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Kernkraftwerk Kostroma

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Das Kernkraftwerk Kostroma (russisch Костромска́я АЭС/Kostromskaja AES) sollte ein Kernkraftwerk 75 Kilometer nordöstlich von Kostroma werden. 1980 wurde mit dem Bau begonnen, welcher jedoch nach Bürgerprotesten nicht vollendet wurde. [1]

Geschichte in der Sowjetunion

Über das Kernkraftwerk Kostroma wurde das erste Mal am 15. April 1980 diskutiert und es wurde eine Kommission zum Bau des Kraftwerkes gegründet. Dabei wurde geplant, 2 Blöcke vom Typ RBMK-1500 zu bauen. Jeder der Blöcke sollte eine Leistung von 1500 Megawatt haben. Bereits 1978 wurde eine Machbarkeitsstudie aufgestellt. Ergebnisse zeigten, das das Projekt realisierbar wäre. Am 11. Juni 1980 begann dann bereits der Bau 10 Kilometer südlich der Stadt Bui und 1 Kilometer Westlich von der Arbeitersiedlung Tschistyje Bory. Das Kraftwerk in Kostroma sollte einige spezielle Sicherheitseinrichtungen bekommen, unter anderem folgende Komponenten:

  • Grundkonstruktion des RBMK mit erweiterter Sicherheitstechnik
  • einen speziellen Wasserreservebehälter
  • Kühlung durch einen See, der künstlich angelegt durch einen Staudamm entstehen sollte (ähnlich wie in Tschernobyl und Kursk)
  • den Ort Tschistyje Bory zu einer Stadt für weitere 7000 Menschen ausbauen (ähnlich der Stadt Prypjat nahe Tschernobyl)
  • Umspannwerke Borok (Transformation zu 220 kV, 110 kV, 10 kV), Sapadny (Transformation zu 110 kV, 10 kV) und Popowka (Transformation zu 110 kV, 6 kV)
  • Abwasserreinigungsystem

Am 26. April 1986 kam es dann zur Katastrophe von Tschernobyl. Aus Sicherheitsgründen wurde das Projekt RBMKx2 mit einer Gesamtkapazität von 3000 Megawatt gestoppt. Jedoch floss auch danach noch Geld in das Projekt, und ein Weiterbau war weiterhin möglich.

Am 15. Juni 1990 demonstrierten die Bewohner der Oblast Kostroma gegen das Projekt. Letztendlich wurde eine Abstimmung in der Oblastduma bewilligt. Es gab insgesamt 100 Stimmen gegen den Weiterbau und das Beenden des Projektes und nur zwei Stimmen für den Weiterbau. Im Jahr 1992 wurde die Finanzierung endgültig eingestellt. Kurz darauf kam es zu einer Wirtschaftskrise. [1]

Geschichte nach dem Zerfall der Sowjetunion

Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde am 12. Dezember 1992 beschlossen, erneut das Kernkraftwerksprojekt Kostroma aufzunehmen. Am 21. April 1993 gab der Minister für Atomenergie W. Michailow eine Machbarkeitsstudie in Auftrag. Am 19. Juli 1994 beschloss die Regierung der Oblast Kostroma den Bau von vier sichereren WPBER-600-Reaktoren. Am 8. Dezember 1996 wurde darüber nachgedacht, den Bau der RBMK-Reaktoren wieder aufzunehmen. Dagegen protestierten die Einwohner der Oblast Kostroma mit Unterstützung von Greenpeace.

Auf eine Initiative von Greenpeace wurde eine Abstimmung der Bürger der Oblast Kostroma unter dem Namen Nein zur Kernenergie in unserem schönen, umweltfreundlichen und sauberen Kostroma! durchgeführt. Das Ergebnis der Abstimmung fiel wie folgt aus:

  • 58,12% der Bürger nahmen teil
  • 10,46% stimmten für den Weiterbau
  • 87,44% stimmten gegen den Weiterbau

Ergebnis des Referendums war die Einstellung des Kernkraftwerksbaus. Als Folge sahen jedoch viele Einwohner ihre Chancen auf Arbeit verspielt. Eine Gruppe von Ingenieuren, die sich Hoffnung auf den Job im Kernkraftwerk gemacht hatte und dafür nach Kostroma umgezogen war, klagte beim Obersten Gericht. Es sei verfassungswidrig gewesen, ein solches Referendum durchzuführen. Das Gericht wies die Klage ab.

Am 20. Juli 2000 wurde der endgültige Beschluss verabschiedet, das geplante Kernkraftwerk Kostroma mit den WPBER-600-Reaktoren nicht zu bauen. Am 1. März 2007 wurde beschlossen, die Kapazitäten in andere Regionen Russlands zu verlagern. Dadurch entstand das Projekt 2007-2015[2], welches beinhaltet, ab 2007 jährlich zwei neue Reaktoren zu bauen und ab 2012 jährlich zwei Reaktoren in Betrieb zu nehmen. Dieses Projekt hat zum Ziel, die alten Reaktoren von Typ RBMK und die restlichen WWER-440-Reaktoren in Russland zu ersetzen und abzuschalten. Insgesamt will Rosatom 27 neue Reaktoren bauen. Trotzdem bestehen weiterhin die besten Voraussetzungen für den Bau eines Kernkraftwerkes in der Oblast Kostroma. [1]

Daten der geplanten Reaktorblöcke

Reaktorblock Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Anfang Projektplanung Baubeginn Projekt instellung
Kostroma-1 [1] RBMK-1500 1.185 MW 1.500 MW 15.04.1980 11.06.1980 1986
Kostroma-2 [1] RBMK-1500 1.185 MW 1.500 MW 15.04.1980 11.06.1980 1986
Kostroma-1 [3] WPBER-600 600 MW 630 MW 19.07.1994 - 20.07.2000
Kostroma-2 [3] WPBER-600 600 MW 630 MW 19.07.1994 - 20.07.2000
Kostroma-3 [3] WPBER-600 600 MW 630 MW 19.07.1994 - 20.07.2000
Kostroma-4 [3] WPBER-600 600 MW 630 MW 19.07.1994 - 20.07.2000

Quellen

  1. a b c d e Information über das Kernkraftwerk Kostroma (Englisch)
  2. Informatinen über das Kraftwerk von der IAEA(Englisch)
  3. a b c d http://www.world-nuclear.org/

Siehe auch

Rosatom

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