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Ölpreis

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Der Ölpreis entsteht aus dem Zusammenspiel fundamentaler Marktdaten wie Angebot von und Nachfrage nach Erdöl, wird aber auch von Emotionen, von eher kurzfristigen Ereignissen und Spekulationen wie auch von langfristigen Erwartungen beeinflusst. Der wichtigste Marktplatz für Erdöl in Nordamerika ist die New York Mercantile Exchange (NYMEX), die weltgrößte Warenterminbörse. Für Europa wird der Ölpreis an der International Petroleum Exchange (IPE) in London gebildet, für Asien an der Singapore Exchange (SGX).

Geschichte

Der historische Ölpreisverlauf zeigt das goldene Zeitalter billigen Öls zwischen dem Ersten Weltkrieg bis zur ersten Ölkrise, davor und danach sind inflationsbereinigt deutliche Preisschwankungen erkennbar. In Übereinstimmung mit dem langfristigen Preisanstieg für andere Rohstoffe liegen die derzeitigen hohen nominalen Preise für Rohöl noch unter den inflationsbereinigten und somit realen Werten um 1860 (zu Beginn der Industrialisierung).

Die kurzfristige Betrachtung seit 1985 zeigt, dass seit etwa 1999 der Ölpreis tendenziell zunimmt; das Platzen der Spekulationsblase am Neuen Markt mit der wirtschaftlichen Rezession Anfang 2001 sowie die Geschehnisse rund um den 11. September 2001, die eine sinkende Nachfrage nach Kerosin zur Folge hatten, senkten die Nachfrage nach Öl und damit den Ölpreis.

Die abnehmende Förderrate bewirkt zunächst nur, dass keine zusätzlichen Abnehmer mehr bedient werden können, da die eigentliche Fördermenge ja noch nicht zurückgeht. Die Situation verschärft sich, wenn es zu einem tatsächlichen Rückgang der weltweiten Förderung kommt und sich die Angebotsseite verringert (Verkäufermarkt). Steigende Ölpreise schlagen sich in der Folge in sehr vielen vom Öl abhängigen Produkten nieder. Bisherige Marktteilnehmer müssen deswegen ihren Verbrauch reduzieren oder - was angesichts der höheren Preise auch zunehmend lukrativ wird - Öl mit anderen Energieträgern und Kohlewasserstoffen substituieren sowie Öllagerstätten mit veränderten Technologien und Konzepten erschließen und ausbeuten.

Am 2. Januar 2008 notierte der Preis für US-Leichtöl West Texas Intermediate (WTI) in New York im Handelsverlauf erstmals bei genau 100,00 US-Dollar.[1] Die „Ehre“ die 100-Dollar-Marke überschritten zu haben wurde dabei dem Broker Richard Arens zuteil. Er kaufte 1.000 Barrel Rohöl (je 159 Liter) für exakt 100.000 Dollar. Kurz nach dem Kauf gab Arens das Öl bei sinkenden Kursen wieder ab und nahm dabei einen Verlust von 600 Dollar hin. Analysten diverser Rohstoffhandelshäuser (Susden, NewEdge) äußerten die Vermutung, Arens habe das Geschäft nur der Form halber betrieben, um der Erste zu sein, der Öl für 100 Dollar kauft.[2]

Auf Schlusskursbasis durchbrach der Ölpreis in New York am 19. Februar 2008 zum ersten Mal die 100-Dollar-Grenze, als er den Handel mit 100,01 US-Dollar beendete. Der Preis war bereits im gesamten Jahr 2007 um 57 Prozent gestiegen. Gründe für den Anstieg waren neben dem schon seit Jahren steigenden weltweiten Verbrauch, vor allem die Spannungen zwischen den USA und dem Ölproduzenten Iran, die Unruhen und Attentate im ölreichen Irak, sowie die Rebellenangriffe auf Ölförderanlagen in Nigeria.[3]

Am 26. Februar 2008 überwand der Ölpreis in London erstmals die 100-Dollar-Marke. Für die Nordseesorte Brent lag der Preis im Handelsverlauf bei 100,03 US-Dollar pro Barrel (circa 159 Liter). Am 28. Februar 2008 wurde auch auf Schlusskursbasis die Grenze von 100 US-Dollar durchbrochen, als die Nordseesorte mit 100,90 US-Dollar den Handel beendete. Brent wird als Referenz für die Bewertung von mehr als 65 Prozent der weltweit gehandelten Ölvorräte benutzt. Nach Angaben von Analysten war der erneute Preisanstieg vor allem auf die anhaltende Dollarschwäche zurückzuführen. Das schwache Wirtschaftswachstum in den USA habe den Kurs des Euro am 27. Februar 2008 erstmals über die psychologisch wichtige Marke von 1,50 Dollar getrieben.[4]

