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Notre-Dame-Schule

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Die so genannte Notre-Dame-Epoche bezeichnet gemeinhin den Zeitraum von 1160/80 bis 1230/50. Vermutlich knüpft diese Epoche der Musikgeschichte direkt an das "Saint-Martial-Repertoire" an, bzw. überschneidet sich mit ihm. Gemeint ist die Zeit, in der der Komponist Perotin an der Kathedrale Notre-Dame in Paris den von Leonin begonnenen "magnus liber organi de gradali et antifonaio pro servitio divino" (Anonymus IV) gekürzt und mit besseren Klauseln oder Punkta versehen hat. "Dieser Magister Perotinus schuf beste Quadrupla wie Viederunt und Sederunt mit einer Fülle von Colores der harmonischen Kunst[...]." (Edition: Fritz Reckow: Der Musiktraktat des Anonymus IV. Wiesbaden. 1967. Teil 1. 46, 1-20.) Die Abgrenzung dieser Epoche zu anderen erfolgt im Wesentlichen dadurch, dass hier die Modalnotation und die zentrale Stellung der Choralbearbeitung (Organum) hervorgehoben sind. In der späteren Ars Aniqua wurde die Mensuralnotation verwendet. Man kann wohl sagen, dass die mehrstimmige Musik, die durch diesen Namen abgedeckt sein soll, in der Kathedrale von Notre-Dame-de Paris ein oder sogar das Zentrum hatte, muss jedoch - um nicht fragwürdiger Weise einen Ort zum Heros der Musikgeschichte zu erheben - sogleich hinzufügen, 1. dass hier mit einem großen Verlust an Musikaufzeichnungen zu rechnen ist und 2. dass teils vermutlich, teils nachweislich damals auch andere orte an der Pflege und Entwicklung der mehrstimmigen Musik beteiligt waren. Kompositionen im Stile des "Notre-Dame-Repertoires" finden sich u.a. in den heute in London und in Sens aufbewahrten Handschriften. Bezeugungen für eine Mittelpunktstellung der Pariser Notre-Dame-Kathedrale sind zwar vorhanden, aber nicht zahlreich und dabei in den Sachhinweisen wenig konkret und in den Zeitangaben recht ungewiss. Sie stammen fast ausschließlich von dem o.g. englischen Anonymus VI, der zwischen 1270 und 1280 schrieb. Was auch immer bei der Benennung des musikgeschichtlichen Zeitraums als "Notre-Dame-Epoche" oder auch "Notre-Dame-Schule" Fragezeichen setzen mag: der wahrscheinliche Quellenverlust, der alles unbestimmt macht, die nachweisliche Teilhabe auch anderer Ort, die relative Spärlichkeit der auf Notre-Dame weisenden Zeugnisse - man kann möglicherweise folgendes dazu als gültiges factum annehmen; nämlich, dass im Namen Notre-Dame-Epoche die Pariser Kathedrale nicht nur als der (vermutliche) Ausgangs- und Mittelpunkt der mehrstimmigen Kirchenmusik damaliger Zeit benannt ist, sondern, zugleich auch als ein Signum fungiert, wein Wahrzeichen dafür, dass die neue Mehrstimmigkeitskunst, vor allem die Choralbearbeitung und deren Steigerung zur größten Klangform des Mittelalters, dem Organum quadruplum, wesenhalft eine Kathedralkunst war. Die Musik dieser Zeit ist als Kathdralkunst liturgische Musik, d.h. Choralmeldodien, genauer: die responsorialen Gesänge der Messe und des Offiziums, die mehrstimmig ausgeführt worden sind. Die Organistaionder Stimmen war nur durch die VErwendung eines ordnenden Rhythmus möglich, dem Modalrhythmus, besser gesagt dessen 6 Modi.