Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland
Prinz Ruprecht von der Pfalz, "der Kavalier", engl. Rupert the Cavalier, (* 27. Dezember 1619 in Prag; † 29. November 1682 in Spring Garden, London) Herzog von Cumberland, Earl of Holderness, war Generalissimus aller königlich grossbritannischen Armeen und englischer Admiral.
Ruprecht war der dritte Sohn Friedrichs V., des Kurfürsten von der Pfalz und Königs von Böhmen (der "Winterkönig"), und der Elisabeth Stuart, der Tochter König Jakobs (James) I. von Großbritannien und Irland, der als Jakob VI. auch König von Schottland war.
Ruprecht von der Pfalz war ein brillanter Kavallerieoffizier. Im Dreissigjährigen Krieg focht er auf wechselnden Seiten und verbrachte drei Jahre in österreichischer Gefangenschaft. Im englischen Bürgerkrieg kämpfte er für seinen Onkel Karl I.. Er nahm 1643 Bristol und im Jahr darauf Lancashire, mußte aber bei Marston Moor eine Niederlage hinnehmen. 1645 nahm er Leicester und wurde im folgenden Monat bei Naseby schwer zurückgeschlagen. Als die militärische Lage in Bristol aussichtslos wurde, übergab er im September 1645 die Stadt an Lord Fairfax, woraufhin er von seinem wütenden Onkel seines Kommandos enthoben wurde. Die Schmach der Entlassung traf den ehrgeizigen General sehr. Er schlug sich zu seinem Onkel durch und verlangte vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden, um seine Ehre wiederherzustellen. Er wurde zwar freigesprochen, hatte aber die Gunst des Königs verloren und sollte in den folgenden militärischen Unternehmungen keine nennenswerte Rolle mehr spielen. Nach dem Fall Oxfords in Juni 1646 und der Niederlage der königlichen Truppen wurde er gemeinsam mit seinem Bruder Moritz vom Parlament aus England verbannt.
Zwei Jahre später kämpfte Ruprecht auf französischer Seite gegen das Cromwellsche England. Von seinem Stützpunkt in Kinsale (Irland) aus versorgte er die royalistische Garnison auf den Scilly-Inseln mit Nachschub und machte Jagd auf englische Schiffe im Kanal. Da er von Admiral Robert Blake bis ins Mittelmeer verfolgt wurde, zog er sich bis zu den west-indischen Inseln zurück, wo er als Pirat weitere Kaperfahrten gegen englische Schiffe unternahm.
Nach der Wiederherstellung der Monarchie in Englang ging er 1652 nach Europa zurück. Er ließ sich in Mainz nieder und widmete sich einige Jahre seinen naturwissenschaftlichen Forschungen und der Kunst. 1660 trat Ruprecht erneut in englische Dienste. Er wurde Privatsekretär König Karls II. und kümmerte sich immer mehr um Marineangelegenheiten. Er hatte verschiedene Marinekommandos inne, wurde 1672 zum Admiral ernannt und war von 1673 bis 1679 als Nachfolger des Königs Lord High Admiral.
Rupert starb 1682 unverheiratet, hinterließ aber zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Er wurde in der Westminister Abbey in London beigesetzt.
Rupert der Kavalier war nicht nur ein begabter Militärführer, er machte sich auch als Naturforscher, Künstler und Erfinder einen Namen. Seit 1670 und auch schon in den Jahren in Mainz widmete er sich intensiv seinen Forschungen und Experimenten. Er gilt als der Erfinder des Mezzotinto, das er in England bekannt machte, entwickelte verschiedene Arten von Schießpulver und eine besondere Messinglegierung für den Kanonenguß, die als "Prinzmetall" (prince's metal) bekannt wurde. Er war einer der Gründungsmitglieder der Royal Society. Ruprecht war auch der erste Direktor der neu gegründeten Hudson Bay Company, die so erfolgreich wurde, dass sie bald ein Monopol auf den gesamten Pelzhandel in Kanada haben sollte. Ihr Territorium, das fast das gesamte heutige Kanada umfasste, trug ihm zu Ehren den Namen Rupert's Land.
Prinz Ruprecht wurde während seines Aufenthalts in den Niederlanden, wo er nach der Vertreibung seiner Familie aus Böhmen aufwuchs, mehrfach von Anthonis van Dyck, einem der größten flämischen Maler des Barock, porträtiert. Die Gemälde hängen heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und in der Nationalgalerie in London.
siehe auch: Ruprecht von der Pfalz, Erzbischof von Köln