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Jauch (Hanseatengeschlecht)

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Jauch ist der Name eines hamburgischen Großbürger- und Notabelngeschlechts.

Ursprung und Ausbreitung

Das Geschlecht trat erstmals auf in Sulza bei Jena mit dem Bürgermeister Georg Jauch (* Sulza 1606). Urkundlich belegter Stammvater des Geschlechts ist Christian Jauch d. Ält. (* Sulza 1638). Eine Verwandschaft mit anderen Familien desselben Namens in der Schweiz, im Raum Schwenningen und in der Region ist nicht belegt. 1666 trat Christian Jauch d. Ält. in Herzoglich-Mecklenburgische Dienste. Von der herzoglichen Residenz Güstrow aus verbreitete sich das Geschlecht nach Lüneburg und Sachsen sowie in das seit 1697 mit Sachsen verbundene Königtum Polen. Ende des 17. Jahrhunderts trat das Geschlecht erstmals in Hamburg auf, wurde Mitte des 18. Jahrhundert dort ansässig, erwarb das Großbürgerrecht in der Hansestadt und konzentrierte sich in seinen bislang bekannten Zweigen im 19. Jahrhundert auf diese Stadt. Da Hamburg anders als die süddeutschen Reichsstädte kein Familien aus dem mittelalterlichen Patriziat mehr hat und vom steten Zustrom neuer Bürger lebte, rechnen die Jauch zu den alteingessenen hanseatischen Familien.

Jauch in Lüneburg

Jauch in Polen

Jauch in Bardowick und Hannover

Johann Christian Jauch (1702-1788) war Erster Domherr des Domstifts Bardowick, sein Cousin Carl Jauch (1735-1818) Domherr ebendort. Eleonora Maria Jauch (1732-1797) heiratete Georg Christian Overbeck (1713-1786) Dr. iur. und Rechtskonsulent der Freien Reichsstadt Lübeck. Deren Sohn Christian Adolf Overbeck (1755-1821) war Lübecker Bürgermeister, Domherr, Dichter und Übersetzer. Er ist u.a. Textdichter des Wolfgang Amadeus Mozart vertonten Liedes "Komm lieber Mai und mache". Dessen Sohn Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) war Kunstmaler und Haupt der sog. Nazarener. Friedrich August Jauch (1741-1796), Sohn des Kaiserlichen Notars zu Hannover Adolph Jauch (1705-1758), war Ratsherr und Senator zu Hannover.

Jauch in Hamburg

Johann Christian Jauch sen. (1765-1855) baute die von seinem Onkel Carl Daniel Jauch (1714-1795) übernommene Holzhandlung in Hamburg zum führenden Holzgroßhandel Hamburgs aus und wurde Großbürger der Hansestadt. Er ist letzter gemeinsamer Stammvater der heute noch lebenden Zweige des Geschlechts. Seine Söhne Johann Christian Jauch jun. (1802-1880) und Moritz Jauch (1804-1876) traten in das, seitdem J.C.Jauch & Söhne firmierende Unternehmen ein. Johann Christian Jauch jun. erwarb mit seinem Sohn Carl Jauch (1828-1888), dem letzten Inhaber der Holzhandlung, das bei Hamburg gelegene Kanzleigut Wellingsbuettel, vormals Sitz des Herzogs Friedrich Carl Ludwig von Schleswig-Holstein-Beck. Auguste Jauch geb. Stubbe (1822-1902), Ehefrau von Moritz Jauch, zeichnete sich als hamburgische Wohltäterin aus und stiftete u.a. das Jauchsche Damenstift in Kiel. Wilhelmine Jauch (1809-1893) ehelichte Theodor Avé-Lallemant (1806-1890), Musikkritiker und Schriftsteller, Freund von Johannes Brahms sowie Robert Schumann und Clara Schumann. Tschaikowsky widmete ihm sein symphonisches Hauptwerk, die Fünfte Symphonie e-Moll. Deren Schwester Luise Jauch (1815-1881) heiratet den hamburgischen Großbürger Adolf Halske, Cousin des Siemens-Mitbegründers Johann Georg Halske (1814-1880). August Jauch (1848-1930) war Gutsherr auf Fernsicht, Königlich-Preussischer Rittmeister a.D. und Notabelnabgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft. Hermann Jauch (1858-1916) war Gutsherr und ließ das Herrenhaus Schönhagen errichten, heute Zentrum des gleichnamigen Ostseebads.

