Ohrid
Vorlage:Infobox Ort in Mazedonien
Ohrid (cyrill. Охрид, griechisch Αχρίδα Achrida) ist eine Stadt und eine Gemeinde im Südwesten Mazedoniens, am östlichen Ufer des Ohridsees gelegen.
Bevölkerung
Ohrid hat 55.749 Einwohner, davon etwa 85 % oder 47.386 Mazedonier, 5 % oder 2.787 Albaner und 4 % oder 2.229 Türken.[1] Der Großteil der Mazedonier in Ohrid sind im 19. und 20. Jahrhundert von den umliegenden Dörfern in die Stadt eingewandert in der Hoffnung, Arbeit zu finden. Das orthodoxe Christentum hat in der Stadt 47.386 Anhänger und der Islam auf der anderen Seite 5.016 Anhänger.
Geschichte
Die Stadt wurde in der Antike von Illyrern als Lychnidos gegründet. Sie lag an der Via Egnatia, die den Adriahafen Dyrrachion (heute Durrës) mit Byzanz verband. Archäologische Funde (z. B. die Polyconhous Basilica aus dem fünften Jahrhundert) bezeugen die frühe Annahme des Christentums. Bischöfe aus Lychnidos waren auf mehreren ökumenischen Konzilien zugegen. 526 wurde Lychnidos durch ein Erdbeben zerstört. Es wurde wohl erst drei Jahrhunderte später auf den Mauern Lychnidos als slawische Stadt Ohrid neu gegründet.
Vermutlich 842 geriet Ohrid unter bulgarische Herrschaft[2]. Seit dem Vierten Konzil von Konstantinopel (879/880) ist der Name Ohrid als Bischofsresidenz belegt. In dieser Zeit entstand die Sophienkirche[3]. Um die erste Jahrtausendwende war Ohrid kurze Zeit die Hauptstadt des bulgarischen Reiches. Über der Stadt thront die Ruine der Festung des Zar Samuil. Als Bischofsstadt war Ohrid im Mittelalter ein bedeutendes kulturelles Zentrum nicht nur des Samuilischen Reiches, wovon noch heute zahlreiche Kirchen- und Klostergebäude zeugen. In den Klöstern um Ohrid entstanden seit dem neunten Jahrhundert zahlreiche religiöse Handschriften. Sie stehen am Beginn der altkirchenslawischen Schriftkultur.
Wann genau die Stadt von den Osmanen erobert war (zwischen 1385 und 1408) ist nicht bekannt[2]. Während der Osmanenherrschaft bis ins 18. Jahrhundert war das Erzbistum Ohrid dem Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel untergestellt und zuständig für einen Großteil der orthodoxen Christen im Westen der Balkanhalbinsel.
Neben den gut erhaltenen orthodoxen Kirchen und Klöstern mit ihrer Architektur und ihren Kunstschätzen prägen die Bürgerhäuser mit ihrer typischen Balkanarchitektur das Stadtbild (in vergleichbar typischer Weise findet sich diese Architektur in den Stadtbildern der albanischen Städte Berat - Stadt der tausend Fenster - und Gjirokastra). Aber auch ist der Islam, der erst mit der Eroberung durch die Osmanen kam, nicht zu übersehen. Es gibt einige Moscheen, die mit den typischen orientalischen Ornamenten (Arabeske) verziert sind.
Ohrid und der Ohridsee wurde im Jahr 1980 in das Weltkulturerbe-Programm der UNESCO aufgenommen[4].
Am 13. August 2001 wurde in der Stadt das Rahmenabkommen von Ohrid von den beiden größten mazedonischen und den beiden größten albanischen Parteien Mazedoniens unterzeichnet, welches eine angemessene Repräsentation der albanischen Minderheit in Politik und Verwaltung sichern soll.
Stadtbild
Das Stadtbild ist von byzantinischen, slawischen, osmanischen, kommunistischen und modernen Häusern geprägt. Moderne Häuser befinden sich vor allem in den Stadtteilen Voska, Reka und Daljan, das hängt davon ab dass viele Albaner ausgewandert sind und hier moderne Häuser errichtet haben. In diesen Stadtteilen befinden sich auch einige osmanische Bauten. Gleich drei Moscheen sind im Stadtteil Voska bestehend. Im Bezirk Tvrdina, Korzo, Drvara und Tumba sind eher slawische Gebäude vorherrschend. Die Gebäuden aus der kommunistischen Ära sind in den Stadtbezirken Reka, Preštanište, Biljani Izvori, Daljan und Turistička stationiert, da diese Teile verkehrstechnisch gut erschlossen waren und immer noch sind.
Stadtbezirke
- Turistička (neues Zentrum-Viertel)
- Voska (mehrheitlich muslimische Viertel)
- Drvara (Altstadt, unterhalb des Hügels)
- Tumba (alter Durchgangsverkehr-Stadtteil)
- Reka (an einem Bach gelegen)
- Preštanište (vom Nachtleben geprägt)
- Biljani Izvori (Vergnügungspark und Wasserquellen)
- Korzo (Stadtzentrum und Marktplatz mit vielen Boutiquen)
- Tvrdina (Altstadt auf dem Festungs-Hügel)
- Daljan oder Gdraska Plaža (Stadtstrand)
Baudenkmäler und Museen
Im alten Gebäude der Schule Kliment Ohridski wurde im Rahmen des Museumskomplexes nahe der Kirche Sveti Kliment von dem Institut für Denkmalpflege und dem Volksmuseum von Ohrid im Jahre 1985 die ständige Ausstellung der slawischen Schreibkunde geöffnet. Etwa 500 Exponate sind ausgestellt, darunter diverse Fotos, Kopien und Originale alter Handschriften der Stadt. Die Sammlung der slawischen Schreibkunde in Ohrid wurde anlässlich des 1100 Jahresjubiläums des Todestages von Method von Saloniki und seinem Bruder Kyrill von Saloniki veröffentlicht, deren Werk den Slawen in der Kulturgemeinschaft der europäischen Völker eine würdige Stelle ermöglichte.

