Benutzer:Rainer Lippert/Spielwiese 3
Das der Bau letztendlich zu einem harmonischen Ganzen zusammengewachsen ist, ist dem Planoberhaupt, Balthasar Neumann, der die Einwände des Fürstbischofs und den anderen Architekten berücksichtigte, zu verdanken.
Geschichte
Erster Schloßbau
Die Fürstbischöfe residierten bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts auf der Festung Marienberg. Aber schon Julius Echter wohnte oft unten in der Stadt. Als zweiter Regierungssitz war in seinem Juliusspital der Fürstenbau eingerichtet worden. Andere Bischöfe wiederum hielten sich oft wochenlang in einem der Domherrenhöfe auf. Der Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau ließ sich dann schließlich von dem Baumeister Antonio Petrini ein Stadtschloß bauen. Der Bau sollte auf einem freien Gelände, dem Rennweg, wo früher Schießübungen abgehalten wurden, zwischen der alten und neuen Stadtmauer, erfolgen. Auf Dauer gesehen wurde eine doppelte Hofhaltung für den Bischof von den Herren vom Domkapitel als zu teuer angesehen. Das neue Schlößchen wurde von 1701 bis 1704 mit einem Mittelteil und zwei Seitenflügel errichtet. Das Schloß wurde allerdings nie vom Fürstbischof bezogen. Bereits zum Zeitpunkt der Fertigstellung zeigten sich in den Wänden Risse. Der Nachfolger von Fürstbischof Greiffenclau ließ den Bau 1720 wieder abtragen. Der Baumeister hatte nicht beachtet, dass das Gelände um das Schloss herum teils felsigen, teils aber auch sandigen Untergrund hat. Hier floss vor ein paar Jahrtausenden ein Seitenarm des Mains vorbei. Der Schloßbau erfolgte schließlich auf Sandigem Grund, wo es sich setzte.
Residenz
Zu einem neuen Bau kam es zunächst nicht, da viel Geld für den stattfindenden Türkenkrieg benötigt wurde. Bei diesem Krieg konnte sich der junge Fähnrich Balthasar Neumann, der der fürstbischöfliche Leibkompanie angehörte, auszeichnen. Er wurde anschließend zum Ingenieur-Leutnant befördert. Das christliche Heer siegte unter der Führung des Prinzen Eugen in den Jahren 1716 und 1717. Im Sommer 1719 starb der Fürstbischof von Greiffenclau. Von den Domherren wurde der Graf Johan Philipp Franz von Schönborn gewählt. Ein zunächst gesetzter Gedanke über den Umbau der Baufälligen Schlösschen wurde danach schnell beseitigt. Der neue Fürstbischof wollte sich nun ein großzügiges Residenzschloß bauen. Der Fürstbischof benötigte für den Bau einer Residenz einen guten Baumeister und sehr viel Geld. Bei Antritt seiner Regierung kam er unerwartet zu sehr viel Geld. Gallus Jakob aus Tauberbischofsheim, Sohn eines Seilers, hatte sich ein ausgezeichnetes Benehmen angewöhnt, und brachte es vom Lakaien bis zum Direktor der Hofkammer. Er wurde also ein hoher Finanzbeamter. Beim Besuch des Kaisers 1712 hatte er alles bestens organisiert und erzielte große Ehre. Daraufhin wurde er geadelt und nannte sich von da an Gallus Jakob von Hohlach. Er baute sich in Würzburg ein großes Stadthaus und baute das große Schloss in Walkershofen, was er zuvor kaufte, um. Nach diesem Kauf wurden allerdings die Herren vom Domkapitel misstrauisch, wo dieser zu so viel Geld kommt. Der neue Fürstbischof kontrollierte gleich nach Antritt seines Postens die Kassenbücher von Gallus Jakob. Dabei stellte sich heraus, dass er im Türkenkrieg Steuergelder aus der Staatskasse genommen hatte. Daraufhin verlor er seinen Besitz und seine Hofämter. In die Kasse des Fürstbischofs flossen so 600.000 Gulden, was nach heutigem Geld von über 25 Millionen Euro entspricht. Als Baumeister nahm er schließlich Balthasar Neumann, der sich außer den Kriegsereignissen noch durch weitere diverse Sachen, wie das Bauen von Meßgeräten, das ausrichten von festlichen Feuerwerken und als Architekt für verschiedene Bauten, auszeichnete.
