Petra (Jordanien)

Die verlassene Felsenstadt Petra (arab. البتراء, al-Bitrā) in Jordanien war in der Antike die Hauptstadt des Reiches der Nabatäer. Sie ist berühmt für ihre direkt aus dem Fels gemeißelten Grabtempel und wurde 1985 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.
Lage und Bedeutung der Stadt
Auf halbem Weg zwischen dem Golf von Akaba und dem Toten Meer gelegen, war Petra etwa vom 5. Jahrhundert vor Christus bis zum 2. Jahrhundert nach Christus ein wichtiger Handelsplatz und Knotenpunkt der Weihrauchstraße. Diese uralte Handelsroute führte vom Jemen aus an der Westküste Arabiens entlang und teilte sich bei Petra in einen westlichen Zweig, der nach Ägypten führte, und in einen nördlichen in Richtung Syrien. Die Stadt war nur über einen schmalen Gebirgspfad oder durch eine etwa 1,5 Kilometer lange und bis zu 200 Meter tiefe, an der engsten Stelle aber nur 2 Meter breite Schlucht zugänglich, den Siq.
Ihre versteckte Lage in einem weiten, von hohen Bergen umstandenen Talkessel machte die Stadt zu einer sicheren Station für die Karawanen, die überwiegend mit Luxusgütern beladen waren: Gewürze und Seide aus Indien, Elfenbein aus Afrika, Perlen aus dem Roten Meer und eben Weihrauch aus dem Süden Arabiens. Das Harz des Weihrauchbaums wurde in den Tempeln der gesamten antiken Welt als besonders kostbare Opfergabe verbrannt und war entsprechend begehrt. Zwischenhandel und Zölle warfen für die Nabatäer hohe Gewinne ab.

Geschichte Petras
Das semitische Volk der Nabatäer siedelte etwa ab 500 v. Chr. auf der Hochebene von Edom, auf der Petra erbaut wurde. Die Nabatäer nannten ihre Stadt Reqem oder Reqmu (die Rote) in Anspielung auf den roten Sandstein, aus dem sie gebaut war. Der aus dem Griechischen stammende Name Petra bedeutet Fels. Im griechischsprachigen Raum der Antike gab es zahlreiche weitere Orte gleichen Namens.
Blütezeit
Dank ihrer versteckten und strategisch günstigen Lage entging die Stadt 312 v. Chr. der Eroberung durch Antigonos I. Monophthalmos, einen der Diadochen, der Nachfolger Alexanders des Großen. Dem durch den Karawanenhandel aufblühenden Nabatäerreich gelang es, seine Unabhängigkeit auch gegen das römische Reich lange zu verteidigen. Während der Regierungszeit des Königs Aretas III. (87 v. Chr.|-62 v. Chr.) konnte es seinen Machtbereich sogar bis nach Syrien ausweiten. Nach Aretas' Tod geriet das Reich zwar in ein Vasallenverhältnis zu Rom, blieb aber im Inneren autonom. Erst der Liste des römischen Kaiser Trajan besiegte die Nabatäer im Jahr 106 endgültig und gliederte ihr Reich der neugeschaffenen[Römische Provinzen|Provinz] Arabia Petraea ein.
Niedergang
In der Folgezeit zogen die Städte Gerasa im Norden Jordaniens und Palmyra in Syrien den Karawanenhandel an sich und Petra verlor seine Bedeutung und seinen Wohlstand. Noch bis in die byzantinische Zeit hinein war Petra besiedelt. Nach der arabischen Eroberung und einem schweren Erdbeben verließen die letzten Einwohner um 637 die Stadt, die nun zusehends verfiel. Von ihren gemauerten Bauten blieben nur die Ruinen des Haupttempels Qasr al-Bint, Reste der Hauptstraße und wenige Grundmauern anderer Gebäude übrig. Die monumentalen, aus dem roten Sandstein herausgemeißelten Felsgräber überstanden jedoch die Jahrhunderte weitgehend unbeschädigt und wurden noch bis 1968 vom Beduinenstamm der B'doul als Wohnungen genutzt.
