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Wiese (Fluss)

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Wiese
Die Wiese bei Hausen

Die Wiese bei Hausen

Daten
Lage Baden-Württemberg, Deutschland
Flusssystem Rhein
Ursprung verschiedene Quellen am Südhang des Feldberg und am Nordhang der Grafenmatt
Quellhöhe 1200 m ü. NN
Flussmündung im Basler Stadtteil Kleinhüningen
Mündungshöhe ca. 240 m ü. NN
Höhenunterschied ca.  ca. 950 m

Bitte Sohlgefälle manuell eingeben, da im Höhenunterschied auch Buchstaben enthalten sind.Vorlage:Infobox Fluss/HÖHENUNTERSCHIED mit Buchstaben

Länge Längenangabe ist keine Zahl
Einzugsgebiet Einzugsgebiet ist keine Zahl
Linke Nebenflüsse Prägbach, Angenbach
Rechte Nebenflüsse Wiedenbach, Böllenbach, Kleine Wiese, Steinenbach

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Die Wiese ist nach der Kinzig, der Elz und der Murg im Nordschwarzwald der viertlängste Fluss im Schwarzwald. Sie entspringt am Feldberg unmittelbar bei Feldberg-Ort auf 1200 m Höhe und fließt in südlicher Richtung durch das Wiesental bis sie nach etwa 55 km in Basel auf 244 m Höhe in den Rhein mündet.

Größter Zufluss ist die Kleine Wiese, die vom Belchen südwärts fließt und westlich von Schopfheim in die Wiese mündet.

Flusslauf

Vom Feldberg kommend fließt die Wiese eingezwängt von den steilen Berghängen des Hochschwarzwaldes durch die Todtnauer Ortsteile Fahl und Brandenberg und durch Todtnau. Von dort fließt sie nach Schlechtnau, an Gschwend vorbei, durch die Orte Utzenfeld, Schönau im Schwarzwald, Wembach, Fröhnd, und schließlich durch die Zeller Stadtteile Mambach, Atzenbach sowie Zell.

Zwischen den beiden Basler Quartieren Kleinhüningen und Klybeck mündet die Wiese in den Rhein

Zwischen Zell und Hausen öffnet sich das schmale Wiesental zu einer breiten Ebene, in der die Wiese an den Orten Fahrnau, Schopfheim, Gündenhausen, Maulburg, Höllstein, Steinen vorbei fließt und letztlich auch die Lörracher Stadtteile Hauingen, Brombach, Haagen, Tumringen, Lörrach sowie Stetten passiert.

Hinter der Stettener Eisenbahnbrücke verlässt die Wiese deutsches Territorium und fließt die letzten sechs Kilometer auf schweizer Boden über die Gemarkung der Gemeinde Riehen, um dann schließlich im schweizerischen Kleinbasel in den Rhein zu münden. Die Gemeinde Weil am Rhein grenzt faktisch überhaupt nicht mehr an die Wiese, besitzt aber über den Weiler Mühleteich einen Zugang zum Wasser der Wiese.

Die Städte und Gemeinden des Wiesentals gehören sämtlich zum Landkreis Lörrach, mit Ausnahme von Riehen und Basel in der Schweiz.

Geomorphologie

Seit der Entstehung des Schwarzwaldes und seiner Ausläufer während der geologischen Hebungsvorgänge des oberrheinischen Grabenbruchs, hat die Wiese durch ihr stete Erosions- und Sedimentationsarbeit die Landschaft im Südschwarzwald geformt.

In jüngerer erdgeschichtlicher Zeit haben vor allem die Wechsel von Warm- und Kaltzeiten im Pleistozän das Erscheinungsbild des Wiesentales geprägt. Nach dem Ende der letzten Eiszeit, der Würmeiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, war das Tal der Wiese durch den Schotter und das Geschiebe des Wiesengletschers aufgefüllt worden und bildete den Talgrund etwa 20-30 Meter oberhalb des heutigen Niveaus.

