Prostataspezifisches Antigen
Mit der Einführung des PSA-Screenings konnte ein entscheidender Durchbruch in der Diagnostizierbarkeit des Prostatakarzinoms erzielt werden.
Das prostataspezifische Antigen ist ein wichtiger Tumormarker, der für die Diagnose des Prostatakarzinoms und zur Verlaufskontrolle von entscheidender Bedeutung ist.
Denn während der Tastbefund - der als digitale rektale Untersuchung der Prostata bezeichnet wird - in nur 1,45 - 3,3% zur Erkennung von Frühstadien beiträgt, liegt die Erkennungsrate bei der PSA-Bestimmung bei 4,6%. Werden beide Methoden kombiniert, steigt die Erkennungsrate auf 5,8%. Dabei konnte der nachhaltige Nutzen des PSA-Massenscreenings eindrücklich belegt werden: Kein anderer Tumormarker hatte bislang derartige Auswirkungen auf die Erstdiagnose einer Krebserkrankung, das Tumorstadium bei der Erstdiagnose sowie die daraus resultierende Sterblichkeit aufgrund einer Krebserkrankung.
Zu allgemeinen Problemen von Screening-Untersuchungen und der Früherkennung von Krankheiten siehe dort.
So stieg in den Jahren nach der Einführung des PSA-Screenings in den USA die Diagnose des Prostatakarzinoms über einige Jahre, um zuletzt auf gleichem Niveau zu verharren.
Nun könnte man argumentieren, dass dabei eben viele Karzinome erfasst wurden, die dem Patienten selbst während seines Lebens nie Probleme bereitet hätten - allerdings konnte die Rate an fortgeschrittenen Karzinomen damit deutlich gesenkt werden. Studien, die einen Vorteil des PSA-Screenings eindeutig beweisen, stehen jedoch noch aus, sodass keine generelle Empfehlung gegeben wird, das PSA-Screening bei Vorsorgeuntersuchungen mit einzubeziehen.
Folgende Probleme werden diskutiert:
- Der Grenzwert, der zu einer weitergehenden Abklärung führen soll, wird mit 4,0 ng/ml angegeben, da darunter zu viele (letztlich sinnlose) Abklärungen aufgrund falsch positiver Befunde durchgeführt werden müssten. Denn das PSA ist zwar ein organspezifischer Marker, allerdings nicht krankheitsspezifisch. D.h., dass er beinahe ausschließlich auf eine Erkrankung der Prostata hinweist, allerdings auch bei der gutartigen, sog. benignen Prostatahyperplasie ebenso erhöht sein kann wie bei einer Entzündung, der sog. Prostatitis. Mit der Einführung dieses Grenzwertes wurden somit die falsch positiven Befundergebnsisse wesentlich eingeschränkt, aber nicht ausgeschlossen.
- Andererseits haben 20% der Patienten bei der Erstdiagnose eines Prostatakarzinoms ein PSA unter 4%, wobei davon wieder ca. 40% einen Gleason-Score über 6 aufweisen und damit als besonders aggressiv einzuschätzen sind.
Die Anstrengungen, die Aussagekraft des PSA-Screenings zu erhöhen führten schließlich dazu, dass heute das freie PSA in die Untersuchungsroutine mit einbezogen wird: PSA ist im Blut als freies und als gebundenes PSA nachweisbar, beide zusammen werden als das Gesamt-PSA gemessen. Dieses alleine besitzt aus den oben angegebenen Gründen eine unzureichende diagnostische Aussagekraft. Der Quotient aus freiem und gebundenem PSA erhöht jedoch die Spezifität - d.h. die krankheitsspezifische Trefferquote - vor allem im Grenzbereich zwischen 4.0 und 10.0 ng/ml, da der Anteil des freien PSA bei Vorliegen eine Prostatakarzinoms kleiner ist. Je niedriger somit diese Verhältniszahl, umso höher die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Prostatakarzinoms.