Wanfried
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Kassel |
Landkreis: | Werra-Meißner-Kreis |
Höhe: | 190 m ü. NHN |
Fläche: | 46,9 km2 |
Einwohner: | 4366 (31. Dez. 2006) |
Bevölkerungsdichte: | 93 Einwohner je km2 |
Postleitzahl: | 37281 |
Vorwahl: | 05655 |
Gemeindeschlüssel: | 06 6 36 013 |
Stadtgliederung: | 5 Stadtteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktstr. 18 37281 Wanfried |
Website: | www.wanfried.de |
Bürgermeister: | Wilhelm Gebhard (CDU) |
Wanfried ist eine Kleinstadt im äußersten Nordosten von Hessen, Deutschland.
Geographie
Die Stadt liegt im Werra-Meißner-Kreis direkt an der Landesgrenze zu Thüringen. Dort befindet sie sich im Tal der Werra nordöstlich des Schlierbachswaldes; nordöstlich von Wanfried schließt sich jenseits der Landesgrenze der thüringische Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal an.
Die hessische Mittelstadt Eschwege liegt nur etwa 11 km flussabwärts im Westen. Weitere Städte dieser Art in der Nähe sind Mühlhausen (etwa 25 km im Osten) und Eisenach (etwa 28 km im Südosten); die beiden zuletzt genannten liegen jenseits der Grenze in Thüringen.
Nachbargemeinden
Wanfried grenzt im Norden an die Gemeinde Geismar, Ortsteil Döringsdorf (im thüringischen Landkreis Eichsfeld), im Osten an die Gemeinden Hildebrandshausen und Katharinenberg (beide im Unstrut-Hainich-Kreis in Thüringen), im Südosten und Süden an die Stadt Treffurt (im thüringischen Wartburgkreis), sowie im Westen an die Stadt Eschwege und die Gemeinde Meinhard, Ortsteil Frieda (beide im Werra-Meißner-Kreis).
Stadtgliederung
Die Stadt besteht aus den Stadtteilen: Kernstadt Wanfried, Altenburschla, Aue, Heldra und Völkershausen.
Geschichte
Wanfried ist eine uralte Siedlung. Als der Hl. Bonifatius in diese Gegend kam, bestand sie schon. Es gab dort auch schon Christen. Er baute die ersten Kirchen, auch auf dem Hülfensberg errichtete er eine Kirche und ein Kloster. Vom Hülfensberg blickend soll der Hl. Bonifatius einer Legende nach gesagt haben: „Wann wird endlich Frieden schweben über dieser schönen Aue“. Volksetymologisch erklärte man sich daraus die Ortsnamen Wanfried, Frieda, Schwebda, Aue.
Als Ort im Grenzgebiet war Wanfried, das schon vor 813 unter dem Namen "In wanen In Riden" und auch als „Uuanenreodum“ erwähnt wurde, war häufig Versatz- und Pfandobjekt der hessischen und thüringischen Landgrafen, deren Interessensbereiche hier aneinander stießen. Der 1035 als Wenefridun erwähnte Ort wurde nach der Schlacht bei Wettin (1264) an Thüringen abgetreten. Um seine junge hessische Landgrafschaft auszuweiten, kaufte Heinrich I. im Jahr 1306 vom thüringischen Landgrafen die Orte Wanfried und Frieda und einige eichsfeldische Dörfer. Wenige Jahre später begannen mit einem Überfall Hermanns II. von Treffurt die kriegerischen Auseinandersetzungen um den Besitz Wanfrieds. Hermann konnte den Ort in einem Handstreich nehmen, sich jedoch dort nicht festsetzen, denn schon 1336 wurde Hermanns Burg Normannstein von einer Koalition hessischer, kurmainzischer und sächsischer Truppen eingenommen. Nachdem der Besitz unter den Siegern verteilt worden war, suchte der hessische Landgraf Otto I. die neuen, isolierten Besitzungen durch eine Landbrücke an sein Territorium zu binden. Zu diesem Zweck erwarb er 1365 von den Herren zu Völkershausen deren Gericht mit den Dörfern Altenburschla, Döringsdorf, Heldra, Helderbach, Rambach und Weißenborn. Bevor Wanfried endgültig an die hessischen Landgrafen überging, kam es im Verlauf des Sternerkrieges zu Ende des 14. Jahrhunderts noch einmsal zu erneuten Konflikten mit dem benachbarten Thüringen.
