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Magnethydrodynamischer Antrieb

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Ein Magnethydrodynamischer Antrieb, auch MHA (engl. MHD) genannt, ist ein Antriebsprinzip für Wasserfahrzeuge.

Das Prinzip basiert auf der Überlegung, daß Wasser durch ein Röhre, die von einer Reihe starker, elektrischer Magnetspulen ungeben ist, angesaugt und auf der anderen Seite wieder ausgestoßen wird. Der dabei entstehende Rückstoß treibt das Fahryeug an. Dem Prinzip kommt dabei auch die Leitfähigkeit von Meerwasser zu Gute.
Am Anfang der Röhre wird das Wasser von der ersten Magnetspule polarisiert, damit es dann von der zweiten Magnetspule mit umgegehrter Polarisation angesaugt werden kann. Die dritte Spule ist wieder entgegengesetzt polarisiert und zieht das Wasser erneut an usw.. Die Polarisation erfolgt dabei in abwechselnden Intervallen. An der letzten Spule verläßt das Wasser die Röhre und durch die Trägheit des Wasser erfolgt der Rückstoß. Je nachdem wie schnell der Intervall der Polarisierung der einzelnen Magnetspulen geschaltet wird, wird sich auch die Durchflußgeschwindigkeit des Wasser durch die Röhre und die Stärke des Rückstoß verändern und damit letztlich die Geschwindigkeit des Fahrzeuges.

Ein MH-Antrieb ist vor allem für das Militär besonders interessant, da er über keine bewegten Teile mehr verfügt. Die Reibungsmechanik wäre gänzlich abgeschafft, wodurch einen MH-Motor sehr leise, sehr effektiv, wirtschaftlich und vor allem wirkungsvoll wäre. Durch einen MHA gäbe es keine geräuschvollen Schiffsschrauben mehr, die durch ihre Bewegung bzw. Kavitation die Position des Bootes verraten würden. Ein magnethydrodynamischer Antrieb wird daher auch als sogenannter "Raupenantrieb" bezeichnet, der auf Grund der oben beschriebenen Spezifika insbesondere für U-Boote von großer Bedeutung wäre. Da MH-Antriebe extrem leise sind, und unter Wasser nahezu keinen verdächtigen Geräusche mehr verursachen, sind U-Boote mit einem MHA durch das Sonar feindlicher Boote kaum noch zu entdecken bzw. zu identifizieren. Ein Nachteil des MHA wäre allerdings die hohe elektromagnetische Strahlung. Gerät, die zur Aufspürung von magnetischen Anomalien dienen, würden ein mit einem magnethydrodynamischen Antrieb fahrendes Wasserfahrzeug schnell identifizieren.

Bei einem MHA handelt es sich derzeit noch mehr um theoretische Überlegungen, es gibt - offiziell - noch keinen dauerhaft funktionierenden, wirtschaftlich zu betreibenden MH-Antrieb. Zwar wurden Mitte der 1990er Jahre von Mitsubishi einige Prototypen eines MHA-betriebenen Schiffes gebaut, doch erreichten die Fahrzeuge, neben zahlreicher anderer auftretenden Schwierigkeiten, lediglich eine Geschwindigkeit von etwa 15 km/h.

Eines der Hauptprobleme, die mit einem MH-Antrieb verbunden sind, sind die hohen Entwicklungs- und Betriebskosten. Derzeit ist es immer noch wirtschaftlicher Fahrzeuge mit einem klassischen Propellerantrieb zu bauen. MH-Antriebe benötigen vor allem enorme Energiemengen für die Aufladung der Magnetspulen. Die dafür benötigte Energie müßte durch einen sehr großen und leistungsfähigen Generator erzeugt werden, der ebenfalls sehr leise sein müßte (atombetrieben oder Brennstoffzellen-betrieben), um die Vorteile des MHA nicht zu konterkarieren. Wenn sich die Technologie in diesen Bereichen jedoch weiter entwickelt, können MHA in Zukunft zu geringeren Betriebskosten und einer echten Antriebsalternative entwickelt werden.

Zahlreiche privatwirtschaftliche Unternehmen sowie die ESA und die NASA beschäftigen sich inzwischen mit der Entwicklung eines magnethydrodynamischen Antriebs, um die neue Antriebstechnologie auch in der Luftfahrt oder als Weltraumantrieb zu nutzen. In diesem Zusammenhang wird jedoch nicht von einem MHA, sondern von einem Ionenantrieb bzw. Ionentriebwerk gesprochen, der jedoch auf dem selben Prinzip beruht [1],[2],[3].