Planung
Neumann begann umgehend, auf geheiß des Fürstbischofs, mit Planungen zur Residenz. Er solle noch im gleichen Jahr einen fertigen Plan überliefern. Bei den Planungen schaldeten sich allerdings auch die Verwanden des Fürstbischofs, sein Onkel Lothar Franz von Schönborn, der Kurfürst in Mainz war, und sein Bruder in Wien, Lothar Franz von Schönborn, ein. Der Mainzer Kurfürst beriet sich mit seinem Hofarchitekten Maximilian von Welsch, und Johann Dientzenhofer, der Erbauer des Schlosses in Pommersfelden, und mehrere Kavaleriarchitekten. Der Reichsvizekanzler aus Wien wiederum brachte den damals bedeutendsten Architekten in der Reichshauptstadt Wien, Lucas von Hildebrandt, in die Planungen. Aus Wien kam sogar Hildebrand und aus Mainz von Welsch angereist. Die Grundplanung stammte allerdings von Neumann. Es flossen jedoch auch Ideen von Welsch und den beiden französischen Architekten Robert de Cotte und Germain Boffrand mit ein. Neumann griff von den Franzosen auch die Idee zum Treppenhaus auf. Das Treppenhaus wurde ausgedehnt und zum hinteren Binnenhof ausgedehnt. Es wurde allerdings später nur das nördliche Treppenhaus gebaut. Boffrand hatte auch die Idee, die Hofkirche in den Querbau, zwischen den beiden Nordhöfen, mit einbezug des Nordoval, zu verlegen. Vom Fürstbischof selbst kam die Idee, das Schloss so zu drehen, dass seine Mittellinie in die Spitze der Festungsbastion läuft. Dadurch bekam man Platz für einen halbwegs großen Garten. Letztendlich war die Planung der Residenz, aufgrund der Beteiligung der besten Architekten des Königs von England, und den Architekten aus Wien, in ganz Europa bekannt. Es wurden von Balthasar Neumann immer wieder neu Entwürfe gezeichnet. Der Fürstbischof war jedoch mit keiner der Planungen zufrieden. Er hatte immer neu Ideen und Wünsche, dort die Einfahrt etwas breiter, da ein Zwischengeschoss mehr, diesen Hof etwas größer. Daran verzweifelten beinahe die Schar von Architekten.
Erste Bauzeit
Die Grundsteinlegung zum Bau der Residenz erfolgte schließlich am 22. Mai 1720. Zu diesem Zeitpunkt waren die Planungen noch nicht komplett abgeschlossen. Der ungedultige Fürstbischof drang jedoch zu einem Beginn der Bauarbeiten. Die Bauarbeiten begannen mit dem Nordblock. Die dort zunächst geplante Kirche ließ man beim Bau allerdings noch liegen, da die Planungen dazu noch nicht abgeschlossen waren. Der Grundstein steckt im Fundament des Nord-Ovals. In der Mitte des Ovals, ganz unten im Keller, steht eine dicke Mittelsäule, die das Kellergewölbe trägt. In dieser Säule befindet sich ein Stein mit der Jahreszahl 1704. Dieser war der Grundstein von dem ersten Schloss. Für den Bau der Residenz wurde jeder Stein benötigt. Man wählte für die Grundmauern der Residenz dauerhaften Muschelkalk vom Marsberg bei Randersacker. Die Stockwerke der Residenz selbst mauerte man mit dem besonders gleichmäßig gefärbten Sandstein vom Greinberg, oder von Abstwind. Dieser Sandstein lässt sich gut glätten, und die Verzierungen, die mit Meißel und Klüpfel in das feine Material gehauen werden, hebt sich da schön ab. Zunächst wurde der Bau des Nordwestpavillons, zur Stadt hin, forciert. Diese Stadtseite war in der Hauptsache bis zum Jahre 1723 fertig. Im Frühjahr 1723 durfte der Baumeister Neumann eine Studienreise nach Paris machen, wo er sich mit den Parisern Architekten de Cotte und Boffraint ausseinandersetzen konnte. Beide waren zu diesem Zeitpunkt auf den Höhepunkt ihrer Schaffenskunst. Beide brachten zum einen Kritiken, wie die bestehende Treppenhausplanung, di zu diesem Zeitpunkt noch, auf Wünschen des Fürstbischofs, ein Enges, doppeltes Treppenhaus, an Neumann Planungen vor, brachten aber auch Idee, die teilweise mit integriert wurden, bei. Bei dieser Reise sah er sich auch die großen Schlösser in Frankreich an, studierte die Gewölbe der Treppenhäuser, und sah sich die Außenansichten und Vorplätze an. Als Neumann, der inzwischen fürstlicher Artillerie-Hauptmann geworden war, von dieser Reise zurückkam, setzte er sich wieder intensiv mit den Residenzbau auseinander. Der Fürstbischof selbst wurde schon ungeduldig. Damit er die Bauarbeiten zum Neubau unter ständiger Kontrolle haben konnte, bezog er in unmittelbarer Nähe zur Residenz, im Rosenbachhof, Quartier. Der Architekt Boffrand besuchte dann im Juli 1724 Würzburg, um so weitere Anregungen zum Residenzbau zu äußern.