Wanfried wurde durch Privileg des Landgrafen Moritz von Hessen am 30. August 1608 zur Stadt erhoben und erhielt Marktgerechtigkeit.
Im Jahr 1616 wird die Stadt Wanfried im „Verzeichnis der fürnembsten Städte Europas“ als bedeutender Handelsplatz genannt. Als Ausgangspunkt der Werraschifffahrt, deren Flusssystem durch Schleusen in Eschwege und Allendorf gesichert worden war, erwuchs der Ort zu einem Handelszentrum, in dem Waren aller Art umgeschlagen wurden. Nachdem die gelöschten Güter das Zollamt „Auf der Schlagd“ passiert hatten, wurden sie in die Lagerhäuser der Stadt verfrachtet, um kurz darauf auf dem Landweg weiter transportiert zu werden. Die Fuhrleute brachten die zumeist aus den Küstenstädten kommende Ware vor allem nach Thüringen und Bayern; wichtige Anlaufstellen waren die dortigen Handelszentren Leipzig und Nürnberg.
Im Dreißigjährigen Kriege wurde die Stadt am 25. Juni 1626 von Truppen Tillys geplündert. 1627 gehörte Wanfried dem Herrschaftsbereich des Rotenburger Quart an und war ab 1667 Residenz der katholischen Seitenlinie Hessen-Wanfried. 1667 zog Landgraf Karl als Gründer der Linie im dortigen Schloss ein. Die Söhne Karls, Wilhelm und Christian regierten dort bis zum Erlöschen der Linie im Jahr 1755. Entsprechend dem Hausvertrag fiel die Landgrafschaft Hessen-Wanfried an Hessen-Rotenburg zurück. 1834 fiel auch Hessen-Rotenburg an die Hauptlinie Hessen-Kassel zurück.

Die ehemalige Bedeutung Wanfrieds als Umschlagplatz belegt eine Handelsbilanz aus der Wende vom 16. ins 17. Jahrhundert. Zu dieser Zeit betrug die Schiffsausfuhr ca. 80.000 Zentner, die Abfuhr bemaß sich auf 132.000 Zentner im Jahr. Bevorzugtes Handelsgut waren Kaffee, Zucker, Öl, Gewürze, Tabak, Wollwaren, Wein, Honig und Fisch. In dieser Zeit entstanden die prächtigen Handelshäuser an der Marktstraße, stattliche Bürger- und Wirtshäuser, Herbergen, eine Börse und ein Brauhaus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Bedeutung der Werraschifffahrt mehr und mehr zurück, da sich der Gütertransport auf die Schiene verlagerte. Wanfried wurde im Jahr 1902 an die Werratalbahn angeschlossen.
Im 19. Jahrhundert verblühte der Reichtum der Handelsstadt Wanfried. Die Wälle und Türme wurden geschleift, das alte Rathaus abgerissen. Den ehemaligen Glanz der Stadt haben die prächtigen Fachwerkhäuser im Stadtkern überdauert, die ein nahezu ungestörtes Ensemble bilden.
Die Bevölkerung ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die kleine katholische Pfarrgemeinde (gegründet 1908 als Kuratiegemeinde) wuchs nach dem Zweiten Weltkrieg durch Flüchtlinge stark an.
1945 wurde das Wanfrieder Abkommen, ein Gebietstausch zwischen der amerikanischen und sowjetischen Besatzungszone entlang der so genannten „Whisky-Wodka-Linie“, geschlossen.
Unter dem Pseudonym „Friedheim“ trat die kleine Zonengrenzstadt in den Spielfilmen „Willi-Busch-Report“ und „Deutschfieber“ des Regisseurs Niklaus Schilling auf, die wenige Jahre vor bzw. im Jahr nach der Wiedervereinigung produziert wurden. Wanfried bzw. „Friedheim“ stand darin für einen äußerst ruhigen und nachrichtenarmen Ort, in den der Lokalredakteur einer Heimatzeitung durch heimlich von ihm selbst initiierte Ereignisse an der Grenze Leben bringen wollte, über das er dann in seinem Journal berichten konnte.
