Orkan Emma
Emma | ||
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![]() Orkan Emma am 29. Februar 2008 um 12:00 UTC | ||
Daten | ||
Entstehung: | 29. Februar 2008 | |
Auflösung: | 2. März 2008 | |
Spitzenbö: | 236 km/h (Krippenstein) | |
Niedrigster Luftdruck: | < 960 hPa | |
Betroffene Staaten: | ||
Vorlage:Flagicon Niederlande [1] | Vorlage:Flagicon Deutschland | |
Vorlage:Flagicon Österreich | Vorlage:Flagicon Schweiz | |
Vorlage:Flagicon Polen | Vorlage:Flagicon Tschechien | |
Todesopfer: | mindestens 14 Menschen [2] | |
Schadenshöhe: |
> 100 Mio. Euro[3] |
Emma war ein Orkan, der vom 29. Februar bis zum 2. März 2008 über Mitteleuropa hinwegzog. Am Tag darauf erfolgte eine zweite Welle, die in ihren Auswirkungen aber deutlich schwächer war.
Verlauf
Am 28. Februar bildete sich mit einem Kerndruck von 985 hPa vor Neufundland das Tiefdruckgebiet Emma,[4] das im weiteren Verlauf, vom Jetstream getrieben, den nördlichen Atlantischen Ozean überquerte. Aufgrund der Wetterlage warnten die Meteorologen frühzeitig vor einem Orkan. Bereits am Vormittag des 28. Februars hatte der Deutsche Wetterdienst für mehrere Bundesländer Unwettervorwarnungen herausgegeben.
In Böen erreichte der Orkan auf dem 1.838 Meter hohen Wendelstein 222 km/h und übertraf damit in Deutschland deutlich die Windgeschwindigkeiten des Orkans Kyrill am 18. Januar 2007 (202 km/h). In der Schweiz wurde bei der Konkordia-Hütte am Großen Aletschgletscher sogar eine Geschwindigkeit von 224 km/h gemessen. Spitzen in Österreich waren am Krippenstein mit 236 km/h, am Feuerkogel mit 183 km/h und in den Leiser Bergen in nur 491 m ü. A. mit 165 km/h [5] Auch in den Niederungen erreichte er an den Flughäfen Wien und Salzburg 140 km/h [6]. Die erste stärkere Sturmfront zog ab Samstag um ca. 11 Uhr mit kurzen starken Böen durch, während die zweite schwächere (Fee genannt) Sonntag vormittag bis abend durchzog.[7]
Auswirkungen und Schäden

Der Sturm forderte 14 Todesopfer und verursachte Millionenschäden. Häuser wurden abgedeckt, Straßen waren unpassierbar; Behinderungen im Bahnreiseverkehr waren die Folge. Rund 150.000 Menschen waren zeitweise ohne Strom.[8] Er war in Deutschland das erste katastrophale Starksturmereignis seit Kyrill.
In Deutschland tötete der Orkan direkt oder indirekt sechs Personen durch umgestürzte Bäume oder Unfälle, je zwei Tote gab es in Tschechien und Polen, vier Tote und zahlreiche Verletzte, auch unter den Einsatzkräften, waren in Österreich zu verzeichnen.
Bei Brühl in Nordrhein-Westfalen fuhr ein Intercity-Express (ICE) auf einen umgestürzten Baum.[9] Am Wiener Südbahnhof beschädigte ein umstürzender Kran Bahnsteige und Oberleitung. Der Bahnhof wird voraussichtlich mehrere Tage gesperrt bleiben.[10] Auf dem Flughafen Hamburg wurde der aus München kommende Airbus A320 Suhl der Lufthansa mit 131 Passagieren an Bord im Landeanflug von einer Bö erfasst, dabei berührte die linke Tragfläche die Bahn[11]. Die Crew konnte mittels Durchstarten ein Unglück verhindern und landete die beschädigte Maschine sicher auf einer anderen Bahn[12].
