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Avro Vulcan

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Avro 698 Vulcan mit geöffnetem Bombenschacht
Avro XM607 auf dem Rollfeld
Avro XM607 mit den Einsatzzeichen vom Falklandkrieg
Avro XM607 Seitenansicht
Das Bristol-Olympus-Triebwerk
Operation Black Buck

Die Avro 698 Vulcan, hergestellt von der britischen Firma Avro, war ein Bomber der Royal Air Force.

Beschreibung der Vulcan

Als einer der drei so genannten V-Bomber (Vulcan, Valiant und Victor), die dazu bestimmt waren, die britische Nuklearbombe abzuwerfen, konnte die Vulcan 21 Stück konventionelle 454-kg-Bomben oder nukleare Kampfmittel auf 16.800 Höhenmetern befördern - eine Zeitlang außerhalb der Reichweite feindlicher Boden-Luft-Raketen. Als solche Raketen später in der Lage waren, diese Höhe zu erreichen, wurde die Vulcan zur Bombardierung aus geringen Flughöhen vorgesehen, wobei sie die Blue Steel Luft-Boden-Mittelstreckenrakete oder konventionelle Bomben benutzte. Ferner war die Bewaffnung mit der AGM-48 Skybolt vorgesehen.

Da Avro bei der Entwicklung dieses Flugzeuges - übrigens das letzte militärische Muster dieses Unternehmens - bisher nicht erprobte aerodynamische Merkmale einbrachte, wurden zunächst drei Maschinen im Maßstab 1:3 gebaut und getestet, die intern als Avro 707 bezeichnet waren.

Ein besonderes Merkmal des Bombers waren die riesigen Deltatragflächen ohne separates Höhenleitwerk, in denen die Strahltriebwerke eingelassen waren, die dem Modell enorme Reichweite und Nutzlast verliehen und die großen Lufteinlässe in den Flügelwurzeln. Die große, knollenförmige Gondel, die im Zuge einer Umrüstung im Jahre 1961 am Heck dieser Flugzeuge angebracht worden war, enthielt Ausrüstung für elektronische Abwehrmaßnahmen (ECM), um angreifende Luft-Abwehr-Raketen abzuschütteln.

Der Erstflug eines der beiden Prototypen fand am 3. August 1952 statt. Zu dieser Zeit waren 4 Rolls-Royce-Avon-RA.3-Triebwerke mit jeweils 2.948 kg Schub eingebaut. Danach wurden in dieser Maschine sukzessive stärkere Triebwerke eingebaut, zunächst Armstrong-Siddeley Sapphire mit je 3.629 kg Schub, später Rolls-Royce Conway R.Co 7. Der zweite Prototyp startete im September 1953 erstmals, ausgerüstet mit den legendären Bristol Olympus Mk. 100-Triebwerken, die 41,16 kN Schub lieferten. Am 14. September 1958 ging der erste Prototyp bei einem Unfall verloren.

Die erste Serienmaschine Vulcan B.Mk 1 startete am 4. Februar 1955 zum Erstflug.

Nach den ersten Flügen stellte man fest, dass es bei höheren G-Belastungen zu Schüttelreaktionen kommen konnte. So wurde der ursprünglich geradegepfeilte Deltaflügel modifiziert; die Pfeilung zwischen dem Flächenansatz und der halben Spannweite wurde reduziert.

Eine Maschine diente als fliegender Teststand für die erweiterte Version des Olympus-Triebwerks, die für das Überschallpassagierflugzeug Concorde vorgesehen war.

Man weiß seit den 1960er Jahren, dass die Form eines Flugzeugs entscheidend dafür ist, wie gut es von Radargeräten entdeckt wird. Die Vulcan erschien trotz ihrer Größe sehr schlecht auf den Radarschirmen und entschwand der Radarkontrolle durch ihre geringe Radarsignatur gelegentlich gänzlich. Die Vulcan kann, von ihrem vertikalen Heckruder abgesehen, sozusagen als Vorbild und Vorläufer der Stealthflugzeuge angesehen werden. Daher eignete sie sich auch besser für Tiefflugeinsätze als ihre Schwesterflugzeuge der V-Bomber, aber auch aus der Konstruktion selber heraus, da sie kompakter und stabiler gebaut worden war als die anderen V-Bomber.

Die Vulcan war äußerst gut in der Luft zu manövrieren und hatte im Flug eher die Eigenschaften eines Jägers, als die eines schweren Bombers. Extrem war gleichzeitig ihre Steigfähigkeit, die zu diesem Zeitpunkt kaum ein anderes vergleichbares Flugzeug besaß.

Einsätze

Der erste und einzige Kriegseinsatz der ursprünglich als Abschreckungsbomber in der Zeit des Kalten Krieges gebauten Vulcan war die Operation Black Buck (schwarzer Bock) - die Bombardierung von Port Stanley auf den Falklandinseln im Jahre 1982. Es war bis dahin die bezüglich der zurückgelegten Strecke längste Bombermission in der Geschichte der Luftfahrt.