Walter Jauch (1888-1976), Rittmeister d.Res., gründete mit Otto Hübener, der 1945 in Berlin als Mitglied des Widerstands hingerichtet wurde, die Versicherungsmakler Jauch & Hübener, die Mitte der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts bereits die bedeutendsten Rückversicherungsmakler des Kontinents waren. Jauch & Hübener hatten über Walter Jauchs angeheirateten Cousin, den Stabschef der militärischen Abwehr (Nachrichtendienst) Hans Oster, und dessen Mitarbeiter Hans von Dohnanyi Verbindung zum militärischen Widerstand in der Abwehr. Die Ermittlungen gegen Hans von Dohnanyi knüpften an an Geldgeschäfte mit Jauch & Hübener.

Weselaner Linie

Hans Jauch (1883-1965), Oberst a.D. und Inhaber der Weseler Zementwarenfabrik, begründete den katholischen Zweig. Er führte 1919 bei der Niederschlagung des Spartakistenaufstands im Ruhrgebiet das aus Teilen des 1. Westfälischen Feld-Artillerie-Regiments Nr. 7, dessen Kommandeur er zuvor war, gebildete Freikorps "Jauch", beteiligte sich jedoch nicht wie andere Freikorpsführer an nachfolgenden Umsturzversuchen gegen die gewählte Regierung. Sein jüngster Sohn Ernst-Alfred Jauch (1920-1991) war Leiter des Landesbüros Berlin der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA). Dessen ältester Sohn Günther Jauch (*1956) ist bekannter Fernsehmoderator und Fernsehproduzent.

Wappen und Devise

Das Wappen zeigt in Gold einen schwarz gekleideten Mann mit schwarzem Haar und Hut, der mit seiner Rechten eine schwarz gekleidete Hand hält, die aus dem vorderen Obereck aus einer schwarzen Wolke ragt; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken in Gold das strahlende Auge Gottes zwischen einem schwarzen offenen Flug.

Die Devise lautet der Jauch lautet: HERR DU LEITEST MICH NACH DEINEN RATH.

Das Wappen und die Devise werden auf den Lüneburger Superintendenten Johann Christopher Jauch (1669-1725) zurückgeführt. Die Psalm 73, Vers 24, entnomme Devise ist 1714 für ihn urkundlich nachgewiesen. Sein Neffe, der Bardowicker Domherr Johann Christian Jauch (1702-1778) siegelt 1749 mit Wappen und Devise.

Alle abweichenden Darstellungen in der Hamburgischen Wappenrolle und in der (hamburgischen) Wappenrolle Bürgerlicher Offiziere sind unzutreffend und vermutlich Fehlübertragungen von Siegelabdrücken.

Literatur

  • Deutsches Geschlechterbuch Band 200, 13. Hamburger, S. 337-416, Band 209, 15. Hamburger, S. 31-52, jeweils mit weiteren Literaturnachweisen
  • Sellheim, Isabel: Die Familie des Malers Friedrich Overbeck (1789-1869). in genealogischen Übersichten, Neustadt an der Aisch, Deutsches Familienarchiv Band 104
  • Surminski, Arno: Jauch & Hübener. 75 Jahre 1919-1994, Hamburg 1994
  • Scholze, Hans-Eberhard: Johann Christoph Naumann (1664-1742). Ein Beitrag zur Baugeschichte Sachsens und Polens im 18. Jahrhundert. Maschinenschrift 1958, Ing. Diss. an der Technischen Hochchule Dresden
  • Hentschel, Walter: Die sächsische Baukunst des 18. Jahrhunderts in Polen. 2 Bände, Berlin 1967.