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Erstkommunion

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Geschmückte Erstkommunikantin in Indien

Erstkommunion oder Erste heilige Kommunion (im Rheinland auch verbreitet Kinderkommunion) heißt in der katholischen Kirche der meist festlich begangene erste Kommunionempfang der Kinder (oft verkürzt „Kommunion“ genannt). An diesem Tag erhalten sie zum ersten Mal eine konsekrierte Hostie (siehe Eucharistie). Die Erstkommunion gehört zusammen mit der Taufe und der Firmung zu den Initiationsriten, also zu den Sakramenten, die einen Menschen in die katholische Kirche eingliedern. Die Erstkommunion wird vorbereitet durch eine theoretische und praktische Einführung in den christlichen Glauben, den Kommunionunterricht oder auch die Katechese. Die Erstkommunion ist kein eigenes Sakrament, sondern die (besonders feierliche) erste Spendung des Sakraments der Eucharistie. Kirchenrechtlich ist allerdings keine besondere Form vorgeschrieben; es ist zB auch möglich und korrekt, dass die Vorbereitung durch die Eltern erfolgt und die Erstkommunion in einer anderen als der expliziten Erstkommunionmesse stattfindet.

Kirchenrechtlich findet sich dazu lediglich:Can. 914 — Pflicht vor allem der Eltern und derer, die an Stelle der Eltern stehen, sowie des Pfarrers ist es, dafür zu sorgen, daß die Kinder, die zum Vernunftgebrauch gelangt sind, gehörig vorbereitet werden und möglichst bald, nach vorheriger sakramentaler Beichte, mit dieser göttlichen Speise gestärkt werden. Der Pfarrer hat auch darüber zu wachen, daß nicht Kinder zur heiligen Kommunion hinzutreten, die den Vernunftgebrauch noch nicht erlangt haben oder die nach seinem Urteil nicht ausreichend darauf vorbereitet sind.

Tradition in Deutschland

Datei:First communion procession2.jpg
Das Fest der Erstkommunion wird von Angehörigen begleitet.

Alter der Kinder

Obwohl im Dekret „Quam singulari“ von 1910 unter Papst Pius X. geregelt, gibt es keine einheitliche Praxis in der katholischen Kirche, in welchem Lebensalter die Erstkommunion gefeiert wird. Vor dieser Zeit war allgemein ein Alter von 12 bis 14 Jahren, oft mit der Schulentlassung verbunden, üblich, ähnlich wie die Konfirmation im evangelischen Bekenntnis. Wie in den Ostkirchen hat es früher auch im Westen eine Kommunion im Kleinkindalter, unmittelbar nach der Taufe, gegeben (Frühkommunion). Heute ist in verschiedenen Ländern und Regionen ein Alter von 6 bis 12 Jahren gebräuchlich. Das Fest wird in Deutschland von Kindern gefeiert, die in der Regel im dritten, in Österreich im zweiten Schuljahr sind.

Vorbereitung

Die Vorbereitung findet in der Regel in kleinen Gruppen statt, die häufig von Müttern oder Vätern, den sog. „Tischmüttern“ bzw. „Tischvätern“ oder „Katechetinnen“ bzw. „Katecheten“ geleitet werden. Der Religionsunterricht der Schule kann die Vorbereitung ergänzen. In den letzten Jahren haben sich aber auch andere Modi der Vorbereitung etabliert. Aufgrund der immer weniger werdenden religiösen Sozialisation der Menschen bereiten mancherorts die Hauptberuflichen der Gemeinde (Pfarrer, Gemeindereferenten etc.) die Kinder eigenständig und ohne Tischmütter vor.

Ein „Klassiker“ für die Kommunionvorbereitung der Kinder war ab ungefähr 1900 bis zu den 1960ern das aus zwölf einzelnen Briefen (Heften) bestehende Werk mit dem Namen Kommunionglöcklein. Aber auch der „grüne Katechismus“ diente lange Zeit mit seinen auswendig zu lernenden Merksätzen als das Non-Plus-Ultra in der Erstkommunionvorbereitung. Heute gibt es viele Dutzend Modelle und Vorlagen zur Vorbereitung. Alle nutzen sie unterschiedliche Zugangswege, Inhalte und zeitliche Vorgaben. Es gibt Kurse, die laufen weit über ein Jahr und andere sehen nur einige Tage (oder zusammenhängende Wochenenden) vor, wiederum andere legen die Vorbereitung in besondere Gottesdienste für die Kinder (z.B. das Weg-Gottesdienst-Modell von Franz Kett).