Bei dieser Operation wurde auch zur Selbstverteidigung die US-amerikanische AGM-45 Shrike-Rakete mitgeführt, die gegen Radar suchendende Ziele eingesetzt werden konnte. Diese Rakete wurde erfolgreich gegen eine argentinische Radarstation in Port Stanley eingesetzt, nachdem die Vulcan mehrmals ihr Wegfliegen vorgetäuscht hatte, bis die Station wieder eingeschaltet worden war und Radarstrahlen aussendete. Nach dem Erhalt des Radarsignals konnte die Shrike gegen dieses Ziel abgefeuert werden. Zum Anbau der Shrike wurden der Vulcan jeweils eine Extrapylon auf jeder Flügelseite installiert.

Verbleib

Die letzten Vulcans wurden im März 1984 außer Dienst gestellt. Sie waren durch ihre geringe Geschwindigkeit, den erhöhten Materialverschleiß im Tiefflug, für den sie ja nicht konstruiert waren, den erhöhten Mannschaftsaufwand und ihr Klassensystem (Piloten auf Schleudersitzen, Bordcrew ohne Schleudersitze) nicht mehr zeitgemäß. Gerade bei einem Tiefflugangriffsbomber hätten in Notfällen nur die Piloten überlebt, nicht jedoch die drei Mitglieder der Bordcrew. So wurden die Maschinen ausgemustert und diese Staffeln mit dem neuen Panavia Tornado als Jagdbomber versehen.

Von den drei V-Bombern war die Vulcan die letzte Maschine, die als Bomber ausgemustert worden war, nur die Victor blieb länger im Dienst, war jedoch schon früher als Bomber ausgemustert worden.

Einige Maschinen versahen dann als Tankflugzeuge umgerüstet ihren Dienst in der Royal Air Force, wurden aber zu Beginn der 90er Jahre vollständig ausgemustert, da auch das Material durch die vielen Tiefflüge der 60er bis 80er Jahre erheblich gelitten hatte, denn das Flugzeug war ja ursprünglich als Höhenbomber geplant worden, der in hohen Luftschichten weniger materialtechnisch beansprucht wird.

Lediglich eine Maschine wurde von der Royal Air Force noch bis 1993 für Flugvorführungen genutzt. Diese Vulcan mit der Kennung XH558 wurde später vom Vulcan to the Sky Trust erworben, mit dem Ziel sie wieder flugfähig zu restaurieren. Der erste Flug der restaurierten Maschine fand schließlich am 18. Oktober 2007 statt von Flughafen von Bruntingthorpe. Am Steuer saß Testpilot Al McDicken assistiert von David Thomas, der Nummer 2. Der dritte Pilot war kein Geringerer als Barry Maserfield, welcher ein Besatzungsmitglied der legendaeren Black Buck Missions war.

Die XH558 ist damit die weltweit einzige Vulcan der 18 erhaltenen Vulcans, die sich in flugfähigem Zustand befindet.[1]

Trivia

Bekannt wurde die Vulcan weltweit auch durch den James Bond-Film Feuerball, in dem eine Verbrecherorganisation die Maschine notwassern lässt, um zwei Atombomben zu entwenden.

Versionen der Vulcan

Großbritannien hatte 136 Maschinen im Einsatz:

  • Vulcan B.1/A: erste Serienversion mit Olympus MK101, -102 oder -104 Triebwerken- B.Mk1A mit neuen EloKa-Geräten
  • Vulcan B.2: Version mit verbesserter Tragfläche und verbesserten Triebwerken Olympus MK201 oder 301 zum Träger für den Blue Steel Marschflugkörper
  • Vulcan B.2MRR: (Marine Radar Reconnaissance) Aufklärungsversion
  • Vulcan K.2: Tankflugzeug, umgerüstet 1982

Technische Daten

Technische Daten Avro 698 Vulcan B.Mk 2:

Kenngröße Daten
Typ Mittlerer Bomber
Besatzung 5
Antrieb 4 x Rolls-Royce Olympus Mk301 Turbojet Strahltriebwerke mit je 88,9 kN Schub
Höchstgeschwindigkeit 1038 km/h in 12 000 Höhe
Dienstgipfelhöhe 19.810 m
Reichweite 7400 km
Länge 30,45 m
Höhe 8,28 m
Spannweite 33,83 m
Flügelfläche 368,26 m²
Gewicht 113.400 kg (max. Startgewicht)
Avionik H2S-Radar, Navigationsradar, Bombenabwurfsystem, TACAN, ECM-Geräte
Bewaffnung Blue Steel CM, AGM-48 Skybolt, Bomben 454 kg (im Waffenschacht), AGM-45 Shrike als Radarabwehrwaffe (erst zur Operation Black Buck), max. Waffenlast ca. 9500 kg

Einzelnachweise

Literatur

Commons: Avro Vulcan – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien