Screening
Unter Screening (englisch für: Durchsiebung, Rasterung, Selektion) versteht man ein Verfahren, das zur Identifizierung bestimmter Stoffe oder Sachverhalte an einer grossen Gruppe von Proben oder Personen eingesetzt wird. Es wird häufig in der Umweltanalytik eingesetzt.
Biologie
Ein typisches Screening ist die Untersuchung des Bodens auf Altlasten, bei dem in bestimmten Abständen Bodenproben genommen werden (z.B. alle Knotenpunkte in einem 100 mal 100 Meter Raster, pro Quadratkilometer also 121 Proben). Zeigt die Screnninganalyse, meistens ein einfacher Schnelltest, einen auffallenden Wert, so werden auf den umliegenden Feldern weitere Proben genommen und diese mit exakteren Methoden analysiert.
Ein Screening ist somit ein auf bestimmte Kriterien ausgerichteter orientierender "Siebtest".
Formen
In der Medizin wird der Begriff Screening in zwei Bedeutungen verwendet:
- Für eine Untersuchung, die als Reihenuntersuchung bei möglichst vielen Menschen eine möglichst frühe Erkennung von Krankheiten oder Risikofaktoren ermöglichen soll und somit meist als Vorsorgeuntersuchung bezeichnet wird.
- Für eine umfassende Untersuchung eines einzelnen Menschen, bei dem auf Grund meist unspezifischer Symptome eine Durchuntersuchung stattfindet, um damit weitere Befunde zu erheben, womit eine Krankheit nachgewiesen oder ausgeschlossen werden soll.
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung von Screening als Reihenuntersuchung.
Ziel
Das Ziel eines Screeningprogrammes im medizinischen Bereich ist es die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Untersuchten zu erhöhen.
Die Gesamtheit, die untersucht wird besteht i.d.R aus einer großen Anzahl (tatsächlich) Gesunder und einer kleinen Anzahl Kranker, die keine Symptome zeigen - der Grundanteil ist oft bekannt.
Bei einem medizinischen Screening werden also in einer Gesamtheit viele Gesunde und wenige Kranke untersucht. Das läßt sich jedoch nur aus einer retrospektiven Sichtweise eindeutig behaupten und ist nicht das Ziel einer Reihenuntersuchung. Tatsächlich sollen im Rahmen exakter Fragestellungen möglichst viele symptomlos erkrankte Menschen mit bestehenden Problemen, die vor der Behandlung nichts von diesen Problemen wussten, erkannt werden und einer Behandlung zugeführt oder zu einer Änderung des Lebensstils angehalten werden.
Voraussetzungen
Da man bei einem medizinischen Screening nur bei einem Teil der Untersuchten Probleme feststellen wird, d.h. im Nachhinein auch viele letztlich gesunde Personen untersucht werden mussten, müssen Screeningprogramme bestimmte Anforderungen erfüllen:
- die Krankheit muss für die Volksgesundheit von Bedeutung sein
- sie muss gut bzw. bei früherer Erkennung deutlich besser behandelbar sein
- das Testverfahren soll eine hohe Sensitiviät und Selektivität aufweisen, d.h. der Test soll die gesuchte Erkrankung (die bestehenden Risikofaktoren) mit möglichst großer Sicherheit nachweisen oder ausschließen können.
- die Untersuchung soll zeit- und kostengünstig sein.
- die Untersuchung soll den zu Untersuchenden möglichst wenig belasten.
Der letzte Punkt ist von besonderer Bedeutung: Screeningprogramme in der Vorsorgemedizin müssen von den Patienten angenommen werden, um erfolgreich zu sein.
Der Qualitätssicherung von Screeningprogrammen kommt hier eine besondere Bedeutung zu. (Beispiel: [1])
Vorteile
- Eine Erkrankung wird in einem gut behandelbaren Frühstadium entdeckt: Eine Heilung ist möglich oder mit weniger Aufwand möglich
- Die Behandlung eines Frühstadiums beeinträchtigt die Lebensqualität in geringerem Ausmaß.
- Die Behandlung des Frühstadiums verursacht geringere Kosten.
- Folgeschäden werden verhindert.
- Der Untersuchte ist bei einem unauffälligen Ergebnis beruhigt.
- Die Scheu vor Arztbesuchen wird gemindert.
- Der Arzt lernt seinen Patienten besser kennen und kann später in unklaren Situationen womöglich auf Vorbefunde zurückgreifen, die zur Klärung beitragen.
Nachteile
- Die mögliche Belastung durch die Untersuchung selbst oder unvermeidbare statistische Unsicherheiten, so genannte falsch negative Ergebnisse - hier werden Untersuchte wie Untersucher zu Unrecht beruhigt, mögliche Anzeichen der Erkrankung werden eventuell fehlgedeutet bzw. der Zweck der Früherkennung einer Krankheit wird ganz einfach verfehlt.
- Bei falsch positiven Ergebnissen werden Patienten zu Unrecht beunruhigt, und teure, sowie den Patienten wie das Gesundheitswesen belastende Folgeuntersuchungen sind die Folge.
- Möglicherweise werden (wenn auch gut behandelbare) Frühstadien einer Erkrankung diagnostiziert, deren Früherkennung die Lebenszeit nicht verlängert, stattdessen aber die Lebensqualität vermindert (siehe duktales Carcinoma in situ bei Mammographie und Todesfälle durch die Therapie beim Neuroblastom-Screening)
- Die Kosten der Reihenuntersuchung selbst. Würden z.B. alle Frauen, denen offiziell die Mammografie als Vorsorgeuntersuchung empfohlen wird, dieses Angebot auch annehmen, wäre das Gesundheitswesen finanziell überfordert.
Folgerung
Es ist also notwendig, dass Ärzte und Forscher Patienten bzw. Eltern von minderjährigen Kindern über Vor- und Nachteile von Tests so aufklären, dass sie selbst entscheiden können, ob sie an einem Screeneing teilnehmen wollen oder nicht.
Beispiele
- Phenylketonurie
- Mammographie Screening
- Risikofaktoren für eine kardiovaskuläre Erkrankungen
- Zervixkarzinom, PAP
- Prostatakarzinom, prostataspezifisches Antigen (PSA)
- Karzinome des Verdauuungstrakts (Ösophaguskarzinom, Magenkarzinom, Kolonkarzinom): Haemoccult, Gastroskopie, Koloskopie
- Glaukom-Screening
Untersuchungen bei Verdacht auf Substanzmissbrauch - siehe Substanzmissbrauch, Drogennachweis