Hermannsburg
Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Die Gemeinde Hermannsburg ist seit 1971 ein Staatlich anerkannter Erholungsort, liegt im Nordosten des Landes Niedersachsen in der Lüneburger Heide, im Zentrum des Naturparks Südheide, und gehört verwaltungsmäßig zum Landkreis Celle.
Geografische Lage
Die Örtze durchfließt den Hermannsburger Ortskern in Nord-Süd-Richtung, während der Weesener Bach,[1] der in Hermannsburg Lutterbach genannt wird, den Ort in Ost-West-Richtung durchfließt und in der Nähe des Lutterhofes in die Örtze mündet. (Er ist nicht identisch mit dem gleichnamigen Fluss Lutter, der in die Lachte mündet.)
Hermannsburg selbst ist ein Grundzentrum und liegt etwa 28 Kilometer nördlich des nächsten Mittelzentrums, der Stadt Celle. Die Entfernung zur Landeshauptstadt Hannover beträgt rund 78 Kilometer. Hermannsburg liegt nordöstlich von Hannover und südlich vom etwa 100 Kilometer entfernten Hamburg. Hermannsburg liegt im westlichen Teil des Naturparks Südheide.
Nachbargemeinden
An das Gemeindegebiet grenzen vier weitere Gemeinden und eine Stadt. Im Norden liegt die Gemeinde Wietzendorf, welche zum Landkreis Soltau-Fallingbostel gehört. Im Westen und Süden liegt das Gebiet der Stadt Bergen, im Osten außerdem die Gebiete der Gemeinden Unterlüß und Faßberg sowie das der Samtgemeinde Eschede. Sowohl die Stadt Bergen als auch die Gemeinden Unterlüß und Faßberg sowie die Samtgemeinde Eschede gehören zum Landkreis Celle.
Gemeindegliederung
Um Zuge der Gebiets-und Verwaltungsreform in Niedersachsen wurde 1973 mit den folgenden sechs Ortsteilen die Einheitsgemeinde Hermannsburg gebildet. Im Norden schließt sich die zweitgrößte Ortschaft − Baven − unmittelbar an den Ortskern an. Im Süden liegt die Ortschaft Oldendorf, im Südwesten Beckedorf. Nordwestlich vom Kernort bzw. von Baven liegt die Ortschaft Bonstorf, der ein weiterer Ort − Hetendorf − zugerechnet wird. Östlich des Kernortes liegt außerdem die Ortschaft Weesen. Der Ortskern Hermannsburg umfasst über die Hälfte der gesamten Einwohner.
Geschichte
Gründung des Ortes
Hermannsburg wird als "Heremannesburc" erstmals schriftlich 1059 durch Kaiser Heinrich IV. in einer Urkunde erwähnt. Es gilt aber als sicher, dass es an seiner Stelle bereits früher eine Siedlung gegeben hat. Bei Umbauarbeiten an der St. Peter-Paul-Kirche 1957 wurde ein bronzenes Kruzifix gefunden, das aus dem 10. Jahrhundert stammt.
Es gibt außerdem Hinweise, dass der Mindener Mönch Landolf im 9. Jahrhundert im Örtzetal missionierte. An der Stelle, an der sich heute die St.Peter-Paul-Kirche erhebt, wird in der Zeit zwischen 800 und 900 n.Chr. von der von Minden ausgehenden christlichen Mission, auf einer Flottsandinsel, nahe des Thingplatzes des Muthwiddegaues, eine Taufkirche errichtet worden sein. Deren Fundamente wurden ebenfalls 1957 aufgefunden.

