Antestor
Antestor | |
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Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | „Unblack Metal“, früher auch Death- / Doom Metal |
Gründung | 1990 |
Auflösung | 2007 |
Website | http://antestor.com |
Gründungsmitglieder | |
Lars „Vemod“ Stokstad | |
Kjetil „Martyr“ Molnes (bis 1999) | |
E-Gitarre |
Erling „Pilgrim“ Jørgensen (bis 1995) |
Tom W. Holm Paulsen (bis 1992) | |
Letzte Besetzung | |
Gesang |
Ronny „Vrede“ Hansen (seit 2000) |
E-Gitarre |
Lars „Vemod“ Stokstad |
Ehemalige Mitglieder | |
Schlagzeug |
Svein „Armoth“ Sander (1993–1999) |
E-Gitarre |
Stig „Erkebisp“ Rolfsen (1995–1996) |
Schlagzeug |
Pål Dæhlen (2001) |
Morten Sigmund „Sygmoon“ Magerøy (2000–ca. 2005) | |
Vegard „Gard“ Undal (1993–ca. 2005) | |
Live- und Sessionmusiker | |
E-Gitarre |
Bjørn Leren (1993, 2004/2005) |
Schlagzeug |
Jan Axel „Hellhammer“ Blomberg (2004/2005) |
Gesang |
Ann-Mari Edvardsen (2004/2005) |
E-Bass |
Daniel Ravn Fufjord Auftritte am Bobfest 2004 und am Nordic Fest 2004 |
E-Gitarre |
Stig Rolfsen Auftritte am Bobfest 2004 und am Nordic Fest 2004 |
Schlagzeug |
Tony Kirkemo (2005) |
Die norwegische Band Antestor (lat. für: als Zeugen anrufen) wurde 1990 unter dem Namen „Crush Evil“ gegründet. Musikalisch gesehen bedienen „Antestor“ die Genres Doom Metal, Death Metal und Black Metal, wobei bei der Einordnung in das Genre des Black Metal ausschließlich die musikalische Stilistik zugrundegelegt wird. Die Inhalte der Texte sind christlich beeinflusst. Die Band selbst bezeichnete ihre Musikrichtung als Sorrow Metal. 2007 gab die Band bekannt, zukünftig nicht weiter aufzutreten.
Antestors Biografie ist geprägt von dem Dualismus der christlichen Botschaft ihrer Texte und dem Umfeld des Black Metal.
Bandgeschichte
Die Band formierte sich im Jahre 1990 in Oslo, unter dem Namen „Crush Evil“. Mit The Defeat Of Satan wurde im August 1991 das erste Demo aufgenommen. Musikalisch wird hierbei langsamer Death Metal, vermengt mit Doom Metal, dargeboten. Im Jahr 1992 löste sich die Band auf, um sich im folgenden Jahr unter dem Namen „Antestor“ neu zu gründen. Das zweite Demo Despair wurde noch im selben Jahr aufgenommen. Auf der musikalischen Seite orientierte man sich nun fast ausschließlich am Doom Metal, die Geschwindigkeit der Musik verlangsamte sich deutlich.
1994 nahmen „Antestor“ ihr Debütalbum Martyrium auf, welches über das Label Morphine Records als Bootleg-Kassette veröffentlicht wurde. Danach verließen Antestor das Label. Antestor geben auf ihrer MySpace-Seite an, dass Probleme mit dem Label eine Veröffentlichung in größerem Maßstab verhindert haben.[1] Bei Martyrium lassen sich erstmals Elemente des melodischen Black Metal in der Musik erkennen. Der Sound ist ungeschliffen und harsch, die Melodik erinnert schon an die Stilistik der „zweiten Welle“ des Black Metal.
