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Teutoburger Wald

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Blick vom Hermannsdenkmal auf der Grotenburg in Richtung Nordwesten über den Teutoburger Wald
Externsteine nahe Horn-Bad Meinberg
Der Felsen Hockendes Weib in den Dörenther Klippen
Datei:Teutoburgerwald profil.jpg
Geologisches Profilschema des Teutoburger Waldes

Der Teutoburger Wald, der heute nur noch selten bei seinem alten Namen Osning genannt wird, ist ein bis 446 m hoher Mittelgebirgszug in den deutschen Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Bekannt ist der Teutoburger Wald durch die so genannte Schlacht im Teutoburger Wald zwischen Römern und Germanen im Jahr 9 n. Chr. Touristische Anziehungspunkte sind das Hermannsdenkmals, die Naturdenkmale der Externsteine und der Dörenther Klippen mit dem Hockenden Weib.

Name

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge des beginnenden deutschen Nationalismus und der „Hermann-Verehrung“ der „Osning“ in „Teutoburger Wald“ umbenannt. Das ist eine (Rück-) Übersetzung des Namens saltus Teutoburgiensis jenes Waldgebirges, wo dem römischen Schriftsteller Tacitus zufolge die Varusschlacht (clades Varianae - die „Varusniederlage“) stattgefunden hatte, in der die Römer durch ein germanisches Heer unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius ("Hermann") besiegt worden waren. Wie schon zur Zeit der Errichtung des Hermannsdenkmlas vermutet wurde und auch neuere Grabungsbefunde nahelegen, fand die „Schlacht im Teutoburger Wald“ wahrscheinlich gar nicht im Osning statt, sondern weiter nördlich im Kalkrieser Berg am Nordrand des Wiehengebirges.

Teutoburg wird in etwa als „Volksburg“ gedeutet (vgl. Teutonen). Diese Etymologie ist jedoch zweifelhaft.

Geografie und Geologie

Der Teutoburger Wald erstreckt sich von Hörstel im Nordwesten, südlich an Ibbenbüren und Osnabrück vorbei und über das Bielefelder Stadtgebiet nach Südosten zum Eggegebirge bei Horn-Bad Meinberg. Er ragt als Faltengebirge zusammen mit dem Wiehengebirge weit in die Norddeutsche Tiefebene hinein. Bis auf den relativ kurzen Abschnitt südlich von Osnabrück, der zu Niedersachsen gehört, liegt der Teutoburger Wald in Nordrhein-Westfalen.

Kämme

Zum großen Teil besteht der Teutoburger Wald aus drei parallelen Kämmen, von denen der nordöstliche und der südwestliche an vielen Stellen von Durchbruchstälern durchschnitten werden, während der mittlere nur an wenigen Stellen und überwiegend nur gering eingeschnitten ist. Die Kämme sind durch die unterschiedliche Härte der hier schräg aus der Tiefe hervortretenden Gesteinsschichten entstanden. „Hervortreten“ ist etwas übertrieben, denn das Gebirge hat nur sehr wenige sichtbare Felsen, darunter allerdings die berühmten Externsteine.

Der Hauptkamm des Teutoburger Walds, in dem der Barnacken (446 m ü. NN) den höchsten Berg darstellt, wird vom Osning-Sandstein aus der Unterkreide gebildet. Ein Teil des Mittelgebirges, der sich süd-südöstlich von Bielefeld rund um den Ebberg (309 m) befindet, wird übrigens noch heute Osning genannt. Das Gebirge fällt in Richtung Nordwesten nahezu kontinuierlich ab, bis es südlich von Hörstel am Huckberg (96 m) seine niedrigste Stelle erreicht und ungefähr dort endet.

Wasserscheiden

Der mittlere Abschnitt des Teutoburger Waldes ist ein Bestandteil der Weser-Ems-Wasserscheide. Sein äußerster Südosten, in welchem sich der Lippische Wald und der eben genannte Barnacken befindet, ist ein Teil der auf langer Strecke durch Deutschland verlaufenden Rhein-Weser-Wasserscheide.