In der Nachbarschaft gab es damals bereits acht alte Einzelhöfe; vier von ihnen lagen westlich und vier östlich der Örtze. Der "Lutterhof" [2] und "Misselhorn", beide östlich der Örzte, bestehen heute noch. Der alte "Rißmann`s Hof", ab 1756 nach dem neuen Besitzer Johann Hinrich Behrens (1730 - 1808) der "Behrens`sche Hof" genannt, lag ebenfalls östlich der Örtze. Er wurde von dessen letztem Eigentümer Heinrich Wilhelm Behrens am 30.Januar 1854 der Hermannsburger Mission geschenkt. Behrens wurde zum Missionar ausgebildet und ist 1857 mit seiner Familie nach Südafrika ausgesandt worden. Der dann "Missionshof" genannte Bauernhof wurde mit Kaufvertrag vom 15. Juni 1967 von der Missionsanstalt Hermannsburg an die politische Gemeinde Hermannsburg verkauft. Er wurde abgerissen um hier die Hauptschule zu errichten. Neben den erwähnten acht alten Einzelhöfen gab es in Oldendorf, Beckedorf, Schlüpke und Weesen verschiedene sogenannte Sattelhöfe, die für die Burg die Mannschaften stellen mussten.
Etwa zu der gleichen Zeit lag wahrscheinlich im Bereich des heutigen Friedhofes eine Burg. Der Flurname „Quänenburg“ deutet darauf hin. Die Burg sollte den Übergang über die Örtze vor den heidnischen Wenden schützen. Es gibt keine Dokumente oder ähnliches über die Burg. Vermutlich war es keine gemauerte Anlage, sondern eher eine Wallanlage mit Palisaden, die auch nur 100 oder 150 Jahre Bestand hatte.
Seinen Namen leitet der Ort von seinem mutmaßlichen Gründer, dem sächsischen Markgrafen '''Hermann''' Billung, einem Gefolgsmann Otto I., und dieser Burg ab. Die Gründung des Ortes um das Jahr 940 bestand darin, dass zwischen der Kirche und der Burg schätzungsweise zehn Kötnereien, sowie mehrere Kleinbauern und Handwerker angesiedelt wurden. Damit erfolgte gleichzeitig die Bildung einer politischen und einer kirchlichen Gemeinde. Dies alles zusammen wurde zu dem Ort Hermannsburg.
Das Fürstengeschlecht der Billunger herrschte über die Region bis zu seinem Aussterben im Jahre 1106. Anschließend regierten die Welfen das Land, deren Herrschaft bis 1866 dauerte, mit kurzen Unterbrechungen durch französische Besetzungen während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) und der Zeit des Königreiches Westfalen (1807-1813). Ab 1866 gehörte Hermannsburg zur preußischen Provinz Hannover. Im Zuge der preußischen Kreisreform wurde der Ort dem Kreis Celle zugeordnet.
Der große Brand
Am 14. April 1667 brach in Hermannsburg ein großes Feuer aus. 28 Häuser wurden dabei zerstört, darunter auch die Schule und das Küsterhaus.
Tausend-Jahr-Feier
Im Jahre 1973 beging Hermannsburg, aus Anlass der tausendjährigen Wiederkehr des Todestages von Hermann Billung (27.März 973), seine Tausend-Jahrfeier.
Bedeutung der Kirche und Mission
Besondere Bedeutung für Hermannsburg hat der evangelische Pastor Ludwig Harms. Er gründete 1849 das Missionsseminar, eine Ausbildungsstätte für Missionare, aus der sich die heute noch bestehende Hermannsburger Mission mit Aktivitäten besonders im afrikanischen Raum (Schwerpunkt südliches Afrika und Äthiopien) entwickelte. Als Vertreter der sog. Erweckungsbewegung prägte er auch das kirchliche Leben des Ortes nachhaltig. Das hatte u. a. zur Folge, dass sich aus Sorge um das Zurückdrängen des lutherischen Bekenntnisses durch das reformierte preußische Königshaus 1878 die „Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche“ von der Hermannsburger Kirchengemeinde abspaltete. Seit 1846 zu Ephiphanias (Dreikönigstag am 6. Januar) in unregelmäßigen Abständen, und seit 1851 jährlich einmal, jeweils zu Johannis (24. Juni), wird das Missionsfest veranstaltet, zu dem schon bis zu 6.000 Menschen kamen. Bis heute werden am Wochenende um den 24. Juni herum Missionsfeste im Park des Missionsseminars gefeiert.
Religionen
Hannoversche Landeskirche
Ev.-luth. St. Peter-Paul-Kirche
Die vermutlich um 850 errichtete Taufkapelle aus Holz wurde zunächst durch einen romanischen Kirchenbau ersetzt, der vermutlich im 15. Jahrhundert abbrannte. 1450 wurde eine Kirche im gotischen Stil errichtet, die bis 1956 genutzt wurde. Wegen ihres schlechten baulichen Zustandes und der angewachsenen Gemeindegliederzahl wurde beschlossen, das Kirchengebäude großzügig zu erweitern. Zunächst war geplant, den ursprünglichen Baukörper durch die Verlängerung des Kirchenschiffes und Anbau von Seitenschiffen zu vergrößern, doch stürzte während der Bauarbeiten das Dachgewölbe ein, sodass schließlich doch eine völlig neue Kirche entstand, für die nur der bisherige Dachstuhl und die alte Apsis wieder verwendet wurden. Die jeweils sechsfach untergliederten Seitenschiffe und der als Dachreiter ausgebildete Kirchturm geben der Kirche ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Von den sechs Glocken stammt die kleinste und älteste aus der vorreformatorischen Zeit (1495). Eine andere Glocke, die größte, ist aus dem Jahr 1681, die übrigen vier Glocken sind aus dem Jahr 1949. Der Innenraum wird durch die der gotischen Vorgängerkirche nachempfundenen Gewölberippen und die durch die großen Fenster hervorgerufenen Lichtfülle geprägt. Älteste Inventarstücke sind das hölzerne Taufbecken und ein ebenfalls aus Holz gefertigter farbiger Kronleuchter, beide aus dem 18. Jahrhundert. Die übrige Ausstattung Altar, Kanzel, Orgel und die ringsum im Kirchenschiff angebrachten 26 Messingleuchter vermittelt einen typischen Eindruck von der Kirchenkunst der 1950er Jahre. An den Ursprung der Kirche erinnert eine Nachbildung des bei den Bauarbeiten 1956 aufgefundenen Bronzekruzifixes.
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Ev.-luth. Große Kreuz Kirchengemeinde
Die evangelisch-lutherische Große Kreuz Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Niedersachsen-West der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) und entstand im 19. Jahrhundert. Nach der Niederlage der Welfen 1866 gegen Preußen, versuchte der preußische König die evangelische Union zwischen Reformierten und Lutheranern auch auf das Königreich Hannover auszuweiten. Auch hier wurde seitens des Staates in die Gottesdienstordnung, Verfassung und Lehre der Kirche eingegriffen. Hiergegen protestierte der Pfarrer der St. Peter-Paul-Kirche, Pastor Theodor Harms, Bruder von Ludwig Harms, der hierauf von der Landeskirche amtsenthoben wurde und das Pfarrhaus verlassen musste. Am 13. Februar 1878 beschlossen viele den Austritt aus der Landeskirche und gründeten die Große Kreuz Kirchengemeinde. Man plante von vornherein eine große Kirche, um ausreichend Platz für die Besucher der Missionsfeste zu haben. Am 28. September 1878 wurde Richtfest gefeiert. In der Kirche finden ca. 1.000 Besucher Platz. Das Kirchenschiff hat keine tragenden Säulen und ist damit wahrscheinlich das größte freitragende Holzkirchenschiff Europas. Der 52 m hohe Kirchturm ist weithin sichtbar. Heute gehören zur regen Kirchengemeinde ca. 2.500 Gemeindeglieder, die von zwei Pfarrern betreut werden. Das Gotteshaus steht unter Denkmalschutz.
Ev.-luth. Kleine Kreuz Kirchengemeinde
Die evangelisch-lutherische Kleine Kreuz Kirchengemeinde gehört ebenfalls zum Kirchenbezirk Niedersachsen-West der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die Kleine Kreuzkirchengemeinde entstand auf Grund von Auseinandersetzungen über die Nachfolge im Pfarramt der Großen Kreuzkirchengemeinde. Am 14. Februar 1886 wurde der erste Gottesdienst in der Kleinen Kreuzkirchengemeinde gefeiert. Am 16. April trennte sich die Große Kreuz Kirchengemeinde von der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche, einer Vorgängerkirche der SELK. Somit gehörten für eine kurze Zeit die beiden Kreuzgemeinden unterschiedlichen lutherischen Kirchenkörpern an. Baubeginn der eigenen kleinen Kirche war am 1. August 1886, am 6. und 7. Oktober 1886 war Richtfest. Am 30. März 1887 wurde die Kleine Kreuzkirche von Pastor Wolff geweiht. Die Kirche kostete 15.000 Mark, die ausschließlich durch Spenden aufgebracht wurden.
