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Heimweh

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Das Heimweh und das Fernweh bezeichnen den Drang nach einem bestimmten entfernten Ort.

Während Fernweh den Wunsch nach neuen Erfahrungen bezeichnet, führt Heimweh zur Sehnsucht nach der Sicherheit und Geborgenheit des Bekannten. Der Mensch sehnt sich in einer psychischen Krisensituation, wie sie bei der Trennung von Gewohnheit und Sicherheit auftreten kann, nach dem Bekannten und Vertrauten. Dieser Verlust wird als sehr schmerzhaft empfunden, der Betroffene sucht eine Besserung durch die Rückkehr in seine individuelle Heimat. Nach der psychologischen Reaktanztheorie (J.W. Brehm,1966) versucht das Individuum die Beeinflussung seiner Freiheit so abzuwehren, indem er dazu tendiert, die nicht angebotenen oder nicht verfügbaren Alternativen als attraktiver anzusehen. So entsteht der Leidensdruck, der sich regelrecht zu einer Art psychischer Erkrankung auswirken kann. Bekannte literarische Beispiele für Heimweh sind sowohl Robinson Crusoe von Daniel Defoe, als auch Heidi von Johanna Spyri. Insbesondere Kinder, die zum ersten Mal auf eine mehrtägige Freizeit fahren und auswärts übernachten leiden schnell an Heimweh.

Das Krankheitsbild der "Nostalgia" (griechisch: noostol: Rückkehr, Heimkunft) und algia: Traurigkeit, Schmerz, Leiden) wurde unter diesem Namen im Jahre 1678 von Hofer in Basel zuerst beschrieben. Es handelte sich bereits damals um eine durch unbefriedigte Sehnsucht nach der Heimat begründete Melancholie oder Monomanie, welche eine bedeutende Zerrüttung der körperlichen Gesundheit, Entkräftung, Abzehrung, Fieber und gar den Tod zur Folge hat. In Frankreich war es bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts hinaus bei Todesstrafe verboten, den sogenannten "Kuhreihen", ein bekanntes Volkslied ("Chue-Reyen", "Ranz des Vaches") zu singen oder zu pfeifen, weil die schweizerischen Soldaten durch das Hören desselben haufenweise in Heimweh verfielen, desertierten oder starben. Bergvölker scheinen empfindlicher als Flachländer für diese Art Heimweh zu sein.

Zitate und Aphorismen

Literatur

  • Peter Schott: Zur Psychologie des Heimwehs, Köln 1994