Gralsbewegung
Die Gralsbewegung ist eine synkretistische gnostische religiöse Bewegung die 1924 von Oskar Ernst Bernhardt gegründet wurde.
Bernhardt lehrte, dass er als "Abd-ru-Shin", wie er sich selbst nannte, als Nachfolger Christi auf die Erde gekommen sei. Er erzählte eine neue Schöpfungsgeschichte als willkürliche und irrationale Zusammensetzung aus moderner Physik, biblischen Passagen und keltischen Sagen. Bernhardt trat als selbsterklärten Vermittler und Verfasser der so genannten Botschaft des Heiligen Grals auf.
Synonyme und andere Sprachen
Verschiedene Bezeichnungen sind Internationale Gralsbewegung, Stiftung zur Verbreitung der Gralbotschaft, "naturphilosophische Vereine", "Verein zur Verwirklichung des Gralwissens von Abd-ru-Shin. Englisch nennt sich die Bewegung Grail Movement, französisch Mouvement du Graal.
Das Symbol der Gralsbewegung ist ein gleichschenkliges Kreuz in einem Ring, das "Erlöserkreuz", das laut Bernhardt nichts mit dem christlichen Kreuz, dem "Leidenskreuz der Kirchen" zu tun hat.
Verbreitung
Weltweit insgesamt etwa 8000 Bekenner, in Deutschland etwa 1000, In der Schweiz etwa 500, und eine unbekannte Zahl von losen Anhängern.
Der Hauptsitz der Bewegung befindet sich auf dem Vomperberg in Tirol, Österreich.
Lehre
Gott für die Gralsbewegung so weit weg vom Menschen, dass er nicht vorstellbar ist.
Bernhardt selbst ist die gegenwärtige Inkarnation des Menschensohns Immanuel, auf den sich alle biblischen messianischen Verheißungen beziehen.
Die Lehre besteht aus vielen Elemente aus dem Christentum, dessen wesentliche Konzepte jedoch völlig uminterpretiert werden, einigen Elementen aus der Theosophie wie Karma und Reinkarnation in westlicher Ausprägung, der Gralssage und einige Eigenentwicklungen Bernhardts.
Gottesdienst und Praxis
Die Gottesdienste und Zeremonien sind in der Regel nur Kreuzträgern zugänglich.
Der Gottesdienst findet in sogenannten "Lichtstätten" statt. Es hat einen Altar mit sieben Kerzenleuchtern und eine Schale als Symbol des Heiligen Grals, darüber ein gleichschenkliges Gralskreuz, das der "Vergegenwärtigung der göttlichen Wahrheit" dient.
Beim Gottesdienst wird aus der Gralsbotschaft vorgelesen und eines der Gebete Abd-ru-shins gesprochen. Es gibt keine Musik, keine Beteiligung der Anwesenden, keine Predigt.
Die Hauptfeiertage der Gralsbewegung, Gralsfeiern genannt, sind das "Fest der Heiligen Taube" am 30. Mai, das "Fest der Reinen Lilie" am 7. September, und das "Fest des Strahlenden Sterns" am 29. Dezember. An diesen Tagen wird die "Versiegelung" vollzogen, wodurch der Betreffende in den Bund mit Gott aufgenommen wird. Die Zeremonie besteht aus einem Kreuzzeichen mit Wasser auf der Stirn und der Überreichung eines silbernen Gralskreuzes, das der Betreffende von nun an tragen darf. Diese "Kreuzträger" sind die eigentlciehn Mitglieder der Gralsbewegung.
Gedenktage sind der Geburtstag und Todestag Abd-ru-shins, und der Todestag seiner Frau Maria (19. Dezember).
Es gibt "Kindersegen", "Traufeiern" und "Gralsbeisetzungen".
Organisation
Die sogenannte "Gralsverwaltung" als oberste geistliche Leitung der "Internationalen Gralsbewegung", wird bis heute von der Familie Bernhardt geführt, bis 1990 durch Bernhardts Tochter Irmingard († 22. Mai 1990), seither durch den Mann ihrer Adoptivtochter, Siegfried Bernhardt, der den Namen seiner Frau angenommen hat.
In den einzelnen Ländern wird das Gedankengut durch Stiftungen und Verlage verbreitet, in Deutschland die in Stuttgart beheimatete "Stiftung Gralsbotschaft", in der Schweiz die "Stiftung zur Verbreitung der Gralsbotschaft" in Bern.
Die Gralsbewegung hat keine eigentliche Organisation und Mitgliedschaft, der Kontakt der einzelnen Länder zur Internationalen Gralsbewegung ist unterschiedlich intensiv.
Die örtlichen Gralskreise machen Sonntagsandachten, Vorträge und Gesprächstreffen.
Literatur
- Karin Verscht-Biener/ Hans-Dieter Reimer: Die "Gralsbewegung" (Sonderdrucke aus dem Materialdienst" Nr. 18: (, IV/1991) http://www.ekd.de/ezw/berichte.html
- Aicher, Elisabeth: Vomp, ein religiöser Boden : die Gralsbewegung auf dem Vomperberg und die Benediktinerabtei St. Georgenberg-Fiecht im 20. Jahrhundert. - 1989. - X, 174 Bl. : Ill. Dipl.-Arb.