An der Nordsee kam es zu einer Sturmflut, durch die der Hamburger Fischmarkt überschwemmt wurde [13].
Besonders in den Bundesländern Ober- und Niederösterreich, waren bis Sonntag Mittag rund 25.000 Feuerwehrleute zu knapp 12.000 Einsätzen ausgerückt. Damit wurden die Einsatzzahlen des Sturmes Paula vom Januar wesentlich übertroffen.[14] Während die Forstwirtschaft in Tirol Waldschäden dreimal so hoch wie nach Kyrill angibt, sind in Oberösterreich vor allem Sachschäden an Gebäuden in der Höhe von 70 Millionen Euro beziffert. Von der Bundesregierung werden als Soforthilfe aus dem Katastophenfond 82 Millionen Euro zur Verfügung gestellt[15].
Im Fürstentum Liechtenstein wurden keine Personenschäden verzeichnet, hingegen hatte der Orkan an mehreren Orten Bäume entwurzelt und mehrere Dächer wurden abgedeckt. In der Schweiz forderte der Orkan zwei Verletzte.
Dass der durch Emma ausgelöste Gesamtschaden geringer ausfiel als der bei Kyrill, ist darauf zurückzuführen, dass hohe Windstärken nur auf deutlich kleineren Flächen gegeben waren, wie auch vier Wochen zuvor bei Sturmtief Paula.
Forstwirtschafliche Folgen von Paula und Emma in Österreich
Nach ersten Schätzungen haben die beiden Stürme Paula – im Januar – und Emma in Österreich einen Waldschaden angerichtet, der Kyrill im Jahre 2007 oder Lothar 1999 noch übertrifft. Insgesamt wird von über 6 Millionen Festmeter Sturmholz durch Paula [16] und ungefähr zwei bis zweieinhalb Millionen Festmeter durch Emma [17] ausgegangen (Kyrill: 3,4 Mio. Efm[18]; Lothar: über 5 Mio. fm[19]). Forstexperten sprechen von einer der schwersten Schadenslage im südostösterreichischen Wald seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Unterschied zu Kyrill, dessen Schadwirkung in den anfangs holzknappen Winter 2006/2007 gefallen war, wirken sich die Schäden von Paula und Emma nach den beiden extrem warmen Wintern negativ auf den Holzpreis aus. Erleichternd ist die europaweit vergleichsweise geringe Schadholzmenge, erschwerend kommt aber der umfangreiche Schneebruch nach dem besonders schneereichen Winter der Alpen-Südlagen hinzu.[20][21]
Sollte die Witterung schnell wärmer werden, so besteht wie bei allen Winterstürmen akute Gefahr einer Borkenkäferplage[22]. Außerdem werden Verklausungen befürchtet, falls größere Niederschläge folgen sollten, bevor das Totholz beseitigt ist. Das Bundesland Kärnten will dem entgegen wirken und Nasslager zur Verfügung stellen, damit die Forstwirte das Bruchholz schnell aufarbeiten können, es aber nicht sofort verkaufen müssen.[23]
Nach Lothar, der besonders in den Hochlagen Schäden angerichtet hatte, zeigten sich jahrelang zunehmend schwere Vermurungen durch die langsam fortschreitende Bodenlockerung (insbesondere beim Jahrhundertregen im Sommer 1997). Die österreichischen Bundesforste werden Neuaufforstungen so schnell wie möglich, aber unter größerer Berücksichtigung der Sturmresistenz der Wälder durchführen. Nachdem in Zukunft mit gehäuften Wettersituationen wie dieser zu rechnen ist, startet das ARC in Seibersdorf ein Forschungsprogramm, bei welchem die sturmresistenten Fichten herausgefunden werden sollen, um damit neu aufzuforsten. Dabei ist aber nicht an Genmanipulationen gedacht.[24]
Siehe auch
- Sturmtief, mit weiteren Beispielen von Stürmen mit hoher Schadwirkung
- Liste von Wetterereignissen in Europa
Weblinks
- Frühlingssturm 2008 Emma – Datensammlung auf zentrales-wetter.de
- Orkantief „Emma“ am 1. März 2008 – Zusammenfassung Linkliste auf Säverts Naturgewalten
- Orkantief „Emma“ zu Frühlingsbeginn, Wetteronline, vom 1. Februar 2008
- Bericht über Sturmtief Emma, Meteoschweiz, vom 2. Februar 2008
- Einsatzsberichte der österreichischen Feuerwehren, fireworld.at, vom 2. Februar 2008 22:59:38
- Sturmbilanz, Spiegel-online, vom 2. Februar 2008
Einzelnachweise
- ↑ Storm ging vergezeld van felle windstoten, Niederländischer Wetterdienst, 3. März 2008
- ↑ Orkantief «Emma» wütet über Europa, NZZ online, 3. März 2008
- ↑ Schäden im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, Der Standard online, 3. März 2008
- ↑ Analysekarte für den 28. Februar, 0:00 Uhr UTC, Freie Universität Berlin
- ↑ Sturm „Emma“: Schaden über 100 Millionen Euro, Die Presse, 3. März 2008.
