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Kartenspiel

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Paul Cézanne: Die Kartenspieler
Adriaen Brouwer: Kartenspieler mit Kiebitzen (Gemälde um 1630)
Adriaen Brouwer: Rauferei beim Kartenspiel (Gemälde um 1630)
Wiktor Michailowitsch Wasnezow: Die Préférence
Jean Siméon Chardin: Jean-Baptiste beim Bau eines Kartenhauses

Ein Kartenspiel ist ein Spiel, bei dem Spielkarten der wesentliche Bestandteil des Spielmaterials sind. Die große Vielzahl unterschiedlicher Kartenspiele ergibt sich aus unterschiedlichen Kombinationen oft grundsätzlich ähnlicher Kartenspielregeln, aus unterschiedlichen Spielzielen und der Verwendung unterschiedlicher Spielkarten. Übersichten zu diesen Kartenspielen sind oft an einem dieser Kriterien ausgerichtet oder aber an der Herkunft (Region) des Spieles.

Allgemeine Spielregeln

Unabhängig von den individuellen Regeln der einzelnen Spiele gibt es eine Reihe von weitgehend allgemeingültigen Regeln:

So gibt es ein – zumindest bei sehr formalem Spiel – angewendetes Verfahren zum Auslosen der Sitzplätze bzw. Partnerschaften, dieses wird auch angewendet, um festzustellen, wer als erster gibt.

Vor jedem einzelnen Spiel müssen die Karten gemischt und sodann abgehoben werden. Gegeben wird – falls nichts anderes verlangt ist, vgl. etwa Skat oder Doppelkopf – grundsätzlich einzeln, wobei sich der Geber (Teiler) jeweils als letzter bedient.

Die Spieler dürfen erst dann ihre Karten aufnehmen, wenn das Geben abgeschlossen ist.

Die Reihenfolge der Spieler wird bei den einzelnen Spielen sehr unterschiedlich gehandhabt. Heute wird mehrheitlich im Uhrzeigersinn gespielt; vor allem ältere Spiele und Spiele italienisch-spanischen Ursprungs werden jedoch gegen den Uhrzeiger gespielt, etwa Tarock oder Baccara. Canasta wird in Lateinamerika, Spanien und Portugal im Gegenuhrzeigersinn, in Angloamerika, Großbritannien und den meisten kontinentaleuropäischen Ländern jedoch im Uhrzeigersinn gespielt.

Wenn die individuellen Regeln nichts anderes sagen, so beginnt bei einem im Uhrzeigersinn gespielten Spiel der Spieler zur Linken des Gebers (sog. Vorhand) – das gilt aber z. B. nicht für Bridge, wo der Geber das Gebot eröffnet.

Spielarten

  • Raubspiele (Rauben von offenen Karten mit Handkarten)

Dabei kommen die unterschiedlichsten Zusatzregeln zum Einsatz, die das Ablegen oder Sammeln von bestimmten Ereignissen oder Kartenkombinationen abhängig machen.

Kartenglücksspiel

Georges de la Tour: Der Falschspieler mit dem Karo-Ass

Der Gebrauch von Spielkarten für reines Hazardspiel (Risikospiel/Glücksspiel), der bis ins 18. Jahrhundert verbreitet war, ist heute vor allem in Spielkasinos anzutreffen, allerdings dann mit den heute modernen Kartenglücksspielen, wie Black Jack, Baccara und Red Dog. In der Vergangenheit war das Kartenspiel Pharo oder auch Faro (von Pharao) in Spielsalons, Clubs und Spielgesellschaften in Europa und später in den Spielsalons der amerikanischen Goldgräber sehr verbreitet und beliebt. Varianten sind Tempeln und Meine Tante, deine Tante, historische Vorläufer sind Landsknecht und Bassette. Heute spielt es praktisch keine Rolle mehr. Auch die alten Kasinospiele Rouge et noir und Trente et quarante sind nahezu ausgestorben.

Als Kuriosum sei hier auch die Tontine erwähnt, ein der gleichnamigen frühen Form der Lebensversicherung nachempfundenes Kartenglücksspiel.