Erst 1997 gingen „Antestor“ mit einem weiteren Demotape (Kongsblod) auf die Suche nach einem neuen Label. Neben anderen zeigte das Label Cacophonous Records aus England Interesse und bald schon wurde ein Plattenvertrag unterschrieben. Cacophonous Records führt vor allem Black Metal und Death Metal Bands, von denen einige sich offen zu satanistischen Ansichten bekennen. Cacophonous zensierte einige Passagen in den Liedtexten[2], so sind im Booklet zu „The Return of The Black Death“ alle Vorkommen von „God“ und „Jesus“ ausgelassen. 1998 wurde das Demo als Album veröffentlicht unter, der Name „Kongsblod“ (Königsblut) wurde in „The Return of The Black Death“ geändert. Nach Veröffentlichung des Albums verließen Antestor das Label, welches bis heute die Produktion des Albums einstellte. Anstestor werfen dem Label vor, die Band fallen gelassen zu haben, als sie deren christliche Einstellung bemerkten[1] und geben an, niemals Geld von Cacophonous erhalten zu haben.[2] Die Musik auf dieser CD wird von den wenigen Rezensenten, die diese CD besprochen haben, als düster und melancholisch beschrieben.
In der Folgezeit litt „Antestor“ unter finanziellen Engpässen. Zudem wurde die Besetzung instabil, da Schlagzeuger, Sänger und Gitarrist die Band aus persönlichen Gründen verließen. Lars „Vemod“ Stokstad blieb als Komponist der Band erhalten, Liveauftritte waren in den nächsten drei Jahren nicht möglich. Das änderte sich erst, als in Endtime Productions (Schweden) ein, aus Sicht der Gruppe, vertrauenswürdiges Label gefunden wurde, das dann im Jahr 2000 das Album Martyrium als volles Album veröffentlichte. Endtime Productions führt bis heute ausschließlich christliche Bands. Antestor hatte zu dieser Zeit noch einen gültigen Vertrag mit Cacophonous, unterschrieb aber dennoch bei Endtime Productions.
Drei Jahre später folgte The Defeat of Satan, welches die beiden Demos The Defeat of Satan und Despair enthielt. Verstärkt durch Ronny „Vrede“ Hansen und Morten Sigmund „Sygmoon“ Magerøy von „Vaakevandring“ (diese Band hatte sich kurz zuvor aufgelöst), machten sich Lars Stockstad und Vegard Undal daran, neue Lieder zu schreiben. Da die Position des Drummers noch immer vakant war, musste ein Sessiondrummer verpflichtet werden. „Hellhammer“ (Jan Axel Blomberg) von „Mayhem“ stellte sich zur Verfügung und gemeinsam wurde im Herbst/Winter 2003 zuerst die EP Det Tapte Liv und dann das Album The Forsaken eingespielt. Das Engagement von „Hellhammer“ wurde und wird von Presse und Fans kontrovers diskutiert[3]. Ronny „Vrede“ Hansen sagte dazu in einem Interview Folgendes:
„In erster Linie ist Jan Axel „Hellhammer“ ein Profimusiker. Er begann seine Karriere im säkularen und noch schlimmeren Teil der Szene, aber er kümmert sich nicht darum, was säkular oder christlich ist. Er wusste von Beginn, für was Antestor steht.“
Auf die im Frühjahr 2004 über Endtime Productions veröffentlichte EP folgte Anfang 2005 das Album. Das Albumcover von Det Tapte Liv zeigt eine Zeichnung der Stabkirche Borgund. Weiters ergeben die Cover der EP und des Albums aneinander gelegt ein einziges Bild ebendieser Kirche. Gezeichnet wurden die Cover beider Veröffentlichungen von Kristian Wåhlin („Necrolord“), der zuvor schon Artworks für „Bathory“, „Therion“ und „Dissection“ entworfen hatte.
Live spielte die Band selten, zuletzt nur auf explizit christlichen Musikfestivals. Beispiele für erfolgte Auftritte sind die Konzerte am Bobfest in den Jahren 2000 in Stockholm[5] und 2004 in Linköping[6], sowie am Nordic Fest 2004 in Oslo[7].