- ↑ Schäden im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, Der Standard online, 3. März 2008
- ↑ Steiermark kam mit blauem Auge davon, ORF Steiermark, vom 3. März 2008
- ↑ Tote und Verwüstungen in Europa durch Orkan „Emma“, Reuters, 2. März 2008, 10:50 MEZ
- ↑ ICE prallt gegen Baum, WDR.de, vom 2.&Märznbsp; 2008
- ↑ „Emma“ forderte europaweit vierzehn Tote, Der Standard Online, vom 3. März 2008
- ↑ Video des Landeversuchs von LH 044, LiveLeak, abgerufen am 2. März 2008
- ↑ Orkanböe erfasst Flugzeug – Beinahe-Crash in Hamburg, Spiegel Online, vom 2.&Märznbsp; 2008
- ↑ Orkan Emma: Land unter am Fischmarkt-Feuerwehr musste 500 Mal ausrücken, Hamburger Morgenpost, 3. März 2008
- ↑ Feuerwehr rückte bei „Emma “fast doppelt so oft aus wie bei „Paula“, Der Standard online, vom 3. März 2008.
- ↑ Regierung sagt Soforthilfe zu, ORF.at, vom 3.&Märznbsp;2008
- ↑ Orkan Paula warf 6,2 Mio. Erntefestmeter Holz, Forst&Technik, vom 4. Feb. 2008
- ↑ ÖBf: 2 bis 2,5 Mio. m3 Schaden durch Emma in Österreich, Forst&Technik vom 4. März 2008
- ↑ Martin Hillmann, AFZ-DerWald 22/2007, S. 1190–1191; AFZ 5/2007, S. 250; AFZ 3/2007, S. 153; zit. nach Schadensbilanz Kyrill – eingehendere forstliche Betrachtungen von Martin Hubrig, Posting in Ereignisanalysen:Wetterzentrale Forum, 18. Januar 2008 10:27
- ↑ Wolfgang Jirikowski, Wilfried Pröll: Krisenmanagement bei Waldkatastrophen des Landes Oberösterreich. In: BFW-Praxisinfo 01/2003, Bundesamt und Forschungszentrum für Wald, S. 5 (Webdokument, pdf)
- ↑ „Paula“ folgt „Kyrill“ ein Jahr später, Institut für Waldschutz, BFW/Bundesamt für Wald
- ↑ Nach Sturm „Paula“, ORF Steiermark, vom 1. Februar 2008
- ↑ Aufarbeitung von Sturmschäden im Wald – aus Forstschutzsicht, Institut für Waldschutz, BFW/Bundesamt für Wald
- ↑ Sturm- und Schneebruchschäden – Informationen des Landes Kärnten zu Nasslagern, Förderungen und Entschädigungen
- ↑ Fichte soll „fit“ für Stürme werden, ORF Niederösterreich, vom 3. Februar 2008