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Weltwirtschaftsforum

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Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) wurde 1971 von Klaus Schwab als kleines, informelles Gesprächsforum für Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gegründet. Inzwischen hat es sich jedoch zur Großveranstaltung entwickelt. Die jährlichen Gipfeltreffen im schweizerischen Davos behandeln globale Themen „to improve the state of the world“.

Im Gegensatz zur Welthandelsorganisation WTO (World Trade Organization) und deren Treffen ist das WEF eine Privatveranstaltung. Daher wird oft kritisiert, dass es ohne klare demokratische Legitimation wichtige wirtschaftliche Weichenstellungen vornimmt. Seit seinen Großveranstaltungen ist das Weltwirtschaftsforum jedoch de facto eine öffentliche Institution geworden und unterliegt daher zumindest einer medialen Kontrolle. Es hat eine neoliberale Grundausrichtung mit Beteiligung internationaler Konzerne und kooperiert inzwischen mit offiziellen Institutionen (WTO, Weltbank und Internationaler Währungsfonds IWF).

Die Kritiker dieser Ausrichtung organisieren seit 2001 parallel zum Weltwirtschaftsforum den Gegengipfel des Weltsozialforums (WSF). Er fand von 2001 bis 2003 in Brasiliens Porto Alegre statt, 2004 in Bombay. Ferner gibt es seit 2000 simultan zum WEF in Davos das Treffen „Public Eye on Davos“.

Das WEF sorgt in der Schweiz jedes Jahr für Grossdemonstrationen. Die durch die Gewalttätigkeit einiger radikaler Demonstranten erforderlichen Einsätze der Polizei und auch das Aufgebot der Armee (2005 standen etwa 5500 Soldaten im Einsatz) geraten dabei öfters in die Schlagzeilen wegen übertriebener Massnahmen und Überwachung. Die Gewährleistung der Sicherheit des Forums kostet die Schweiz jährlich mehrere Millionen Franken.

Im Rahmen des WEF finden auch Regionaltreffen statt, vor allem der jährliche „Central- and Eastern European Summit“ in Salzburg. Er wurde später in „European Economic Summit“ umbenannt.

Entstehung

Klaus Schwab, geboren in Deutschland, legte 1969 als Professor für Wirtschaft an der Universität Genf den Grundstein für das WEF und startete die European Management Conference welche dann 1987 in World Economic Forum umbenannt wurde.

Ich dachte mir, Europa aufzurütteln und den Leuten die fortschrittlichsten Management-Konzepte vorzustellen sei eine gute Sache“, so Klaus Schwab

Das erste Forum war ein voller Erfolg und dank immer globalerer Ausrichtung von Unternehmen gewann es immer mehr an Bedeutung. In den 80er Jahren kamen dann erstmals auch Vertreter von außerhalb der Wirtschaft dazu.

Inzwischen ist das WEF einer der größten Anlässe seiner Art und hat ein Budget von rund 60 Mio. USD.

Kritik

Das Weltwirtschaftsforum bietet immer wieder Anlass zu öffentlicher Kritik und Demonstrationen. Da es sich beim WEF um eine als neoliberal angesehene Organisation handelt, zieht es die Aufmerksamkeit zahlreicher linker Gruppierungen auf sich – ähnlich wie der G8-Gipfel oder die WTO wird das WEF als "Symbol des Kapitalismus" betrachtet. Zu den Protesten gegen das WEF gehört auch das "andere Davos", ein Forum, größtenteils von Attac Schweiz organisiert, das sich mit allen Themen der Globalisierung auseinandersetzt. So hatten auch eine Gruppe Schauspieler ihre Hauptprobe im "anderen Davos", bevor sie beim Public Eye on Davos spielten. Dazu kommen jedes Jahr noch überall in der Schweiz Demonstrationen, Filmabende, Diskussionsveranstaltungen und Konzerte gegen das WEF.

Argumente der Gegner

Es gibt viele Kritikpunkte, hier einige Beispiele:

  • Die Beitrittsgebühr von 37'600 USD (2005) verunmöglicht weniger wohlhabenden Personen den Beitritt
  • Obwohl von Befürwortern immer wieder der Einbezug aller Regionen der Welt genannt wird, stammen 70 % der Teilnehmer aus Europa und Nordamerika, 15 % aus der Asien-Pazifik-Region und nur 4 % aus Lateinamerika.
  • Nur 8 % der Teilnehmer kommen von non-Profit-Organisationen
  • Das Forum kostet über 60 Mio. USD (2005). Würde man diesen Betrag z.B. in Entwicklungshilfe investieren wäre der Effekt größer als die Resultate des WEFs
  • Die meisten Teilnehmer beschränken sich auf das Knüpfen von Geschäftsverbindungen, so war 2005 z.B. ein Seminar über das "Entdecken des nächsten wirtschaftlichen Flops" sofort ausgebucht, währenddem man für "Zahlen sich die Menschenrechte aus?" nicht einmal eine Anmeldung benötigte.
  • Trotz der Versprechen, sich auch sozialen Themen anzunehmen, werden die meisten Entscheidungen im Bereich der Wirtschaft gefällt. Gesellschaftliche Diskussionen in den Ländern der Welt werden, wenn überhaupt, beim WEF verzerrt mit einer Überbetonung wirtschaftlicher Aspekte geführt, da die selbsternannten Eliten nicht repräsentativ für die Gesellschaft stehen. NGOs treten als Bittsteller auf. Demokratische Teilhabe von Bürgern ist unerwünscht und wird durch Repression verhindert. Entscheidungen werden nicht zur demokratischen Abstimmung vorgelegt und haben deshalb keinerlei Legitimation, unabhängig von ihrer Qualität.

Argumente der Befürworter

  • Nur am WEF treffen Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Kultur in diesem Ausmaß aufeinander – nur durch Berücksichtigung aller Bereiche können globale Probleme angegangen werden.
  • Das WEF ist eine non-Profit-Organisation
  • Durch die gewaltige Medienpräsenz unterliegen alle Diskussionen und getroffene Vereinbarungen öffentlicher Kontrolle
  • Das WEF hat bereits gute Resultate gezeigt, beispielsweise haben 1994 Shimon Peres und Jassir Arafat hier zum ersten mal ein Abkommen entworfen und 1992 haben sich F.W. de Klerk, Präsident von Südafrika, Nelson Mandela und Mangosuthu Buthelezi, Anführer der Zulu zum ersten mal versammelt.
  • Wenn man etwas tun will muss man mit Dialog anfangen – wir sollten uns nicht für Dialog entschuldigen müssen“, Zitat von Mark Adams, Sprecher des WEF