Ende März 2007 spielte die Band am Endtime Festival in Halmstad[8] ein Konzert mit zahlreichen Sessionmusikern. Bei diesem Konzert gaben „Antestor“ bekannt, dass dies ihr letzter Auftritt sei. In einer Nachricht im Forum von Endtime Productions[9] sowie einem inhaltlich identischen Bulletin auf myspace[10] wurden die Gründe genannt, dass es seit zweieinhalb Jahren keine Probe mehr gegeben habe und dass Antestor nur mehr aus den beiden Mitgliedern „Vrede“ und „Vemod“ bestünde. Für den Auftritt am Endtime-Festival sei dank dem Chef von Endtime Productions doch noch ein vollwertige Besetzung zustande gekommen. Die Möglichkeit einer Veröffentlichung eines weiteren Albums wurde von Antestor jedoch nicht ausgeschlossen.
Stil
Musik
Während sich die Band bei den ersten Veröffentlichungen noch primär am Death-/Doom Metal mit dementsprechend langsamen Liedern und Growling-Gesang orientierte, so wandte sich die Band mit dem Album The Return of the Black Death musikalisch dem Black Metal zu. So sind fortan Screaming-Vocals sowie genreteypische Gitarrenriffs und Schlagzeugpassagen mit erhöhter Geschwindigkeit zu finden. Eine zentrale Rolle kommt auch dem Keyboard zu, welches für die im Black Metal typischen epischen Zwischenspiele und Einleitungen an Raum gewinnt. So ist etwa in den ersten drei Minuten des Liedes Sorg ausschließlich das Keyboard für die Melodieführung zuständig.
Mit dem Album The Forsaken entwickelte sich die Band mehr in Richtung eines technischeren Stils, als dieser noch auf The Return of the Black Death zu finden war. So sind nun auch Gitarrensoli auf The Forsaken zu finden. Des Weiteren ist auch die Qualität der Produktion im Vergleich zu The Return of the Black Death verbessert worden. Durch den Einstieg zweier Ex-Mitglieder von „Vaakevandring“ wurde der Stil zudem melodischer und atmosphärischer.
Texte
In den Texten werden Hoffnung und Verzweiflung, aber auch der persönliche christliche Glaube der Bandmitglieder thematisiert. Daher lehnen viele Metal-Fans die Einordnung „Antestors“ in die Kategorie Black Metal ab, da deren Texte des Öfteren der Ideologie des Black Metals widersprechen würden. Die Texte sind meist in Englisch gehalten. Seltener finden sich auch norwegische Texte, die jedoch das Album The Return of the Black Death dominieren. Bei diesem Album ist zudem nur ein Teil der Texte im Booklet aufgeführt; Texte mit direktem Bezug zu Jesus Christus wurden ausgespart.
Das Lied A Sovereign Fortress behandelt beispielsweise die Danksagung an Gott, der das lyrische Ich von Geburt an beschützt und unterstützt[11]. So heißt es in im Refrain dieses Liedes beispielsweise:
– „Antestor“: The Return of the Black Death, Titel Nr. 2: A Sovereign Fortress; Cacophonous Records, 1998 |
– Freie Übersetzung |
Sorg (norw. für: Kummer, Leid, Trauer) hingegen beschäftigt sich mit den Thematiken des Kummers und der Suche nach Hoffnung, wobei sich das Lied an düsterer Metaphorik orientiert und der Text nicht explizit christlich wirkt, ja sogar ein negatives Ende nimmt[12]. Ein Beispiel (in norwegischer Sprache):
– „Antestor“: The Return of the Black Death, Titel Nr. 4: Sorg; Cacophonous Records, 1998 |
– Freie Übersetzung |
Ein anderer Titel, der ebenso eine düstere, aber diesmal christliche Thematik aufgreift, ist Ancient Prophecy. Der Text weist den Rezipienten darauf hin, dass der Mensch sündhaft sei, sowie niemand dem Gericht Gottes entfliehen könne[13]. Antestor verarbeiten in ihren Texten aber auch Themen, wie Suizid[14], Zweifel an der Heilsgewissheit[14] und Todessehnsucht[15], was für eine christliche Band selten ist. Ein Beispiel aus dem Text zu Betrayed vom Album The Forsaken:
– „Antestor“: The Forsaken, Titel Nr. 6: Betrayed; Endtime Productions, 2005 |
– Freie Übersetzung |
Auftreten
Antestor gehört zu den wenigen Bands der christlichen Metal-Szene, die bei ihren Auftritten und auf Fotos Corpsepaint tragen. Ein Beispiel dafür sind die Bilder im Booklet des Albums The Return of the Black Death. Daneben findet auch manchmal Kunstblut Einsatz, welches beispielsweise der Session-Bassist Daniel Ravn Fufjord beim Auftritt am Bobfest 2004 einsetzte.
