Geschichte von Roubaix
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Frühe Anfänge
Lange Zeit bestand Roubaix nur aus einer kleinen ländlichen Ansiedlung, abseits der großen römischen Siedlungen, der Straßen, Flußwege und strategischen Invasionsrouten. Die Bevölkerung stammte vor allem von den keltisch-germanischen Volkstämmen der Nervier und Menapier ab.
Die erste bekannte kartographische Erwähnung der Siedlung stammt aus dem Jahr 863 n. Chr als Robacum. Zu dieser Zeit war Roubaix bereits zu einer „Villa“ herangewachsen, also eine lockere Gemeinschaft ländlicher Anwesen, die von einem zentralen Landsitz abhängig waren, in dem der lokale Herrscher residierte (villa dominicata).
Die Geschichte dieser Siedlung nahm erst Gestalt an, als die Region in administrative Gebiete unterteilt wurde, deren ursprünglichste Form einer Diözese entsprach. Seit seiner ersten Erwähnung war Roubaix in die Diözese von Tournai eingegliedert und sollte für 1000 Jahre in dieser verbleiben.
Die Bekehrung der Bevolkerung zum Christentum wird einer adligen Frau aus Roubaix namens Thècle zugeschrieben. Eine Offenbarung soll ihr die Lage der Grabstätte des Heiligen Eleuthère – dem ersten Bischoff von Tournai – in Blandain, Belgien, verraten haben. Die darauffolgenden Wunder – besonders die Heilung der blinden Thècle – überzeugten die heidnische Bevölkerung im Jahre 881 zum Christentum überzutreten. Tatsächlich ging die Bekehrung der Bevölkerung nur langsam und mühsam voran und erführ durch die Einwanderung der Franken und die Wirren der späteren Völkerwanderungen herbe Rückschläge. Noch im 9. Jahrhundert wurden öffentlich die alten Bräuche der Volksstämme und der römische Götterglauben vermischt und praktiziert und konnten nur nach und nach durch die Ausbreitung der Kölster durch den christlichen Glauben verdrängt werden.
Die Suche nach einer politischen Identität (900–1368)
Die Grafschaft Flandern war der Oberhohheit des franzöischen Königreiches unterstellt. Die Geschichte Roubaix' spiegelt den ereignisreichen und dauerhaften Kampf der Grafen von Flandern wieder, die Befreiung von dieser umstrittenen Herrschaft zu erlangen, die sich besonders durch die auferlegten Steuern auszeichnete. Zudem war Flandern zu dieser Zeit ein Hauptlieferant von Stoffen für ganz Europa und abhängig von der englischen Wolle. Gleichzeitig war das französische Königreich nicht bereit diesen wichtigen Wirtschaftsfaktor an seinen politischen Rivalen zu verlieren.
Das Leben der Herrscher von Roubaix, sowie ihrer Souveränen, wurde von dieser politisch Ambivalenz geprägt. Ihr bescheidenes Herrschaftsgebiet befand sich im Herzen einer Region, in der sich seit Gedenkzeiten gegnerische Völker trafen und bekämpften. Die Anziehungskräfte der verschiedenen Lager teilten die Familien der Region und ließen sie Gegenstand vieler Fehden und Interessenkonflikten werden. So kämpfte ein Herrscher von Roubaix gegen Philipp II. August in der Schlacht bei Bouvines und sein Nachfahre, ein Kapitän der Garnison von Lille im Dienste des französischen Königs, bekämpfte 1340 eine englische Kolonne die sich in der Reichweite seiner Streitmacht befand. Im selben Jahr belagerte jedoch ein englisches Heer unter dem König Edward III. Tournai und machte alle Ortschaften der Region von Tourcoing, Roubaix und Lannoy dem Erdboden gleich.
