Kölner Rosenmontagszug

Der Kölner Rosenmontagszug ist der größte Karnevalsumzug in Deutschland. Der seit 1823 jährlich veranstaltete „Zoch“ ist auch der älteste der großen deutschen Rosenmontagszüge. Regelmäßig hat der Umzug aus kostümierten Fußgruppen, Musikkapellen, Reitern, Festwagen und Unterstützungsfahrzeugen eine Länge von über sechs Kilometern und lockt über eine Million Zuschauer an den ebenfalls über sechs Kilometer langen Zugweg. Die in vielen Reihen auf den Straßen ausharrenden Jecken versuchen neben Blicken auf den Zug auch etwas von dem aus 140 Tonnen Süßigkeiten, Stoffpuppen und anderen Präsenten bestehenden Wurfmaterial, pauschal „Kamelle“ genannt, zu erhaschen. [1]
Geschichte

Organisierte Umzüge am Montag zwischen dem Vorfastensonntag Esto Mihi und Aschermittwoch gab es in Köln zunächst unter den Bezeichnungen „Maskenumzug“, „Fastnachtszug“ oder „Festzug“.
Zur Benennung und zum Anlass des Festes am Rosenmontag gibt es unterschiedliche Erklärungen. So vermutet der Sprachwissenschaftler und Volkskundler Adam Wrede einen Zusammenhang mit dem christlichen Rosensonntag zu Halbfasten (Lätare), der in den ersten Jahren des Gesellschaftskarnevals als „Nachfeier“ des Karnevals begangen wurde. Zeitgleich mit dem Aussterben dieser Feier zum Beginn der 1830er Jahre ist der Begriff „Rosenmontag“ bezeugt, der sich zuerst für den Tag und gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch für den Karnevalsumzug zunehmend durchsetzte.[2][3] Andere Autoren, hier sei etwa der Kunsthistoriker Michael Euler-Schmidt[4] genannt, berufen sich auf die mittelhochdeutsche Herleitung von „Rasenmontag“, dem „rasenden, tobenden“ Montag, auf die auch das „Deutsche Wörterbuch“ von Jakob und Wilhelm Grimm abzielt.
Straßenkarneval unter französischer Besatzung

Zum Ende des 18. Jahrhunderts befand sich das gesellschaftlich noch stark mittelalterlich geprägte Köln in einer von der französischen Besatzung angestoßenen Umbruchsituation. Alle wesentlichen politischen und sozioökonomischen Strukturen wurden von den Besatzern ab 1798 abgeschafft und nach französischem, zentralistischen Muster neu aufgebaut. Dies verursachte vor allem im Bürgertum eine Besinnung auf kölnische Traditionen und Werte, die auch die brauchtümlichen Lustbarkeiten anlässlich der Fastnacht betrafen. Der elitäre Männerbund „Olympische Gesellschaft zu Köln“, zu deren Mitgliedern etwa Ferdinand Franz Wallraf, Matthias Joseph de Noël und der Verwaltungsbeamte Johann Jakob Peter Fuchs gehörten, setzte mit literarischen Fastnachtsfeiern erste Akzente für die späteren Reformen des Karnevalsfestes.
Gleichzeitig organisierten angesehene Kaufleute, Juristen und Besatzungsoffiziere in ersten Redouten-Gesellschaften Maskenbälle als gesellschaftliche Ereignisse. Die Strukturen der späteren Karnevalsgesellschaften, welche die ab 1822 verbreiteten Maskenbälle im Gürzenich organisieren sollten, zeichneten sich hierin bereits ab. Der bürgerliche Mittelstand, der sich die von den Franzosen erhobenen „Maskierungsgebühren“ leisten konnte, organisierte erste kleine, thematisch bereits festgelegte Umzüge, in denen sich der inszenatorische Aspekt des späteren großen Maskenumzuges bereits erkennen ließ.
