Johann Philipp Lorenz Withof
Johann Philipp Lorenz Withof (* 1. Juni 1725 in Duisburg; † 2. Juli 1789 in Duisburg) war ein Professor für Geschichte, Beredsamkeit und Moral. Berühmt wurde er durch seine philosophische Lehrdichtung, die durch ihn eine letzte Blütezeit erlebte.
Leben
Johann Philipp Lorenz Withof wurde am 1. Juni 1725 als zweiter Sohn des Universitätsprofessors Johann Hildebrand Withof und seiner Frau Agnes Margarethe Gleim in Duisburg geboren.
1737 bis 1740 besuchte er das Gymnasium in Duisburg und ab 1740 die Universität in Duisburg. Er belegte Philologie, Geschichte, Philosophie und ab 1743 zusätzlich Medizin und Mathematik.
Nach Abschluss des Medizinstudiums mit der Arbeit Diss. De aere in humanibus liquoribus harente 1747 ließ sich Withof als Arzt mit großem Erfolg in Lingen nieder. Schon 1750 wurde er als Assistent an der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg angestellt. Forschungen über die menschlichen Haare Diss. anatomico phys. de pilo humano brachten ihm wissenschaftlichen Ruhm und Anerkennung. Trotz seines 1751 erscheinenden Gedichtbandes konnte er keine Professur an einer angesehenen Universität erlangen. Der heraufziehende Siebenjährige Krieg zwang ihn dann 1752 eine Professorenstelle an der Hohen Schule zu Hamm anzunehmen. Herausragende wissenschaftliche Arbeiten konnte er hier kaum herstellen, außer einer Geschichte der Hohen Schule in Hamm und eines Werkes über die Kastration.
1765 bis 1770 war er Professor an der Hohen Schule in Burgsteinfurt.
1770 konnte er endlich, durch Vermittlung seines Vetters Johann Wilhelm Ludwig Gleim, die Nachfolge seines inzwischen verstorbenen Vaters an der Universität Duisburg antreten als Professor für Geschichte, Beredsamkeit und Moral. Er musste sämtliche öffentliche Reden und Glückwünsche halten, war Rektor 1776 und 1786 und wirkte als Stadtarzt in Duisburg.
1773 heiratete er Phillipine Lüttringhausen. Er hatte zwei Kinder: Jeanette Christiana (*1774) und Friedrich August (*1776)
Dichtung
Berühmt wurde Withof durch seine philosophischen Lehrgedichte. Im Kern entstanden zwischen 1745 und 1755, basieren sie auf den Ideen der Aufklärung. Die Vernunft als Basis der geistigen Entwicklung des Menschen im Kampf um Gut und Böse wird immer wieder dargestellt in einer Form, die gefällig ist. Lehrreich und unterhaltsam soll die Lehrdichtung sein; schwere philosphische Inhalte in gefälliger Form darbieten, ist das Ziel.
Ein Lehrgedicht, das sich dem Christentume weiht, Erfordert Wissenschaft, Erfahrung, Stille, Zeit. Academische Lergedichte 1782
Basierend auf der christlichen Ethik, war das Empfinden der Harmonie mit Gott und der Natur ein wesentlicher Wesenszug Withof´scher Dichtung.
Verachte nie die Kette der Natur. Der kleinste Ring, wie jede Kreatur, Erfreut und nutzt mit allen um die Wette. Doch schlafe nie bei schönen Ringen ein. Der letzte soll die Ruhestelle sein, Den Gott umfasst, der Herr der ganzen Kette. Academische Lehrgedichte 1782
Fünf große philosophische Lehrgedicht hat Withof verfasst: Der moralische Ketzer, Sokrates, Die Redlichkeit, Der medizinische Patriot und Sinnliche Ergötzungen. Besonders im Sokrates zeigt sich die Nähe zu Shaftesbury mit seiner Verbindung von Ethik und Ästhetik mit dem natürlichen Gefühl für Gut und Böse. Als Deist war ihm jede Frömmelei oder Doktrin fern.