Nach dem Zusammenschluss unterschiedlicher lutherischer Freikirchen gehören beide lutherischen Kreuz-Kirchengemeinden zur SELK und sind in Hermannsburg prägend.
Kommunale Selbstverwaltung
Der Rat der Gemeinde hat 22 Sitze, die sich wie folgt aufteilen (Stand Ende 2006):
- CDU − (50,9 %) 12 Sitze (absolute Mehrheit)
- SPD − (31,7%) 7 Sitze
- FDP − (8,7%) 2 Sitze
- Grüne − (5,8%) 1 Sitz
Nach der Umstellung des niedersächsischen Kommunalrechts wurde im September 2001 Friedrich-Wilhelm Kaiser zum hauptamtlichen Bürgermeister gewählt. Seine Amtszeit läuft bis Oktober 2011. Die lange Amtszeit ist durch besondere Regelungen des niedersächsischen Rechts begründet. Die reguläre Amtszeit beträgt acht Jahre.
Gemeindepartnerschaften
Seit 1976 unterhalten das Hermannsburger Christian-Gymnasium sowie die Christian-Realschule ein jährliches Schüleraustausch-Programm mit der französischen Gemeinde Auterive, welches 1979 zu einer offiziellen Partnerschaft zwischen Hermannsburg und Auterive führte.
Kultur, Sport und Veranstaltungen
Theater
Der Hermannsburger Robert Brand hatte eine Theatergruppe ins Leben gerufen, welche regelmäßig neue Stücke aufführte. Er plante im Rahmen seines Projekts „Theater 5 Euro“, ein Theatergebäude zu errichten. Seine Theatergruppe hat sich jedoch aufgelöst. Die Schauspieler haben sich jedoch neu zusammengefunden und eine eigene Truppe gegründet („Hermanns Burgtheater“).
Museen

Das Heimatmuseum Hermannsburg wird seit dem Jahr 2000 vom Förderkreis Heimatmuseum des Heimatbundes Hermannsburg e.V. betreut, welcher sich aufgrund der drohenden Schließung des Museums gründete. Eine jährlich wechselnde Ausstellung des Heimatmuseums befindet sich in dem Gebäude Harmsstraße 3. Auf dem anschließenden Außengelände wurden zur Museumserweiterung mehrere historische Objekte wieder aufgebaut: ein Bienenzaun, ein historischer Lehmbackofen (aus Diesten), ein Doppelspeicher aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert (aus Beckedorf), eine Begegnungsstätte mit gepflastertem Dorfplatz und ein Speicher aus dem 17. Jahrhundert (aus Scheuen).
Weitere Gebäude sind bereits eingelagert und warten auf den Wiederaufbau.
Sport
Hermannsburg verfügt über ein Waldbad mit Frei- und Hallenbad. Seit der Saison 2003 wird das Freibad jedoch aus Kostengründen nicht weiterbetrieben. Ferner sind im Gemeindegebiet Tennisanlagen und Fußballplätze sowie vier Sporthallen und eine Motocross-Anlage vorhanden.
Regelmäßige Veranstaltungen
Alle drei Jahre im August findet das Internationale Trachtenfest in Hermannsburg statt.
Seit 1851 feiert die Hermannsburger Mission in jedem Sommer das traditionelle Hermannsburger Missionsfest mit Gästen aus allen Wirkungsgebieten der Mission.
Das Hermannsburger Schützenfest findet regelmäßig am ersten Augustwochenende statt.
Der Südheide Volkslauf und Wandertag des TuS Hermannsburg findet regelmäßig im Frühjahr (April/Mai)statt.