Der erste bekannte Herrscher von Roubaix war Bernard I., gestorben im Jahre 1119. Sein Sohn Bernard II. erlangte die Würde des Beraters des Grafen von Flandern. Ein weiterer dokumentierter Herrscher, Alard I., teilte das Los seines Herrn Guy de Dampierre, dem Grafen von Flandern, und gereit in der Sporenschlacht bei Compiègne in Gefangenschaft. Im selben Jahr konnte er befreit werden, wurde aber erneut gefangen genommen und als Geisel zur Zusicherung der friedlichen Haltung seines Herren festgehalten. Dieser provisorische Frieden sollte jedoch nur bis zur Schlacht von Mons-en-Pévèle im Jahre 1304 anhalten. Durch den Friedensvertrag von Athis-sur-Orge, der 1305 ratifiziert wurde, fielen die Herrschaftsgebiete von Lille, Douai und Orchies Frankreich zu und die Provinz, die sie bildeten, erhielt den Namen Flandre Wallonne (dt. wallonisches Flandern) oder auch „Gallicante“. Dieser Zustand, der durch den Vertrag von Paris im Jahre 1320 bestätigt wurde, konnte bis 1369 beibehalten werden.
Das Haus von Roubaix (1368–1502)

Der erste Herrscher von Roubaix, dem man eine nennenswerte Rolle in der Geschichte der Stadt zuschreiben kann ist Jean V. (1368-1449). Er begann seine militärische Karriere mit 14 Jahren in der Schlacht bei Roosebeke im Jahre 1382. Durch seine guten Dienste wurde Jean V. ein beträchtliches Vermögen zuteil von dem sein Herrschaftsgebiet direkt profitierte. Im Auftrag des Herzogs von Burgund, Johann Ohnefurcht, setzte er 1414 sieben Verwaltungsräte ein und gab der Stadt ihre erste Administration. Daraufhin erhielt er 1420 das Privileg der obersten Rechtsprechung, womit diese neue kommunale Administration die Unabhängigkeit von Lille erlangte. Nach seinem Tod im Jahre 1449 übernahm sein Sohn Pierre das Erbe und leistete dem Herzog von Burgund gute Dienste. Das Ansehen und das vermehrte Vermögen kam der Stadt zugute. Ein Archivar von Roubaix namens Théodore Leuridan schrieb im 19. Jahrhundert:
- „Das bescheidene Türmchen genügte dem großen Herrn von Roubaix nicht mehr, den eine seltsame Vorliebe in seinem Herrschaftsgebiet von Roubaix bleiben ließ. Er ersetzte ihn durch einen vorzüglichen Wohnsitz, umgeben von Festungsmauern und einem doppelten Graben. Die Burg von Roubaix leistete den Bewohnern große Dienste, die sich mit ihrem Habe und ihrem Vieh dorthin zurückzogen, wenn das Land besetzt wurde.“[1]
Der Ausbau der Burg von Roubaix fand im der Mitte des 15. Jahrhunderts statt. Des Burgareal erstreckte sich von der Grande Place gegenüber der Kirche Saint Martin bis zur heutigen Rue de la Poste hinter dem Rathaus und war von einem Wassergraben umgeben.
Pierre teilte den Bewohnern Ländereien für den Bau einer Wohnsiedlung bei der Burg zu. Diese frühe Siedlung wurde von Gräben und Hecken begrenzt. Die Siedlung entwickelte sich in wenigen Jahren zu einer Stadt, der schließlich auch am 1. November 1469 das Handelsrecht erteilt wurde. Pierres Unterstützung erstreckte sich auch bis auf die Planung und Finanzierung des Baus der Pfarrkirche Saint-Martin, mit der er die neuerworbene Prominenz seines Herrschaftsgebietes hervorheben wollte. Die Errichtung des Kirchturms sollte jedoch nicht vor dem Jahr 1571 vollendet werden. In Erinnerung an seine Pilgerfahrt ins Heilige Land ließ Pierre die Kapelle des Heiligen Grabes bauen, die sich damals auf dem nördlichen Teil des heutigen Place de la Liberté erhob und später durch einen Brand vernichtet wurde. Dieser Kappele wurde ein Hospiz für die Mitglieder der Pfarrgemeinde hinzugefügt.