Das gemeine Volk dagegen feierte den Karneval in dieser Zeit unmaskiert und unter einfachsten Bedingungen in den Wirtshäusern.[5]
Preußenzeit: Gründung des „Festordnenden Comités“
In Folge einer wirtschaftlichen Krise, die Köln nach Beginn der Preußenherrschaft im Jahre 1815 durch den Wegfall französischer Schutzgesetze traf, stagnierte die Weiterentwicklung der Kölner Fastnacht zunächst: Die bürgerliche Gesellschaft feierte ihre Maskenbälle in Privathäusern, separiert vom Volk, das wiederum den öffentlichen Raum für ausgelassenes Treiben auf den Straßen und in den Wirtshäusern nutzte. Die Freude an Maskeraden nahm, wie es zeitgenössische Chronisten beschrieben, immer weiter ab.[6] Hierdurch reduzierten sich die Einnahmen aus den von den Franzosen eingeführten und von den Preußen zunächst beibehaltenen Lustbarkeitsabgaben, die in Form gebührenpflichtiger „Maskenkarten“ erhoben wurden. Diese Abgaben waren für die Kölner Armenverwaltung bestimmt, die sich in Folge mit finanziellen Einbußen konfrontiert sah. Mit der vollständigen Abschaffung des Systems der Lustbarkeitsabgaben im Jahre 1921 verschlechterte sich diese Situation noch.
Die zu reichsstädtischer Zeit noch von den Klöstern und Stiften übernommene Armenverwaltung, zuständig für Kranken- und Waisenhäuser Kölns, war eine wichtige und vom Volk wahrgenommene gesellschaftliche Bühne der wohlhabenden Kölner, die in ihrem Beirat saßen. Diese Beiräte setzten sich bei den preußischen Behörden bald für eine Wiederzulassung der „Lustbarkeitsabgaben“ in Verbindung mit der Einführung eines großen Maskenumzugs ein. So waren es schließlich die Funktionäre der Armenverwaltung, unter ihnen deren Präsident Heinrich von Wittgenstein und einige Stadträte, die im Jahre 1823 ein „Festordnendes Comité“ gründeten, das bis heute als Festkomitee Kölner Karneval unter anderem den Rosenmontagszug organisiert.[7]
Das Komitee konzipierte im Rahmen der „Festordnung“ erstmals einen großen Maskenumzug, bei dem das gesamte Volk auf einem festgelegten Zugweg kontrolliert an der Karnevalsfeier teilhaben, und durch die Wiedereinführung der „Lustbarkeitsabgaben“ gleichzeitig die Finanzierung der Armenverwaltung gestärkt werden sollte. In sofern verstand sich das scherzhaft „kleiner“ oder „lustiger Rat der Stadt Köln“ genannte Gremium auch als ein gesellschaftspolitisches Instrument. Der Zug selbst berührte in seinen Themen und Bildern Teilnehmer und Publikum durch die Zitierung reichsstädtischer Traditionen, zeigte aber in der Integration romantischer Elemente des italienischen Karnevals auch ein modernes und kulturell anspruchsvolles Gesicht.[8]
Erster Zug im Jahre 1823: Thronbesteigung des Helden Carneval

In weniger als zwei Wochen Vorbereitungszeit organisierten die „Festordner“ unter der Führung von Heinrich von Wittgenstein den ersten großen Maskenzug, der schließlich am 10. Februar 1823 nach einem 12 Paragrafen umfassenden, strengen Reglement in 15 Gruppen rund um den Kölner Neumarkt zog. Er stand unter dem Motto „Die Thronbesteigung des Helden Carneval“, was in §1 des Ablaufplanes so erklärt wurde:
- „Der in ganz Teutschland einstens so berühmte kölnische Carneval soll durch das Zusammenwirken mehrerer Verehrer alter Volksthümlichkeit in diesem Jahre durch einen allgemeinen Maskenzug erneuert und auch gefeiert werden. Die dabei zum Grunde gelegte Idee ist die Thronbesteigung Carneval's gedacht als König des Volksfestes“
Der Darsteller der ersten als „Held“, „König“ oder auch „Fürst Carneval“ bezeichneten Hauptfigur des Zuges ist heute nicht mehr bekannt. In Beschreibungen wird seine königlich-prachtvolle Bekleidung mit hermelingefüttertem Purpurmantel und goldener, edelsteingeschmückter Krone hervorgehoben. Er trug ein Reichsschewert und einen Narrenzepter. Der erste Zug inszenierte rund um den Helden Carneval einen Hofstaat mit Hofnarren, Hofchargen, Herolden, Bannerträgern, Ministern und einem Kanzler, umrahmt von Musikanten und Musikchören. Die Figur sollte, obwohl sie als „Held Karneval“ zum ersten Mal im Kölner Karneval auftauchte, an die Tradition der „Karnevalskönigreiche“ anknüpfen, die etwa an den Kollegs der Jesuiten oder am Collegium Germanicum gepflegt, in Köln aber nicht durchgängig zu beobachten war.[9] Der erste großen Maskenzug präsentierte mit dem „Helden Carneval“ also einen erneuerten Karnevalsritus, der sich auf historische Vorbilder berief und diese zitierte.
