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Rufnummer

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Eine Rufnummer oder Telefonnummer ist eine eindeutige Ziffernfolge zur Identifizierung des Anzurufenden bei einem Telefongespräch. Im engeren Sinne bezeichnet Teilnehmerrufnummer die einmalig vorkommende Nummer innerhalb eines Ortsnetzes.

Faxnummern sind Rufnummern für die Anwahl von Faxgeräten, Einwahlnummern sind Rufnummern für die Anwahl von Telefonmodems über das Telefonnetz. SMS nutzen ebenfalls Rufnummern zur Identifizierung des Empfängers.

Wortwahl-Nummern, auch bekannt als Vanity-Nummern, enthalten Buchstaben statt Ziffern. Beim eigentlichen Wählvorgang werden die Buchstaben durch die Eingabe auf einer Zifferntastatur automatisch in Ziffern übersetzt. Wortwahl-Nummern sind keine speziellen Nummern, sondern nur eine Merkhilfe.

Rufnummernvergabe

In den meisten Ländern werden öffentliche Rufnummern durch nationale Regulierungsbehörden verwaltet und in nationalen Nummerierungsplänen festgeschrieben. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) verwaltet[1] den deutschen Nummernraum. Die Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) verwaltet[2] österreichische Rufnummern. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) verwaltet [3] schweizer Nummern.

In Nordamerika haben sich mehrere Staaten zu einem gemeinsamen Nordamerikanischen Nummerierungsplan zusammengeschlossen. In Europa wurde ein Europäischer Telefonnummerierungsraum eingerichtet.

Die Internationale Fernmeldeunion koordiniert internationale Vorwahlen und veröffentlicht den Internationalen Nummerierungsplan E.164. Die Europäische Kommission harmonisiert[4] Telekommunikationsstandards innerhalb der EU.

Festnetznummern

Im Festnetz sind die Telefonanschlüsse an einen festen geographischen Ort gebunden. Bis Ende des 20. Jahrhunderts bestimmte der Ort des Anschlusses aus vermittlungstechnischen Gründen auch weitestgehend die Rufnummer. So entstand die Struktur von „Festnetznummern“ gemäß E.164:

Ländercode Ortsvorwahl Teilnehmernummer Durchwahl

Um die Nummer mit einem Telefon wählen zu können, muss sie in der Regel angepasst werden. Meist muss der Ländercode, manchmal auch die Ortsvorwahl weggelassen werden. Meist müssen Verkehrsausscheidungsziffern, gelegentlich auch eine Amtsholung vorgewählt werden. Die Wahlregeln hängen im Einzelfall von vielen Faktoren ab, insbesondere von Standort, Telefonanschluss und Telekommunikationsanbieter des Anrufers.

Durch die Digitalisierung der Vermittlungstechnik ist seit den 1990ern die Rufnummernmitnahme auch im Festnetz möglich. „Festnetznummern“ können heute beliebigen Anschlüssen zugeordnet werden, nicht nur im Festnetz sondern etwa auch im Mobilfunknetz oder der IP-Telefonie. Die Vergabe von „Festnetznummern“ wird heute in verschiedenen Staaten unterschiedlich geregelt.

In Deutschland schreibt die Bundesnetzagentur weiterhin die Bindung von „Festnetznummern“ an einen festen Standort innerhalb des jeweiligen Ortsnetzes vor. Für Anschlüsse innerhalb Deutschlands ohne feste geographische Zuordnung hat sie eine Nationale Teilnehmerrufnummer mit der Vorwahl 032 eingeführt. In anderen Ländern, wie der Schweiz, können auch Ortsvorwahlen portiert werden, so dass in der Praxis die Unterscheidung von regionalen und nationalen Nummern aufgehoben ist.

Mobilfunknummern

Rufnummern für Mobiltelefone werden nach verschiedenen Regeln vergeben. In manchen Ländern, wie den USA, sind Mobilfunknummern für den Anrufer von Festnetznummern nicht zu unterscheiden.

In Deutschland wurden spezielle Mobilfunk-Vorwahlen geschaffen. Anhand der Vorwahl 015x, 016x, 017x ist eine Mobilfunknummer sofort erkennbar. Die Vorwahlbereiche werden einzelnen Mobilfunkgesellschaften zugeteilt. Bis zur Einführung der Rufnummernmitnahme 2002 konnte der Anrufer aus der Vorwahl auch auf die Mobilfunkgesellschaft schließen.