- Kathedrale Hl. Sophie (9./10. Jahrhundert)
- Kirche des Hl. Klement (Hl. Pantelejmon) (10. Jahrhundert)
- Kirche des Hl. Johannes von Kaneo (13. Jahrhundert)
- Kirche des Hl. Nikolaus vom Spital (Sv. Nikola Bolnicki)
- Kirche Hl. Gottesmutter vom Spital (Sv. Bogorodica Bolnicka)
- Kirche Hl. Demetrius (Sv. Dimitrije)
- Kirche Hl. Konstantin und Helena (Sv. Konstantin i Elena)
- Kirche Hl. Kosmas und Damian (Sv. Kuzman i Damjan)
- Festung des Zaren Samuil (10./11. Jahrhundert)
- Museum der slawischen Schriftkultur
- Moschee Ali Pasha (16. Jahrhundert)
- Moschee am Marktplatz (15./16. Jahrhundert)
- Moschee im Stadtteil Tumba (15./16. Jahrhundert)
Kirchen in der Umgebung
Die Heilige Mutter Gottes von Zaum befindet sich ca. 20 km von Ohrid entfernt. Sie liegt nahe dem Galičica-Gebirge am Ufer des Ohridsees im Fischerdorf Trpejca. Sie ist unter dem Namen Zaum bekannt, errichtet unter einem Hügel der sich senkrecht bis zur Seeküste herabsenkt. Das Ufer ist zu Fuß kaum erreichbar. Die Kirche wurde vom Zimmermann Grgur und die Malerei des Bischofs Gregorius, einem der einflussreichsten Großwürdenträgers des Ohrider Erzbistums Ende des 14. Jahrhunderts gestiftet. Die Kirche ist in Form eines Kreuzes mit einer Kuppel auf Säulen erbaut, ähnlich den Kirchen des Hl. Kliment von Ohrid und dem Hl. Johannes-Kaneo. Die Vorhalle an der Westseite − der Seeseite − ist eingestürzt. Zaum hat eine akzentuierte Vertikale, was der Kirche ein sehr elegantes Aussehen gibt. Diese Vertikale und die Schmächtigkeit sind die Grundmerkmale der Architektur dieses Denkmals. Dadurch unterscheidet sich diese Kirche im wesentlichen von anderen Baudenkmälern ihrer Zeit. In Zaum sind heute noch gut erhaltenen Fresken zu besichtigen. Diese Freskenmalerei hat besondere Bedeutung für die Erforschung des Kunstschaffens aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Die Kirche und Klosteranlage Sveti Naum rund 25 km südlich der Stadt am Südende des Sees zählt zu den bedeutendsten historischen Denkmälern der Region.
Wirtschaft und Verkehr


Einige Kilometer nördlich der Stadt liegt der Flughafen von Ohrid, der jährlich bis zu 800 Flugbewegungen verzeichnet und 30.000 Passagiere abfertigt. Er ist einer von zwei internationalen Flughäfen in Mazedonien.
Verkehrstechnisch ist Ohrid gut verbunden. Die Bundesstraße die von Gostivar kommt, und über Kičevo läuft, verbindet Ohrid mit der Hauptstadt. Abzweigungen von dieser Straße gehen nach Bitola und Struga, weiter zur griechischen Grenze bzw. zur albanischen Grenze. Eine Eisenbahnstrecke von Kičevo kommend und weiter nach Struga und Albanien, wird zur Zeit geplant.
Tourismus ist einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren während der Sommersaison. Die historische Altstadt und der große See ziehen nicht nur Einheimische an, sondern auch Besucher aus der Hauptstadt, Touristen aus den Nachbarstaaten und Durchreisende. Die Stadt bietet in der Sommersaison ein reges Nachtleben, das durch zahlreiche Cafés, Bars, Kneipen, Restaurants und sehr vielen Boutiquen geprägt ist.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Ohrid Summer Festival (Leten Ohridiski Festival), jährlich von Mitte Juli bis Mitte August stattfindendes Theater- und Musikfest
- The Balkan Festival of Folk Songs and Dances, jährlich Anfang Juli stattfindendes Folklore- und Tanz-Festival
Literatur
- Ohrid und seine Kunstschatzkammer, hrsg. vom Fonds für Tourismus Ohrid (Deutsche Übersetzung von Ivanka Krecova). Ohrid 1994.
- Lexikon des Mittelalters (LMA). München 1980ff, S.1378-1379, ISBN 3-423-59057-2
Bekannte Persönlichkeiten
- Kliment von Ohrid (* etwa 840; † 27. Juli 916 in Ohrid)
- Naum (um 830; † um 910 in Ohrid)
- Grigor Prličev, mazedonischer Schriftsteller
- Irena Paskali
Quellen
- ↑ Volkszählung in Mazedonien 2002
- ↑ a b Lexikon des Mittelalters, S. 1378 Referenzfehler: Ungültiges
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-Tag. Der Name „Lexikon des Mittelalters“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. - ↑ Bulgarische Kunst in Meyers Konversations-Lexikon, 10. Auflage
- ↑ Liste der UNESCO Weltkulturerbe
Weblinks
- inoffizielle Homepage der Stadt (englisch)
- Ohrid bei der Europäischen Stabilitätsinitiative (ESI) (englisch)
- Webpräsenz der Gemeinde Ohrid
- Ohrid-Summer-Festival