Pierres einziger Nachkomme war eine Tochter namens Isabella (frz. Isabeau). Noch zu Lebzeiten ihres Vaters gründete sie das Sainte Elisabeth Hospiz, dessen Kloster bis zu 800 Personen beherbergen konnte. Als einizge Erbin eines enormen Vermögens, unterstützte sie dieses Hospiz in einem Umfang, dass es bis in die jüngste Zeit überdauern konnte. In Zeiten großer Armut während des Spätmittelalters spielte das Hospiz eine wichtige Rolle.
Aus der Ehe Isabellas mit Jakob von Luxemburg entsprang drei Töchter und ein Sohn namens François, der in jungen Jahren starb und dessen Mausoleum noch heute in der Kirche Saint Martin zu finden ist. Mit Isabella endete das Haus von Roubaix im Jahre 1502. Genau gesagt fiel das Erbe von Roubaix durch die Hochzeit zwischen Yolande von Luxemburg und Nicolas von Werchin-Barbançon in die Hände der Familie von Werchin.
Revolutionsjahre und Kaiserreich
Im 18. Jahrhundert war Roubaix zu einer regional bedeutenden Marktstadt (frz. Bourg) mit ca. 8.000 Einwohnern herangewachsen. Die Ausbreitung der Stadt ging vom Kern von Roubaix um die kleinen Plätze Petite Place und Place de l'Église an der Église Saint-Martin aus. 1790 wuchs die Stadt in einer Halbkreisform nach Westen, Norden und Osten in einem Radius von 500 Meter um diesen Kern.
Die Basislinie dieses Halbkreises wurde durch die Straßen rue St Georges (heute rue Général Sarrail) und Grande-Rue gebildet. Die Ausbreitung nach Süden wurde durch den Bach Trichon, die Ruinen der Burg und die Überreste des Krankenhauses eingeschränkt. Südlich dieser Achse befanden sich ausschließlich Gehöfte und Bauernhöfe, die nur über Feldwege mit der Stadt verbunden waren. Zu diesen ländlichen Siedlungen gehörten Fresnoy, Fontenoy, Couteaux, Hommelet, Pile, Tilleul, Haut Moulin und etwas weiter entfernt Trois Ponts.
Am 22. Januar 1790 erhielt Roubaix mit der Ernennung Constant-Joseph Florins seinen ersten Bürgermeister. Da Roubaix weitab der großen Handelswege lag, hatten alle äußeren Ereignisse einen verspäteten Einfluss auf die Stadt. Die Armut der Bevölkerung vor der französischen Revolution war jedoch nicht an der Stadt vorbeigegangen. Der Stadtrat richtete einen Fond für die ärmere Bevölkerung ein, in den die Reichen Bürger der Stadt einzahlten. Dieser „freiwillige Einzahlung“ wurde in den darauffolgenden Jahren immer weiter erhöht, um sich der steigenden Armut entgegenzusetzen.
Als 1792 dem revolutionären Frankreich durch die Koalition der Krieg erklärt wurde, entschloss der Stadtrat die Stadt verteidigungsfähig zu machen. So wurde die Stadt nach allen Richtungen mit Schutzwällen, Pallisaden und mannshohe Barrikaden befestigt. Gleichzeitig wurde eine Werkstatt zur Schwarzpulverherstellung in der Burg eingerichtet und eine Nationalgarde mit einer Stärke von 190 Mann aufgestellt. Die Stadt entschloß sich im selben Jahr die bisher dort ansässigen Geistlichen zu tollerieren, erlaubt aber nicht den Geistlichen, die aus ganz Frankreich ins Exil flüchten, in der Stadt Unterschlupf zu finden.
Am 27. Juli 1794 wurde das Stadtgebiet in vier Sektionen eingeteilt, die sich nach den vier Toren der Stadtverteidigung orientieren. Am 22. November 1795 entschied die Stadt aus hygienischen Gründen den Friedhof im Stadtkern aufzugeben und lagerte diesen auf ein 27 Ha großes Gelände in der Nähe der Potennerie im Süden der Stadt aus. 1795 wurden den wohlhabendsten Bewohnern eine Zwangssteuer auferlegt, zum Zweck der Finanzierung der Verteidigungsmaßnahmen. Die staatlichen Auflagen zur Einschränkung der Kirche und der Ausübung des Glaubens erreichten Roubaix nur nach und nach und traten erst 1799 voll in Karft.
