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Gepiden

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Datei:Carphatianbasin gepidia.png
Gepidisches Siedlungsgebiet bis 567

Die Gepiden waren ein germanischer Stamm im heutigen Rumänien, der möglicherweise mit den Goten verwandt war. Sie wurden bekannt, als sie 455 unter Ardarich in der Schlacht am Nedao die Söhne Attilas aus dem heutigen Ungarn vertrieben.

Geschichte

Die Quellenlage zur Geschichte der Gepiden ist relativ schlecht. Überlieferte Ausschnitte stammen etwa aus den Gotenkriegen des Prokopios von Caesarea.

Wahrscheinlich kamen die Gepiden im 2. Jahrhundert zusammen mit den Goten an die Weichsel. Mitte des 3. Jahrhunderts stießen die Gepiden unter ihrem König Fastida über die Weichsel nach Süden vor, sie schlugen dabei die Burgunden vernichtend und erreichten schließlich das nördliche Siebenbürgen, ein Teil zog mit den Goten ans Schwarze Meer. Laut Ptolemaios schlossen sich die Frugundionen, möglicherweise der Rest der Burgunden, dem Zug ans Schwarze Meer an. In der europäischen Völkerwanderung nach 375 zog ein Teil der Gepiden mit den Vandalen nach Gallien, ein anderer gelangte im Dienst der Hunnen bis auf die Katalaunischen Felder. (In der nach diesen benannten Schlacht wurden die Gepiden von den auf römischer Seite stehenden Franken vernichtend geschlagen, 16.000 sollen gefallen sein.)

Ardarich und sein ostgotischer Gegenpart Walamir waren enge Anhänger Attilas gewesen. Als Attila starb, hinterließ er eine Anzahl jugendlicher Söhne, deren ältester, Ellac, im Mannesalter stand. Die neuen, untereinander uneinigen Hunnenführer verteilten dabei kriegserfahrene Könige wie die Dienerschaft eines Hauses und provozierten so einen Aufstand der Skiren, Rugier, Heruler, Goten, Sueben (hier Stamm der Langobarden) und Gepiden, an dessen Spitze sich der Gepide Ardarich setzte. Ardarich erlangte die wohlwollende Neutralität Walamirs und siegte am Nedao. Ellac fiel mit 30.000 Leuten, die Hunnen zogen ab. Die Gepiden übernahmen das heutige Siebenbürgen. Die Ostgoten übernahmen Pannonien, bis sie unter dem Druck ihrer Nachbarn (Schlacht an der Bolia 469) 471 nach Italien auswichen.

Gegen Mitte des 6. Jahrhundert wurden die Langobarden zu Gegenspielern der Gepiden. 551 erlitten die Gepiden in der Schlacht auf dem Asfeld eine schwere Niederlage, der Sohn ihres Königs Turisind fiel. Doch Ostrom erzwang den Frieden. Im Jahr 567 wurde der neue Gepidenkönig Kunimund von den Langobarden unter Alboin vernichtend geschlagen und getötet. Die Langobarden waren nach der Schlacht selbst so geschwächt, dass sie unmittelbar danach den (mit ihnen formell verbündeten) Awaren ausweichen mussten.

Große Teile der Gepiden (und Kunimunds Tochter Rosamunde) zogen mit den Langobarden nach Italien ab, andere verblieben unter awarischer Herrschaft zurück. 599 und 601 wurden viele gepidisch besiedelten Landstriche im Rahmen der Balkanfeldzüge des Maurikios durch die oströmischen Feldherren Priskos, Petros und Komentiolos verwüstet. Danach verlieren sich die Spuren der Gepiden.

Herzöge und Könige der Gepiden

Archäologie

Aus dem historisch überlieferten Siedlungsgebiet der Gepiden östlich in Siebenbürgen und im Ungarischen Tiefland östlich der Theiß sind Schatzfunde und Gräberfelder bekannt, die mit diesem Volkststamm in Verbindung gebracht werden können. Dazu gehören der Schatzfund von Szilágysomlyó und die reichen Gräber von Apahida, frühmittelalterliche Reihengräberfelder mit zahlreichen Grabbeigaben wie Waffen oder Fibeln fanden sich beispielsweise in Szentes-Nagyhegy und in Hódmezövásárhely-Kishomok.

Literatur

  • István Bóna: Der Anbruch des Mittelalters. Gepiden und Langobarden im Karpatenbecken. Budapest 1976.
  • István Bóna, Margit Nagy: Gepidische Gräberfelder im Theissgebiet. 2 Bände. Budapest 2002/2005.
  • Wilfried Menghin, Tobias Springer u. Egon Wamers (Hrsg.): Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der Völkerwanderungszeit. Ausstellungskatalog, Nürnberg u. Frankfurt/M. 1987.
  • Dieter Quast: Goten und Gepiden. Sonderheft Archäologie in Deutschland. Stuttgart 2005.
  • Ágnes B. Tóth: Gepidische Siedlungen im Theissgebiet. Monumenta Germanorum Archaeologica Hungariae. Bd. 4. Budapest 2006.

Die Wanderung der Gepiden