Jedes Jahr findet im Sommer ein Themenkonzert der Schüler- und Lehrerschaft des Christian Gymnasiums in der schuleigenen Aula statt.
Sehenswürdigkeiten

- Touristischer Anziehungspunkt sind die großen Heideflächen des Naturparks Südheide mit dem Naturschutzgebiet Mittleres Lüßplateau, (Tiefental).[3]
- Die Örtze mit ihrem Ursprungtal und der Paddel-Möglichkeit,
- Peter-Paul-Kirche,
- Große Kreuzkirche.
- Kleine Kreuzkirche.
- Das Ludwig-Harms-Haus, ehemals das Alte Missionshaus.
- In der Nähe von Bonstorf befindet sich ein jungsteinzeitliches Grabhügelfeld, dessen Rekonstruktion besichtigt werden kann.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Das wirtschaftliche Leben Hermannsburgs war lange Zeit von der Landwirtschaft geprägt. Im 17. Jahrhundert kam die Holzflößerei hinzu, die über sog. Bindestellen an der Örtze und anschließend über die Aller Holzflöße bis nach Bremen transportierte. 1563 wird erstmals der "Große Krug" (Völkers Gasthof, später Völkers Hotel) erwähnt, der von 1610 bis 1728 die Braugenehmigung (Braugerechtigkeits-Concession) hatte. Dieser wurde 2007 abgerissen. Durch den Zuzug von Flüchtlingen nach 1945, und durch die Eingemeindungen 1973, erhöhte sich die Einwohnerzahl von 2.193 im Jahre 1910 auf ca. 8.500 zu Beginn des 21. Jahrhunderts erheblich. Am Südwestrand Hermannsburgs liegen zwei Gewerbegebiete. Als staatlich anerkannter Erholungsort lebt Hermannsburg heute zu einem großen Teil von der Touristik. Insbesondere zur Zeit der Heideblüte kommen viele Feriengäste.
Verkehr
1543 wurde erstmals in einer Chronik eine Handelsstraße erwähnt, die den Ort Hermannsburg berührte. Sie führte vom Rheinland kommend über Hannover-Langenhagen, Steinförde, Winsen (Aller), Bergen, Hermannsburg, Lüneburg und weiter nach Norden. In Hermannsburg befand sich ein Kaiserliches Postamt. Auf der diesem Haus gegenüber liegenden Straßenseite, hier wurden die Pferde der Postkutschen getränkt, erinnert ein altes Emailie-Schild an einem Haus noch heute daran. Bis 1866 erhielt Hermannsburg die Post wöchentlich einmal per Boten aus Bergen. Hier befand sich das so genannte Postrelais. Danach bis 1875 führte der Postweg dann zum Bahnhof nach Eschede. Seit 1847 war hier ein Halt der Bahnlinie Hamburg - Hannover. Als 1875 die Chaussee nach Unterlüß fertig gestellt war, fuhr die Postkutsche zu diesem Bahnhof. Am 22. April 1910 wurde der Postkutschenbetrieb eingestellt. Seit diesem Tag gab es die eigene Bahnverbindung. Wichtig für die Weiterentwicklung war dieser Anschluss an die am 22. April 1910 eröffnete Bahnstrecke Beckedorf−Munster (über Hermannsburg), mit der zugleich eine Verbindung zur Kreisstadt Celle und zur Landeshauptstadt Hannover ermöglicht wurde. Die Kleinbahn von Celle über Beckedorf nach Bergen bestand bereits seit 1903. Der Personenverkehr ist inzwischen, bis auf einige Nostalgie-Fahrten im Sommer, eingestellt. Früher fuhren hier fast täglich die Güterzüge durch, um Koks für die Heizungsanlagen der Bundeswehr-Kasernen und der Stadt Munster an zu liefern. Heute führt die Landesstraße 240, von Celle kommend durch die Ortschaft Beckedorf, in den Ortskern von Hermannsburg, durch Baven hindurch und Richtung Norden weiter nach Müden (Örtze). Die Landesstraße 281 verläuft aus Richtung Bergen in die Ortschaft Beckedorf und führt von dort weiter nach Eschede.