1802 schlägt ein Färber vor im Bereich der Brasserie einen kleinen Staudamm und ein Resservoir am Trichon zu erbauen, um sein Gewerbe und das der Wäschereien zu unterstützen. Hier taucht zum ersten Mal das Problem der Wasserversorgung der Stadt auf, das diese die darauffolgenden 60 Jahre beschäftigen sollte.
Die Isolation der Stadt blieb weiterhin bestehen. Der Stadtrat sah aus politischen Gründen keinen Bedarf die Verbindungsstraßen ins benachbarte Brabant oder gar nach Lille und Tourcoing zu verbessern.
Roubaix nach der Restauration
Die Stadt begrüßt die erneute Herrschaft Ludwigs XVIII., auch wenn sie durch diese Regierung die wirtschaftlich wertvollen Beziehungen ins benachbarte Belgien verliert. Im Februar 1817 wird der Stadt durch die Krone jedoch eine Abgabe von 100 Millionen Francs auferlegt, um die Unterbringung der Besatzungstruppen – in Roubaix war ein sächsisches Kontingent stationiert – zu finanzieren.
Urbanisierung und Entwicklung zur Textilhauptstadt
1819 wird die Stadtplanung durch eine Initiative des Präfekten durch den Plan Barbotin neu gestaltet. Die Hauptverkehrswege werden neu ausgelegt, verbreitert und ausgebessert. Zuvor war es nicht möglich, dass zwei Wagen sich ungehindert kreuzten. So wurde die rue Pellart auf eine Breite von sieben Meter gebracht. Diese städtischen Baumaßnahmen zogen sich bis August 1821 hin. Da auch die Verbindungsstraßen zu den einzelnen Gehöften und Dörfern der Gemeinde verbessert werden sollten entschloss der Stadtrat 1822 diese bisher unbefestigten Handelswege auf einer breite von 66 cm zu Pflastern. Der Stadtrat erkannte im selben Jahr, dass die Handelsbeziehungen unter dem verspäteten Eintreffen der Post aus der zentrale in Lille litten. 1824 endlich erhielt Roubaix eine eigene kleine Poststelle, die in der Polizeiwache untergebracht wurde.
„In Roubaix konnte ich mich von der außergewöhnlichen Ausdehnung überzeugen, die unsere Industrie im Norden erfuhr. Der Lärm der Maschinen [...], der Mühlen martert foltert hier den Kopf; es gibt keine entlegene Ecke eines Dachbodens oder Kellers, der nicht von der Industrie eingenommen wird.“ So äußerte sich der Politiker und Schriftsteller Victor-Joseph Étienne de Jouy nach einem Besuch in Roubaix im Jahr 1821. Vor allem die im Norden Frankreichs traditionsreiche Textilindustrie erfährt einen durch die Industrialisierung eine wahre technische Revolution und dominiert das wirtschaftliche Leben der Stadt.
Im paradoxen Gegensatz zur immer stärker anwachsenen Industrialisierung der Stadt, steht ihre Verbindung zu umliegenden Städten. Nachdem ettliche Anträge zum Bau einer Verkehrsverbindung mit Tourcoing Abgelehnt wurden, baute die Gemeinde Tourcoing 1829 mit eigenen Mitteln die Straße nach Roubaix, die die bisherige Verbindung um eine Fahrzeit von 30 Minuten verkürzte. Daraus entstand die rue Tourcoing. Bis auf einige kleinere Verbindungen hatte Roubaix jedoch bis fast zur Mitte des 19. Jahrhunderts keine ausgebaute Straßenverbindung mit Lille, Tourcoing oder Lannoy. Nur die Nachbardörfer Mouvaux und Wattrelos waren mit der Stadt verbunden. So blieb durch die Isolierung eine Urbanisierung Roubaix' bis zu diesem Zeitpunkt aus.