Petra heute
Seit der Zeit der Kreuzzüge hatte kein Europäer Petra mehr betreten. Um 1800 wussten nur noch wenige Gelehrte gerüchteweise von einer legendären, aus dem Fels herausgeschlagenen Stadt im Nahen Osten. Für Europa wurde Petra erst 1812 von dem Schweizer Arabienreisenden Johann Ludwig Burckhardt neu entdeckt. Erste archäologische Ausgrabungen fanden jedoch erst 1929 statt. "Petra ist der herrlichste Ort der Welt," schrieb Thomas Edward Lawrence (Lawrence von Arabien), meinte aber, dass jede Beschreibung vor dem eigenen Erleben der Stadt verblassen müsse.
Bis 1985 siedelte die jordanische Regierung die Beduinen der B'doul in die umliegenden Dörfer um, vor allem nach Wadi Musa, um Petra touristisch nutzen zu können. Heute gilt die Felsenstadt als eine der größten Sehenswürdigkeiten des Nahen Ostens. Die Beduinen, die früher in den kühlen, Schatten spendenden Grabbauten wohnten, leben heute hauptsächlich vom Tourismus. In den letzten Jahren wurde Petra einem größeren Publikum in Amerika und Europa durch den Film "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" von Steven Spielberg bekannt. Dessen letzte Szenen wurden im Siq und vor dem Khazneh el-Firaun gedreht.
Die wichtigsten Baudenkmäler
[!Bild:Petra_Felsgrab_Ed_Deir.jpg|thumb|270px|Das Felsgrab Ed-Deir]]
An der Einmündung des Siq in den Talkessel steht das wohl berühmteste Bauwerk Petras, das fast 40 Meter hohe, im hellenistischen Stil erbaute Khazne al-Firaun. Das "Schatzhaus des Pharao", wie es von den Beduinen genannt wurde, war in Wirklichkeit eines von zahlreichen, mehrgeschossigen Felsgräbern, möglicherweise für den Nabatäerkönig Aretas III., der im 1. Jahrhundert v. Chr. regierte. Über einem Portikus aus sechs korinthischen Säulen erhebt sich ein kleiner, von zwei Halbgiebeln flankierter Rundtempel. An der Urne, die dessen Spitze krönt, sind noch Einschusslöcher zu erkennen. Mit Flintenschüssen hatten die Beduinen einst den vermeintlichen Schatzbehälter aufbrechen wollen. Die Urne besteht aber, wie der gesamte Bau und die anderen Königsgräber Petras, aus massivem Fels.
An der so genannten Königswand reihen sich gleich mehrere monumentale Grabtempel aneinander, deren Baustile nabatäische, griechische und römische Einflüsse erkennen lassen. Dazu gehören etwa das Korinthische Grab, das Palastgrab und das Urnengrab, dessen große Felsenhalle drei Grabnischen birgt und über einen von Säulen umstandenen Vorhof verfügt.
Von der Königswand in Richtung Westen verläuft die Säulenstraße, die einstige Hauptverkehrsachse Petras. Während die in den Fels gehauenen Grabtempel die Jahrtausende überdauert haben, sind die Wohnhäuser der Nabatäer längst zerfallen. Links und rechts der Säulenstraße haben sich aber noch Reste des Marktes, des Temenos-Tors, einer byzantinischen Basilika und mehrerer Tempel erhalten. Der größte davon, Qasr al-Bint aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. war möglicherweise den nabatäischen Hauptgöttern Dushara und Al-Uzza geweiht.
Am modernen Museum im Osten des Talkessels vorbei führt ein Bergpfad durch das Wadi Kharareeb zum außerhalb der eigentlichen Stadt gelegenen Grabtempel Ed-Deir (dt. Kloster). Anders als das Khazne Firaun liegt das Ed-Deir nicht versteckt, sondern hoch am Berg und beeindruckt nicht zuletzt durch seine Größe. Allein die Urne auf der Spitze des Rundtempels ist 9 Meter hoch. Wegen seines schlichten, aber monumentalen Stils und seiner einsamen Lage zählt das Ed-Deir zu den Höhepunkten nabatäischer Baukunst.
Literatur
- Jane Taylor, Petra und das versunkene Königreich der Nabatäer, Düsseldorf 2003
- Fabio Bourbon, Petra, die geheimnisvolle Felsenstadt, Köln 1999