Durch das Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher wurden große Schmelzwassermengen freigesetzt, worauf hin sich die Wiese bis zu 15 Meter unter das heutige Niveau eingrub. Nach abermaliger Aufschotterung und Bildung der heutigen Niederterrasse vor etwa 2500 bis 6000 Jahren schuf die Wiese durch erneutes Eingraben den heutigen Talboden mit den Wiesenauen, in denen der Fluss breit mäandrieren konnte.

Im Bereich des Flussdeltas der Wiese wirkten die eiszeitlichen Flussablagerungen so stark auf den Verlauf des Rheins ein, dass das Flussbett des Rheins um rund 5 km nach Südwesten abgedrängt wurde, wo es heute im charakteristisch geformten Rheinknie liegt. In Kleinbasel, unterhalb der Riehenringbrücke, wurde die Wiese wiederum von einer anstehenden Nagelfluhbank abgedrängt, welche den markanten 90° Knick im Unterlauf der Wiese bewirkte.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts floss die Wiese von ihrer Quelle im Schwarzwald bis zu ihrer Mündung in den Rhein weitgehend unreguliert, pendelte zwischen den Hochgestanden der Niederterrasse und suchte sich ihren Weg durch die Kies- und Sandbänke der Flussauen. Die alljährlich auftretenden Hochwasser sorgten immer wieder für eine Änderung des Flusslaufes. Einzig die Wiesenwuhre, welche Nutzwasser für Landwirtschaft, Gewerbe und Handwerk und später auch für die Wiesentäler und Kleinbasler Industrie abzweigten, stellten sich dem Wiesenfluss in den Weg und leiteten einen nicht unerheblichen Teil des Wiesenwassers in die verschiedenen Gewerbekanäle. Im Wiesental ist als Synonym für Gewerbekanal der Ausdruck Teich bzw. auf alemannisch/baseldytsch Tych/Dich gebräulich.

Hydrodynamik

Wassereinzugsgebiet und Flusssystem der Wiese

Das Wassereinzugsgebiet der Wiese beträgt 458 km²[1] und weist eine typische langgestreckte Form und gleichmäßige Breite auf. Im Oberlauf wird die Wiese von verschiedenen Bächen gespiesen, rechtsseitig unter anderem von Wiedenbach und Böllenbach, linksseitig von Prägbach und Angenbach. Bei Maulburg mündet die Kleine Wiese, sie ist der größte und längste Zufluss. Der letzte größere Zufluss, der Steinenbach mündet bei Hauingen in die Wiese.

Die mittleren Jahresniederschläge innerhalb des Einzugsgebiet variieren zwischen etwa 2000 mm (liter/m²) gemessen im Feldberggebiet und 882 mm in Lörrach. Tendenziell nehmen die Niederschlagsmengen von Westen nach Osten und von Norden nach Süden hin ab. Die größten Niederschläge fallen meist in den Monaten November bis Januar, wobei sie dann in den Schwarzwaldlagen meist als Schnee fallen.

Bedingt durch das ausgeprägte Flussrelief, die geringe Speicherkapazität des Einzugsgebietes im Oberlauf und die Kombination von plötzlicher Schneeschmelze durch Warmlufteinbrüche und ergiebigen Regenfällen, kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu schweren Überschwemmungen, die große Schäden an Mensch und Land verursachten. Die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrenden starken Hochwasser wurden von den Zeitgenossen auf die rücksichtslose Abholzung der Wälder im kleinen und großen Wiesental und die öden und wertlosen Flächen am Feldberg und Belchen zurückgeführt, die offenbar das Wasser nicht mehr in bisherigem Maße speichern konnten.[2]

Über das Jahr gesehen führt die Wiese Mitte Dezember sowie von Mitte März bis Mitte April am meisten und im August am wenigsten Wasser.[3] Die mittlere Abflussmenge in Kleinhüningen beträgt 11,3 m³/s. Das eidgenössische Bundesamt für Umwelt hat innerhalb des Zeitraumes von 1933-2006, im Jahre 1944 die höchste Abflussmenge mit 342,5 m³/s gemessen. Mit Ereignissen dieser Größenordnung ist allerdings nur alle 200 Jahre zu rechnen.[4]