Um die hundert Menschen waren täglich mit dem Residenzbau beschäftigt. Es gab für viele Steinmetzen und Fuhrleute, aber auch Schiffsleute und Maurer, sowie für Bildhauer Arbeit. Diese Arbeiten wurden mit den einfachsten Mitteln und Handarbeit, wie das Zersägen der Steine, Wasser musste zum Mischen des Mörtels herangetragen werden, und das Mischen selbst, durchgeführt. Für den Bau der Residenz wurde viel Wasser benötigt, weswegen Neumann das Wasser vom Kritzelbrunnen um die Mauer der Bastion herumleitete. Das Wasser floss dann innerhalb der Mauer über ein Wasserrad, welches ein Pumpwerk antrieb. Dieses pumpte einen Teil des Quellwassers in einen Wasserturm mit Hochbehälter, welcher sich Nachts füllte, und tagsüber mittels Bleirohren zur Baustelle gelangte.
Zweite Bauzeit
Der Fürstbischof verstarb im August 1724. Er war während seiner fünfjährigen Regierungszeit bei der Bevölkerung sehr unbeliebt, weswegen nach der Nachricht von seinem Tode Jubel ausbrach. Christoph Franz von Hutten wurde von den Domherren zum Nachfolger gewählt. Er war ein bescheidener Mann, ein Mann der Wissenschaften und kein Freund seines Vorgängers. Die Bauarbeiten an der Residenz wurden so weit eingestellt. Nur noch das Begonnene wurde soweit unter Dach gebracht, dann ruhten die Arbeiten. Er war nur gewillt, die Bauarbeiten am Nordblock soweit zu bebauen, dass dieser bewohnbar würde. Der Nordblock entspricht in etwa einem fünftel des gesamten Baukomplexes. Im Nordblock begannen dann ab 1724 der Innenausbau, der bis zum Tode von Christoph Franz von Hutten im März 1729 zum Teil abgeschlossen waren.
