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Mehrwertdienst (Telekommunikation)

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Ein Mehrwertdienst (engl. value added service) ist in der öffentlichen Telekommunikation ein Dienst, der auf einem Basisdienst beruht, zusätzliche Leistungen bietet und dadurch auch eine zusätzliche Einnahmequelle bieten kann. Das Aufkommen der Mehrwertdienste wurde von einem stärkeren Einsatz von Audiotex begleitet.

Beispiele für Mehrwertdienste

Bei R-Gesprächen zahlt der Angerufene die Kosten für den Anruf.
Das Transportnetz für den Dienst Telefax ist das Telefonnetz. Im Telefonnetz selbst sind für die Vermittlung von Telefaxen nur geringfügige zusätzliche technische Leistungsmerkmale erforderlich, und das auch nur für G4-ISDN-Telefax.
Auch hier wird der vorhandene Dienst, nämlich die in Datenbanken für die Gebührenerfassung der Fernsprechteilnehmer vorhandenen Teilnehmerinformationen (zum Beispiel Fernmeldekontonummer, Name, Adresse) genutzt, um einen zusätzlichen Dienst zu bieten, der weitere Einnahmen ermöglicht.

Deutschland

Eine Servicerufnummer ist ein Dienst des Intelligenten Netzes (IN). Für Servicerufnummern verwendete Dienstekennzahlen sind:

  • 0800 auch bekannt als Freephone. Der Angerufene übernimmt die Gesprächskosten
  • 0700 für Rufweiterleitung auf beliebige Anschlüsse (Festnetz, Mobilfunk oder Fax), bekannt als „persönliche Rufnummer“
  • 0180 auch bekannt als „Shared-Cost-Dienst
  • 09001 für kostenpflichtige Informationsdienste
  • 09003 für kostenpflichtige Unterhaltungsdienste
  • 09005 für kostenpflichtige sonstige Dienste einschließlich Erotik
  • 09009 für kostenpflichtige Dialer (Interneteinwahlprogramme)
  • 0137 MABEZ (Televoting und Gewinnspiele)
  • 0138 T-VoteCall
  • 118xx Telefonauskunft

Ein Teil der anfallenden Gebühren wird bei einigen Dienstekennzahlen dem Angerufenen, meist ein Informations- oder Unterhaltungsanbieter, gutgeschrieben.

Ehemals bekannte, jedoch nicht mehr verwendete Dienstekennzahlen sind:

  • 0190 teilweise auch als „Premium Rate“ genannt (am 31. Dezember 2005 ausgelaufen)
  • 01191 Zeitansage (jetzt 01804-100100)
  • 0130 gebührenfreie Rufnummer (jetzt 0800)

Die Informations- und Unterhaltungsangebote sind sehr vielseitig: Vom deutschen Wetterdienst oder den aktuellen Börsenkursen bis zu Telefonsex wird fast alles angeboten. Auch im Internet wird diese Form der variablen Abrechnung genutzt. Teils legal und bequem bei wahlweisem Internetzugang, teils durch sogenannte Dialer, die sich widerrechtlich einwählen können oder dem Opfer einen sehr günstigen Tarif vortäuschen und unverhältnismäßig hohe Telefonrechnungen schaffen können.

Die Vorwahl 0190 hatte sich vor allem durch Erotikdienste einen Namen gemacht. Viele Dialer stellten über ein Modem oder eine ISDN-Leitung die Verbindung zum DialIn-Server her. Von hier erhielt der User nun den Inhalt der Website. Brach die Verbindung ab, konnte keine Seite mehr geladen werden.

0190-Rufnummern konnten bis zum 31. Dezember 2005 genutzt werden. Die Gassen 0190-1 .. 0190-9 hatten feste Anrufer-Minutenpreise entsprechend der nach 0190 folgenden Ziffer ("Online-Billing", heute noch bei 0180-Shared-Cost-Diensten in Verwendung), während die erst später etablierte Gasse 0190-0 individuelle Bepreisung der Dienste durch den Dienstanbieter ermöglichte ("Offline-Billing"), jedoch nur aus dem Festnetz der Telekom erreichbar war. Beim Offline-Billing kann der Betreiber auch einen hohen, einmaligen Betrag erhalten und über die Telefonrechnung des Anrufers abrechnen lassen. Beispielsweise kann durch diese Methode ein Code abgerufen werden, den man telefonisch erhält und dann zum Download einer kostenpflichtigen Software verwenden kann.

