Wasserturm Hamburg-Winterhude

Der heute als Planetarium bekannte ehemalige Wasserturm in Hamburg-Winterhude steht am nordwestlichen Ende der Hauptsichtachse im Hamburger Stadtpark. Der 64,5 m hohe Backsteinbau war der letzte Wasserturm, der in Hamburg für die öffentliche Wasserversorgung gebaut wurde.
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Entstehungsgeschichte

(Bildarchiv-Hamburg)
Am Anfang des 20. Jahrhunderts benötigte Hamburg weitere Wassertürme für eine reibungslose Versorgung: Höher gelegene Stadtteile waren besiedelt worden, und es wurden auch höhere Häuser errichtet. 1907 schrieben die Wasserwerke daher einen Ideenwettbewerb für drei neue Wassertürme aus mit den Standorten Uhlenhorst, Sternschanze und Winterhude.
Der Dresdner Architekt Otto Menzel gewann den Wettbewerb für den Bau des Wasserturms im Stadtteil Winterhude. Die Realisierung verzögerte sich um mehrere Jahre, weil der Bau in den gerade in Planung befindlichen Stadtpark eingegliedert werden sollte. Schließlich wurde der Turm von 1912–1915 unter der Bauleitung von Fritz Schumacher erbaut und 1916 in Betrieb genommen. Als Standort bestimmte man das nordwestliche Ende der 1400 m langen zum Turm hin ansteigenden Hauptachse des Stadtparks.
Architektur und Technik

Bis auf das Kalksteinpodest besteht das gesamte Gebäude aus rotem Backstein. Die kreisrunde Form des Oberteils ist im unteren Bereich zur Frontseite hin rechteckig verlängert. Von der Frontseite aus gesehen ergibt sich so ein massiv wirkender Block mit einem kreisrunden Aufsatz. Diese Seite - die von der Hauptachse des Stadtparks weithin sichtbar ist - ist durch Kolossalbögen und Nischen gegliedert. Unten verbreitert sich das Bauwerk durch einen mehrere Meter hohen, offenen Umgang. Nach Osten schließt sich eine große Brunnenanlage an. Das Wasser fließt über offene Kaskaden an der Turmwand in das tiefer gelegene Becken.

behälter
Typ Barkhausen
Stilistisch lässt sich das Bauwerk nicht eindeutig einordnen: Es zeigt noch Elemente des wilhelminischen Monumentalstils wie Kuppeldach und Kolossalbogen im Osten. Die Backsteinbauweise und sparsam eingesetzte Dekorationselemente sind aber Kennzeichen der Reformarchitektur.
Als Wassertank diente ein schmiedeeiserner Kugelbodenbehälter. Er hat einen Durchmesser von 23 m und fasste ursprünglich 3000 m³ Wasser. Die Nutzhöhe betrug 45 m, das heißt der höchste Wasserstand lag 45 m über dem Niveau. Damit lag er 62,5 m über NN und war für des Netz der Hamburger Hochdruckzone geeignet.
Nutzung
- Aussichtsturm
Von Anfang an diente das Gebäude nicht nur zur Wasserversorgung, sondern auch als Aussichtsturm. Dazu war im rechten großen Eckpfeiler ein Fahrstuhl eingebaut worden, der zur 42 m hohen Aussichtsplattform führte.
- Planetarium
Ab 1926 begann die Planung für ein Planetarium in Hamburg. Weil die Finanzen für ein neues Gebäude nicht ausreichten, beschloss der Hamburger Senat, das Planetarium im Winterhuder Wasserturm einzurichten. Dazu waren umfangreiche Umbauten notwendig. Im unteren Teil des Turms entstand ein zylindrischer Raum vom 22 m Durchmesser mit einer Kuppel zur Projektion des Sternenhimmels. 1930 wurde das Planetarium eröffnet.
- Wasserversorgung
Die ursprünglich zugedachte Funktion konnte der Turm nur 8 Jahre erfüllen. Schon 1924 wurde er aus dem Netz genommen, weil Hochdruck- und Niederdrucknetz in Hamburg zusammengeschaltet wurden. Der jetzt niedrigere Wasserdruck reichte nicht aus, um den Wasserbehälter aus den Netz heraus aufzufüllen. Mit einer neu eingebauten Füllpumpe erreichte man, dass der Turm jedenfalls als Wasserpeicher nutzbar blieb. Bei einem Luftangriff im Jahr 1944 wurden die Hauptrohre zerstört. Wegen der hohen Reparaturkosten haben die Wasserwerke nach dem Krieg auf eine Wiederherstellung der Wasseranlage verzichtet. Von der Zeit an diente das Bauwerk nur noch als Aussichtsturm und Planetarium.
Quellen
- Jens U. Schmidt:Wassertürme in Hamburg, ISBN 3-932292-44-8