Diese lokalen Schwierigkeiten verhinderten jedoch nicht den großen Aufschwung der Textilindustrie. Textilhersteller wie Allart-Rousseau und Amédée Prouvost führten neue Herstellungstechniken ein, die die Qualität der Stoffe verbesserte und sie auf dem von Großbritannien dominierten Weltmarkt konkurrenzfähig zu machen. Auch die Entdeckung der Chemie als Ersatz tierischer und pflanzlicher Farbstoffe trug zum Wachstum der Branche bei. Roubaix wird zur „Stadt der 1.000 Schornsteine“ (frz. ville aux 1.000 cheminées) und zum „französischen Manchester“ (frz. la Manchester française).
Roubaix schüttelt die Isolierung ab
Im Jahre 1835 beginnt Roubaix sich nach Südwesten bis zu rue de l'Alouette, nach Nordosten bis zur rue des Lignes, im Norden bis zur rue Saint Joseph, und nach Osten bis zum Bach Galon d'Eau. Auch die ürsprüngliche Achse nach Süden wurde überschritten. So breitete sich die Stadt auch in Richtung Lannoy (Südosten) und nach Süden bis zur heutigen rue de la Poste aus.
1838 wurde der Bau einer Eisenbahntrasse von Lille nach Tourcoing und Mouscron beantragt. Die Trasse sollte über Mouvaux und nicht Roubaix verlaufen, was den Einspruch der Roubaisiens hervorrief. Nach langen Diskussionen einigte man sich über den heute noch bestehenden Verlauf über Roubaix. Im selben Jahr reichte der Stadtrat eine Stadtplanung ein, die die Ausbreitung der Stadt um 200 Straßen in einem Zeitrahmen von 100 (!) Jahren vorsah. Dieser bescheidene Plan wurde bereits in 25 Jahren vollbracht (1900 besaß Roubaix bereits 500 Straßen und 1250 Nebenstraßen und 1962 548 Straßen und 922 Nebenstraßen). Dies geht vor allem auf den explosionsartigen Zuwachs der Bevölkerung: zwischen 1815 und 1880 verviertfacht sich die Einwohnerzahl zweimal und erreicht 1990 schließlich 120.000 Einwohner.
1840 stellte die Stadt fest, dass die zentrale Kirche Église Saint-Martin bis zu 3.000 Personen aufnehmen konnten. Bei zahlreichen Messen befand sich jedoch die gleiche Anzahl von Personen außerhalb der Kirche. So wurde der Bau einer zweiten Kirche beschlossen, der Notre-Dame an der rue des Lignes im Nordwesten der Stadt, sowie eine Erweiterung der Église Saint-Martin, die 1856 begann.
1847 litt die Stadt unter einer Arbeitslosenkriese und die Bevölkerung unter großer Armut. Baumaußnahmen wurden nahzu vollkommen eingestellt. Die Behörde zur Unterstützung der Armen erhielt vom Staat eine Subvention in Höhe von 10,000 Francs. Außerdem beschloss der Stadtrat den Bau eines provisorischen Krankenhauses, dass bis Mitte der 1990er Jahre als Hôpital de Blanchemaille bekannt war und am Bahnhof von Roubaix lag, bis das baufällige Gebäude abgerissen wurde. Napoléon III. hatte den Wunsch geäußert den ersten Stein des Baus zu legen und das Hospiz trug bis 1870 seinen Namen. Die Krise konnte erst 1849 überwunden werden und die Stadt begann sich nur langsam zu erholen.
Belle Époque und wirtschaftlicher Höhepunkt

Innerhalb von 100 Jahren war die Einwohnerzahl von 8.000 auf 120.000 Einwohner angestiegen. Die Todesrate hingegen hatte sich allein in den letzten zehn Jahren vervierfacht und zwang die Stadt zur Eröffnung eines neuen 2 Ha großen Friedhofes im Bereich der heutigen Place Nadaud im Nordosten der Stadt.