Das allerhöchste Gut, das sich zur Erde schickt Und, immer mehr erkannt, auch immer mehr erquickt, Ist die Geflissenheit auf nützliche Geschäfte Durch erst erwogne, dann erst gebrauchte Kräfte. Bemühung, stets sich mehr von Fehlern zu befrein Und dieses seines Werths sich hell bewusst zu sein; Das ist das höchste Gut, befiehlt der Klage schweigen, Ist schon der Tugend hier und nur der Tugend eigen, Im Herzen hat es Sitz, im Christentume Licht, Vernunft ist seine Schnur und Redlichkeit die Pflicht.
Dichterisch am Nächsten stand er seinem großen Vorbild Albrecht von Haller. Mehrere Briefe an ihn sind erhalten. Johann Gottfried von Herder schätzte ihn sehr und schrieb mehrere seiner Gedichte um, machte sie nach seiner Ansicht gefälliger.
= Entschlüsse = Von Johann Philipp Lorenz Withof Nach einer Bearbeitung von Johann Gottfried Herder (Auszug)
Wohlan mein Geist! Jetzt, da du munter bist, Bestimme, was dir wert und nützlich ist; Laß Blöde sich im Alter erst befragen. Kehrt doch der Tod auch bei der Jugend ein; Ein Tag kann dir so wert als Jahre sein; Was ist ein Jahr bei mißgebrauchten Tagen?
Entflieh dem Streit, der sich am Glauben nährt, Der für´s Gesetzt sich dem Gesetzt empört, Sich viel vermisst, um gar nicht auszuüben. Vertraue fest, daß ein wahrhafter Mann, Den Ordnung führt, nur selten irren kann; Wer Frieden liebt, wird nie verkehrt getrieben.
Dem Schönen, das die ganze Welt dir zeigt, Geh spähend nach, bis es dein Trieb erreicht. Vornehmer Geiz! So muß man Schätze häufen! Schwingt sich zu Gott dein tiefes Lob empor, Dann stelle dir erst alles Schöne vor; Nie kannst du Gott dir allzu schön begreifen.
Bezwinge die zu starke Leidenschaft, Und lege dann die da gesparte Kraft Dem Opfer zu, das du gebückt entzündest, Wenn du den Geist, der alle Welten füllt, Sich immer neu gestaltet und enthüllt, Im Menschen ihn, in ihm am schönsten findet.
Gib jeden Tag der Welt den Abschied hin, So wird der Rest dir immer zum Gewinn, Und keine Zeit sich ungebraucht verlueren. Auf´s Leben sei, nicht auf den Tod bedacht! Der Rat gewußt, als er dich hergebracht, Hat Rat genug, dich weiterhin zu führen.
Werke
- Ad systema Leuwenhoeckianum commentarii duo, Duisburg 1746
- Academische Gedicht, Duisburg 1782
- Die Ehre der Wissenscahft. Lingen 1747
- Diss. anatomica physiologica I. de pilo humano. Duisburg 1751
- Diss. anatomica physiologica II. de pilo humano. Duisburg 1752
- Gedichte. Bremen 1751
- Oratio de religione medica Hamm 1752
- Aufmunterungen in moralischen Gedichten. Dortmund 1755
- Die moralischen Ketzer. Duisburg 1760
- De castratis commentationes quator. Duisburg 1760
- Das meuchelmörderische Reich der Assasinen. Kleve 1765
- De optimo infantes ad virtutem et felicitatem educandi modo. Steinfurt 1767
- Die Redlichkeit. Halberstadt 1770
- Unterhaltungen mit seinen Kindern. 2 Bände Duisburg 1793 (posthum)
Literatur
- Albrecht Blank: Dichter, Denker und Gelehrte. Casa Blanka, Netphen 2002
- Christoph Siegrist: Das Lehrgedicht der Aufklärung. Stuttgart 1974
- Hermann Sickel: Johann Philipp Lorenz Withofs Metrik und Sprache. Leipzig 1895
- Albrecht Blank: Acadamische Gedichte von J.P.L. Withof. Casa Blanka, Netphen 2003. ISBN 3831131848