Vor der Erstkommunion soll auch die Beichte erfolgen. Die Vorbereitung auf die Erstbeichte ist in der Regel in die Kommunionvorbereitung integriert.

Termin

Der traditionelle, in vielen Gegenden noch heute übliche Termin der Erstkommunionfeier ist der Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag). Viele Gemeinden gehen aber dazu über, den Termin zu verlegen. So ist die Feier am Ostermontag, 1. Mai oder Christi Himmelfahrt oder zu anderen Terminen im April oder Mai durchaus üblich.

Sonstiges

In den deutschsprachigen Ländern muss immer häufiger auch die Taufe im Rahmen der Vorbereitungszeit auf die Erstkommunion gefeiert werden. Dafür gibt es ein besonderes liturgisches Buch: „Die Eingliederung von Kindern im Schulalter in die Kirche“ (1986). Die genauen Zahlen sind nicht statistisch erfasst.

Beispielzahlen über Taufen im Kinder- und Jugendalter in Deutschland (können aber nicht zwangsläufig zur Darstellung von Zahlen über Täuflinge während der Erstkommunionvorbereitung herangezogen werden): 2005 waren von 196.371 kath. Taufen 7.854 (3,9%) bei Kindern zwischen 7 und 14 Jahren. 1993 waren von 281.612 Taufen noch 6.959 (2,4%) bei Kindern zwischen 7 und 14 Jahren.

Viele Gemeinden integrieren in die Vorbereitungszeit eine Familienmesse mit Tauferinnerung, zu der auch die Taufpaten des Kindes eingeladen werden. Die Taufe der bisher nicht getauften Kinder kann während dieser Zeremonie gefeiert werden.

Beim Tauferinnerungsfest und am Erstkommuniontag werden oft die Taufkerzen der Kinder angezündet.

In den meisten Gemeinden bekommen die Kommunionkinder eine Einladung, Ministrant/in zu werden oder in die jeweils vorhandene kirchliche Jugendarbeit einzutreten.

Kritik

Es gibt die Kritik, ein Großteil der Erstkommunikanten nehme vor allem aus familiären und finanziellen Gründen an der Erstkommunion teil. Der Glaube an Gott, Jesus Christus oder die Bibel spiele nur in wenigen Fällen eine Rolle für die Teilnahme an der Erstkommunionsfeier. Dies umso mehr, als Erstkommunikanten in einem Alter sind, in dem Gruppendruck eine große Rolle spielt und auch, im Gegensatz zur Konfirmation in den evangelischen Kirchen, noch keine Religionsmündigkeit besteht. Nur wenige hätten allerdings den Mut, bei Glaubenszweifeln oder völligem Unglauben der Feier zu entsagen und auf die damit verbundenen nicht unerheblichen materiellen Vorteile zu verzichten.
Anzumerken ist, dass es den Kindern in dieser Lebensphase möglich ist, eine tiefe religiöse Handlungsweise und emotionale Betroffenheit zu erreichen.

Andere Länder/Konfessionen

Orthodoxe Kirche

Die orthodoxen Kirchen und auch Katholische Ostkirchen kennen die Erstkommunion in der geschilderten Form nicht oder haben sie als Katholiken aus dem Westen übernommen. Die Kinder bekommen in der Regel die erste Eucharistie nach der Taufe und mit dieser verbundenen der Firmung. Dazu wird (bei einer Säuglingstaufe) die Hostie etwas befeuchtet und mit einem kleinen Löffel oder nur der Heilige Wein gereicht.

Evangelisch-Lutherische Kirchen

Die evangelisch-lutherischen Landeskirchen kennen die besonders gestaltete Erstkommunion nicht. Die Jugendlichen dürfen in der Regel bei ihrer Konfirmation das erste Mal am Abendmahl teilnehmen. Einzelne Gemeinden lassen, mit Billigung der jeweiligen Landeskirche, auch Kinder zum Abendmahl zu, wenn sie entsprechend von ihren Eltern bzw. der Gemeinde vorbereitet wurden. Die Kirchensynode der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche empfiehlt die Frühkommunion. Sie ist in einigen Kirchengemeinden umgesetzt.

Literatur