Der Preis für US-Leichtöl (WTI) erreichte am 13. März 2008 in New York im Tagesverlauf einen neuen Rekordpreis von 111,00 US-Dollar pro Barrel. Auf Schlusskursbasis notierte er mit 110,33 US-Dollar auf einem Allzeithoch.[5][6]

Am 14. März 2008 stieg der Ölpreis in London auf eine neue Rekordmarke. Für die Nordseesorte Brent lag der Preis im Handelsverlauf bei 108,02 US-Dollar pro Barrel. Auf Schlusskursbasis notierte die Nordseesorte bei 107,55 US-Dollar auf einem Allzeithoch.

Damit stieg der Ölpreis zwischen September 2007 und März 2008 in US-Dollar um rund 35 Prozent. Aufgrund der Stärke des Euro gegenüber dem Dollar fiel der Anstieg in Euro im gleichen Zeitraum mit mehr als 20 Prozent etwas geringer aus.[7]

Jährlicher Ölpreis seit 1970

Nachfolgend sind die Jahresdurchschnittspreise für die Erdölsorten Dubai (1970-1985 Arabian Light), Brent (1976-1983 Forties), Nigerian Forcados und WTI in US-Dollar pro Barrel angegeben.

Ölpreisentwicklung in $ von 1861-2006 (braune Linie auf Basis des Preisstands 2006)
Nominaler Ölpreis von 1985 bis 2006
Nominaler Ölpreis 1970-2004
Rohölpreise (nominal und real) 1971-2007
Nominaler Preis für US-Leichtöl (WTI) 2006-2008
Jahr Dubai Brent Nigerian
Forcados
WTI
1970 1,21 - - -
1971 1,69 - - -
1972 1,90 - - -
1973 2,83 - - -
1974 10,41 - - -
1975 10,70 - - -
1976 11,63 12,80 12,87 12,23
1977 12,38 13,92 14,21 14,22
1978 13,03 14,02 13,65 14,55
1979 29,75 31,61 29,25 25,08
1980 35,69 36,83 36,98 37,96
1981 34,32 35,93 36,18 36,08
1982 31,80 32,97 33,29 33,65
1983 28,78 29,55 29,54 30,30
1984 28,06 28,78 28,14 29,39
1985 27,53 27,56 27,75 27,98
1986 13,10 14,43 14,46 15,10
1987 16,95 18,44 18,39 19,19
1988 13,27 14,92 15,00 15,97
1989 15,62 18,23 18,30 19,68
1990 20,45 23,73 23,85 24,50
1991 16,63 20,00 20,11 21,54
1992 17,16 19,32 19,61 20,57
1993 14,95 16,97 17,41 18,45
1994 14,74 15,82 16,25 17,21
1995 16,10 17,02 17,26 18,42
1996 18,52 20,67 21,16 22,16
1997 18,23 19,09 19,33 20,61
1998 12,21 12,72 12,62 14,39
1999 17,25 17,97 18,00 19,31
2000 26,20 28,50 28,42 30,37
2001 22,81 24,44 24,23 25,93
2002 23,74 25,02 25,04 26,16
2003 26,78 28,83 28,66 31,07
2004 33,64 38,27 38,13 41,49
2005 49,35 54,52 55,69 56,59
2006 61,50 65,14 67,07 66,02

Quelle: BP Statistical Review of World Energy[8]

Einzelnachweise

  1. Der Spiegel: Rekordpreis - Ölpreis knackt 100-Dollar-Marke, vom 2. Januar 2008
  2. NZZ: Ein einzelner Händler soll den Ölpreis über 100 Dollar getrieben haben, vom 4. Januar 2008
  3. Tagesschau: Ölpreis erreicht neuen Rekord, vom 19. Februar 2008
  4. Der Spiegel: Euro steigt über 1,50 Dollar - Ölpreis auf Rekord, vom 27. Februar 2008
  5. Tägliche Höchst-, Tiefst- und Schlusspreise für Brent und WTI seit 1998
  6. Nachrichten zum Thema Ölpreis
  7. Wirtschaftsblatt: Amerika ist schon in der Rezession, vom 11. März 2008
  8. BP Statistical Review of World Energy - Spot crude prices

Siehe auch