Kritik von Seiten der Black-Metal-Szene
Der ehemalige Gitarrist von „Mayhem“ und eine der führenden Personen der norwegischen Black-Metal-Szene, Øystein Aarseth alias „Euronymous“, sagte einst bzgl. „Antestor“, dass die mehrheitlich christenfeindlich Black-Metal-Szene Pläne hege, gegen die Band – damals noch unter dem Namen „Crush Evil“ – vorzugehen:
„Bezüglich Bands wie „Crush Evil“ müssen wir ernsthafte Maßnahmen ergreifen. Es ist schlimm genug, einige bürgerliche Bands zu haben. Eine christliche Band ist jedoch zu viel. Aber keine Sorge, wir haben Pläne. Sie werden nicht mehr lange weitermachen.“
Ein Auflösen der Band konnte nicht erreicht werden, zumal Aarseth wenige Monate nach dieser Äußerung ermordet wurde. Elf Jahre danach wurde dann der Schlagzeuger von „Mayhem“, Jan Axel Blomberg („Hellhammer“), als Sessiondrummer für Det Tapte Liv und The Forsaken engagiert.
Diskografie
- The Defeat of Satan (Demo, August 1991)
- Despair (Demo, August 1993)
- Martyrium (Bootleg-Kassette, 1994)
- Kongsblod (Demo, 1997)
- The Return of The Black Death (1998)
- Martyrium (2000)
- The Defeat of Satan (2003)
- Det Tapte Liv (EP, Frühjahr 2004)
- The Forsaken (Winter 2004/2005)
Weblinks
Fußnoten und Einzelnachweise
- ↑ a b MySpace-Seite von Antestor
- ↑ a b Antestor Interview, 2000 „The Christian Underground Zine Issue 4“ Interviewer: "However, you had a record deal with Cacophonous Records (ex - Cradle of Filth, Bal-Sagoth). What kind of experiences did you get from that?" Antestor: "Pretty bad, actually. I can't say they did anything else than publish the album. No money, no royalties, no anything." Interviewer: Did the record company set any demands concerning your image?" Antestor: "Nothing like that, they just said that it's not recommendable for us go absolutely everywhere announcing that we're a Christian band and they censored the words "Lord" and "Jesus" from our lyrics sheet. We ourselves removed few texts because we didn't want to provocate." (Original: Finnisch)
- ↑ Diskussion im Forum von blackmetal.co.uk über den Gastauftritt von Jan Axel von Blomberg bei „Antestor“ (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Interview mit Ronny Hansen bei JesusMetal (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Homepage des Bobfest 2000 (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Homepage des Bobfest 2004 (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Homepage des Nordic Fest 2004 (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Homepage des Endtime Festival (englisch; Zugriff: 7. Mai 2007)
- ↑ Nachricht im Endtime-Forum (englisch; Zugriff: 18. April 2007)
- ↑ myspace-Bulletin ebenfalls im Forum zu Endtime Productions (englisch; Zugriff: 17. April 2007)
- ↑ „Antestor“: The Return of the Black Death, Titel Nr. 2: A Sovereign Fortress; Cacophonous Records, 1998
- ↑ „Antestor“: The Return of the Black Death, Titel Nr. 4: Sorg; Cacophonous Records, 1998
- ↑ „Antestor“: The Return of the Black Death, Titel Nr. 10: Ancient Prophecy; Cacophonous Records, 1998
- ↑ a b „Antestor“: The Forsaken, Titel Nr. 6: Betrayed; Endtime Productions, 2005
- ↑ „Antestor“: The Forsaken, Titel Nr. 9: As I Die; Endtime Productions, 2005
- ↑ Interview für „Orkustus“-Magazin