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Swing-Jugend

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Februar 2005 um 22:47 Uhr durch VanGore (Diskussion | Beiträge) (etwas URV delete; ;) blos nicht mit steinen schmeissen; die Reichsjugendkammer gabs doch gar net, also soviel zum Thema falsche links falsch abschreiben *nixfürungut:). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Swingjugend war eine oppositionelle Jugendgruppen während der deutschen NS-Diktatur besonders in Hamburg (St. Pauli) und Berlin. Sie bestand aus Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren, meist aus dem Mittelstand und dem gehobenen Bürgertum, einigen Gymnasiasten aus reicheren Häusern, aber auch einigen Lehrlingen; sie suchten im amerikanisch-englischen Lebensstil, vor allem in der Musikrichtung Swing eine autonome Abgrenzung zur nationalsozialistischen Gesellschaft, hauptsächlich gegen die Hitlerjugend.

Begriff

Der Begriff Swingjugend stammt vermutlich ursprünglich von nationalsozialistischen Strafverfolgungsbehörden zur Kennzeichnung von Jugendlichen, die ihre Begeisterung für amerikanische Swing-Musik offen zeigten. So existierten auch die Begriffe Swings oder Swingheinis. Sie selbst gaben sich Spitznamen wie "Swing-Boy", Swing-Girl" oder "Old-Hit-Boy".

Geschichte

Die Swingjugend versuchten sich durch eine Gegenkultur und auffällige Kleidung abzusetzen. Zuerst hauptsächlich durch Treffen, wo sie öffentlich Swingmusik hörten. Außerdem organisierte sie Tanzveranstaltungen und buchten Jazzbands. Auf Swing-Hits dichteten sie Spottverse, in denen sie sich über Nazis, Soldaten und besonders über die ungeliebte Hitlerjugend lustig machten. Sie trugen englische Mäntel und Hüte, lasen ausländische Zeitungen und grüßte sich untereinander "Swing heil!" statt mit "Heil Hitler". Die Swings hatten oft lange Haare, karierte Sakkos, Hut und Regenschirm und trafen sich in Cafés oder Clubs, um Swing zu hören. Auch verwendeten sie bewußt Anglizismen.

Jugendkultur auf dem Weg zur Opposition

Die Mitglieder der Swingjugend waren wie die Edelweißpiraten in der Regel unpolitisch. Sie drücketen ihren Widerstand durch zivilen Ungehorsam aus, in dem sie offen eine andere als die nationalsozialistische Kultur lebten.

Ohne dezidiert politisch-oppositionell eingestellt zu sein, wichen sie nur durch ihr Aussehen und Verhalten stark vom nationalsozialistischen Vorbild der Jugend ab. Durch die forcierte gewalttätige Verfolgung gegen die Swing-Cliquen durch die Gestapo und überzeugter Anhänger der HJ politisierten sich Teile der Swingjugend ab 1940.

Die 1940 erlassene Polizeiverordnung zum Schutze der Jugend verbot Jugendlichen unter 18 Jahren den Besuch öffentlicher Tanzlustbarkeiten. So veranstalteten die Swings selbst private Partys mit Swing- und Jazzmusik.

Am 18. August 1941 trat die Sofort-Aktion gegen die Swing-Jugend in Kraft, so wurden über 300 Mitglieder der Swing-Jugend verhaftet. Die Repressionen reichten vom Abschneiden der langen Haare über Schutzhaft und Schulverweise bis zur Verhaftung angeblicher Rädelsführer in Konzentrationslager.

Die Verhaftungswelle hatte zur Folge, daß einige Swing-Jugendliche begannen, den Nationalsozialismus auch politisch abzulehnen. So fingen sie an antifaschistische Flugblätter zu verteilen.

Im Januar 1943 wurde Günter Discher als einer der "Rädelsführer" der Swing-Jugend in das Jugendkonzentrationslager Moringen eingewiesen.

Kontakt zur Weißen Rose

Durch Verfolgung kamen sie mit dem Hamburger Teil der Weißen Rose in Kontakt. So sympatisierten drei Mitglieder der Weißen Rose mit dem Lebenstil der Swing-Jugend. Zu einer Zusammenarbeit mit den Swings kam es allerdings nicht. Dieser Kontakt galt aber als Beweis um einige Swings wegen Hochverrats, staatsfeindlicher Propaganda und Wehrkraftzersetzung vor dem Volksgerichtshof anzuklagen. Der Prozeß und die zu erwartenden Todesurteile wurden durch das Kriegsende verhindert.

Zitate

  • Die Angehörigen der Swing-Jugend stehen dem heutigen Deutschland und seiner Polizei, der Partei und ihren Gliederungen, der HJ, dem Arbeits- und Wehrdienst, samt dem Kriegsgeschehen ablehnend oder zumindest uninteressiert gegenüber. Sie empfinden die nationalsozialistischen Einrichtungen als einen "Massenzwang". Das große Geschehen der Zeit rührt sie nicht, im Gegenteil, sie schwärmen für alles, was nicht deutsch, sondern englisch ist.

(Aus einem Bericht der Reichsjugendführung)

  • Meines Erachtens muß jetzt das ganze Übel radikal ausgerottet werden. Ich bin dagegen, daß wir hier nur halbe Maßnahmen treffen. Alle Rädelsführer...sind in ein Konzentrationslager einzuweisen...Der Aufenthalt im Konzentrationslager für diese Jugend muß ein längerer, 2-3 Jahre sein...Nur wenn wir brutal durchgreifen, werden wir ein gefährliches Umsichgreifen dieser anglophylen Tendenz in einer Zeit, in der Deutschland um seine Existenz kämpft, vermeiden können.

(Anweisung von Heinrich Himmler)

Mythos ?

Teilweise ein Mythos ist, dass in allen Gaststätten Schilder mit Swing tanzen verboten hingen. Solche Schilder wurden in den 1970er als Marketinggag erfunden. Zeitzeugen berichten jedoch, davon, dass linientreue Gastronomen oder solche, die Ärger mit Reichskulturkammer oder Gestapo vermeiden wollten, selbst solche Schilder anfertigten und aufhängten.

Film

Das Thema wurde auch in dem Film Swing Kids dargestellt. www.filmzentrale.com

Musical

Das Musical Swinging St. Pauli [1] nimmt die Thematik auf. Es spielt 1941 in einer Hamburger Bar.

Literatur

Otto Bender & Heiko Haupt: Swing unterm Hakenkreuz, Hamburg 1933 bis 1945