- ↑ Anton Antonow-Owssejenko, „Stalin“, S. 85.
- ↑ „Die Nationalökonomie der UdSSR“, Moskau 1957, zitiert nach Moneta, S. 106.
- ↑ Moneta, S. 166f.
- ↑ Stalin: „Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft“, Berlin 1951, zitiert nach: ders. „Über dialektischen und historischen Materialismus“, S. 8.
- ↑ Reiman, S. 69f.; 86; 90f.
- ↑ Trotzki „Stalin“, S. 434.
- ↑ „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“, Bd. 1, S. 184.
- ↑ Leo Sedow „Rotbuch über den Moskauer Prozess“, 2.Auflage Hamburg 1972, S. 95.
- ↑ „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“, Bd. 1, S. 185.
- ↑ „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“, Bd. 1, S. 10f.
- ↑ „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“, Bd. 1, S. 10; vergleiche Leo Sedow „Rotbuch“, S. 26.
- ↑ Leo Sedow, „Rotbuch“, S. 26.
- ↑ Dem Zusammenhang nach sind Stalin und Jeshow und nicht die Mitglieder des ZK gemeint; das „Ihnen“ müsste also klein geschrieben sein.
- ↑ Robert Payne, „Stalin“, S. 440, zitiert nach: Bucharin, „Die Ökonomik“, S. 182.
- ↑ Bucharin, „Die Ökonomik“, S. 181.
- ↑ Der Vorwurf der Folterung der Angeklagten wurde auch von Chruschtschow 1956 in seiner Geheimrede erhoben und stützt sich dort auf ein Telegramm Stalins, dessen Text wiedergegeben wird, siehe [12].
- ↑ Vergleiche „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“ Bd. 3, S. 404f.; 414.
- ↑ Stalin Werke 14, S. 210f., vergleiche „Die Protokolle der Moskauer Prozesse“ Bd. 3, S. 429.
- ↑ Es müssen die Moskauer Prozesse von 1936 und 1937 gemeint sein, eventuell auch der Prozess gegen das Moskauer Zentrum 1935.
- ↑ Moneta, S. 117.
- ↑ Iwanow, S. 165; Iwanow gibt S. 164f. an, Tuchatschewski sei am 12.06.1937 erschossen worden.
- ↑ Roy Medwedew „Zum Gericht der Geschichte“, S. 460, angeführt bei Iwanow, S. 187.
- ↑ Moneta, S. 120.
- ↑ Stalin Werke 14, S. 213.
- ↑ Alexander Solschenitzyn „Der Archipel GULag“, Bern 1974, Hauptband S.131, zitiert nach: Iwanow, S. 189.
- ↑ Reiman, S. 181; vergleiche S. 171.
- ↑ Trotzki, „Stalin“, S. 439.
- ↑ Trotzki, „Stalin“, S. 439.
- ↑ Zitiert nach: Wolfgang Leonhard, „Der Schock des Hitler-Stalin-Paktes“, S. 37f.
- ↑ Wolkogonow, Band 1/1, S. 200.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 197.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 198.
- ↑ Iwanow, S. 207.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 285.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 285f.
- ↑ Alle Angaben Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 286.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 286; eingeklammertes Ausrufezeichen hinzugefügt; zum Inhalt der obigen Aussage vgl. ebenda S. 251:
Im März 1934 hatte in Estland ein Putschversuch der faschistischen Freiheitskämpfer stattgefunden, im Mai 1934 ein faschistischer Staatsstreich in Bulgarien und ein Putschversuch der Baltischen Bruderschaft in Lettland und im Juni 1934 der Versuch eines vom faschistischen Eisernen Wolf eingeleiteten Massenaufstandes in Litauen. - ↑ Gemeint ist das oben angeführte Abkommen über gegenseitige Hilfe vom 02.05.1935.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 286.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 343.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 300f.
- ↑ Iwanow, S. 211.
- ↑ Iwanow, S. 211.
- ↑ Soweit nichts anderes vermerkt, alle Angaben nach Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 343.
- ↑ Sayers, Kahn „Die Verschwörung“, S. 344ff.
- ↑ Iwanow, S. 211.
- ↑ Nach Aussagen von Klement Gottwald, seit Februar 1929 Generalsekretär der tschechoslowakischen KP und Abgeordneter im tschechoslowakischen Parlament, seit Juli 1929 im Präsidium des EKKI [Exekutiv Komitee der Kommunistischen Internationale] und seit Sommer 1935 auch im EKKI Sekretariat, Sekretär der KI für Mitteleuropa, zitiert nach: Wolfgang Leonhard, „Der Schock des Hitler-Stalin-Paktes“, S. 23f.
- ↑ Iwanow, S.211.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 346.
- ↑ Stalin Werke 14, Dortmund 1976, S. 190.
- ↑ Sayers, Kahn „Die Verschwörung“, S. 348f.
- ↑ Die USA unterhielten seit 1933 diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion.
- ↑ Gemeint ist: Nach Abschluss des Münchener Abkommens.
- ↑ Vermutlich sind die Verhandlungen mit der am 11. August 1939 in Moskau eingetroffenen englischen Militärmission gemeint, die allerdings nicht zum Abschluss eines Vertrages mit der Sowjetunion berechtigt war, siehe Sayers, Kahn Die Verschwörung, S. 350.
- ↑ Sayers, Kahn „Die Verschwörung“, S. 350f.
- ↑ Iwanow, S. 208.
- ↑ Leonhard, S. 17ff.
- ↑ Leonhard, S. 21; 24; 32.