25 Jahre zuvor hatten die umliegenden, doch von Roubaix abhängigen Dörfer eine eingenständige Gemeindebildung durchgesetzt. So entstand eine Trennung zwischen Roubaix-ville (-Stadt) und Roubaix-campagne (-Land). Im Zuge der fortschreitenden Industrialisierung wurde diese Trennung immer stärker sichtbar. Erst 1857 wurde festgestellt, dass das Wohl der umliegenden Dörfer der Gemeinde sich positiv auf das Wohl der Stadt auswirkt. Man konzentrierte sich vermehrt auf die Verbesserung der Verkehrs- und Handelsverbindungen. Die Stadt breitete sich weiter nach Süden aus. Besonders das Wachstum der Ziegelbrennereien brachte einen großen Ankauf von Land im Süden mit sich, das dann im weiteren Verlauf mir Wohnhäusern bebaut wurde. Die Arbeiterwohnhäuser wurden häufig in direkter Nachbarschaft ihrer Arbeitsstätten gebaut. Doch auch die Industriellen ließen sich in der Stadt nieder und so war es nicht unüblich, dass die ärmlichen Arbeiterwohnhäuser in unmittelbarer Nähe der Villen reicher Fabrikanten und der großen Industrieanlagen standen.
Die wachsende Bevölkerung brachte erneut das Thema der Wasserversorgung der Stadt auf. Das durch die Industrie belastete Wasser des Trichon genügte schon lange nicht mehr. Es wurde eine Firma damit beauftragt Wasser aus der Lys nach Roubaix zu befördern.
Obwohl die Anzahl der Spinnereien und Textilhersteller von 1860 bis 1900 um ungefähr die Hälfte gesunken war, stieg die Produktionskraft aufgrund des technischen Fortschrittes und der entgültigen Dominanz großer Produktionsstätten gegenüber den vielen kleinen Hersteller immer weiter an.
Die Internationale Textilausstellung in Roubaix
Das Jahr 1911 markiert für Roubaix den Höhepunkt seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung. Am selben Tag der Einweihung des neuen Rathauses, dessen Gestaltung ein Tribut an die handwerklichen und gewerblichen Köperschaften der Stadt darstellt, empfängt Roubaix die Internationale Textilausstellung im Parc Barbieux. Diese Parkanlage unweit des Stadtzentrums, in zwei Bauphasen (1878–88 und 1903–06) entstanden und zur grünen Lunge der Industriestadt herangewachsen, beherbergt 3.429 Aussteller und 775.433 Besucher.
Die Weltkriege und der wirtschaftliche Niedergang
Von herausstechenden Projekten wie dem Parc Barbieux, hatte die Stadt während ihres rasanten Wachstums wenig Wert auf Schönheit, Künste und Kultur gelegt. Der gewonnene Wohlstand erlaubte es nun die – nur sehr kurze – Belle Époque Roubaix' einzuleuten. Zwei Weltkriege und eine wirtschaftliche Krise sollten dieser neuen Entwicklung ein jähes Ende bereiten. Es entstanden jedoch, auch noch nach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche Gebäude, die Zeuge dieses gesellschaftlichen Umdenkens sind. Hier kann besonders das in den 20er Jahren errichtete Schwimmbad im Art-Déco-Stil genannt werden, dass heute das Museum für Kunst und Gewerbe beherbergt.
Der Erste Welrkrieg und die schwere Zwischenkriegszeit
Am 9. Oktober 1914 wurde die Bevölkerung Roubaix' aufgefordert die Stadt vor den schnell heranrückenden deutschen Truppen zu räumen. Der nationale Schockzustand wegen des unerwarteten Einmarsches machten auch vor Roubaix nicht halt. Am 14. Oktober besetzte das bayerische 165. Infanterieregiment die Stadt. Nach vier Jahren der militärischen Verwaltung unter Oberstleutnant Hoffmann, wird Roubaix am 17. Oktober 1918 wieder befreit. Doch während der Okkupation wurde die Stadt systematisch geplündert und wirtschaftlich geschwächt: Rohstoffe, Maschinen und Textilprodukte werden konfisziert. Der Minister für den Wiederaufbau, Louis Loucheur, sagte: „Der gesamte Reichtum der Region, eine der wohlhabensten Frankreichs, wurde vernichtet.“ Zusätzlich zur Plünderung und Vernichtung der Produktionsstätten, hatten sich nach vier Jahren des Produktionsausfalles die Abnehmer sich an andere Textilhersteller gewandt.