Die 0190-„Nachfolger“ sind 09001, 09003, 09005 und 09009, die allesamt aus dem Festnetz mittels Offline-Billing abgerechnet werden (d.h. individuell bepreist werden können), wobei diese 0900-Rufnummern aufgrund fehlender Offline-Billing-Abrechnungsvereinbarungen über alternative Festnetzanbieter oftmals nicht zu erreichen sind (positiv hier Versatel und HanseNet).

Telefongesellschaften benutzen die 0900 (vormals 0190-0; siehe auch Teltarif.de) als „Billigvorwahl“, um über sie Gespräche per Call-by-Call auch von Anschlüssen aus zu ermöglichen, an denen üblicherweise kein reguläres Call-by-Call verfügbar ist (z.B. wegen Call-by-Call-Sperrung oder an Vollanschlüssen alternativer Netzbetreiber)

Missbrauch

Häufig werden Verbraucher durch unaufgeforderte Zusendungen von Fax, SMS, E-Mail etc. oder Anruf (insbesondere mittels so genannter Lockanrufe) animiert, kostenpflichtige Nummern zu wählen bzw. zurückzurufen, oder Nummern werden durch Dialer automatisch angewählt. Häufig dem Angerufenen per automatischer Ansage erklärt wird, dass er einen Geldpreis gewonnen habe, den er telefonisch abrufen müsse.

Seit dem 15. August 2003 ist es Aufgabe der Bundesnetzagentur, gegen Missbrauch vorzugehen. Die Bundesnetzagentur kann missbräuchlich genutzte Rufnummern sperren, Rechnungslegung und Inkasso untersagen und Bußgelder verhängen. Allerdings gelingt es der Behörde mit diesem Instrumentarium bisher nicht, Missbrauch vollständig zu unterbinden. Bei Sperrung einer Rufnummer, welche zudem häufig erst nach Wochen erfolgt, weichen die Betreiber beispielsweise einfach auf andere Nummern aus.

Bei missbräuchlicher Nutzung versuchen die Anbieter oft zu verschleiern, dass es sich um Mehrwertdienst-Rufnummern handelt, indem beispielsweise eine Call-by-call-(Billig-)Vorwahlnummer vorangestellt und die Zahlenreihe so gruppiert wird, dass der Laie nicht auf den ersten Blick sehen kann, dass es sich um eine 0900er-Rufnummer handelt. Wenn zudem gegen die Preisangabepflicht verstoßen wird, entsteht jedoch kein Zahlungsanspruch gegen den Anrufer. Häufig werden auch andere Servicerufnummern wie 0137-Telewahl oder Telefonauskunftsnummern für kostenpflichtige Unterhaltungsangebote missbraucht, um die für 0900er-Nummern geltenden Schutzmaßnahmen zu umgehen.

Ein weiterer Missbrauch besteht in der Erschleichung so genannter Web Abos. Hierbei wird der Verbraucher durch Eingabe seiner Handynummer auf diversen Internetseiten veranlasst, unbemerkt ein Abo für eine Dienstleistung im Internet abzuschließen (z. B. unverlangte Zusendung von Informationen per E-Mail). Das Besondere ist hierbei, dass nun monatlich die Gebühren über die Telefonrechnung unter Punkt Mehrwertdienste abgebucht werden, ohne das eine Telefonverbindung zustande kommt oder SMS versendet werden.

Österreich

  • 0800 - kostenlos (früher nicht möglich)
  • 0804 - Online-Dienste (Abrechnung über Internet-Provider)
  • 0810 - maximal 10 Cent pro Minute (früher 0660 „zum Ortstarif“)
  • 0820 - maximal 20 Cent pro Minute
  • 0900 - allgemeine Mehrwertdienste (früher 045x), zeitabhängige Tarifierung
  • 0901 - allgemeine Mehrwertdienste, eventtarifierung, d.h. fixes Entgelt pro Anruf
  • 0930 - Erotik (früher 045x), zeitabhängige Tarifierung
  • 0931 - Erotik, Eventtarifierung, d.h. fixes Entgelt pro Anruf

Schweiz

  • 0800 - kostenlos, auch bekannt als Freephone
  • 0840 - Gebührenteilungsnummern
  • 0842 - Gebührenteilungsnummern
  • 0844 - Gebührenteilungsnummern
  • 0848 - Mehrwertdienstnummern: einheitlicher Tarif, unabhängig vom Ort innerhalb der Schweiz
  • 0878 - Mehrwertdienstnummern: einheilticher Tarif, ehemals „One Number“
  • 090x - allgemeine Mehrwertdienste: Business Nummern, Helpdesks, etc.
  • 0901 - Unterhaltung
  • 0906 - Erotik

Mehr Details unter Telefonvorwahl (Schweiz).