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Sardinischer Krieg

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Napoleon III. in der Schlacht von Solferino

Vorlage:Linkbox Sardinischer Krieg

Der Sardinische Krieg, auch Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieg genannt, war einer der drei Italienischen Unabhängigkeitskriege. Er wurde 1859 zwischen dem Kaisertum Österreich und dem Königreich Piemont-Sardinien und dessen Verbündeten Frankreich unter Napoléon III. geführt und eröffnete durch die Niederlage der Österreicher den Weg zur Einigung Italiens.

Vorgeschichte

Nach den Erfahrungen der Revolutionen und Kämpfe der Jahre 1848 und 1849 leitete die Regierung im Königreich Piemont-Sardinien eine Phase der Reformen und der politischen und militärischen Vorbereitungen für einen erneuten italienischen Freiheitskampf ein. Diese Politik wurde maßgeblich vom neuen Ministerpräsidenten Camillo Benso von Cavour gestaltet. Durch die Beteiligung am Krimkrieg gelang es ihm, die italienische Frage auf die politische Agenda der Regierungen Frankreichs und Großbritanniens zu bringen, die er als Verbündete im Kampf gegen die damalige europäische Großmacht Österreich als unverzichtbar erachtete. Im Juli 1858 schloss er mit Napoleon III. in Plombières-les-Bains einen Geheimvertrag. Dieser sah für den Fall eines österreichischen Angriffs die Unterstützung Frankreichs vor. Cavour beanspruchte Oberitalien für Piemont-Sardinien und ging auf Napoleons Idee einer Konföderation Italiens unter Berücksichtigung des Kirchenstaates ein. Im Gegenzug sollte das Königreich Piemont-Sardinien auf sein Stammland Savoyen und auf die Grafschaft Nizza zugunsten Frankreichs verzichten. Zusätzlich wurde die Allianz durch die Vermählung der Tochter des Königs von Piemont-Sardinien, dem späteren italienischen König Viktor Emanuel, mit dem Cousin Napoléons III., dem Prinzen Napoléon "Plon-Plon", besiegelt.

Durch seine Neujahrsrede, am 1. Januar 1859, vor dem diplomatischen Korps und seine Worte an den österreichischen Gesandten provozierte Napoleon III. Österreich. [1] Nach einer ähnlichen Rede König Victor Emanuels begann von Seiten Österreichs die militärische Aufrüstung. Die konnte Frankreich den passenden Vorwand abgeben, um das bedrohte Sardinien gegen die Angriffspläne Österreichs zu schützen. Die Politik Cavours ging insbesondere dahin, Österreich zum faktischen Angriff zu provozieren, was ihm auch gelang, nachdem die Friedensmission des englischen Gesandten Lord Cowley im März 1859 in Wien gescheitert und der Antrag Russlands auf einen Kongress von Österreich nur unter der unmöglichen Bedingung angenommen worden war, dass Sardinien einseitig abrüste und zudem vom Kongress ausgeschlossen bliebe.

Durch die irrtümliche Annahme, dass Frankreich der Urheber der Spannungen war, um seine Aufrüstung zu begründen, versuchte die österreichische Regierung durch rasches Losschlagen einen Vorsprung zu gewinnen und wurde dadurch wirklich zum Friedensbrecher, indem sie am 19. April 1859 in Turin ein Ultimatum überreichte, dass sich Sardinien binnen drei Tagen zu entwaffnen habe oder ein Angriff seitens Österreichs erfolge. Da die Antwort ablehnend lautete, erfolgte am 29. April unter dem Oberbefehl des Grafen Ferencz József Gyulay der Einmarsch der Österreicher in Sardinien an drei Stellen.

Verlauf des Krieges

Heinrich von Hess, Lithographie von Joseph Kriehuber 1854

Die Streitkräfte

Die französische Armee in Italien war 130.000 Mann stark. Sie war gegliedert in fünf Korps und wurde von Kaiser Napoleon III. selbst geführt.

Die Armee Sardiniens hatte 70.000 Soldaten und bestand aus fünf Divisionen. Sie wurde angeführt von König Viktor Emanuel, der von Alfonso La Marmora unterstützt wurde.

Die Österreicher verfügten über 220.000 Mann und ihr Befehlshaber war Feldmarschall Ferencz József Gyulay.

Verlauf

Plan der Schlacht von Solferino

Der Aufmarsch der österreichischen Hauptarmee gegen Frankreich, am Rhein, zusammen mit Truppen des Deutschen Bundes unterblieb, weil Preußen und der Deutsche Bund nicht daran teilnehmen wollten. Damit wurde Norditalien der Hauptkriegschauplatz.

Die österreichischen Truppen setzten sich auf einer langen Linie von Biella bis Pavia fest und blieben hier stehen. Statt sogleich auf Turin loszugehen um die kleine piemontesische Armee zu schlagen bevor die französische Armee heranmarschiert war oder sich gegen Novi zu wenden, um die einzige Straße zu sperren, auf welcher die Franzosen, mit Umgehung der Alpen, Hilfe bringen konnten, war Gyulai untätig. Währenddessen verstärkte Viktor Emanuel sein Heer durch die zahlreichen aus ganz Italien zuströmenden Freiwilligen und Napoleon III. traf mit seiner Armee auf dem Kriegsschauplatz ein.