Gewässer

Neben mehreren Bächen und kleine Flüsse entspringen in Tälern des Teutoburger Waldes, gerade die bekanntesten allerdings in seinem Vorland:

  • Die Lippe, ein Nebenfluss des Rheins, entspringt bei Bad Lippspringe in der Senne, dem sandigen westlichen Vorland des südlichen Teutoburger Waldes.
    • Die Thune, im Oberlauf Strothe genannt, ist ein Nebenfluss der Lippe und mündet in den Lippesee.
    • Die Glenne, ein Nebenfluss der Lippe, wird im Oberlauf Haustenbach genannt, mündet westlich von Lippstadt in die Lippe.
  • Die Ems entspringt zwölf Kilometer nordwestlich der Lippe ebenfalls in der Senne. Außerdem enstpringen einige weitere Nebenflüsse der Ems in der Senne:
  • Die Werre entspringt bei Detmold nur wenige Kilometer östlich des Kammgebirges im Lippischen Bergland, nimmt in Herford die Aa und bei Löhne die Else auf, bevor sie bei Bad Oeynhausen in die Weser mündet.
  • Der Knochenbach in Detmold mit seinem längeren Zufluss, der Wiembecke, mündet in die Werre.
  • Die Lutter entspringt im Bielefelder Pass und war ursprünglich ein Nebenfluss der Ems, aber seit dem Mittelalter wird ein Teil ihres Wassers in den nun auch Lutter genannten Bohnenbach geleitet, der sich im Bielefelder Stadtteil Milse mit dem Johannisbach vereinigt.
  • Der Johannisbach, größtes Fließgewässer der Stadt Bielefeld, fließt ostwärts der Werre zu und heißt ab der Einmündung der Lutter Aa.
  • Die Warmenau, Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, entspringt nördlich von Werther im Ravensberger Hügelland und fließt der Else zu.
  • Die Hessel fließt westwärts zur Ems.
  • Die Hase fließt nordwärts zur Ems. Zehn Kilometer nördlich der Quelle zweigt von ihr die Else ab, um ostwärts in Richtung Weser zu fließen.
  • Mehrere südwestwärts fließende Bäche vereinigen sich zur Bever, ebenfalls Nebenfluss der Ems.
  • Die Düte (Nordseite) fließt durch Georgsmarienhütte und mündet unterhalb von Osnabrück in die Hase.
  • Die Glane, auch Eltingmühlenbach, entspringt bei Bad Iburg (Südseite) und mündet bei Rheine in die Ems.
  • Der Hemelter Bach (Südseite) ist ein rechter Nebenfluss der Ems.
  • Die Ibbenbürener Aa (Nordseite) fließt durch das Tal zwischen nordwestlichem Teutoburger Wald und dem Schafberg (westliche Fortsetzung des Wiehengebirges) nordwestwärts zur Ems.

Naturparks

Große Teile des Teutoburger Walds gehören zu zwei verschiedenen Naturparks. Der Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge liegt im nordwestlichen Teutoburger Wald und Wiehengebirge zwischen Bielefeld und Osnabrück. Der Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge erstreckt sich von Bielefeld bis zum Diemeltal.

Besiedelungsgeschichte

Das schmale Kammgebirge des Teutoburger Walds war (wie auch Wiehen- und Wesergebirge) im Wesentlichen wohl nicht besiedelt. In diesen Gebirgen wurden aber Burgen errichtet, wobei besonders gern in die Ebene vorspringende Bergkuppen ausgenutzt wurden. Aber auch wenn diese auf den Kammhöhen errichtet wurden, waren sie nur wenige Kilometer vom besiedelten Flachland entfernt, hatten gute Verbindung dorthin und konnten leicht erreicht werden. Von den Burgen der „Rhein-Weser-Germanen“ (vgl. Cherusker) wurden (laut G. Mildenberger) um Christus Geburt die Grotenburg (am Hermannsdenkmal) sicher, die Burgen Babilonie, Amelungsburg und Hünenburg (bei Hedemünden) wahrscheinlich und die Burgen Tönsberg, Büraburg, Amöneburg, Dünsberg und Hohensyburg möglicherweise benutzt. Die Löwenburg bei Lämershagen südöstlich von Bielefeld, ebenfalls eine Wallburg, wurde bis ins Hochmittelalter genutzt; der Name bezieht sich auf Heinrich den Löwen.

Darüberhinaus gibt es im Teutoburgerwald zwei Ritterburgen, heute mehr rekonstruiert denn original: Die Burg Ravensberg bei Borgholzhausen gab dem Ravensberger Land den Namen. Später verlegten die Grafen von Ravensberg ihren Hauptsitz auf die Sparrenburg in Bielefeld, deren Sparren-Emblem heute Wappenzeichen der Stadt Bielefeld und des ganzen Ravensberger Landes ist, und die bis in die ersten Jahrzehnte brandenburgischer Herrschaft Verwaltungssitz der Region war. Ein weiterer Grafensitz war die Tecklenburg in Tecklenburg. Nachdem die Grafschaft Tecklenburg am Preußen gekommen war, wurde sie 1744 auf Anordnung der preußischen Regierung weitgehend abgerissen.

Im Spätmittelalter, der Zeit der geringsten Wald- und ausgedehntesten Ackerflächen in Mitteleuropa wurden auch Kammlagen landwirtschaftlich genutzt, die heute wieder bewaldet sind. Eine ehemalige allerdings nicht wieder aufgeforstete Ackerfläche dieser Art ist die Ochsenheide in Bielefeld.

Berge

Das Problem bei der Festlegung des höchsten Berges im Teutoburger Wald ist die Tatsache, dass dieser langgestreckte Gebirgszug im Südosten direkt in das Eggegebirge übergeht, so dass auf den ersten Blick nicht eindeutig ersichtlich ist, welcher Berg der höchste ist bzw. welcher Berg zu welchem Gebirge gehört. Diesbezüglich werden teils auch noch Lippischer- und Preußischer Velmerstot erwähnt, die aber geologisch gesehen zum Eggegebirge gehören, denn im Tal des Silberbachs, der in Südwest-Nordost-Richtung über Veldrom nach Leopoldstal verläuft, geht der Teutoburger Wald fließend in das von dort in Richtung Süden verlaufende Eggegebirge über.

Weil sich der Barnacken (446 m ü. NN) im äußersten Südosten des Teutoburger Walds einiges nordwestlich des Silberbachtals befindet und alle sonstigen Berge in diesem Mittelgebirge niedriger sind als der selbige, ist er der höchste Berg des gesamten Gebirges. Die höchste Erhebung im Mittelteil des Teutoburger Walds ist der Dörenberg (331,2 m), der sich südlich von Osnabrück befindet. Die höchste Erhebung in seinem Nordwestteil ist der Leedener Berg (202 m), weil alle Erhebungen, die sich von ihm aus betrachtet weiter nordwestlich liegen, niedriger als dieser sind. Der Leedener Berg befindet sich westlich von Leeden rund 450 m östlich der A 1.

Donoper Teich bei Hiddesen
Blick auf den Hermannsberg
Herbst im Teutoburger Wald
Das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg

Bergübersicht

Zu den Ausläufern des Teutoburger Waldes wird auch den Stadtberg in Rheine und der Thieberg (84 m) in Neuenkirchen (Kreis Steinfurt) gerechnet.

Tourismus

Fast alle bewaldeten Berge des Teutoburger Walds laden mit einem ausgedehnten Wegenetz zum Wandern ein. Zumeist über seinen Hauptkamm führt der Hermannsweg, einer der deutschen Fernwanderwege.

Literatur

  • Fritz Mielert: Urväterland. (Teutoburger Wald) L. Holzwarth-Verlag. Bad Rothenfelde. 1927
Commons: Teutoburger Wald – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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