Bemerkenswerte Hochwasser

Datum Pegelstand und Wasserabfluss Hochwasserdetails
20.02.1999 100 m³/s (Basel)
Datei:Maulburger Hochwasser 1999.jpg
Das Wiesehochwasser richtete vor allem in Maulburg große Schäden an. Am Maulburger Wuhr brach die Wiese aus ihrem Bett aus und riss an ihrem rechten Ufer die Uferbefestigung bis zu einer Tiefe von 30 bis 50 Metern heraus. Die weggerissene Flussverbauung wurde nur am linken Ufer saniert. Die vom Wiesenwasser umspülten Kiesbänke und Sandstrände bei Maulburg sind zu einem beliebten Naherholungsgebiet geworden.
22.12.1991 246 cm, 160 m³/s (Zell), etwa 170 m³/s (Basel) Das Weihnachtshochwasser von 1991 ist eines der höchsten der letzten 20 Jahre.
09.04.1983 340 cm (Zell), etwa 150 m³/s (Basel) Historisches Hochwasser
25.02.1957 332 cm (Zell), etwa 230 m³/s (Basel)
27.11.1944 342,5 m³/s (Basel) Historisches Hochwasser, zerstörte u.a. das Haagener Wehr
28.12.1882 450 m³/s (Basel) Das Weihnachtshochwasser muss eines der schlimmsten historischen Hochwasser gewesen sein. Hochrechnungen ergaben, dass die Wiese im Riehener Bann bis zu 450m³/s Wasser in der Spitze mit sich geführt haben muss. Dieses Hochwasser richtete in Riehen große Schäden an und war mit der Auslöser für die konsequente Umsetzung der Korrektionsarbeiten in den Langen Erlen.[5] Auch flussaufwärts wurden Wuhre, Brücken und Uferbefestigungen zerstört. Beim Einsturz der Tumringer Wiesenbrücke kamen mehr als ein Dutzend Schaulustige, die sich auf der Brücke aufgehalten haben, ums Leben.
14./15.02.1877 In der Nacht vom 14. auf den 15. Februar durchbrach die Wiese den Damm am Brombacher Kanal, fraß den Bahndamm an und umging das Haagener Wehr, dessen linker Teil weggerissen wurde. Weiter flussabwärts wurde die Haagener Brücke weggerissen. Die Wiese fraß auf Haagener Seit das gesamte Vorland weg bis sie schließlich gegen die nördliche Giebelwand des Gasthaus zur Wiese prallte und diese einriß. Für die Gemeinde Haagen, die Wuhrgenossenschaft, die Mattenbesitzer und den Wiesenwirt bezifferte sich in die Hunderttausende von Mark.[6] Was beim Umfliessen eines Wuhrs passieren kann, sieht man auf Fotos des Maulburger Hochwassers von 1999.

Nutzgewässer und Wirtschaftsfaktor

Wohl seit der Besiedlung des Wiesentals durch die Alemannen wurde die Wiese für land- und fischereiwirtschaftliche sowie gewerbliche und ab dem 18. Jahrhundert auch für industrielle Zwecke genutzt.

Fischerei

Die Wiesemündung bei Kleinhüningen, zu sehen sind Fischer bei der Arbeit mit Kescher, Reusen und Netzen, im Hintergrund Schloss Klybeck und Basel

Die Wiese war seit Menschengedenken ein sehr fischreiches Gewässer. Die zahlreichen Seitenarme, das kiesige Flussbett, die Schatten spendenden Auenwäldchen und die Strömungsverhältnisse boten zahlreichen Fischen und anderen Wasserlebewesen optimale Lebensbedingungen. In vielen Chroniken wird auf die Vielfalt und Menge vor allem von Salmoniden hingewiesen. Im Frühmittelalter waren die Fischgründe noch für jedermann frei zugänglich, spätestens seit der Anwendung des fränkischen Königsrechts wurde die Fischweid eingeführt, mit der die Allgemeinnutzung des Flusses verboten wurde.

