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Istanbul

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İstanbul, das alte Konstantinopel, ist die größte Stadt der Türkei. Sie erstreckt sich sowohl auf der europäischen wie auf der asiatischen Seite des Bosporus und ist damit die einzige Stadt der Erde, die auf zwei Kontinenten liegt. Mit ihrer fast 3000-jährigen Geschichte ist sie eine der ältesten noch bestehenden Städte der Welt.

Geografie

Satellitenaufnahme von İstanbul

Im Norden das Schwarze Meer, im Süden das Marmarameer, verbunden vom Bosporus. Im europäischen Westen, dort wo Bosporus und Marmarameer aufeinandertreffen, die durch das Goldene Horn gebildete Halbinsel mit dem historischen Zentrum İstanbuls. Im Südosten die Prinzeninseln.
Sultan-Ahmet-Moschee
Datei:040522 ist.jpg
Im großen Basar
Blick vom Bosporus nach Eminönü und Beyoğlu

Der Kern der Stadt liegt auf der europäischen Seite zwischen dem Marmarameer und dem Goldenen Horn, einer Bosporusbucht, und dem Südausgang des Bosporus. Die geographischen Koordinaten sind 41° 1' Nord und 28° 57' Ost. Die Stadt hat eine Gesamtfläche von 5.712 km². In der ganzen Provinz Istanbul leben ca. 17.225.000 Menschen. Sie gilt damit als eine der größten Stadtregionen der Erde und ist die größte europäische Stadt.

Geologie

Erdbeben

İstanbul liegt in der Nähe der großen sogenannten nordanatolischen Störung, einem Grabenbruch, der sich von Nordanatolien bis zum Marmarameer zieht. Zwei Erdplatten, die afrikanische und die asiatische, stoßen hier aneinander. In den Hauptbebenregionen der Türkei ereignen sich aus diesem Grund in Abständen von wenigen Jahren starke Erdbeben. Eines der katastrophalen Beben, verbunden mit einer gigantischen Flutwelle, die über die Seemauern der Stadt einbrachen, ereignete sich 1509: Über 100 Moscheen wurden zerstört, mehr als 10 000 Menschen starben. Im Jahr 1766 wurde die Eyüp-Moschee vollständig zerstört. 1894 stürzten bei einem Beben weite Teile des Gedeckten Basars ein. Für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre prognostizieren Erdwissenschaftler ein Beben der Stärke von mindestens 7,0 auf der Richter-Skala. Die verheerenden Beben vom August 1999 mit dem Epizentrum bei Kocaeli mit 18 000 Toten und im Winter 2001 in der Provin Afyon waren, so befürchtet man, lediglich Vorboten. Gründe für die verheerenden Auswirkungen sind die dichte Besiedlung, die Baumängel, teilweise verursacht durch Korruption, Schlamperei und Schwarzbauten.

Stadtteile

Hauptartikel siehe: Stadtteile von Istanbul

Das alte, im Süden der europäischen Seite gelegene Stadtzentrum Konstantinopels mit den Stadtteilen Eminönü und Fatih wird durch das Goldene Horn von den nördlicher gelegenen, jüngeren Stadtteilen getrennt und im Westen von der Theodosianischen Landmauer begrenzt.

Nördlich des Goldenen Horns befinden sich das europäisch geprägte Beyoğlu und Beşiktaş, wo sich der letzte Sultanspalast befindet, gefolgt von einer Kette ehemaliger Dörfer wie Ortaköy und Bebek entlang dem Ufer des Bosporus. Hier errichteten wohlhabende Istanbuler bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts luxuriöse Holzvillen, Yalıs genannt, die als Sommerwohnsitz dienten.

Die auf der asiatischen Seite gegenüberliegenden Stadtteile Üsküdar und Kadıköy waren ursprünglich selbstständige Städte. Heute sind sie vor allem Wohn- und Geschäftsviertel. Auch auf dieser Seite liegen ehemalige Dörfer am Bosporus, die heute zu Stadtteilen oder -vierteln geworden sind.

Bedingt durch das starke Wachstum Istanbuls seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, machen den größten Teil der Stadtfläche heute moderne, im Hinterland errichtete Stadtteile aus. Sie wurden teilweise als Gecekondus errichtet und erst nach Jahren oder Jahrzehnten an die städtische Infrastruktur angeschlossen, wie z. B. Gaziomanpaşa westlich des Goldenen Horns. Konzernzentralen und teure Büro- und Wohnviertel enststehen vor allem im Norden auf Höhe der zweiten Bosporusbrücke oberhalb von Bebek in den Vierteln Levent und Etiler.