Zum neuen Fürstbischof wurde Friedrich Carl von Schönborn, der kurz zuvor schon Erzbischof von Bamberg wurde, gewählt, unter dessen Amtszeit die schönste Zeit von Würzburg fiel. Er war der um ein Jahr jüngere Bruder des 1724 verstorbenen Johann Philipp Franz von Schönborn und ebenso streng erzogen. Wenig später wurde er zum Kaiserhof nach Wien berufen, um dort das wichtigste Amt des Reichsvizekanzlers übertragen zu bekommen. In Wien blieb er dann zwei Jahre, bevor er in der in Bau befindlichen Residenz einen festlichen Einzug hielt. Die Bauarbeiten an der Residenz wurden sofort nach seiner Wahl zum Fürstbischof wieder aufgenommen. Balthasar Neumann, der in der Zwischenzeit andere Bauvorhaben leitete, wurde wieder zum Baudirektor ernannt. Der Bau ging dann zügig voran. Da der Bauherr sich über die Gestaltung der Hauptfassade im Ehrenhof noch nicht entschieden hatte, wurde ab 1730 wurde dem Nordblock, als Gegenstück zum Südblock, mit den Bauarbeiten begonnen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch, entgegen den Planungen von Lucas von Hildebrand, die Lage der Kirche entschieden. Neumann setzte sich hierbei durch, und die Kirche wurde im Südwesteck des Südblocks gelegt. An der Front zum Ehrenhof und am Stadtflügel arbeitete man 1732. Im Jahr 1733 entstand mehr, als jemals in einem Jahr zuvor. Bis 1734 konnte der Bau bis zum Südoval unter Dach gebracht werden. Wegen den polnischen Erbfolgekriegen kamen die Bauarbeiten 1734 vorübergehend ins Stocken. 1735 begangen jedoch die Arbeiten wieder. Die südliche Hälfte des Ehrenhofs und die Gartenfront wurde im Jahre 1736 hochgeführt. Ab 1736 wurde dann am Hauptbau gearbeitet. 1737 wurde die Konstruktion des Treppenhaus errichtet und 1738 der Mittelbau im Hauptgeschoss fertig. In diesem Jahr wurde das Dach über dem Weißen Saal aufgerichtet. Das Stiegenhaus und der Kaisersaal folgten im Jahre 1739. Im Jahr 1740 wurde die Gartenfront errichtet, und sowie diese stand, begann man mit der Ausstattung der Kaiserzimmer südlich des Kaisersaals. 1741 war der komplette Rohbau, ohne Nordoval, unter Dach. Der Bau mit den großen Gewölben im Kaisersaal und dem Weißen Saal begannen 1742, und 1743 folgte das Treppenhaus. Der Rohbau der Residenz war im Dezember 1744, 24 Jahre nach der Grundsteinlegung, vollendet. Zu diesem Anlass wurde ein großes Dankfest gefeiert und 16 heilige messen gelesen. Die festliche Einweihung erfolgte am 30. Dezember 1744. Am Tag darauf, am Silvestertag, wurde in der Hofkirche ein feierlicher Gottesdienst abgehalten. Alle Personen, vom Fürstbischof bis zum Maurergehilfen, die mit dem Bau zu tun hatten, waren dort versammelt, wo anschließend der Fürstbischof Geschenke verteilen ließ.
Erneuter Baustopp
Im Jahre 1745 kam es zu Stockungen bei den Bauarbeiten. Maximilian von Welsch und Lucas von Hildebrandt verstarben in diesem Jahr. Der Bauherr, Fürstbischof von Schönborn, verstarb ein Jahr später. Der Residenzbau stand vor dem Ende. Nachfolger des verstorbenen Fürstbischofs wurde der gewinnsüchtige und geldgierige Anselm Franz Graf von Ingelheim, der nur an Geldbeschafferei in jeder Hinsicht interessiert war. Dieser wurde vom Domkapitel beabsichtigterweiße, den Schönborn gegnerisch gesonnenen Herrn, gewählt. Seine Amstzeit war für Würzburg ein Alptraum. Der Bauleiter, Balthasar Neumann viel in Ungnade und wurde abgesetzt. Er musst fortan mit einem Offiziersgehalt auskommen. Die weiteren Künstler wurden arbeitslos und verließen den Bau. Die Bauwesen der Residenz verfiel. Diese Zeit wurde jedoch drei Jahre später, als der Fürstbischof verstarb, beendet. Schon kurze Zeit nach seinem Amtsantritt wurde er krank. Sein Tod im März 1749 wurde von niemanden betrauert. Nachfolger als Fürstbischof wurde Carl Philipp von Greifenklau, der zwar nicht aus dem Hause derer von Schönborn stammte, jedoch mit diesem durch Herkunft und Begabung verwand war. Der neue Fürstbischof setzte die Tradition der fürstlichen Mäzentums der Familie Schönborn fort. Noch im selben Monat des Regierungsantritts wurde Balthasar Neumann wieder als Oberbaudirektor eingesetzt, auch wenn zu diesem Zeitpunkt nur mehr Garten- und Pflanzgestaltungen, und vor allem die Weiterführung der Innendekoration anstand. Die Bauarbeiten an der Residenz wurden mit finanziell großzügigen Mitteln wieder fortgeführt..