Der Kölner Chronist Johann Jakob Peter Fuchs attestierte dem ersten Zug viel Zustimmung, bemerkte aber auch die wenigen Maskierten unter den Zuschauern. Auch habe dieser Zug weniger auswärtige Besucher gehabt als frühere Karnevalsfeiern, „die schlechte Witterung mag diese wohl abgehalten haben“.[10]
Das Ideal, einfaches Volk und die gehobenen Stände beim Maskenzug gemeinsam an der Karnevalsfeier teilhaben zu lassen, erfuhr nur teilweise eine Umsetzung. Die bestehende Klassenschranke verlief nun zwischen den aktiven Teilnehmern am Zug und den Zuschauern: Nur die Mitglieder des „Großen Rates“ im „Festordnenden Comité“ nahmen am Zug teil; für die Aufnahme waren drei Taler aufzubringen, was bereits etwa 60% des Wocheneinkommens eines Handwerksmeisters entsprach. Hierdurch blieben die wohlhabenden Kölner innerhalb des Zuges unter sich.[11]
Auch der Nutzen für die Armen fiel vergleichsweise gering aus. Die Historikerin Hildegard Brog berechnet anhand der erhaltenen Aufzeichnungen des „Festordnenden Comités“, dass der zur Weitergabe an die Armenverwaltung vorgesehene Gewinn aufgrund der Kosten für Kostüme, Pferde und Wagen sowie für die Vorbereitungen des anschließenden Maskenballs im Gürzenich deutlich unter den Erwartungen blieb: Die Armen erhielten 1823 und auch in den folgenden Jahren nur unwesentliche Beiträge aus den Einnahmen der Züge.[11]
Protagonisten der frühen Maskenzüge

Neben dem „Helden Carneval“ traten in den ersten Maskenzügen auch andere Figuren und Gruppierungen auf, von denen manche, mehr oder weniger weiter entwickelt, bis heute eine feste Rolle im Kölner Karneval und im Rosenmontagszug spielen. Einige, wie der Bellengeck und der Hanswurst übernahmen in den ersten Jahren zeitweise an Stelle des „Helden Carneval“ die Regentschaft über die Narren. Dennoch ist der Prinz Karneval als heutige Hauptfigur des Kölner Dreigestirns in Aussehen und Rollenbild auf den „Helden“ von 1823 zurückzuführen.
Geckebähnchen und die Heilige Mädchen und Knechte
Das Geckebähnchen (Gecken-Berndchen aus dem kölschen Bähn für Bernd), alternative Schreibweisen ist das „Jeckenbändche“, ist eine in Köln seit dem Mittelalter bekannte Figur eines Volksnarren, der festlichen Aufzügen tanzend, springend und neckend, einen krummen Säbel schwingend, vorauszog. Dies geschah beispielsweise bei Promotionen der Universität oder bei den zahlreichen Kölner Prozessionen.[12] Vor diesem religiösen Kontext erinnert seine Rolle an den Tanz König Davids vor der Lade des Herrn (2 Sam 6,14 EU).