Sonderrufnummern

Für einige Dienste werden auf nationaler Ebene Kurznummern oder spezielle Vorwahlen (Nummernräume) bereitgestellt.[1][2][3] Die Gesprächstarife für diese Sonderrufnummern weichen stark von Anrufen bei regulären Festnetz- oder Mobilfunkanschlüssen ab. Einige Dienste sind für den Anrufer kostenlos, wie etwa Notrufnummern oder 0800-Nummern. Andere Dienste rechnen teilweise sehr hohe Tarife ab.

Beispiele für Kurzrufnummern:

Beispiele für spezielle Vorwahlen:

Zusätzlich vergeben Mobilfunkanbieter spezielle Kurzwahlnummern für SMS.

Schreibweisen

Für die Schreibweise von Telefonnummern in Druckerzeugnissen und Geschäftsbriefen gibt es zahlreiche[5] Konventionen. International am einflußreichsten sind die Empfehlung E.123 der Internationalen Fernmeldeunion und das kanonische Adressformat[6] der Firma Microsoft. In Deutschland ist die DIN 5008 maßgeblich. Für Österreich gibt es keine eigenen Standards, die RTR verweist[2] auf E.123 und DIN 5008. Außerdem haben sich informelle Standards herausgebildet.

Internationale Rufnummern

Die folgenden Beispiele enthalten den Ländercode 49, die Ortsnetzkennzahl 30, die Teilnehmerrufnummer 12345 und die Durchwahl 67:

Schreibweise Bemerkungen
+49 30 1234567
+49 30 123 45 67
E.123: Funktionsbezogene Trennung durch Leerzeichen. Durchwahl nicht gekennzeichnet. Bei Bedarf Gruppierung der Teilnehmernummer mit schmaleren Leerzeichen.
+49 30 12345-67 DIN 5008: Durchwahl durch Bindestrich gekennzeichnet
+49 (30) 1234567 Microsoft: Vorwahl eingeklammert. Keine Vorgaben zur Unterteilung von Teilnehmernummer und Durchwahl[6]
+49 (0)30 12345-67 Informelle Konvention in Deutschland und Österreich: Verkehrsausscheidungsziffer 0 wird in Klammern eingefügt.[2]

Nationale Rufnummern

Die folgenden Beispiele beziehen sich auf Deutschland:

Schreibweise Bemerkungen
030 12345-67 DIN 5008: Funktionale Gliederung durch Leerzeichen. Durchwahl mit Bindestrich
(0 30) 1 23 45-67 DIN 5008 (veraltet): Vorwahl in Klammern. Gliederung der Ziffern in Zweierblöcken
(030) 123 45 67 E.123: Vorwahl in Klammern, wenn sie nicht immer gewählt wird. Bei Bedarf Gliederung durch Leerzeichen.
0900 5 123456 DIN 5008: Inhaltekennzahlen bei Mehrwertdiensten herausstellen.

Länge von Rufnummern

Die Spezifikation E.164 begrenzt die Länge von Rufnummern im internationalen Verkehr auf höchstens 15 Ziffern, einschließlich Ländercode, ausschließlich Verkehrsausscheidungsziffern oder Durchwahlen. Die Berliner Nummer +49 30 1234567 hat demnach 11 Ziffern. Derzeit werden in Deutschland Rufnummern mit 12 Ziffern, im Falle von Telefonanlagen oder Rufnummernknappheit auch 13 Ziffern, vergeben. Im nationalen Verkehr können jedoch mehr als 15 Ziffern verwendet werden, dies gilt insbesondere für Sonderrufnummern.

Datenschutz

Rufnummern sind auch personenbezogene Daten im Sinne des Datenschutz. Der Umgang mit eigenen und fremden Rufnummern hat Einfluss auf die Privatsphäre der Betroffenen.

Im digitalisierten öffentlichen Telefonnetz wird die Rufnummer des Anrufers in der Regel an den Angerufenen übertragen. Über vermittlungstechnische Leistungsmerkmale wie CLIP, CLIR, CLIRO, COLP lässt sich die Anzeige von Rufnummern unterdrücken oder erzwingen.