- ↑ Iwanow, S. 209.
- ↑ Leonhard, S. 52f.
- ↑ Prawda: Zu einer Lügenmeldung der Nachrichtenagentur Havas, 30. November 1939. Deutsche Übersetzung nach Viktor Suworow: Der Eisbrecher. Hitler in Stalins Kalkül. Klett-Cotta, Stuttgart 1989, ISBN 3-608-91511-7 (Russischer Text).
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 352; siehe daselbst S. 106f.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 352.
- ↑ Iwanow, S. 210.
- ↑ Iwanow, S. 213.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 352.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 353.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 352.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 352f.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 353.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 354f.
- ↑ Sayers, Kahn, „Die Verschwörung“, S. 355.
- ↑ Anastas I. Mikojan: Tak bylo. Moskau 1999, S. 389
- ↑ Richard Overy: Russlands Krieg 1941-1945. Reinbek 2003, ISBN 3-498-05032-X, S. 126
- ↑ Isaac Deutscher: Stalin. Eine politische Biographie. Reinbek 1992, S. 590
- ↑ Bayerische Staatsbibliothek: Radioansprache des Vorsitzenden des Staatlichen Verteidigungskomitees J. V. Stalin, 3. Juli 1941 mit Faksimile
- ↑ Anton Antonow-Owssejenko: Stalin. Porträt einer Tyrannei. Piper, München/Zürich 1983, ISBN 3-492-02760-1, S. 329–332, 341
- ↑ Das Buch ist „nicht als umfassende Biographie angelegt […], sondern eine konzise, problemorientierte Einführung in Stalins Leben und politisches Wirken auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstandes“. Es lehnt sich „stark an das Stalinbild an, das sich in den letzten Jahren in der (westlichen) Forschung herauskristallisiert hat.“ Andreas Oberender: Rezension zu: McDermott, Kevin: Stalin. Revolutionary in an Era of War. London 2006. In: H-Soz-u-Kult, 30. März 2007.
- ↑ Mit dem Anspruch verfasst, auf der Grundlage der neueren Forschung „Politik, Person und Verbrechen“ Josef Stalins „in der Form und im Stil des biografischen Essays griffig und lesbar darzustellen“ (Kellmann: Stalin, S. 7), stößt die Arbeit auf die fachwissenschaftliche Kritik, sie sei „gründlich misslungen“, da sie „die komplexe historische Wirklichkeit derart vereinfacht und verkürzt, dass sie sich auf ein paar plakative und plumpe Formeln reduzieren lässt. Genau das tut aber Kellmann, der, wie es scheint, viele seiner Lesefrüchte selbst nur ungenügend verdaut hat.“ Andreas Oberender: Rezension zu: Kellmann, Klaus: Stalin. Eine Biographie. Darmstadt 2005. In: H-Soz-u-Kult, 8. Dezember 2005.
- ↑ Overys Buch „[a]uf der Basis englischer und deutscher Forschungsliteratur“ ist „eine große Erzählung des rassenideologischen Vernichtungsfeldzuges gegen die UdSSR […]. Dem neuen Feindbild Stalins nach Kriegsende, der brutalen Verfolgung von mehr als 5 Millionen in den Osten „repatriierter“ Sowjetbürger, den spätstalinistischen Säuberungen und der Brechung „nationalistischen Widerstandes“ vor allem im Baltikum, in Polen und in der Ukraine ist ein eigenes Kapitel gewidmet.“ - „Als eine wesentliche Leistung“ in „Overys Gemälde des Großen Vaterländischen Krieges der Sowjetunion“ erscheint „die Einbindung der Kriegsgeschichte in das Zeitalter der Weltkriege“. Bernhard Chiari: Rezension zu: Overy, Richard: Russlands Krieg. 1941-1945. Reinbek 2003. In: H-Soz-u-Kult, 31. März 2004.
- ↑ In dem sich auf die Zeit von 1929 bis 1953 erstreckenden Buch legt der Autor „ein Höchstmaß an investigativer Neugierde und Indiskretion an den Tag“. „Historiker werden viel Bekanntes und wenig Neues“ finden in dem „durchaus unterhaltsamen Buch, dessen unleugbare Schwäche darin besteht, dass es beständig hin und her schwankt zwischen einem Enthüllungs- bzw. Schauerroman und einer ansatzweise seriösen Kollektivbiografie der Stalinschen Führungsmannschaft und ihres von Privilegien und Gewalt geprägten Alltagslebens. Historiker sollten die Hardcoverausgabe benutzen, denn in der Paperbackausgabe fehlt der sehr umfangreiche Anmerkungsapparat mit den Nachweisen der benutzten Archivalien und sonstigen Quellen.“ Andreas Oberender: Rezension zu: Sebag Montefiore, Simon: Stalin. The Court of the Red Tsar. London 2004. In: H-Soz-u-Kult, 7. Juni 2005.
Personendaten | |
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NAME | Stalin, Josef |
ALTERNATIVNAMEN | ძე ჯუღაშვილი, იოსებ ბესარიონის (georgisch); Dschughaschwili, Iosseb Bessarionis dse (georgische Transkription); Джугашвили, Иосиф Виссарионович (russisch); Dschugaschwili, Iossif Wissarionowitsch (russische Transkription) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Politiker, Diktator von 1927 bis 1953 |
GEBURTSDATUM | 18. Dezember 1878 |
GEBURTSORT | Gori |
STERBEDATUM | 5. März 1953 |
STERBEORT | Kunzewo bei Moskau |