Öffentliche Einrichtungen

Die Verwaltung der Gemeinde befindet sich im Kernort am Marktplatz, in einem 1990 neu errichteten Rathaus. In diesem befinden sich auch die örtliche Polizeidienststelle sowie das Gemeindearchiv. Weiterhin gibt es eine Bücherei, einen Tourismusverein und das Heimatmuseum, die im Neubau von 1983 in der "Harmsstraße 3" untergebracht sind.
Bildung
An allgemein bildenden Schulen befinden sich im Kernort eine Grundschule und eine Hauptschule.
Ursprünglich war der Hauptschule noch eine Orientierungsstufe angegliedert. Durch Beschluss der Niedersächsischen Landesregierung wurden aber alle Orientierungsstufen am Ende des Schuljahres 2003/2004 aufgelöst.
Daneben besteht die Christianschule mit einer Realschule und einem Gymnasium. Bereits 1817 hatte Pastor Hartwig Christian Harms eine Hermannsburger Privatschule ins Leben gerufen, an der zunächst seine eigenen 10 Kinder und zusätzlich 10 auswärtige Kinder unterrichtet wurden. Nach dessen Tod übernahm sein Sohn Ludwig Harms von 1848 bis 1860 die Leitung der Schule. Diese war im Laufe der Jahre viel zu klein geworden.

Am 24. April 1903 wurde der Grundstein für die heutige Christianschule gelegt. Aus dem Vermögen des im Alter von 16 Jahren verstorbenen Prinzen Christian (1885-1901), einem Sohn des Ernst August, Kronprinz von Hannover und Herzog von Cumberland (1845-1923), vermachte dessen Tante Mary (1849 - 1904), Prinzessin von Hannover, Tochter von Georg V (1819 - 1878), König von Hannover, [4] der Hermannsburger Missionsanstalt eine Stiftung in Höhe von 20 000 Mark, zweckgebunden für den Neubau einer Knabenschule. Am 14. April 1904 wurde die Christianschule, mit zunächst 94 Schülern, in der Trägerschaft der Missionsanstalt (heute Evangelisch-lutherisches Missionswerk in Niedersachsen (ELM)) eingeweiht. 1931 wurde die reine Knabenschule mit der höheren Mädchenschule vereinigt und in Koedukation weiter geführt. Die höhere Mädchenschule war eine 1893 vom Hermannsburger Missionsdirektor Georg Haccius gegründete evangelische Privatschule. Am 1. April 1940 übernahm der Landkreis Celle die Christianschule als Kreismittelschule. Auf Betreiben des Missionsdirektors D. August Elfers kehrte sie am 14. April 1948 als private, vereinte Mittel- und Oberschule in die Trägerschaft der Missionsanstalt zurück. 1950 wurden erstmals 16 Reifezeugnisse am Gymnasium der Christianschule ausgestellt. 1956 verlor sie ihren Privatschulcharakter und wurde vom Landkreis Celle als Schulträger wieder übernommen und zur öffentlichen Schule gemacht. [5]
Außerhalb des Kernortes gibt es im Gemeindegebiet keine Bildungseinrichtungen mehr.
Für die Erwachsenenbildung ist eine Heim-Volkshochschule vorhanden. Die Niedersächsisch Lutherische HeimVolkshochschule Hermannsburg [6]ist die älteste evangelische Heimvolkshochschule (HVHS) Deutschlands. Sie wurde 1919 vom Hermannsburger Missionsdirektor Georg Haccius gegründet. Die Idee hierfür stammte aus Dänemark. Hier gab es solche Einrichtungen seit ca. 1844. Maßgeblich am Aufbau der Heim-Volkshochschule war neben Haccius der erste Leiter der Schule, Ernst Möller, von Haus aus ein Theologe.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Louis (auch Ludwig) Harms, [7] (* 5. Mai 1808 in Walsrode; † 14. November 1865 in Hermannsburg). Er gründete 1849 ein Missionshaus (Hermannsburger Mission), das zum bedeutendsten Zentrum der Erweckungsbewegung in Niedersachsen wurde.