Im Gemeindewappen von Haagen erinnert der Fisch an das Vorrecht der Hoffischer von Rötteln und Haagen während der hohen Fischweid die Gewässer der Vogtei Rötteln befischen zu dürfen

Im 15. Jahrhundert vergaben die Röttler Markgrafen sämtliche Fischereirechte von Hausen bis nach Kleinhüningen (mit Ausnahme von Stetten). Besonders reich an Fischen war die Wiesenmündung bei Kleinhüningen. Das wussten auch die Basler und Hüninger Fischer, so dass es an der Wiesenmündung des öfteren zu heftigen Streitereien kam. Die Fischweid war sehr streng reglementiert. Es mussten Schonzeiten, Minimalgrößen, Losgrenzen, und die Wassernutzungsrechte der Mühlengewerbe und Flößereiwirtschaft berücksichtigt werden. Ein großes Problem stellten zudem bereits im Mittelalter die Wiesenwuhre dar, die während der Fischwanderungszeit für den Durchzug der Lachse geöffnet werden mussten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert wurde die hauptberufliche Fischerei aufgegeben. Hohe Wasserverschmutzung, die Kanalisierung der Wiese und der Bau von unüberwindbaren Laufwasserkraftwerke im Rhein zerstörten den Lebensraum und die Wanderwege vieler Flusslebewesen und damit auch den Wirtschaftsgrundlage der Fischerei. Heute besitzt einzig die alte Fischerfamilie Bürgin in Kleinhüningen noch das alte Fischereirecht und in Haagen erinnert der goldene Fisch im Wappen an das ehemalige Privileg die Röttler Hochfischweid durchführen zu dürfen.[7]

Seitdem es die Wasserqualität wieder zulässt, kümmern sich verschiedene regionale Angelsportvereine um den Fischbestand und die Aufzucht von Jungfischen (Bachforellen). Im Rahmen gemeinschaftlich durchgeführter Flussputzaktionen tragen sie ausserdem wesentlich zur Reinhaltung der Wiese und der übrigen Gewässer im Wiesental bei.

Mühleteiche, Gewerbekanäle und Wässerungswuhre

Neben den Fischern lebten vor allem die auf Wasser angewiesenen Gewerbe vom Wiesenwasser. Aufgrund der Dynamik des Flusses und seines im Mittelalter noch ungebändigten Flusslaufes war es jedoch relativ schwierig die Wasserkraft der Wiese für das Müller-, Säge- oder Schmiedegewerbe zu nutzen. Mit der zunehmenden Urbarmachung der Wiesenauen im Mittelalter und der wachsenden Bedeutung von Viehhaltung in der Landwirtschaft wurden auch die neu erschlossenen Wiesenmatten in der Aue und ihre Bewässerung zu einem Wirtschaftsfaktor.

Um diese Probleme zu überwinden wurden im Wiesental seit dem Spätmittelalter künstliche Kanäle, auch Teiche genannt, meist im Relief eines alten Flussarms gegraben, die das Wasser, von Wuhren kontrolliert, zu den Gewerbetreibenden und auf die Wässerwiesen transportierten.

Für die Bischöfe von Basel war die planmäßige Besiedlung Kleinbasels in der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts sicherlich nicht nur aus machtpolitischen Erwägungen (Kleinbasel gehörte damals noch zum Breisgau), sondern vor allem auch aus wirtschaftlichen Beweggründen motiviert. Die linksrheinischen Gewässer konnten schon längst nicht mehr den wachsenden Bedarf an Wasserkraft und Nutzwasser decken, so dass mit dem Bau des Kleinbasler Gewerbeteichs ein nachhaltiges Wachstum für die Gewerbetätigkeit auf Kleinbasler Gebiet erreicht werden konnte. Um 1280 bestanden in Kleinbasel acht separate Teiche, welche durch den Kleinbasler bzw. Riehenteich gespiesen wurden. [8]

Die Kleinbasler Teiche auf einem Situationsplan von 1899

Neben dem Kleinbasler Teich existierten westlich der Langen Erlen noch zwei weitere Teiche, die für das örtliche Gewerbe von lebensnotwendiger Bedeutung waren. Zum einen der Kleinhüninger Mühleteich zum anderen der Klybeckteich. Beide Kanäle wurden um 1900 stillgelegt.