Die Stadt Wanfried feiert im Jahr 2008 das Jubiläum "400 Jahre Stadtrechte".
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 44,7 | 10 | 40,8 | 9 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 50,0 | 12 | 59,2 | 14 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 5,3 | 1 | – | – |
Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | |
Wahlbeteiligung in % | 65,5 | 66,4 |
Der Stadtverordnetenvorsteher ist Frank Susebach (SPD)
Bürgermeister
Bürgermeister seit Oktober 2007.
Vorgänger Otto Frank (SPD)
Wappen
Blasonierung: „In silber ein rotes Feld im Herzbereich des Schildes. Davor die Büste eines gerüsteten Ritters.“
Schon das älteste bekannte Siegel von 1578 zeigte einen Ritter. Es kann sich hier um eine Rolandsfigur handeln, die hier als Zeichen der Gerichtsstätte, in das Wappen kam. Es ist jedoch auch eine ortseigene Wappenbildung denkbar, demnach steht der Ritter als Friedenswahrer (Wahr´´n Fried) in der ständig umkämpften grenznahen Stadt.
Städtepartnerschaften
Plouescat (Département Finistère in Frankreich)
Der Stadtteil Altenburschla ist verschwistert mit:
Villeneuve-les-Sablons (Département Oise in Frankreich)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Wanfrieder Heimatmuseum im Keudellschen Schloss
- Dokumentationszentrum zur deutschen Nachkriegsgeschichte
- Dorfmuseum im Stadtteil Heldra
Bauwerke
- Schlagd, alter Werrahafen mit Fachwerk-Lagerhäusern
- Keudellsches Schloss
- Landgrafenschloss Wanfried
- Historisches Rathaus, erbaut im 17. Jahrhundert
- Harm'sches Haus aus der Schifffahrtszeit
- Hotel "Zum Schwan", aufwendig restauriertes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1690
- Alte Post,ehemaliges Thurn- und Taxisches Posthaus, Erbaut 1751
- Auer Herrensitz aus den Jahre 1576 und Ruine des Auer Wasserburgschlosses
- Ruinen einer alten Lehnhauses (in Völkershausen, Schlierbachswald)
- Herberge „Im Kleegarten“ in Heldra (Aufwendig restaurierter Gutshof aus dem 17. Jahrhundert der schon mehrfach mit Denkmalschutzpreisen ausgezeichnet wurde)
Naturdenkmäler
- Plesse (60 m hohe Felswand aus hellem Kalkstein)
- Heldrastein (503 m, 62 m hohe und 2 km breite Felswand) Der Heldrastein wird auch als „König des Werratals“ bezeichnet.
- Hülfensberg
Sport
- Schützenverein Wanfried 1568 [1]
- VfL Wanfried; größter Sportverein in Wanfried und zweitgrößter Verein im Werra-Meißner-Kreis
- Wanfried ist die Hochburg des Handballs im Werra-Meißner-Kreis
Freizeit
- Schwimmbad (Freibad)
- Bolzplatz mit Skateanlage
Regelmäßige Veranstaltungen
- Schmandfest jährlich im August
- Volks-, Schützen-, und Heimatfest immer am 2. Juliwochenende (Ausnahme 2008, am 20. bis 23. Juni)[2]
- Weihnachtsmarkt am 2. Samstag im Dezember
- Strohbärenfest in Heldra (am Aschermittwoch)
- Jazz-Matinee; Kalkhof im Frühsommer
- Wanfrieder Lesung; im Sommer
- Seifenkistenrennen; jährlich zum Ende der Sommerferien
- Weinfest; jährlich am 3. Samstag im September
- Mountainbike-Orientierungsfahrt; jährlich am 2. Samstag im Oktober
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Durch das an der Deutschen Fachwerkstraße liegende Wanfried führt die B 250 und B 249
Bildung
Die Stadt verfügt über eine Grundschule (Gerhart-Hauptmann-Schule) und eine Integrierte Gesamtschule (Elisabeth-Selbert-Schule), welche seit dem Schuljahr 2006/07 als Außenstelle der Eschweger Anne-Frank-Schule fungiert.
Literatur
- Wanfried. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 16, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 382.