Am 29. Mai griffen schließlich die Piemontesen und Franzosen an. Nach Gefechten bei Palestro und Vinzaglio war der Weg für die Verbündeten nach Mailand frei. Feldmarschall Gyulai ließ daraufhin die Österreicher in Eilmärschen zurückgehen. Am 3. Juni traf Feldzeugmeister Heinrich von Heß bei der Armee ein, ließ Gyulais Befehle rückgängig machen und befahl den Marsch auf Magenta. Dort kam es am 4. Juni 1859 zur Schlacht von Magenta, in der Gyulai unterlag. Zwischenzeitlich traf Kaiser Franz Joseph auf dem Kriegschauplatz ein und übernahm gemeinsam mit Heß den Oberbefehl. Aus Gyulais Truppen wurden gemeinsam mit neu herangeführten Verbänden zwei Armeen gebildet. Am 23. Juni überschritten dieser Armeen den Mincio und trafen auf den Feind. Am 24. Juni 1859 wurden sie durch das sardinisch-französische Heer in der Schlacht von Solferino geschlagen. Etwa 118.600 Soldaten Piemont-Sardiniens und Frankreichs kämpften dabei gemeinsam gegen etwa 110.000 Österreicher. Während die Österreicher, unter dem Kommando ihres jungen Kaisers, die blutige Schlacht von Solferino gegen die Truppen des Kaisers Napoleon III. verloren, stellte Ludwig von Benedek zeitgleich die gesamte Armee König Viktor Emanuels II. wenige Kilometer nördlich von Solferino in der Schlacht von San Martino. Auch dort unterlagen die Österreicher nach schweren Kämpfen.

Napoleon III. beendete nach der Schlacht von Solferino den Krieg wegen der erlittenen hohen Verluste an Menschen und an Geld. Diese wären wohl noch beträchtlich höher geworden, hätte er versucht, noch das Festungsviereck von Mantua, Peschiera del Garda, Legnago und Verona zu erobern. Es wurde der Vorfrieden von Villafranca (so genannter Präliminarfriede von Villafranca) am 11. Juli 1859 geschlossen.

Frieden von Zürich

Der Frieden von Zürich beendete am 10. November 1859 vollends den Sardinischen Krieg. Im Frieden von Zürich trat Österreich die Lombardei mit Ausnahme der Festungen Mantua und Peschiera del Garda, die an dem Grenzfluss zu Venetien Mincio lagen, an Napoleon III. ab, der die Lombardei dann weiter an Sardinien übergab. Das Haus Habsburg musste in der Folge auch hinnehmen, dass weitere italienische Besitzungen verloren gingen, indem die Erzherzöge Großherzog Leopold II. von Toskana und Herzog Franz V. von Modena im folgenden Jahr durch Volksabstimmungen abgesetzt wurden, und Italien zu einem Nationalstaat geeinigt wurde. Venetien mit dem strategisch wichtigen oberitalienischen Festungsviereck Mantua, Peschiera, Legnago und Verona verblieb aber bei Österreich zur Enttäuschung des Premierministers von Sardinien Cavour.

Folgen

Die Herrschaft der Habsburger brach nach der Niederlage Österreichs auch in Parma und Modena bzw. der Toskana zusammen, die sich nach revolutionären Umstürzen Piemont-Sardinien anschlossen.

Im Deutschen Krieg 1866, in dem Italien auf der Seite Preußens stand, fiel dann auch Venetien (trotz fehlender eigener italienischer militärischer Erfolge) an Italien. Tirol schließlich wurde infolge des Ersten Weltkriegs bis zur Brennergrenze Teil von Italien.

Die Niederlage im Sardinischen Krieg erschütterte den österreichischen Neoabsolutismus und wurde eine der Ursachen für die Konstitutionalisierung Österreichs. In Folge der Niederlage bei Solferino wurden 60 Generale in den Ruhestand geschickt und Ludwig Ritter von Benedeck wurde neuer Feldzeugmeister.

Die blutige Schlacht von Solferino gab den Anstoß zur Gründung des Roten Kreuzes. Der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant wurde zufällig Zeuge der Schlacht. Die völlig unzureichende medizinische Versorgung und Betreuung sowie das Leid der verwundeten Soldaten entsetzten ihn so sehr, dass er den ursprünglichen Zweck seiner Reise völlig vergaß und sich mehrere Tage lang der Versorgung der Verwundeten sowie der Organisation von Hilfsmaßnahmen widmete. Später schrieb er ein Buch in dem er die Bildung von freiwilligen Hilfsorganisationen anregte.

Siehe auch

Literatur

  • Allmayer-Beck/Lessing - Die K.(u.)K. Armee 1848 - 1914, Gütersloh, 1980, ISBN 3-570-07287-8
  • Heinz Rieder: Napoleon III. – Abenteurer und Imperator, Casimir Katz Verlag Gernsbach 2006, EDITION KATZ, ISBN 3-93804716-X
  • Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Berlin 1961, ISBN 3-320-00206-6

Die zahlreichen Artikel von Karl Marx und Friedrich Engels, welche die beiden zum Sardinischen Krieg in der New York Daily Tribune und in Das Volk, einer deutschen Emigrantenzeitschrift in London, veröffentlichten, finden sich im Band 13 der Marx-Engels-Werke.

  1. Heinz Rieder: Napoleon III. Abenteuer und Imperator S. 231