Klima

Das Frühjahr und der Herbst sind angenehm temperiert und daher die besten Zeiten, der Stadt einen Besuch abzustatten. Relativ hohe Temperaturen (jedoch deutlich weniger hoch als etwa an der türkischen Riviera oder in Griechenland) und eine hohe Luftfeuchtigkeit bestimmen die Sommermonate. Lediglich am Bosporus, wo immer eine leichte Brise weht, ist es auch dann angenehm. Der Winter ist durch wechselhaftes Wetter bestimmt: Es gibt frühlingshafte Sonnentage, häufig Regen und Kälteeinbrüche, manchmal auch Schneefälle.

Monat Höchsttemperatur Tiefsttemperatur Regen- Sonnen-
Mittel Absolut Mittel Absolut tage stunden (tägl.)
Januar 9 19 3 10 18 2,6
Februar 9 24 2 10 15 3,3
März 11 27 3 7 14 4,4
April 16 33 7 1 9 6,6
Mai 21 34 12 3 8 8,9
Juni 26 37 16 7 5 10,8
Juli 29 37 18 11 4 11,7
August 29 49 20 10 3 11,3
September 25 38 15 6 6 8,5
Oktober 21 33 12 3 10 6,2
November 15 27 9 7 13 4,6
Dezember 11 22 5 11 17 2,3

Geschichte

Hauptartikel siehe Geschichte İstanbuls

Strategisch günstig gelegen auf einer Halbinsel wurde İstanbul, damals noch Byzantion (griech.: Βυζάντιον), von dorischen Kolonisten aus Mégara um 670 v. Chr. gegründet. Die Stadt war Mitglied im Attischen Seebund während des Peloponnesischen Krieges. Unter Vespasian wurde sie ins Römische Reich eingegliedert. Wegen der wachsenden Bedeutung des Ostteils des Reiches wurde Byzantion von Konstantin als christliches Gegenstück zum heidnischen Rom geplant und 330 in Konstantinopel umbenannt.

Nach der Reichsteilung von 395 wurde Konstantinopel zur Hauptstadt des Oströmischen Reichs. Unter Justinian I. erreichte es seine Blütezeit und blieb bis ins Mittelalter die größte und bedeutendste Metropole des Abendlandes. 1204 wurde Konstantinopel vom Heer des 4. Kreuzzuges eingenommen und geplündert; das von den Eroberern installierte Lateinische Kaiserreich hielt nur kurz bestand. Nach mehreren erfolglosen Belagerungen gelang den Osmanen 1453 die Eroberung Konstantinopels, das daraufhin Adrianopel als Hauptstadt des Osmanischen Reichs ablöste.

Die muslimischen Eroberer prägten das Stadtbild Konstantinopels, und bauten unter anderem die Hagia Sophia um. Eine Vielzahl von Palästen wurde neu errichtet. Nachdem das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg an der Seite der Mittelmächte gekämpft und verloren hatte, wurde Konstantinopel vorübergehend von Alliierten besetzt. Nach der Staatsgründung der modernen Türkei durch Kemal Atatürk im Jahr 1923 verlor Konstantinopel seinen Status als Hauptstadt an Ankara. 1930 wurde die seit langem gebräuchliche Bezeichnung İstanbul offizieller Name der Stadt am Bosporus.

Einwohnerentwicklung

Hier die Ergebnisse der Volkszählungen in der Stadt İstanbul 1935 bis 2000. Die Einwohnerzahl für 2005 ist eine Berechnung:

  • 2000 - 8.803.468
  • 2005 - 9.797.536
  • geschätzte Zahl heute (2005) ca. 15 000 000

Politik

İstanbul ist das Kultur- und Wirtschaftszentrum der Türkei sowie die Hauptstadt der Provinz İstanbul. Es ist traditionell der Sitz des ökumenischen Patriarchen, zu dem einige orthodoxe Kirchen gehören. Die Stadt ist Sitz eines armenischen Erzbischofs und des Erzbischofs der türkisch-orthodoxen Gemeinde. İstanbul ist Universitätsstadt und beherbergt Bibliotheken, zahlreiche Museen sowie ausländische Kulturinstitute.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Moscheen in Istanbul

