Medienwissenschaft
Medienwissenschaft beschäftigt sich mit öffentlicher Kommunikation, die sich an ein disperses (nicht genau feststellbares) Publikum richtet. Forschungsobjekt ist dabei die Entstehung, Verbreitung und Wirkung der öffentlichen Meinung. Medienwissenschaft ist im Überschneidungsbereich von Soziologie, Theaterwissenschaft, Politikwissenschaft, Psychologie, Wirtschaft, Jura und Informatik angesiedelt.
siehe auch: Publikationsformen, Rundfunk, Radio, Hörfunk, Fernsehen, Medienpädagogik, Portal Information und Kommunikation
Forschungsansatz
Im Kern kann das Forschungsgebiet mit folgendem Satz, der sogenannten Lasswell-Formel, umschrieben werden:
- Wer, sagt Was, zu Wem, in Welchem Kanal, mit welchem Effekt?
Die Einzelfragen beschreiben auch die Teilgebiete der Medienwissenschaft.
- Wer: Kommunikatorforschung
- Was: Aussagenforschung
- Wem: Rezipientenforschung
- Welcher Kanal: Medienforschung
- Welcher Effekt: Medienwirkungsforschung
Medientheorien
Zur Zeit steht eine einheitliche Medientheorie noch aus. Der Grund hierfür dürfte sein, dass es bislang noch nicht gelungen ist, eine Rubrizierung nach technischen Medienbegriffen mit einer sinnvollen und stimmigen Definition von "Medium" in Einklang zu bringen; ausführlicher siehe Medientheorie.
Geschichte
Im 1. Weltkrieg wurde erst die Relevanz von Propaganda erkannt. Der Film veränderte die Kulturlandschaft mannigfaltig und zwar als – Wirtschaftsfaktor (Wirkung) – außerdem trat er in Konkurrenz zu Literatur und Theater
In den 1960er Jahren entstand dann die Medienwissenschaft aus der Germanistik, die zu dieser Zeit unter einer Krise litt, da die Stoffe, die sie untersuchte, zu alltagsfern waren. Es wurde also begonnen sich mit populären Stoffen zu beschäftigen und die Medienwissenschaft in Deutschland ward geboren.
Häufig werden alltagssprachlich kommunikations- und Medienwissenschaften gleichgesetzt, was jedoch unzutreffend ist. Ihrem Ursprung aus der Literaturwissenschaft entsprechend, ist die Medienwissenschaft eine Geisteswissenschaft. Die Kommunikationswissenschaft oder Publizistikwissenschaft dagegen versteht sich als Sozialwissenschaft.
Als Beginn der akademischen Beschäftigung mit der Publizistikwissenschaft in Deutschland kann die Einrichtung des Lehrstuhls für Zeitungswissenschaften an der Universität Leipzig 1916 angesehen werden. Erster Lehrstuhlinhaber war Karl Bücher.
Teilbereiche und Forschungsschwerpunkte
Je nach theoretischer oder praktischer Orientierung kann die Medienwissenschaft auch untergliedert sein in
- Publizistikwissenschaft (Schwerpunkt im Bereich der Praxis) und
- Kommunikationswissenschaften (Schwerpunkt im Bereich der Theorie).
- Medientheorie
- Mediengeschichte
- Medienwirkungsforschung
- Medienökonomie
- Medienrecht
- Medienpolitik
- Medienpsychologie
- Medienethik
- Medienästhetik
- Medienkultur
- Mediennutzung
- Medieninformatik
Öffentliche Foren des Erfahrungsaustausches und Selbstdarstellens
Das Adolf-Grimme-Institut untersucht kontinuierlich die deutsche Fernsehprogramme nach Qualitätssendungen und vergibt jährlich entsprechende Auszeichnungen, denen jeweils intensive medienwissenschaftliche Sichtungen und Beratungen zugrundliegen. Die ebenfalls jährlich stattfindenden Mainzer Tage der Fernsehkritik sind ein weiteres Fachforum, um Praktiker der Fernsehanstalten und Medienwissenschaftler zu einer fachöffentlichen Rückschau, Bestandsaufnahme und Perspektiven-Veranstaltung zu versammeln. Der internationale Medienkongress innerhalb der Medientage München umfasste 2004 90 Fachforen mit rund 500 Referenten.
Literatur
- Günter Bentele (Hrsg.): "Öffentliche Kommunikation : Handbuch Kommunikations- und Medienwissenschaft". Wiesbaden [u.a.] : Westdt. Verl., 2003, 607 S. ISBN 3-531-13532-5
- Manfred Faßler, Wulf R. Halbach (Hrsg.): Geschichte der Medien. Utb, 1998. ISBN 3-8252-1984-4
- Hans-Jürgen Lüsebrink: "Französische Kultur- und Medienwissenschaft : eine Einführung". Tübingen : Narr, 2004, 261 S. ISBN 3-8233-4963-5
- Gebhard Rusch (Hrsg.): "Einführung in die Medienwissenschaft : Konzeptionen, Theorien, Methoden, Anwendungen". Wiesbaden : Westdt. Verl., 2002, 393 S. ISBN 3-531-13323-3
- Helmut Schanze (Hrsg.): "Metzler-Lexikon Medientheorie, Medienwissenschaft : Ansätze, Personen, Grundbegriffe". Stuttgart [u.a.] : Metzler, 2002, 380 S. ISBN 3-476-01761-3