Ein schneller Wiederaufbau ermöglichte jedoch das Wiedererlagen der Produktionsraten der Vorkriegszeit im Jahr 1922 und der nationalen Führung als Textilzentrum im Jahr 1927. Der Zusammenbruch der Börse an der Wall Street im Jahr 1929 hatte jedoch auch auf Roubaix katastophale Auswirkungen. Die Wirkung des Börsenkrachs stellte sich in Roubaix aufgrund der engen Verknüpfung mit dem britischen Markt im September 1931 mit der Inflation des Pfund Sterling ein. Seit Anfang 1932 brach auch der Export ein, der bislang von guten Wechselkursen profitiert hatte. In den Jahren 1936/37 erreichte die Arbeitslosenzahl nach Jahren der Geschäfts- und Firmenschließungen ihren Höhepunkt.
Der Zweite Weltkrieg und der entgültige Niedergang
Am 24. Mai 1940 wird Roubaix erneut von deutschen Truppen besetzt, nachdem diese innerhalb weniger Wochen in Frankreich einmarschiert waren. Bis Juni 1940 war der Großteil der Bevökerung Roubaix' geflüchtet: von 122.000 Einwohnern verblieben nur 15.000 in der Stadt. Die Wirren und Zerstörungen der ersten Kriegstage wurde durch Flüchtlingsmassen und anschließend durch die Errichtung einer Verbotenen Zone verschlimmert, die sich von der belgischen Grenze bis zur Somme erstreckte, die die Region Nord-Pas-de-Calais von Frankreich abschnitt und eine erneute systematische Plünderung der Stadt ermöglichte. Im Laufe der Besatungszeit wurde die Industrie der Stadt unter besonderen Auflagen und hohem Geldeinsatz der Industriellen wieder in Gang gesetzt, die Produktion litt jedoch unter erheblichen Versorgungsschwierigkeiten.
Roubaix' profitierte während der ersten beiden Nachkriegsjahre von einer allgemeinen Aufschwungstimmung, die jedoch ab 1949 ihren Elan verlor und die Wirtschaft der Stadt mit sich riss. Nachdem sich moderne Geister gegenüber den Vertretern „ehemaliger“ Werte durchsetzten und die Standards und Ausrüstungen der Produktionsstätten modernisierten, konnte der Niedergang der Textilindustrie kurzzeitig aufgehalten werden. Zusätzlich förderten der zusammenwachsende europäsische Markt, neue Produktionstechniken und Materialien (u. a. Polyamid, Polypropylen, Elastomer und Polyester) sowie die automatisierung der Maschienen den Aufschwung der späten 50er und frühen 60er Jahre.
Literatur
- Michel David (u.a.): Roubaix: cinquante ans de transformations urbaines et de mutations sociales. Presses Universitaires du Septentrion, Villeneuve d'Ascq, 2006, ISBN 2-85939-926-7
- Théodore Leuridan: Histoire des seigneurs et de la seigneurie de Roubaix'. Les Editions de la Tour Gile, Roubaix, 1962, ISBN 2-87802-197-5
- Gaston Motte: l'Urbanisation de Roubaix au XIXeme Siècle. Société d'Émulation de Roubaix, 1964
- Philippe Waret und Jean-Pierre Popelier: Roubaix de A à Z. Editions Alain Sutton, Saint-Cyr-sur-Loire, 2006. ISBN 2-84910-459-0
Weblinks
- Zusammenfassung der Geschichte von Roubaix auf www.nordmag.fr (französisch)
- Private Webseite mit umfangreichen Informationen zur Geschichte der Stadt auf www.lycos.fr (französisch)
- Private Webseite zur Geschichte der Stadt (französisch/englisch)
Anmerkungen
- ↑ Théodore Leuridan: Histoire de des Seigneurs et des la Seigneurie de Roubaix