Die Heiligen Mädchen und Knechte, die auch im Maskenzug gemeinsam mit dem Geckebähnchen auftraten, entstammen ebenfalls der Tradition der Kölner Prozessionen. Sie trugen die Heiligenbilder und waren zu dem Zweck unter den Mägden und Knechten kölnischer Bauern ausgewählt worden. Auch auf Kirmessen tanzte diese ebenfalls bis ins Mittelalter nachweisbare Gruppierung.[13] Es mussten „makellose Jünglinge und Jungfrauen sein (...) man glaubte darin eine Personification der 11.000 Jungfrauen zu finden, denn es sind ihrer elf Paare“.[14] In den frühen Maskenzügen tanzte die Gruppe der Heiligen Mädchen und Knechte in einer altertümlichen Tracht vor dem Zug, angeführt vom Geckenbähnchen. Unter der kölschen Bezeichnung „Hellige Knäächte un Mägde“ gibt es noch heute zwei Tanzgruppen, die auch noch jeweils ein Geckenbähnchen besetzen. Dass eine davon einen eigenen Verein bildet während die andere mit einem leicht unterschiedlichen Kostüm in der Vereinigung „Lyskircher Junge“ Aufnahme gefunden hat, liegt in einem Patentrechtsstreit zum Ende der 1990er Jahre begründet.[15]
Cölnische Funken

Hauptartikel:Rote Funken
Die Stadtsoldaten, im Jahre 1600 erstmals erwähnt und ab 1681 für freie Reichsstädte wie Köln nach der deutschen Wehrverfassung verpflichtend vorgeschrieben, trugen als Infantrie weiße Hosen, rote Uniformröcke und schwarze Grenadiermützen. Im Volksmund wurden sie demnach „rote Funken“ genannt. Der militärische Ruf der Truppe soll nicht allzu gut gewesen sein, so sagte man ihnen nach, sie könnten nicht richtig schießen und galten als – Köln war durch seinen Mauerring und durch eine funktionierende Artillerie gut geschützt – eher unterbeschäftigt. Tatsächlich diente ebenso schlecht besoldete wie trainierte Truppe als Wache und Zollaufsicht an den Stadttoren, bis sie sich unter den Franzosen, die sie zunächst noch mit Stöcken bewaffnet an den Stadttoren postierten, auflöste.[16]
30 Jahre später nahmen 11 Funken am ersten großen Maskenumzug teil. Gerade sie erinnerten die Kölner mit Verklärung an die Zeit der freien Reichsstadt zurück. In den späteren Jahren wurde die Truppe, um so gedrillter sie marschierte, auch als Parodie auf die als Besatzungsmacht empfundenen Preußen wahrgenommen, die den Umzug nichts desto Trotz über lange Zeit mit Personal, Musik und Pferden unterstützte.[17] Die „kölsche Funke rut-wieß von 1823 e.V.“ gehören noch heute in den gleichen Kostümen zu den regelmäßigen Teilnehmern am Rosenmontagszug und können sich , mit den „Heilige Mädchen und Knechten“, zu den ältesten Kölner Karnevalsvereinen zählen.
Colonia
Die Frauengestalt Colonia war, anfangs noch ohne den Kölner Bauer, eine weitere zentrale Figur der ersten Maskenzüge. Angelehnt an das antike Bild einer „Stadtgöttin“, stand sie für die Idee eines jungfräulichen, edlen und autonomen Köln. Sie trug eine Mauerkrone auf dem Kopf, was die Unbesiegbarkeit der Stadt symbolisieren sollte. Ihr Name war abgeleitet von der römischen Bezeichnung Colonia Claudia Ara Agrippinensium („Kolonie des (Kaisers) Claudius (und) Opferstätte der Agrippinenser“). Diese Symbolfigur der Kölner Jungfrau, erstmals 1570 erwähnt, wurde ebenfalls von einem Mann dargestellt. Erst der Nationalsozialismus vermochte an dieser Besetzung zeitweise etwas zu ändern.[18]
Venetia
Venetia, von einem Mann dargestellt, verkörperte als Braut des „Helden“ den Karneval des Südens. Ihre Kleidung erinnerte an das Gewand des Kaisers, dem man in der ehemaligen freien Reichsstadt Köln untertänig war, und der von den Kölner sehr geschätzt wurde. Sie tauchte als Figur der Maskenzüge bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf.[18] Der Zug des Jahres 1824 stand unter dem Motto „Besuch der Prinzessin Venetia beim Helden Carneval“.