- Theodor Harms, (* 19. März 1819 in Hermannsburg, † 16. Februar 1885 ebendort), luth. Theologe, Leiter der Hermannsburger Mission, Mitbegründer der Hannoversche evangelisch-lutherische Freikirche
- Georg Haccius [8] (* 22. Juli 1847 in Lüneburg als Sohn eines Lehrers, † 4. Juni 1926 in Hermannsburg ) Von 1890 - 1916 Leiter der Hermannsburger Mission, gemeinsam mit Egmond Harms. Nach dessen Tod, am 4. Dezember 1916, alleiniger Leiter der Mission bis 1926. Er gründete die Niedersächsisch Lutherische HeimVolkshochschule Hermannsburg und die höhere Mädchenschule. Die Universität Göttingen verlieh ihm 1904 ehrenhalber die theologische Doktorwürde.
- Diedrich Speckmann, * 12. Februar 1872 in Hermannsburg, † 28. Mai 1938 in Fischerhude; Pastor und Schriftsteller.
- Karl Mützelfeldt, * 30. April 1881 im neu errichteten, zweiten Missionshaus der Hermannsburger Mission; † 30. November 1955 in Adelaide, Australien); Pädagoge, Schuldirektor, luth. Pastor und Seminarleiter.
- Christine Döring (* 10. Januar 1971 in Hermannsburg) − Schauspielerin, u. a. Bulle von Tölz, Küstenwache, SoKo 5113
Hermannsburger Originale

Wilhelm Timme, genannt Timm` Willem, (* 15. November 1871 in Bergen, † 14. Juli 1946) Nachtwächter und nach dem Tod von Klingel-Buhr, von 1927 bis 1946, gleichzeitig Gemeindediener und Ausrufer. Der Ausrufer fuhr im Ort ganz bestimmte Plätze an und verkündete die von Amts wegen bekannt zu gebenden Nachrichten, wie Vereinsversammlungen, Kaufangebote oder -gesuche, Auktionen, Kinovorführungen und Schaustellungen. Timm' Willem wurde vor dem Rathaus ein Denkmal gesetzt. Auch ein Weg wurde nach ihm benannt. Irrtümlich wird immer angenommen, er wäre der letzte Ausrufer in Hermannsburg und sogar im Landkreis Celle gewesen. Das war aber Heinrich Lange, der noch von 1946 bis 1958 Ausrufer in Hermannsburg war.
Literatur
- Achim Gercke: Hermannsburg. Die Geschichte eines Kirchspieles. Berlin, 1965.
- Reinhart Müller (Hrsg.): Aus der Heide in die Welt. Von Ursprung und Wirkungen der Erweckung in Hermannsburg. Referate aus Louis-Harms-Symposien 1978 bis 1986. Erlangen, 1988, ISBN 3-87214-227-5
- Geschichte der Hannoverschen evangelisch-lutherischen Freikirche, herausgeg. von dem Pastorenkonvent, Druck und Verlag von Otto Romberger, Celle 1924.
- Georg Gremels: Die Hermannsburger Mission und das Dritte Reich. Zwischen faschistischer Verführung und lutherischer Beharrlichkeit. Münster, 2005. ISBN 3-8258-8972-6
- Artur Behr: Der Lutterhof bei Hermannsburg. Ein Bauernhof im Wandel der Zeit. Hermannsburg, 2005. ISBN 3-937301-38-0
Einzelnachweise
- ↑ http://www.nlwkn.niedersachsen.de/master/C38506217_N5512611_L20_D0_I5231158
- ↑ Artur Behr: Der Lutterhof bei Hermannsburg. Ein Bauernhof im Wandel der Zeit. Hermannsburg, 2005. ISBN 3-937301-38-0
- ↑ http://www.nlwkn.niedersachsen.de/master/C38506071_N5512611_L20_D0_I5231158
- ↑ http://www.welfen.de/stammtafel.html
- ↑ http://www.christian-realschule.de/Pages/Geschichtesite.html
- ↑ http://www.hvhs-hermannsburg.de/2.html
- ↑ http://www.bautz.de/bbkl/h/harms_l.shtml
- ↑ http://www.bautz.de/bbkl/h/haccius_g.shtml