Die Teiche auf Lörracher, Stettener und Riehener Gemarkung waren in früherer Zeit Seitenarme der Wiese, die sich nach dem Rückzug der Wiese in ihr tiefergelegtes Bett, als eigenständige Wasserläufe am Rande der Hochgestade erhalten haben. In Riehen wird der Alte Teich bereits 1262 bezeugt. Alter und Neuer Teich waren ursprünglich kleinere Flussarme der Wiese. Der Riehener Mühleteich zweigte sein Wasser vom Stettener Wiesenwuhr ab. Aufgrund der häufig anfallenden Reparaturen und den Streitereien mit den Stettenern wurde der Teich ab 1814 dem Verfall anheim gegeben. Dennoch mussten die Riehener nicht ohne Wasser auskommen, da noch eine direkt Verbindung zum Stettener Gewerbeteich bestand. Um das Jahr 1723 wurden die Riehener Teiche mit den Kleinbasler Teichen aufgrund lang anhaltender Trockenheit zusammengelegt.[9]

Die Geschichte der Nutzung der Gewerbekanäle war auch eine Geschichte steter Streitereien um Nutzungsrechte des Wiesenwassers und Instandhaltungspflichten der Nutzer, belegen zahlreiche historische Gerichtsakten und Urkunden. Vor allem die ständig auftretenden Hochwasser, die verschiedene Nutzungsansprüche und die unterschiedlichen Zuständigkeiten der örtlichen Behörden erschwerten die Rechtsprechung. Im Bereich Weil, Riehen und Stetten war die Lage besonders vertrackt, da das Weiler Wuhr auf Basler Gemarkung und das Riehener auf Stettener und damit Vorderösterreichischer Gemarkung lag. Die Stettener bezogen ihr Wasser wiederum vom Lörracher Gewerbeteich und damit von Markgräflerisch-Badischer Gemarkung.[10]

Auch zwischen Lörrach und Zell wurden im Mittelalter kleinere Nebenarme der Wiese zu Mühlteichen ausgebaut, von denen man kleine Kanäle für die Wässerung der Wiesen ableitete. Zwischen Haagen und Tumringen verlief der Haagener Mühleteich bzw. Röttler Teich. Der Existenz des Mühlenteichs verdankt Haagen und Rötteln die Gründung verschiedener Textilfabriken, wie Spinnereien und Webereien.

Der Steinener Mühleteich ist seit dem 14. Jahrhundert bezeugt und verlief vom heutigen Steinener Wasserwerk durch Steinen hindurch bis kurz vor Brombach. Im Mittelalter lieferte der Teich Wasserenergie für die Mühlen und Sägereien, sowie Nutzwasser für die Wässermatten und für das Vieh. Die Nutzungsrechte und Pflichten wurden durch die Satzung der Wuhrgenossenschaft geregelt. Ab 1834 hielt in Steinen die Industrie Einzug. Der Basler Fabrikant Major Geigy-Lichtenhahn errichtete am Ortsrand eine mechanische Spinn- und Weberei. Mit der Inbetriebnahme der Textilfabriken mussten sich die bisherigen Teichnutzer das Wiesenwasser mit den Fabriken teilen, so dass es auch hier wegen den unterschiedlichen Ansprüchen zu Nutzungskonflikten mit dem Spinn- und Webereibetrieb kam kam. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das Interesse der Wuhranrainer und Landwirte, deren Zahl sich stark verringerte, an der Nutzung des Wiesenwassers stark ab. Zudem wurden die ehemaligen Wässerungsmatten als Neubaugebiete erschlossen und verloren somit ihren ursprünglichen Nutzen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerieten viele der Wiesentäler Textilbetriebe, so auch in Steinen, in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Wasserkraft wurde nicht mehr benötigt und der Steinener Gewerbeteich verlor an wirtschaftlicher Bedeutung. Im Jahre 1984 wurde beschlossen, den ehemaligen Mühlenteich zuzuschütten. Einzig der Mühleweg und der ehemalige Kanalverlauf westlich des Steinener Wasserkraftwerks zeugen heute noch vom Steinener Mühlenteich, der über 400 Jahre lang Dorfgeschichte geschrieben hat. Die historische Entwicklung des Steinener Teichs skizziert beispielhaft die Nutzung der einzelnen Teiche. Nur das Ende des Steinener Mühlenteich bildet eine Ausnahme und bleibt bis zum heutigen Tag der einzige komplett zugeschüttete Gewerbekanal.[11]