Bellengeck
Der „Schellennarr“, auch „Bellejeck“ oder „Citoyen Bellegeck“ genannt, ist eine alte Karnevalsfigur, die schon im Mittelalter der närrische Reimsprecher der Kölner Bauerbänke war. Als solcher war er, begleitet von Geigern und Volk vor allem an Weiberfastnacht unterwegs, um unter närrischen Sprüngen vor einzelnen Häusern und Personen „Kritik zu halten“ und Gaben zu sammeln. Sein Name rührt von den Glocken her, die er an der Mütze trug. In der rechten Hand hielt er eine Pritsche, in der linken ein Stück Obst – je nach Quelle ist von einer Zitrone oder einem Apfel die Rede. Unter der Herrschaft der Franzosen wurden seine Aktivitäten zunächst verboten, ab 1801 aber wieder gestattet.[12] Im Maskenzug verkörperte er, anders als der Held Carneval und ähnlich wie der Hanswurst, eine volksnahe Maskenfigur. Im Jahre 1826 vertrat er als „Reichsverweser“ den „Helden Carneval“ und war so zweitweilig die Hauptfigur des Maskenzuges. Die Rollenbilder des Helden, des Hanswurst und des Bellengecken vermischten sich im Laufe der Jahre zunehmend.[19] Im heutigen Kölner Karneval spielt der Bellengeck unter seiner alten Bezeichnung keine wesentliche Rolle mehr.
Folgende Jahre
In den folgenden Jahren organisierte das Festkomitee Kölner Karneval den Rosenmontagszug in Köln. Es kam aber auch mehrmals vor, dass es keinen offiziellen Rosenmontagszug gab, entweder weil es Unstimmigkeiten im Festkomitee gab oder weil es das politische Umfeld nicht zuließ. Zuletzt fiel der Rosenmontagszug im Jahre 1991 wegen des Zweiten Golfkriegs aus.
In der Geschichte des Kölner Rosenmontagszugs hat sich auch der Zugweg mehrmals geändert. Die letzte Änderung des Zugwegs war im Jahr 1999. Seitdem geht der Rosenmontagszug – wie bereits 30 Jahre zuvor – wieder vom Chlodwigplatz im Süden der Stadt am Kölner Dom vorbei zur Mohrenstraße.
Im Jahr 2002 überschattete der Tod eines Wagen-Engels den Rosenmontagszug. Als Wagen-Engel werden die Helfer bezeichnet, die neben den Festwagen gehen und darauf achten, dass keine Zuschauer oder Kinder unter die Wagen geraten. Die junge Frau war vom tonnenschweren Festwagen überrollt worden, als sie versuchte, die Lücke vor der ersten Achse in einer Kurve zu sichern. Als Konsequenz erließ das Festkomitee die Anweisung, nur noch Männer als Wagenengel einzusetzen. Erst 2007 wurde das Verbot aufgehoben, seitdem dürfen auch wieder Frauen diese Aufgabe wahrnehmen.
Zum Ende der tollen Tage gibt das Festkomitee traditionell das Motto für das nächste Jahr bekannt.
Im Jahr 2008 gab es vor dem Umzug Kritik an Wagen, die den Bau der Moschee in Ehrenfeld thematisierten. Die betreffenden Wagen wurden dazu angehalten ihren Aufbau zu ändern.[20] [21]
Daten zum Umzug
Der Kölner Rosenmontagszug hat regelmäßig eine Länge von über 6 km und mehr als 1 Million Zuschauer am Zugweg. Häufig ist der Umzug auch länger als der Zugweg, so dass die letzte Gruppe noch nicht losgegangen ist, wenn die erste Gruppe bereits das Ziel erreicht hat.
Der Rosenmontagszug startete bis vor einigen Jahren am Rosenmontag um 11.11 Uhr. Bis dann auch der letzte Zugteilnehmer das Ziel erreicht hat, kann es aber leicht Abend werden, und als vor einigen Jahren aus organisatorischen Gründen die Richtung des Zuges umgedreht wurde, wurde auch die Startzeit auf 10:49, also auf Elf vor Elf, vorverlegt, damit auch die WDR-Kameras am Dom den Prinzen noch bei Tageslicht filmen können.
Am Kölner Rosenmontagszug nehmen jährlich ca. 10.000 aktive Teilnehmer teil, die über 120 Tonnen Süßigkeiten werfen. Für die musikalische Unterhaltung sorgen dabei über 120 Kapellen, die zu Fuß oder zu Pferd am Umzug teilnehmen. Der Zugweg wird gesäumt von über einer Million Jecken, die sich traditionell selbst versorgen und Kölsch, Frikadellen und Käse miteinander teilen.
