Adneter Marmor
Der Adneter Marmor ist im petrologischen Sinne ein Kalkstein und kein Marmor. Das Gesteinsvorkommen befindet sich in Adnet, einer Gemeinde im Salzburger Land im Bezirk Hallein in Österreich.
Die Bezeichnung dieses Natursteins als Marmor hat historische Wurzeln und kann deshalb weiter verwendet werden. Es handelt sich um ein Gestein, dessen Verwendung eine lange geschichtliche Tradition im Mitteleuropa vorzuweisen hat. Durch seine unterschiedliche Farbgebung und sein Dekor war es als Denkmalgestein sehr begehrt. Neben zahlreichen steinerne Bildwerke und Bauschmuckelemente, arbeiteten Veit Stoß, Tilman Riemenschneider und Niclaes Gerhaert van Leyden Meisterwerke aus Adneter Marmor.
Geschichte


Schon die Römer haben den Kalkstein ab dem 2. Jahrhundert abgebaut und für Reliefs, Bau- und profilierte Werksteine sowie Mosaiken verwendet. Im Salzburger Museum sind drei Steinblöcke mit Reliefdarstellungen aus dieser Zeit ausgestellt. In der Vorromanik und Romanik wurden aus diesem Stein vor allem Reliefgestaltungen hergestellt und seine häufigste Verwendung erfolgte in der Gotik. Ein erster schriftlichen Beleg für das Vorhandensein von Steinbrüchen stammt aus dem Jahre 1420.[1] In den nachfolgenden Zeiten war das Gestein nachgefragt. Lediglich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Nachfrage stark nachgelassen, was sich in Schließungen von Steinbrüchen widerspiegelt.
Entstehung und Mineralbestand
Entstanden ist das Gestein als Ablagerungen im Mesozoikum aus Kalkschalen und Skeletten abgestorbener Tiere sowie Kalkgerüste von Pflanzen im Meer; die sogenannten Riff- und Korallenkalke entstanden im Trias. Letztere werden in Adnet als Tropfmarmore bezeichnet.
Dieser Kalkstein besteht ganz überwiegend aus Calcit, den Kristallisationsformen des Calciumcarbonat (kohlensaures Calcium CaCO3). In mehr oder minder schwankenden Anteilen kommen Eisenoxide vor, wie Hämatit, das rötlich bis rot oder Limonit, das das Adneter Gestein gelb bis braun färbt.
Natursteinsorten
Früher hatten viele Adneter Bauern ihren eigenen Steinbruch, heutzutage wird nur noch wenig Adneter Marmor abgebaut. Insgesamt gibt es ca 10-20 Steinbrüche (einige davon relativ versteckt im Wald). Heute (2008) nur noch in cirka 5 Steinbrüchen Marmor abgebaut.
Die Besitzer der Steinbrüche sind namensgebend: Nach dem Bauern Urbano (Urbano-Licht, oder auch Urbano-Rosa), ein Knollenkalkstein ist nach dem Bauern Mozauer oder nach Schnöll Schnöllmarmor oder Rotgrau-Schnöll benannt. Diese Namensgebung ist traditionell in allen Steinabbaugebieten verbreitet.
Die sogenannten Tropfmarmore werden entsprechend ihrer Färbung in Hell-, Rot-, Grau- Grün- oder Lebertropf unterschieden. Der Lebertropf mit violetter Färbung ist relativ selten.
Wegen der typischen Zeichnung werden einige Sorten Scheck-Marmore genannt und die Farbe vorangestellt, wie zum Beispiel Rot-Scheck und Grün-Scheck.
Bedeutende Bildwerke
Veit Stoß, Tilman Riemenschneider, die im Mittelalter eine Reihe berühmte kunsthistorischer Bildwerke schnitzten, schlugen aus diesem Stein einige wenige überaus bemerkenswerte Steinbildhauerarbeiten. Insbesondere die meisterlich von Riemenschneider geschaffenen Antlitze in Adneter Marmor im Würzburger Dom zeigen den Übergang von Spätgotk zur Renaissance in beispielhafter Weise. Des Weiteren ist das spätgotische Meisterwerk, die Thumba von Niclaes Gerhaert van Leyden des Kaisers Friedrich III.im Stephansdom zu nennen.