Flößerei

Neben der Nutzung der Wasserkraft und der Nutzung zu Bewässerungszwecken, wurde die Wiese seit dem 14./15. Jahrhundert für den Transport von Holz aus dem Schwarzwald genutzt. Es war wiederum die Stadt Basel, die durch den wirtschaftlichen Aufschwung des Druck- und Papiergewerbes, die Holzvorkommen im Schwarzwald erschloss. Durch Verträge mit den Markgrafen sicherte sich die Stadt Basel jährliche Einfuhrmengen von Holz. Flößsaison waren die Monate März und April, wenn die Wiese während der Schneeschmelze genügend Wasser führte. Im 18. Jahrhundert führte die starke Nachfrage aus Basel zu einem regelrechten Holzboom im Schwarzwald. Es wurde sogar eigens für die Flößerei ein 6 Schuh breiter Kanal gebaut, auf dem zeitweise mehr als 7000 Klafter Holz (entspricht etwa 14.700 fm) jährlich nach Basel geschafft wurden.

Die ungebremste Holznachfrage aus Basel führte zu erheblichen wirtschaftlichen Ungleichgewichten und einer wenig nachhaltigen Forstwirtschaft im Wiesental, woraufhin es nach und nach zu verschiedenen obrigkeitlichen Holz- und Kohleausfuhrverboten kam. Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde die Flößerei im Wiesental eingestellt. [12]

Textilindustrie

Im 18. und 19. Jahrhundert entstanden im Wiesental die ersten Textilfabriken. Die von der Wiese bereitgestellte Wasserkraft und die bereits existierende Kanalinfrastruktur, die Nähe zu Schweizer Kapitalgebern, sowie wirtschaftspolitische Überlegungen im Zuge des Beitritts Badens zum Deutschen Zollverein und staatlichen Förderungszusagen begünstigten den Standort im Wiesental. Besonders Baumwoll- und Indiennefabriken, Seidenwebereien und Spinnereien sowie Stofffärbereien wurden gegründet. Die wachsenden Ansprüche der Wiesentäler Industriebetriebe an die Regulierbarkeit des Wiesenwassers und die ständige Bedrohung der Fabriken durch Hochwasser führten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu ernsthaften Planungen den natürlichen Flusslauf in der Talaue nachhaltig zu korrigieren und die Wiese in ein künstliches Bett zu zwängen.[13]

Energieerzeugung

Heutzutage wird das Wasser der Wiese im Wesentlichen für die dezentrale Erzeugung von Strom durch kleine Wasserkraftwerke genutzt.