Telekommunikationsanbieter speichern die Rufnummer als Teil der Verbindungsdaten, die zur Abwicklung und Berechnung eines Telefongesprächs notwendig sind. In Deutschland sind sie außerdem seit 2008 gesetzlich zur Vorratsdatenspeicherung verpflichtet.

Durch einen Eintrag der Rufnummer in öffentliche Telefonverzeichnisse (Telefonbuch, Telefonauskunft) wird die Zuordnung von Person und Rufnummer in einer öffentlichen Datenbank gespeichert. Über eine Inverssuche lässt sich der Inhaber einer Telefonnummer identifizieren.

Als Schutz gegen unerwünschte Anrufe eignen sich Geheimnummern, also Rufnummern, die nicht über öffentliche Telefonverzeichnisse abgefragt werden können. Außerdem bieten einige Telekommunikationsanbieter automatisch vefallende Wegwerfnummern an, von denen Anrufe zeitlich begrenzt an den zu schützenden Anschluss weitergeleitet werden. Diese Rufnummern werden vorrangig genutzt, um Spam zu vermeiden. Meistens verfallen die Nummern nach einer bestimmten Zeit von selbst, in einigen anderen Fällen werden sie manuell abgemeldet oder einfach nicht mehr genutzt.

Geschichte der Telefonnummernvergabe

Am 1. April 1881 wurde von Heinrich von Stephan die weltweit erste Fernsprechzentrale in Berlin mit zunächst acht Teilnehmern eröffnet. Dies war die erste vermittlungstechnische Nutzung des von Johann Philipp Reis und Graham Bell erfundenen Telefons. Noch im gleichen Jahr wurde in Berlin das erste deutsche Telefonbuch, von der Berliner Bevölkerung als "Buch der Narren" belächelt[7], mit ein-, zwei- und dreistelligen dekadischen Telefonnummern und 185 Einträgen herausgegeben[8]. Die Rufnummern dienten zur Identifikation der wiederum dekadisch angeordneten Endstellenanschlüsse an den Klappenschränken.

Noch bis 1905 waren alle Vermittlungsstellen im deutschen Sprachraum handvermittelt und benutzten die dekadische Anordnung auf Ortsvermittlungsebene. Fernvermittlungswünsche wurde durch Nennung der Städte weiterverbunden. Damit waren dekadische Telefonnummern eindeutig Anschlussleitungen zugeordnet. Dies sollte auch die nächsten 100 Jahre so bleiben, auch die Einführung des Selbstwählferndienstes und des EMD-Wählers änderte an dieser Zuordnung wenig. Zwar konnte man seine Telefonnummer bei einem Umzug "mitnehmen", aber nur solange der neue Wohnort sich im Einzugsbereich der gleichen Endvermittlungsstelle (10000er Bereich) befand. Der Anschluss konnte dann am Hauptverteiler "umgelegt" werden, ohne die Zuordnung von Telefonnummer zu Anschluss aufzuheben.

Die dekadische Nummernvergabe beschränkte sich zunächst noch auf Ortsebene wurde aber ab 1923 mit der Einrichtung der ersten automatisierten Fernvermittlungsstelle auch für die direkte Anwahl andrer Städte verwendet, 1955 erstmals auch für eine automatisierte Auslandsverbindung von Deutschland in die Schweiz.

Siehe auch: Geschichte des Telefonnetzes

Listen

Internationale Vorwahlen, Ländercodes:

Nationale Vorwahlen, Nummerierungspläne:

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Nummernverwaltung der Bundesnetzagentur. (Abgerufen 21. März 2008)
  2. a b c d Nationale Rufnummern der RTR. (Abgerufen 21. März 2008) Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „rtr“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. a b Nummerierung & Telefonie des BAKOM. (Abgerufen 21. März 2008)
  4. Telecoms in the European Union (Abgerufen 22. März 2008)
  5. Joerg Kilian: Kommunikationsstandard für Telefonnummern. Mai 2001. http://www.kilde.com/de/digest/studien/studien_200105/index.html (Abgerufen 23. März 2008)
  6. a b Kanonisches Adressformat für Telefonnummern. Stand 2005. (Abgerufen 21. März 2008)
  7. [Dr. Gerhild Komander (Herausgeberin) Das erste Berliner Telefonbuch 1881]
  8. [1]