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Berolinismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Berolinismus wird ein nur in Berlin übliches Wort (z. B. Spitznamen für bestimmte Gebäude) oder eine dort geprägte Redewendung bezeichnet.

Spitznamen

Viele Berliner Spitznamen sind weit über die Grenzen Berlins bekannt. Der Berliner Volksmund ist berühmt dafür, allgegenwärtig mit diesen Spitznamen durchsetzt zu sein.

Wie bei allen Spitznamen (im 17. Jahrhundert spitz = verletzend) handelt es sich meist um Spottnamen, die einen kurzen Ersatznamen für den realen Namen geben, der sich aus den Charakteristika der Sache oder der Person ergeben. Die Alltagssprache des Berlinischen ist berühmt dafür, vergleichsweise ruppig zu sein, und soll recht frei Spottnamen verwenden.

Tatsächlich ist dies jedoch ein Märchen, das auch von Touristenführern und Reiseliteratur gern kolportiert wird. Im täglichen Umgang der Menschen werden der Fernsehturm und der Funkturm auch eben so genannt. Die alternativen Namen werden nur ironisch gebraucht oder wenn man Touristen ein wenig verwirren möchte.

Viele spitze Bezeichnungen sind stark zeitbezogen. Da jedoch echte und angebliche Spitznamen vor allem von den Medien zur Herstellung eines Berliner Lokalkolorits verbreitet werden, kann zumindest zeitweise so manche sehr eigenartige Bezeichnung auch ohne weiteren Satzbezug von den Berlinern verstanden werden. Die funktionellen Namen überwiegen jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch.

daneben existieren zahlreiche Kurznamen für wichtige Straßen, Gegenden, Plätze und Einrichtungen:

Redewendungen

  • Dit is doch Jacke wie Hose → das ist vollkommen egal
  • Dit is mich allens eens → das ist mir völlig egal
  • Der jibt an wie 'ne Tüte Mücken (auch: Lore Affen) → Der gibt an wie eine Tüte Mücken. (angeben = prahlen) → hier: stark übertreiben
  • Ick jeb dir eens uff'n Deez, detste durch de Rippen kiekst wie'n Affe durch't Jitter. → Ich gebe Dir gleich eins auf den Deez (= Kopf), dass Du durch die Rippen kiekst (= schaust) wie der Affe durch das Gitter. → hier: mit Rauswurf drohen (Zitat aus Carl Zuckmayers Der Hauptmann von Köpenick (Eine deutsche Komödie))
  • sich de Beene in'n Bauch stehn → sich die Beine in den Bauch stehen → hier: lange warten müssen
  • Du hast ooch noch keen'n nackt'n Mann 'n Bonbon an't Hemde jeklebt → Du hast wohl auch noch keinem nackten Mann einen Bonbon an das Hemd geklebt → hier: Veralbern kannst du jemand anders.
  • Da staunste Bauklötzerhier: große Augen machen
  • Der jeht ran wie Hektor anne Buletten → Der geht ran wie Hektor an die Bouletten → etwas mit sehr viel Elan erledigen (eben wie Hektor, der Hund, der über die Buletten herfällt) – kann pos. oder neg. verstanden werden, z.B.: deutlich ein Mädel anmachen.
  • Der hat 'n schlimm'n Finger am Fuß. → Krankheit vortäuschen
  • Der wird ausde Latschen kippen (Latschen = Pantoffeln) → hier: Er wird sprachlos sein.
  • Du riskierst ne janz schön große Lippehier: dreist daherreden
  • Dit liegt ja j.w.d. (JWD = janz weit draußen) → hier: mit langem Anfahrtsweg
  • Ey Meesta, jeht'it no'?hier: Sind Sie verrückt? z.B. "Wollen Sie tatsächlich hier parken?"
  • Uff da andan Saite stet 'n zuet Auto mipp'm app'm Rad → Auf der anderen Seite steht ein zu(geschlossen)es Auto mit einem ab(gefallen)en Rad.
  • Ick verkasematuckel dir gleich ma'!hier: Ich werde dich zusammenschlagen!
  • Da kiekste, wa? → Da schaust Du aber, stimmt's? → Meist ein Spruch auf das Erstaunen eines anderen.*

Ick find' dir (finta) richtich knorke!hier: Du bist echt in Ordnung!

  • Ick find' dir richtich schnieke!hier: Ich finde dich sehr hübsch!
  • Muff'nsaus'n ha'm / krie'ng → Muffensausen haben / kriegen → Angst haben / bekommen (von Muffe für hintere Körperöffnung und "sausen" für hörbar Wind durchpfeifen).
  • Dem drückt bestümmt schon der Lehm unt'n raus → Der macht sich bestimmt gleich in die Hose (Lehm =Kot)
  • wat uff’m Kast’n ha’m → etwas auf dem Kasten haben → hier: etwas gut können
  • aus’m Kopp → aus dem Kopf → hier: auswendig
  • Nu machma Fuffzn Puppe! → Jetzt mach mal halblang, Mädchen! → von "Fuffzehn machen" (Fünfzehn Minuten) Pause machen
  • Kiekma nem nacktn Mann inne Tasche! → kein Geld haben

Abschließend sei gesagt: Nich jeschimft ist jenuch jeloobt.

Siehe auch