Standort Leistung mittlere Jahresstromproduktion Baujahr bzw. Jahr der Instandsetzung
Lörrach[14] 670 kW 2,45 Mio. kWh 2007
Rötteln 300 kW 1998
Haagen 100 + 220 kW 2000
Steinen[15] 1000 kW 4 Mio kWh 1984
Maulburg 420 kW 2,2 Mio kWh 1998
Schopfheim-Gündenhausen 230 kW 1 Mio kWh 1912
Zell-Mambach 1000 kW 6,6 Mio kWh 1887-1889

Gütezustand

Bis in die 1880er Jahre war die Belastung der Wiese und ihrer Nebengewässer durch anthropogene Nutzungen und Eingriffe relativ gering. Erst mit der einsetzenden Industrialisierung, dem wachsenden Wohlstand und der damit verbundenen starken Zunahme von Bevölkerung, Siedlungen und Infrastruktur wurde das natürliche Gleichgewicht der Flusslandschaft gestört. Die Zerstörung der Auenlandschaft durch die Flusskorrektion (1882-1898), die Intensivierung der Landschaft sowie die mangelhafte Klärung von indutriellen und städtischen Abwässern führten zu einer weiteren Verschlechterung des allgemeinen Flusszustandes. Seit den 1970er Jahren machte sich ein Umdenken bei Gemeinden und Städten bemerkbar und der Schutz der Wiese rückte wieder in den Vordergrund. Durch den Bau von neuen Kläranlagen und die Erlassung schärferer Umweltschutzauflagen konnte seitdem der Gütezustand stark verbessert werden.

Biologische Güte

Die biologische Gewässergüte lässt insbesondere Beeinträchtigungen von Fließgewässern durch biologisch leicht abbaubare Stoffe und hieraus resultierende Defizite des Sauerstoffhaushaltes erkennen. Die Gewässergüte der Wiese hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verbessert. Von ihrer Mündung bis nach Brombach ist das Wasser der Wiese mäßig belastet (Güteklasse II) und durch die Erweiterung der Kläranlage Steinen konnte sie sich auch am Mittellauf auf Güteklasse II verbessern. Zwischen Steinen und Zell und Schönau bis Todtnau ist das Wasser der Wiese gering belastet, also Güteklasse I-II. Die verschiedenen Zuflüsse, insbesondere die Kleine Wiese weisen keine oder sehr geringe Belastungen auf.[16]

Fließgewässer mit Gütekategorie II, weisen laut LAWA Gewässerabschnitte mit mäßiger Verunreinigung und guter Sauerstoffversorgung auf. Sie besitzen eine sehr große Artenvielfalt und lndividuendichte von Algen, Schnecken, Kleinkrebsen, lnsektenlarven. Wasserpflanzenbestände können größere Flächen bedecken und sie sind artenreiche Fischgewässer.

In der Wiese wurden bei jüngsten Bestandsaufnahmen elf Fischarten gezählt, darunter Aal, Elritze, Barbe, Nase, Alet, Gründling, Bachschmerle und Aesche, Bachforelle, Stichling, Mühlkoppe. Darüber hinaus wurden mehr als 60 Kleintierarten festgestellt.[17]

Für die biologische Reinheit der Wiese sorgen mehrere Kläranlagen. Aufgrund Wetter bedingter Wasserstandsschwankungen können dennoch starke Qualitätsschwankungen auftreten. Insbesondere bei Hochwasser können die Kläranlagen das anstehende Kanalisationswasser nicht genügend klären. Bei Niedrigwasser und hohen Wassertemperaturen kann es zu Sauerstoffmangel kommen, welcher sich negativ auf das natürliche Gleichgewicht der Wasserlebewesen auswirken kann.

Chemische Güte

Die Belastung der Wiese mit Nährstoffen wie Nitrat und Phosphat kann im Allgemeinen als gering und unbedenklich angesehen werden.