Den traditionellen Anfang des Rosenmontagszugs bilden dabei die Blaue Funken. Das Ende markieren dabei die Ehrengarde, die die Kölsche Jungfrau und den Kölschen Bauern begleiten, sowie als krönender Abschluss die Prinzen-Garde Köln 1906 e.V. mit dem Kölner Prinzen. Den Mittelpunkt des Rosenmontagszugs markiert dabei traditionell der Wagen des Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval.
Teilnahme am Kölner Rosenmontagszug
Die Erlaubnis zur Teilnahme am Rosenmontagszug wird vom Festkomitee Kölner Karneval erteilt. Generell sind nur die ordentlichen Mitgliedsvereine des Festkomitees zugelassen sowie Vereine, die vom Festkomitee zur Teilnahme eingeladen werden.
Es gibt jedoch noch eine dritte Möglichkeit der Teilnahme, nämlich die Erlangung des ersten Preises bei den Schull- un Veedelszöch am Sonntag. Das Festkomitee Kölner Karneval vergibt dafür jährlich einen Preis für die beste Fußgruppe, die beste Wagengruppe und einen Originalitätspreis. Die Gewinner dieser Preise sind berechtigt, am Rosenmontagszug teilzunehmen. Für kleinere Karnevalsvereine ist dies die einfachste Möglichkeit, im Rosenmontagszug mitgehen zu können. Entsprechend hart ist der Wettbewerb der kleineren Karnevalsvereine in den Schull- un Veedelszöch.
Mottos der Kölner Rosenmontagszüge seit 1949
- 1949 – „Mer sin widder do un dunn wat mer künne!“
- 1950 – „Kölle, wie et es un wor, zick 1900 Johr“
- 1951 – „Kölle en Dur un Moll“
- 1952 – „Kölsche Krätzger“
- 1953 – „Kölsch Thiater“
- 1954 – „Dat löstige Patentamp Kölle“
- 1955 – „Lachende Sterne über Köln“
- 1956 – „Spaß an der Freud“
- 1957 – „Laßt Blumen sprechen“
- 1958 – „Mer jöcken öm de Welt“
- 1959 – „Schlagerparodie 1959“
- 1960 – „Jedem Dierche sie Pläsierche!“
- 1961 – „Meer Weetschaffswunderkinder“
- 1962 – „Wat et nit all gitt“
- 1963 – „Köln läßt grüßen kunterbunt Presse, Fernsehen und Funk“
- 1964 – „Kölsch Panoptikum“
- 1965 – „Olympiade der Freude“
- 1966 – „Kaum zu glauben“
- 1967 – „Dat Klockespill vum Rothuusturm“
- 1968 – „Märchen und Wunder unserer Zeit“
- 1969 – „Köln serviert internationale Speisen a la carte“
- 1970 – „Rosen, Tulpen und Narzissen, das Leben könnte so schön sein“
- 1971 – „Hexenküche der Werbesprüche“
- 1972 – „Wir sind alle kleine Sünderlein“
- 1973 – „Fastelovend wie hä es un wor, zick 150 Johr“
- 1974 – „Zustände wie im alten Rom“
- 1975 – „Seid umschlungen Millionen“
- 1976 – „Sang und Klang mit Willi Ostermann“
- 1977 – „Mer losse de Pöppcher danze“
- 1978 – „Flohmarkt Colonia“
- 1979 – „Kölsche in aller Welt“
- 1980 – „Mer losse d'r Dom verzälle“
- 1981 – „Circus Colonia“
- 1982 – „Karneval der Schlagzeilen – Närrische Nachrichten“
- 1983 – „Es war einmal… Kölner Karneval wie ein Märchen“
- 1984 – „Hits us Kölle un us aller Welt“
- 1985 – „Ene Besuch em Zoo – Met jroße un met kleine Diere“
- 1986 – „Fastelovend der Rekorde“
- 1987 – „Janz Kölle dräump – un jede Jeck dräump anders“
- 1988 – „Kölle Alaaf – COLONIA FEIERT FESTE“
- 1989 – „Wir machen Musik – Met vill Harmonie“
- 1990 – „Hereinspaziert, hereinspaziert – Zur größten Schau der Welt“
- 1991 – „Kinema Colonia“ (kein offizieller Rosenmontagszug in diesem Jahr wegen Golfkrieg)
- 1992 – „Et kütt wie et kütt“
- 1993 – „Sinfonie in Doll“
- 1994 – „Hokuspokus – kölsche Zauberei“