Sport

Olympische Spiele

İstanbul hat sich bereits viermal für die Olympischen Sommerspiele der Jahre 2000, 2004, 2008 und 2012 beworben. Doch den Zuschlag erhielten die anderen Bewerber Sydney, Athen und Peking. Der vierte Anlauf war die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012, bei denen auch die Städte London, Paris, New York, Rio de Janeiro, Moskau, Madrid, Havanna und der deutsche Bewerber Leipzig ihr Interesse zeigten. İstanbul schied aber wiederum in der Vorrunde aus. Das Olympiastadion und das Olympische Dorf sollten laut Bewerbung 45 Autominuten von der Innenstadt entfernt sein. Die Kosten für neue Sportstätten auf 401 Millionen Euro beliefen sich, für das Dorf auf 57 Millionen Euro, nach einem Olympiagesetz aus dem Jahre 1992 übernahm die Regierung die vollen Kosten. İstanbul warb mit dem Slogan "Let's meet where the continents meet." ("Laßt uns treffen, wo sich die Kontinente treffen") für die Völkerverständigung zwischen Europa und Asien. Dennoch war die Stadt von Anfang an Außenseiter beim IOC, da es Sicherheitsbedenken gab. Für 2008 und 2012 kam noch die Nähe zu Athen, dem Austragungsort 2004, als Negativmerkmal dazu.

Wirtschaft und Infrastruktur

İstanbul ist der beherrschende Markt und Umschlagplatz der Türkei. Das von Dienstleistungen beherrschte Wirtschaftsleben dominieren Börse, Großhandel, Verkehrs-, Bank-, Presse- und Verlagswesen. Es gibt mehrere Basare sowie moderne Geschäftsstraßen im westlichen Stil. Die handwerklichen und industriellen Betriebe produzieren vor allem Textilien und Nahrungsmittel. Daneben sind noch Leder- und Kunstlederwaren sowie keramische Erzeugnisse von Bedeutung. Auch der Bau von Bussen und Traktoren sowie Dieselmotoren ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Einer der wichtigsten Wirtschaftzweige ist der Fremdenverkehr: Das Angebot an Hotels ist riesig, von stilvollen Luxusherbergen bis zu billigen Absteigen ist alles vorhanden.

Verkehr

Der Hafen İstanbuls ist der wichtigste der Türkei. Der alte Hafen im Goldenen Horn dient vornehmlich der Personenschifffahrt. Entlang dem Bosporus und dem Marmarameer sind neue Anlagen für die Industrie entstanden. İstanbul verfügt über zwei internationale Flughäfen Atatürk am Rande des europäischen Teils der Stadt bei Yeşilköy. Die Metropole ist Endhaltestelle für alle Eisenbahnen auf der europäischen Seite und Ausgangspunkt für alle Züge in den asiatischen Teil des Landes. Über den Bosporus führt keine Eisenbahnstrecke. Von İstanbul aus fahren Busse in alle wichtigen Städte und Regionen des Landes.

Zwischen den beiden Kontinenten kreuzen Autofähren und Passagierschiffe den Bosporus. Für den Kraftfahrtverkehr existieren zwei Hängebrücken, die 1973 eröffnete Bosporus-Brücke mit 1074 m Länge (der Golden Gate Bridge in San Francisco nachempfunden) und die Fatih-Sultan-Mehmet-Brücke mit 1090 m, die 1988 dem Verkehr übergeben wurde. Beide Brücken gehören zu den längsten Hängebrücken Europas. Eine Autofahrt in İstanbul stellt auch heute noch ein Abenteuer dar, wenn man bedenkt, dass sich einige Millionen Fahrzeuge auf den Straßen bewegen. Über das Goldene Horn führen die Galatabrücke, die seit 1992 die alte 1912 errichtete Brücke ersetzt, und die Fatih-Brücke, über die die Umgehungsautobahn verläuft. Im innerstädtischen Verkehr spielen Schiffe und Busse sowie eine moderne Metro von Aksaray zum Flughafen, eine moderne Straßenbahn von Eminönü nach Zeytinburnnu und die 573 m lange Seilbahn von Galata, Tünel, aus dem Jahr 1874 eine wichtige Rolle.

Persönlichkeiten

Literatur