Anders dazu ist die Belastung der Wiese mit Schwermetallen, wie Blei, Cadmium oder Zink. Die Sedimentproben des LAWA weisen hier für den Oberlauf der Wiese hohe bis sehr starke Belastungswerte auf, und für Mittel- und Unterlauf deutliche bis erhöhte Belastungswerte. Die Schwermetallvorkommen in Flusssedimenten sind auf den mittelalterlichen Bergbau und die Erzverarbeitung im Schwarzwald zurückzuführen. Im Hinteren Wiesental waren im 14. Jahrhundert auf dem Territorium des Abtes von St. Blasien 45 Hüttenbetriebe und Schmelzmühlen im Betrieb. Die meisten Bergwerke und Erzhütten wurden jedoch schon im 18. und 19. Jahrhundert aufgelassen.[18]

Gewässerstrukturgüte

Die Wiese in Lörrach. Deutlich sind die unnatürlichen, trapezförmigen Sohlrampen und die Schwellen sichtbar

Die Gewässerstrukturgüte ist ein Maß für die ökologische Qualität der Gewässerstrukturen und der durch diese Strukturen angezeigten dynamischen Prozesse. Die natürliche Gewässerstruktur der Wiese wurde durch die Kombination von verschiedenen Korrektionsmaßnahmen und baulichen Eingriffe (z.B. in der Linienführung, durch Uferverbau, Querbauwerke, Stauregulierung, Anlagen zum Hochwasserschutz und/oder Nutzung in der Aue) weitgehend verändert und zerstört. Dies trifft vor allem für den Unterlauf der Wiese zwischen Zell und Basel zu. Doch selbst am Oberlauf der Wiese zwischen Todtnau und Zell ist die Gewässerstruktur immer noch deutlich bis stark verändert. Nur an drei relativ kurzen Flussabschnitten im Oberlauf der Wiese ist die Gewässerstruktur nur mäßig beeinflusst. Im Vergleich zu den meisten anderen Flüssen im südlichen Schwarzwald wurde die Wiese von ihren Quellen bis zur Mündung weitgehend durch flussbauliche Maßnahmen verändert.[19]

In den letzten Jahren hat sich ein Umdenken in der öffentlichen Wahrnehmung der Wiese bemerkbar gemacht. Verschiedene Projekte auf schweizer und deutscher Seite haben es sich zum Ziel gesetzt, die Wiese in ihrer ökologischen und biologischen Funktion und in ihrer Funktion als Naherholungsgebiet aufzuwerten.


Siehe auch

Literatur

  • Golder, Eduard: Die Wiese, ein Fluss und seine Geschichte; Baudepartement Basel-Stadt, Tiefbauamt, 1991.

Einzelnachweise

  1. http://www.hydrodaten.admin.ch/lhg/hq/2199hq.pdf
  2. Schülin F. (1965), Chronik von Rötteln/Haagen. S.290.
  3. http://www.hvz.baden-wuerttemberg.de/
  4. http://www.hydrodaten.admin.ch/lhg/hq/2199hq.pdf
  5. Kaufmann, G. (1984), Ein Fluss wird gebändigt. In z´Rieche 1985, 1985
  6. Schülin F. (1965), Ortschronik Rötteln-Haagen, S. 304ff.
  7. Schülin, F. (1965), Chronik von Rötteln-Haagen. S.123ff.
  8. Golder E. (1991), Die Wiese ein Fluss und seine Geschichte. S. 138ff.
  9. Golder, E. (1991), Die Wiese ein Fluss und seine Geschichte. S. 121ff.
  10. Vortisch, C.M. (1973), in Das Markgräflerland. S.38ff
  11. Zimmermann, A. (1996), in Das Markgräflerland. Band 1/1996, S.9ff.
  12. Tscherter, K. F. (1925), Stuttgart. Zentralblatt für den deutschen Holzhandel
  13. Rothmund, P. (1984), in Unser Lörrach 1984. S. 137ff.
  14. http://www.oekostrom-freiburg.de/index.php?id=103
  15. http://www.energiedienst.de/site/DE/int/03-Energiedienst/container-energiedienst.php
  16. http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt4/fliessgewaesser/biologie/guete_2004/guete_2004_r.pdf
  17. http://www.aue.bs.ch/fachbereiche/gewaesser/oberflaechengewaesser/lr-gewaesser/lr-wiese.htm
  18. http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt4/fliessgewaesser/chemie/index_sed.htm
  19. http://www2.lubw.baden-wuerttemberg.de/public/abt4/fliessgewaesser/gewstruktur/index.htm