- Steinbildhauerarbeiten aus Adneter Marmor
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Das Anlitz von Bischof Lorenz von Bibra im Dom von Würzburg (Tilman Riemenschneider)
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Das Antlitz von Bischof Rudolf II. von Scherenberg im Dom von Würzburg von Tilman Riemenschneider
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Tumba im Stephansdom in Wien von Kaiser Friedrich III. von Niclaes Gerhaert van Leyden
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Grabstein von Johannes Tulbeck aus Rot-Scheck in der Frauenkirche München
Werke (Auswahl)
Bedeutende Arbeiten aus Adneter Marmor finden sich im Parlamentsgebäude in Wien, auf Festung Hohensalzburg, in der Stiftskirche zu St. Peter in Salzburg und befanden sich in der Neuen Reichskanzlei im Berlin. In zahlreichen österreichischen Bauten, wie z. B. Stiftsbauten und Klöstern befinden sich Altäre, Epitaphe, Wappensteine und Grabmale, wie z. B. in Melk, Klosterneuburg, Heiligenkreuz, Zwettl, Altenburg, St. Pölten, Lilienfeld, Mariazell, Graz, Eisenwurzen, Steyr, Kremsmünster, Lienz, Hallein usw.. Ferner sind zahlreiche historische Taufsteine, Bildstöcke und Marterl aus diesem Stein geformt.
- Parlamentsgebäude (Wien): 24 kannelierte monolitische Säulen mit 1,10 m Durchmesser und 8,50 m Höhe. Das Gewicht der Säulen aus Rotgrau-Schnöll beträgt cirka 18 Tonnen
- Pfarrkirche Adnet: Säulen, Altar, Baluster, Bodenbelag
- Stephansdom in Wien: Tumba von Kaiser Kaiser Friedrich III.. Sein Grabmal im Wiener Stephansdom von Niclaes Gerhaert van Leyden ist eines der bedeutendsten plastischen Kunstwerke des Spätmittelalters. Ferner ein spätgotischer Taufstein, Füchselbaldachin, die Tumba für Herzog Rudolf II. und Herzogin Katharina und der Tabernakel am Hauptaltar.
- Hofkirche in Innsbruck: Kenotaph von Kaiser Maximilian I. und Säulen
- Marienkirche (Krakau): Tumba und Baldachin von König Kasimir Jagiello von Veit Stoß
- Dom zu Gniezno: Tumba des Bischofs Oleśnicki von Veit Stoß
- Wroclaw: Tumba des Bischofs Piotr z Bnina Moszyński von Veit Stoß
- Frauenkirche in München: Grabplatte des Kaisers Ludwig IV. der Bayer und von Johannes IV. Tulbeck
- Bamberger Dom Tumba von Kaiser Heinrich II. und Kunigunde von Tilman Riemenschneider
- Dom St. Kilian Würzburg: Tumba von Bischof Rudolf II. von Scherenberg und Bischof Lorenz von Bibra von Tilman Riemenschneider
- Mariendom zu Freising: Außenportal (siehe Abbildung)
- Mariensäule auf dem Marienplatz in München: (Ein Monolith mit 5 m Höhe aus Rot-Scheck, der der geodätische Punkt Bayerns ist und den Ort für die Intronisation der Erzbischöfe von München und Freising bildet)
- Karmeliterkirche zu Straubing: Tumba von Herzog Albrecht II.
- Kloster Sankt Zeno Reichenhall: Kanzel mit vier Evangelistensymbolen
- St.-Lorenz-Kirche in Nürnberg: Epitaph von Kunz Horn
- Dom in Speyer: Kaiserdenkmal (Fragmente)
Literatur
- Franz Kretschmer, Heimatbuch Adnet, Marmor. Bd. I, hrsg. v. Salzburger Bildungswerk, Salzburg 1886.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Franz Kretschmer, Heimatbuch, S. 20, siehe Lit.