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Nauen

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland

Nauen ist eine Stadt im Landkreis Havelland in Brandenburg, westlich von Berlin. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ des Landes Brandenburg.

Geografie

Die Stadt Nauen liegt im nordöstlichen Teil der Region Havelland, ca. 18 km westlich vor Berlin und ca. 24 km nordwestlich der Landeshauptstadt Potsdam. Das Gebiet der Stadt zählt zu den flächengrößten in Deutschland. Landschaftlich liegt Nauen zwischen dem ausgedehnten Landschaftsschutzgebiet Nauen-Brieselang-Krämer und überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen im Süden und Südwesten. In geologischer Hinsicht liegt die Stadt am nördlichen Rand der nach ihr benannten Nauener Platte, einer bis zu 15 Meter dicken und weitgehend geschlossenen Grundmoränenbildung der Saaleeiszeit und der letzten Eiszeit, die zum Teil von flachwelligen Endmoränenbildungen überlagert ist.

Stadtgliederung

Kirche in Klein Behnitz

Geschichte

Der ehemalige Ehrenfriedhof an der Berliner Straße (ehemals B5) in Nauen erinnerte an gefallene Soldaten der Sowjetarmee. Der Friedhof wurde inzwischen auf das Gelände des Städtischen Friedhofs verlegt und durch eine kleine Grünzone ersetzt.

Nauen, das seinerzeit noch Nowen hieß, wurde 1186 erstmals urkundlich erwähnt, erhielt 1292 Stadtrecht und 1317 Marktrecht. Bereits im Mittelalter siedelten Juden im Ort. 1819 legten sie einen Friedhof außerhalb der Stadt Am Weinberg an.

1414 gab es durch einem Rachefeldzug Dietrich von Quitzows einen großen Stadtbrand. 1631 zerstörten die Truppen Tillys einen Teil der Stadt.

Im Jahre 1675 fand am 27. Juni ein Gefecht in und um Nauen (Gefecht bei Nauen) zwischen schwedischen und brandenburgischen Truppen während des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges statt.

1732 hielt sich Kronprinz Friedrich drei Monate als Bataillonskommandeur in Nauen auf.

1800 erfolgte die Einweihung der Synagoge (Goethestraße 11), die in der Pogromnacht 1938 geschändet wurde. 1846 wurde Nauen an die Berlin-Hamburger Bahn angeschlossen, 1889 die Zuckerfabrik gegründet.

Im Jahre 1933 wurde in einer Zementfabrik im Ortsteil Börnicke eines der frühen Konzentrationslager eingerichtet als Teillager des frühen KZ Oranienburg. Zwischen 150 und 500 politische Gefangene wurden hier gequält, mindestens zehn ermordet, weitere starben an den Haftfolgen. Auch nach der Auflösung des frühen KZ wurde das Lager als Außenkommando des KZ Oranienburg weitergeführt.

Vom 20. September 1901 bis zum 1. April 1961 war Nauen Endbahnhof der Kreisbahn Rathenow-Senzke-Nauen.

Politik

Stadtrat

Die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Nauen hat 28 Mitglieder bei folgender Sitzverteilung:

(Stand: Kommunalwahl am 26. Oktober 2003)

Kirche in Markee

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Wasserturm
Goethe-Gymnasium
  • Rathausplatz mit Rathaus (neugotischer Backsteinbau von 1888-91) und Sittelschem Haus.
  • Evangelische St.-Jacobi-Kirche: Der ca. 55 m Turm wurde 1707 auf dem aus dem 12. Jahrhundert stammenden Unterbau errichtet, die Kirche nach einem Brand 1695 spätgotisch wieder aufgebaut.
  • Historische Altstadt mit Gebäuden aus dem 17. bis 20. Jahrhundert, zum Beispiel in der Mittelstraße mit dem Voßschen Haus (Nr. 33; Jugendstil), dem Barzschen Haus (Nr. 12–16) und dem Rumpffschen Haus, die zwischen 1999 und 2002 saniert wurden.
  • Das von Max Taut 1916 erbaute Goethe-Gymnasium.
  • Wasserturm (Mauerstraße/Goethestraße; 1898 erbaut, steht unter Denkmalschutz).(2006 renoviert, beinhaltet jetzt Nauens höchste Wohnung)
  • Fachwerkkirche in Markee: erbaut 1697 als Ersatz für den hinfälligen Vorgängerbau, enthält vorreformatorische Apostelfiguren, Bild aus der Cranach-Schule, Altarkanzel und Empore von ca. 1700, Art-Déco-Ausmalungen aus den 1930er Jahren.
  • Gedenkstein für die KZ-Opfer von Börnicke seit 1975 auf dem Gelände der einstigen Fabrik
  • Sowjetischer Ehrenfriedhof, ehemals an der Berliner Straße, inzwischen auf den Städtischen Friedhof verlegt, erinnert an umgekommene Sowjetsoldaten und Zwangsarbeiter anderer Nationen
  • Gedenkstein an der ehemaligen Synagoge in der Goethestraße 11, 1988 angebracht
  • Skulptur des Künstlers Ingo Wellmann zur Erinnerung an die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger auf dem Jüdischen Friedhof Am Weinberg, ebenfalls 1988 aufgestellt