Das ebenfalls weitgehend als Glücksspiel geltende Stichspiel Écarté war in den Spielsalons des 19. Jahrhunderts weit verbreitet und als Spiel um sehr hohe Einsätze bekannt, seine Nachfolger, wie Ramso, wurden bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts in Clubs gespielt.

Daneben gibt es eine ganze Reihe mehr oder weniger bekannter Kartenglücksspiele, wie z.B. Blüchern, Kameruner Skat, Schlesische Lotterie oder Bullermännchen, Gottes Segen bei Cohn, und zahlreiche Varianten hiervon mit unterschiedlichen Namen Häufeln, Polnische Bank, Russisches Roulette (letzteres als Kartenspiel, nicht zu verwechseln mit dem bekannten "Revolverspiel"). Eine Reihe weitgehend glücksabhängiger Stichspiele mit einem gemeinsamen Grundprinzip, wie Mauscheln und Tippen (Dreiblatt) sowie verwandte Spiele wie Mistigri und Loo haben auch zeitweise Berühmtheit erreicht. Auch das alte englische Kneipenspiel Nap kann hier mit erwähnt werden. Weiterhin Hoggenheimer, die Black-Jack-Verläufer Vingt et un, engl. Pontoon oder dt. Siebzehn und vier, sowie auch Trente et un, Macao und das englische Newmarket.

Die Poker-Vorläufer, wie das alte deutsche Poch oder das französische Poque und das dem Poker ähnliche, jedoch ältere englische Brag kommen als Spiele mit Wettcharakter und weitgehender Glücksabhängigkeit des Spielausgangs hinzu.

Kartenspiele als Lernspiele

Viele herkömmliche Kartenspiele fordern und trainieren Eigenschaften wie Konzentration, Aufmerksamkeit, Kurzzeitgedächtnis und strategisches Denken. Logische Spiele wie Set! oder mathematische Spiele wie Elfer Raus können Kindern Logik bzw. Zahlenverständnis nahebringen. In der wissensdurstigen Barockzeit entstanden viele Lehrkartenspiele. Unter ihren Autoren waren Dichter wie Erasmus Finx und Georg Philipp Harsdörffer.

Eine weitere Variante sind Quartettspiele und Schwarzer Peter, die in der Regel ebenfalls Wissen vermitteln. In ironischem Sinne kann man 32 heb auf auch als Lernspiel bezeichnen.

Spiele mit eigenem Blatt

Uno-Karten

Neben den Spielen mit klassischen Blättern gibt es heute auch viele Spiele mit speziellen Karten. Dabei handelt es sich häufig um Autorenspiele mit vielfältigen Spielmechanismen. Gelegentlich überschreiten sie die Grenze zum Brettspiel, wenn die Spielkarten als eine Art Spielbrett benutzt werden. Der à la carte Kartenspielpreis zeichnet das jeweils beste Spiel eines Jahres aus.

Im Gegensatz zu den traditionellen Spielen sind die Karten und Spielregeln von einem Hersteller als Gebrauchsmuster geschützt.

Beispiele

Eine völlig eigene Kategorie bilden die Sammelkartenspiele wie etwa Magic.

Auch bei Brettspielen oder Würfelspielen können Spielkarten beteiligt sein. In den meisten Fällen dienen sie hier jedoch zur Beeinflussung des Spielverlaufs – zum Beispiel als Würfelersatz in Form von Ereigniskarten – oder sie repräsentieren Objekte, die im Spielverlauf eingesetzt werden können, etwa Rohstoffe oder Spielgeld.

Zitat

In strengen christlichen Kreisen wurde das Kartenspiel noch bis in das 20. Jahrhundert hinein als Gebetbuch des Teufels bezeichnet, um die Gefahren des Glücksspiels, aber auch des Müßiggangs zu verdeutlichen.

Siehe auch

Literatur

  • Spielkarten. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 15, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 143.
  • Helmut Waibler: "Ein Autor von Lehrkartenspielen", in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums (1975), 90-114
Wikibooks: Kartenspiele – Lern- und Lehrmaterialien
Wiktionary: Kartenspiel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen