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HK G36

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Das Sturmgewehr G36 ist die Standardinfanteriewaffe der Deutschen Bundeswehr. Es ist Nachfolger des Gewehrs G3.

G36

Geschichte

Bereits 1970 formulierte die Bundeswehr die Anforderungen für einen Nachfolger des G3. Auf dieser Basis begann die Entwicklung des G11 von Heckler & Koch, welche etwa 1988 abgeschlossen war. Die veränderte politische Großwetterlage (Wiedervereinigung, Zusammenbruch des Ostblocks), sich ändernden Anforderungen und wirtschaftliche Überlegungen sowie das ungewöhnliche Konzept verhinderten eine Einführung. 1992 formulierte das deutsche Heer die Forderung nach einem Nachfolger für das G3 neu. Forderung war, dass ein schon auf dem Markt befindliches Gewehr beschafft werden muss. Sieger war letztendlich das HK50 von Heckler und Koch - eine im Vergleich zum G11 eher konservative Waffe. Am 8. Mai 1995 wurde die Einführungsgenehmigung unterzeichnet und am 3. Dezember 1997 erfolgte die offizielle Übergabe an das Heer, in der Infanterieschule Hammelburg.

Beschreibung

Das G36 ist ein Gasdrucklader mit Drehkopfverschluss mit sechs Verriegelungsnocken. Nach Schussabgabe werden die Explosionsgase durch eine Bohrung am vorderen Teil des Rohres abgezapft und durch eine mechanisches Gasventil an den Verschlussträger geführt. Der Verschlussträger bewegt sich nach hinten und dreht gleichzeitig den Verschluss. Nach Öffnung des Verschlusses wird die alte Hülse ausgeworfen. Eine Feder drückt den Verschlussträger wieder in die Ausgangsstellung, wobei durch den Vorlauf eine neue Patrone in die Patronenkammer geführt wird. Der Verschlussträger dreht dabei den Verschlusskopf wieder in die Verriegelungsposition.

Weil keine Gase direkt in das Gehäuse geblasen werden (im Gegensatz beispielsweise zum Colt-Gewehr M16), gilt das G36 als sehr robust und tolerant gegenüber interner Verschmutzung. Nach durchgeführten Tests sollen bis zu 20.000 Schuss ohne Reinigung und mechanische Blockierung aufgrund von Schmutzbildung möglich sein.

Bevor ein Gewehr ausgeliefert wird, muss es mehrere Tests bestehen, unter anderem einen 100-Meter-Schusstest. Dabei werden 5 Schuss auf ein Ziel in 100 m Entfernung abgegeben. Der Streukreis der Geschosse darf nicht größer als 12 cm sein. In der Regel liegt er bei etwa 5 cm.

Durch das im Gegensatz zum G3 kleinere Kaliber und der damit auch kleineren Treibladung kann man das G36 sogar bei längeren Feuerstößen (Dauerfeuer) sicher beherrschen und den Streukreis relativ klein halten. Allerdings hat das G36 (Kal. 5,56×45 mm/.223 Remington) nur noch eine Mündungsenergie von 1725 Joule. Zum Vergleich: Das G22 hat eine Mündungsenergie von über 5000 Joule (Kal. 7,62×67 mm/.300 WinchesterMagnum).

Baugruppen

Die Baugruppen, in die das G36 mit einfachen Handgriffen zerlegt werden kann.

  • Gehäuse mit Rohr (Lauf) und Anbauteilen
  • Tragebügel mit Visiereinrichtung (Hauptkampfvisier)
  • Schulterstütze vollständig
  • Griffstück vollständig
  • Verschluss vollständig
  • Bodenstück mit Schließfeder
  • Magazinschacht
  • Handschutz
  • Trageriemen

Die Zeitvorgabe für das Zerlegen und Zusammensetzen beträgt in der Regel 1 Minute, ist aber mit wenig Übung auf 45 Sekunden reduzierbar. Der Vorgang ist deshalb im Vergleich mit anderen Sturmgewehren so schnell durchführbar, weil die Baugruppen lediglich von 3 herausziehbaren Stiften zusammengehalten werden. Die Stifte werden in 4 Bohrungen in der Schulterstütze gesteckt, damit sie nicht verloren gehen (eine Bohrung bleibt ungenutzt).

Visierung

Das G36 (Standard) verfügt über ein duales Hauptkampfvisier, bestehend aus zwei Teilen:

  • Zielfernrohr:

Damit ist es dem Soldaten möglich, Ziele auf eine Entfernung von bis zu 600 Meter zu bekämpfen. Im Visier befindet sich eine Strichplatte für Mannziele bis zu einer Entfernung von 800 Meter. Diese wird zur Entfernungsmessung benutzt. Das Fadenkreuz in der Mitte des Zielkreises ist die Zielmarke für eine Schussentfernung von 200 Metern, auf die die Waffe in der Regel auch eingeschossen ist. Dank der flachen Flugbahn des 5,56 mm Projektils können aber auch Ziele unter 200 Meter getroffen werden, bei gleichem Haltepunkt (die Abweichung zwischen Haltepunkt und Trefferpunkt beträgt bei 100m nur ca. 3cm).

  • Kollimatorvisier (aka Reflexvisier aka Rotpunktvisier):

Hier wird oberhalb des Visiers Sonnenlicht eingefangen, verstärkt und in das Visier als roter Punkt eingespiegelt. Aufgrund der Bauweise kann nur der Schütze den Punkt sehen. Bei Nacht wird die Klappe auf dem Kollimatorvisier geschlossen und eine Lichtquelle, die über eine Batterie maximal 36 Stunden gespeist wird, übernimmt die Aufgabe des Sonnenlichts. Die Helligkeit des so erzeugten Rotpunktes kann in zwei Stufen variiert werden. Das Kollimatorvisier wird für Schnellschüsse bis 150 Meter eingesetzt. Durch die flache Flugbahn trifft das Geschoss dass Ziel auf jeden Fall in Entfernung von 50–150 Metern bei gleichem Haltepunkt. Zudem kann der Schütze mit beiden Augen offen schießen, was eine größere Beobachtungsgabe für sein Umfeld und schnellere Reaktionen ermöglicht.

Für das G36 gibt es einen Nachtsichtaufsatz (NSA 80), der ohne Werkzeug mit einer Hand auf dem Haltebügel montiert werden kann. Dadurch wird das G36 auf Entfernungen ab 20 Metern nachtkampffähig, ohne dass Einstellungen an der Zieloptik notwendig werden. Dies geschieht jedoch auf Kosten des Reflexvisieres, das vom NSA 80 abgedeckt wird. Der Schwerpunkt des G36 verschiebt sich durch das NSA 80 nach vorne und nach oben, so dass die ruhige Schussabgabe erschwert wird, was sich jedoch durch das Gegengewicht von drei aneinander gesteckten Magazinen teilweise ausgleichen lässt. Das G36 wiegt in dieser Konfiguration etwa 6 kg. Mit einer beiliegenden Adapterschiene kann der NSA 80 auch für die leichte Panzerfaust 3 der Bundeswehr genutzt werden, wodurch der Panzerfaustschütze einer Infanteriegruppe zwei nachtkampffähige Waffen erhält.

Problematisch hingegen ist bei vielen Exemplaren des G36, dass die Visiere, besonders das Reflexvisier, bei höherer Feuchtigkeit oder Regen beschlagen können und der Schütze so drastisch schlechtere Trefferchancen hat.

Ein weiteres Problem ergibt sich aus der anfälligen Befestigung des Visiers, so dass der Haltepunkt des G36 nach einem stärkeren Stoß oder Sturz verlorengehen kann.

Griffstück/Abzugsbaugruppe

Für die Versionen G36K/C/KE gibt es eine Abzugsbaugruppe (Trigger Group) mit 3 möglichen Stellungen des Sicherungshebels:

  • S: Gesichert, E: Einzelschuss, F: Feuerstoß

Für das G36/G36E sind 4 verschiedene Abzugsbaugruppen erhältlich:

  • S: Gesichert, E: Einzelschuss, F: Feuerstoß (Standard in der Bundeswehr)
  • S: Gesichert, F: Einzelschuss
  • 0: Gesichert, 1: Einzelschuss, 2: Doppelschuss
  • 0: Gesichert, 1: Einzelschuss, 2: Doppelschuss, 3: Feuerstoß

Versionen

Version
Gesamtlänge mm
Lauflänge mm
Gewicht kg
Visierung
Magazin (Schuss)
G36, Standard
999 (758)
480
3,6 (4,0)
3-fach Optik, Reflexvisier
Stange (30), Trommel (100)
G36K, Kurz
860 (615)
318
3,3 (3,7)
G36C, Combat
720 (500)
228
2,8 (3,2)
G36E, Export
999 (758)
480
3,3 (3,7)
1,5-fach Optik
G36KE, KurzExport
860 (615)
318
3,0 (3,4)
SL 8, Zivil
980-1030 (-)
510
4,2 (4,4)
mechanisch (ZF als Zubehör erhältlich)
Stange (10)
  • Gesamtlänge: Schulterstütze ausgeklappt (Schulterstütze eingeklappt)
  • Gewicht: mit leerem Magazin (mit vollem Magazin)

Technische Daten

Hersteller: Heckler & Koch
Kaliber: 5,56 × 45 mm
Mündungsgeschwindigkeit des Geschosses: etwa 920 m/s
Drall: 178 mm/Umdrehung
Kampfentfernung: etwa 500 m
Feuerrate (Kadenz): 750 Schuss/min
max. Schussweite: 2860 m
mittlerer Gasdruck: 2400 bar

Zubehör

Das wichtigste und häufigste Zubehör, u.A. bei der Bundeswehr im Einsatz.

  • Trageriemen (Kunstfaser)
  • Zweibein (auch: Bipod genannt)
  • Trommelmagazin
  • NSA80 (Nachtsichtaufsatz 80)
  • IR Aufsatz (Wärmebildgerät)
  • Granatwerfer AG36 40mm
  • Seitengewehr (Bajonett)
  • MPG (Manöverpatronengerät)
  • LLM01 (LaserLichtModul 01)