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Bildung

  • Goethe-Gymnasium
  • Leonardo da Vinci Campus (privates Gymnasium)
  • Dr. Georg Graf von Arco Oberschule
  • Oberstufenzentrum Havelland
  • Käthe Kollwitz Grundschule
  • Lindenplatz Grundschule
  • Regenbogenschule

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Werner Salomon, der ehemalige Bürgermeister des Berliner Bezirks Spandau ist seit 1996 Ehrenbürger.

Söhne und Töchter der Stadt


Sonstiges

Sendeanlagen

Drehstandantenne Nauen

(Hauptartikel Großfunkstelle Nauen)

Nauen ist seit dem 19. August 1906, als die Großfunkstelle für drahtlose Telegrafie in Betrieb genommen wurde, Standort bedeutender Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:52_38_51_N_12_54_31_E_type:landmark_region:DE, 2:Sendeanlagen . Anfangs diente die Anlage dazu, Telegramme über weite Strecken auch ohne Kabel zu übertragen mit dem Fernziel Funkkontakt zu den deutschen Kolonien in Afrika und Asien. Bis 1945 befand sich in Nauen ein großes Sendezentrum für Lang- und Kurzwelle, dessen Drahtantenne eine Fläche überspannte, die größer als das Fürstentum Monaco war. Die Tragmasten, die bis zu 260 Meter hoch waren, gehörten zu den höchsten Bauwerken Europas. 1913 wurden bereits Reichweiten bis 6.400 Kilometer erreicht. Klar verständlich telefonierte man von hier nach Wien. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam der Funkstelle auch militärische Bedeutung zu. Weil die Entente das Deutsche Überseekabel gekappt hatte, wurde die Anlage nun das Tor zur Welt. Von hier aus lenkte das Reich seine U-Boot-Flotte, hier hielt es den Kontakt in die Kolonien. 1918 übernahm die von TELEFUNKEN betriebene Gesellschaft TRANSRADIO die Funkstation. Trotz kriegerischer Turbulenzen schritt die Technik voran und ermöglichte Reichweiten bis zu 20.000 Kilometer. Nauen wurde durch diese Anlagen weltbekannt („Nauen kennt die Welt und die Welt kennt Nauen“).

Bis 1925 lag der Muthesiusbau, das Sendergebäude des Senders Nauen, fast direkt an der heutigen B 273. Infolge einer Geländeerweiterung der Sendeanlagen umgeht die Straße seither das weiträumige Areal der Sendeanlage in großem Bogen ostwärts.

1945 wurden die Anlagen demontiert und der Muthesiusbau zeitweise als Kartoffellager genutzt.

Ab 1954 begann man in Nauen wieder mit dem Aufbau von Sendeanlagen, insbesondere für Rundfunk und andere Funkdienste im Kurzwellenbereich.

Beim Ausbau des Kurzwellenzentrums Nauen entstand 1976 eine 70 Meter hohe Drehstandantenne, die heute unter Denkmalschutz steht.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurden zahlreiche Sendeeinrichtungen in Nauen aus der DDR-Zeit demontiert. Allerdings wurden zwischen 1995 und 1997 in Nauen auch vier neue drehbare Antennen, die so genannten ALISS-Antennen errichtet. Sie sind 80,5 Meter hoch, wiegen 280 Tonnen und haben eine Spannweite von 87 Metern. Hauptsächlich werden zur Zeit Programme der Deutschen Welle auf Kurzwelle ausgestrahlt.