- 1995 – „Colonia ruft die Narren aller Länder“
- 1996 – „Typisch Kölsch“
- 1997 – „Nix bliev wie et es – aber wir werden das Kind schon schaukeln“
- 1998 – „Fastelovend und Dom im Jubiläumsfieber“
- 1999 – „999 Jahre – Das waren Zeiten“
- 2000 – „Kölle loß jon, ins neue Jahrtausend"“
- 2001 – „Köln kann sich mit allen Messen“
- 2002 – „Janz Kölle es e Poppespill“
- 2003 – „Klaaf und Tratsch – auf kölsche Art“
- 2004 – „Laach doch ens, et weed widder wäde!“
- 2005 – „Kölle un die Pänz us aller Welt“
- 2006 – „E Fastelovendsfoßballspill“
- 2007 – „Mir all sin Kölle!“
- 2008 – „Jeschenke för Kölle – uns Kulturkamelle“
Siehe auch: Kölner Karneval, Karneval
Anmerkungen
- ↑ Kennzahlen für das Jahr 2007 von www.karneval.de
- ↑ Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, zweiter Band; Greven-Verlag, Köln 1956-1958
- ↑ Assenmacher, Euler-Schmidt, Schäffke: 175 Jahre … und immer wieder Karneval, Herausgegeben vom Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V., Köln: Bouvier 1997, ISBN 3416027353, S. 56
- ↑ Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 22
- ↑ Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 8-12
- ↑ zitiert bei Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 14-15
- ↑ Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 15
- ↑ Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 20
- ↑ Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge, S. 26
- ↑ Stoll, Edmund: Kölns Karneval, wie er war, ist und sein wird, Köln 1840, S. 20
- ↑ a b Hildegard Brog: Was auch passiert: D'r Zoch kütt! Die Geschichte des rheinischen Karnevals. campus, Frankfurt / New York 2000, S. 64–65.
- ↑ a b Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz, erster Band; Greven-Verlag, Köln 1956-1958
- ↑ Traditionstanzgruppe Hellige Knäächte un Mägde e.V. (Hrsg.): Historie der Hellige Knäächte un Mägde. (hkm-ev.de [abgerufen am 9. März 2008]).
- ↑ Illustrirte Zeitung, Nr. 979, 5.4.1862, S. 223 und 226; „11.000 Jungfrauen“ meint hier die Legende zu Ursula von Köln, wonach diese 11.000 Jungfrauen als Pilgerinnen ins Märtyrium geführt haben soll.
- ↑ Chronik des Vereins "Lyskircher Junge". (lyskircher-junge.de [PDF; abgerufen am 9. März 2008]).
- ↑ Helmut Signon, Stefan Volberg: Die Roten Funken von Köln, Köln, 1989, S. 13
- ↑ Euler-Schmidt, Leifeld: Kölner Rosenmontagszug, S. 68
- ↑ a b Das Kölner Dreigestirn. In: www.karneval.de. (karneval.de [abgerufen am 6. März 2008]).
- ↑ Euler-Schmidt / Leifeld: Kölner Rosenmontagszug, S. 58-59
- ↑ http://www.koeln.de/artikel/Koeln/Koelner-Karneval-laesst-die-Moschee-im-Dorf-39949-1.html
- ↑ http://ocs.zgk2.de/mdsocs/mod_blogs_eintrag/blog/kstablog/thema/lokales_koeln/eintrag/Karneval_Festkomitee_Unterwerfung/ocs_ausgabe/ksta_blogs/index.html
Literatur
- Michael Euler-Schmidt: Kölner Maskenzüge: 1823-1914. Hrsg.: Werner Schäfke. Greven-Verlag, Köln 1991, ISBN 3-7743-0260-X.
- Michael Euler-Schmidt, Marcus Leitfeld: Der Kölner Rosenmontagszug 1823-1948. Hrsg.: Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V. 1. Auflage. Bachem Verlag, Köln 2007, ISBN 978-3-7616-2062-5.
Weblinks
- Commons: Kölner Rosenmontagszug – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Festkomitee Kölner Karneval 1823 e.V.
- Bildergalerie zum Kölner Rosenmontagszug 2005