Felsenmeer (Lautertal)

Das Felsenmeer bei Lautertal-Reichenbach im Odenwald ist eine Felsenlandschaft aus dunkelgrauem Quarzdiorit, die durch Wollsackverwitterung entstand.[1] Das Felsenmeer wurde bereits von den Römern und später durch die örtlichen Steinmetze zur Steingewinnung genutzt. Heute ist es ein beliebtes Naherholungsgebiet für Familien.
Sagen
Die Sage vom Felsenmeer in Lautertal handelt von zwei Riesen, die in der Gegend von Reichenbach wohnten, der eine auf dem Felsberg, der andere auf dem Hohenstein. Als sie Streit bekamen, bewarfen sie sich mit Felsbrocken. Der Hohensteiner war im Vorteil, er hatte mehr Wurfmaterial. So kam es, dass der Felsberger Riese bald unter den Blöcken begraben wurde; angeblich hört man ihn noch gelegentlich darunter brüllen. Und die Felswand des Hohestein soll die letzte Hausmauer des anderen Riesen sein. So wurde im Volksmund die Entstehung des Felsenmeeres erklärt.
Tourismus



Sehenswert sind die bearbeiteten Steine im römischen Steinbruch. Bei vielen Steinen handelt es sich um Fehlproduktionen, die nicht abtransportiert wurden und so noch heute an Ort und Stelle zu sehen sind. Neben „Sarg“, „Schiff“, und „Altarstein“ ist besonders die „Riesensäule“ interessant. Eben die „Riesensäule“ gibt bis heute dem Besucher ein Zeugnis der handwerklichen Fähigkeiten der damaligen Steinmetze, jedoch ist der Fertigungszweck bis heute ungeklärt. Auch die Lokalisierung des Lagers oder der Ansiedlung der Steinmetze ist bis heute nicht gelungen.
Vom Naturparkplatz „Felsenmeer“ aus können Besucher direkt auf dem Felsenmeer den Südhang des Felsbergs erklimmen. Unter einer Holzbrücke hindurch, welche die Felsen überspannt, wird nach zwei Dritteln des Weges zum Felsberggipfel die Riesensäule und ein Kiosk erreicht.
Durch den römischen Steinbruch geht es am Altarstein vorbei zum Felsberggipfel (514 m ü. NN), auf dem sich ein Ausflugslokal und der Ohly-Turm befinden. Dieser Aussichtsturm, der nach einem früheren Bürgermeister von Darmstadt benannt ist, ist baufällig und kann daher nicht bestiegen werden.
Einen Parkplatz gibt es auch kurz vor Beedenkirchen, von Reichenbach aus kommend auf der linken Seite an der Bergkuppe. Man kann jedoch auch direkt auf den Felsberg fahren und über einen Feldweg die rund 30 Höhenmeter zum Felsenmeer hinabsteigen. Der Anfahrtsweg zum Gipfel des Felsberges befindet sich allerdings auf der anderen Bergseite. Von der A 5 oder der B 3 kommend, muss man in Jugenheim Richtung Lautertal/Balkhausen fahren, kurz unterhalb der Serpentinen zur Kuralpe hinauf beginnt ein Fahrweg der direkt unterhalb des Ohly-Turmes in einem Parkplatz endet.
Das Felsenmeer ist ein ideales Ausflugsziel insbesondere für Familien, die – Gerüchten zufolge – auch schon mit einem Boot auf dem Anhänger angereist sind. Jährlich am letzten Wochenende im September veranstaltet die Bürgerstiftung Lautertal i. G. seit 2004 „Felsenmeer in Flammen“. Bei dieser Veranstaltung werden v. a. durch Licht- und Nebeleffekte beeindruckende Farbspiele gestaltet.
Naturschutz
Die Versuche, immer größere Besuchermengen zum Felsenmeer zu locken und dazu Großereignisse wie „Felsenmeer in Flammen“ zu veranstalten, sind allerdings aus der Sicht des Naturschutzes als höchst problematisch zu beurteilen, wie Károly Henrich in einer Untersuchung ausgeführt hat, die sich mit der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen in diesem Gebiet befasst.[2] Damit würden, stellt er fest, in das Waldgebiet Tausende von Menschen geleitet, die mangels wirksamer Maßnahmen zur Besucherlenkung dazu beitragen, den ohnehin ungünstigen ökologischen Erhaltungszustand des Bereichs am Großen Felsenmeer weiter zu verschlechtern.
Zu beachten ist auf jeden Fall, dass das Felsenmeer eingebettet ist in das Naturschutzgebiet Felsberg, das mittlerweile – nach der entsprechenden Anmeldung durch das Land Hessen bei der Europäischen Kommission – auch den Status eines ausgewiesenen FFH- und Natura 2000-Gebietes besitzt. Damit sind der Felsberg und mit ihm das Felsenmeer Bestandteil des europaweiten ökologischen Netzwerks, das die Erhaltung der biologischen Vielfalt besser als bisher absichern soll. Das Große Felsenmeer, auf das sich die Besucherströme konzentrieren, befindet sich als Felsökosystem zur Zeit in einem sehr ungünstigen Erhaltungszustand. Als weitgehend intaktes derartiges Ökosystem präsentiert sich dagegen das 500 Meter weiter westlich gelegene Kleine Felsenmeer; dort finden sich moosüberzogene Felsen, zwischen denen vielgestaltige, nicht von Besuchern zertretene Sträucher emporwachsen.
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Einzelsteine am Felsberg
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Die Siegfrieds-Quelle am Fuße des Felsenmeeres
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Die Riesensäule
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Blick nach unten
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Blick nach unten
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Brücke mit Fußweg über das Felsenmeer
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großer Einzelstein
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Winterimpression am unteren Felsenmeer mit Siegfriedquelle
Einzelnachweise
- ↑ Jutta Weber: Das Felsenmeer. Heiße Nahtstelle der Erdkruste. Geotop 2002. Geopark Bergstraße-Odenwald
- ↑ Károly Henrich:Das Odenwälder Felsenmeer und das „vergessene“ Naturschutzgebiet Felsberg. Kassel 2008, S. 115-117.
Literatur
- Marieta Hiller: Abenteuer Felsberg. Felsenmeere und Römersteine. Hiller, Glaser und Reiser. Lautertal 2002. ISBN 3-9806064-3-0
- Libor Schaffer: Tod im Felsenmeer. Ein Odenwald-Krimi. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 2006. ISBN 3-7973-1007-2.
- Károly Henrich: Das Odenwälder Felsenmeer und das „vergessene“ Naturschutzgebiet Felsberg. Kassel 2008. (PDF)
Weblinks
- http://www.felsenmeerfee.de/ 6218-301 Felsberg - ein virtuelles Naturschutzprojekt für das Felsenmeer im Odenwald
- http://www.touristikzentrum-felsenmeer.de/ Informationen zu Entstehung, Geschichte und Nutzung
- http://www.geo-naturpark.de/ UNESCO Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald
- http://www.felsenmeer.org/ Bürgerstiftung Lautertal zum Felsenmeer
- http://www.balkhausen.net/ziele/felsberg.htm Ausflugsziel Felsberg, Felsenmeer und Ohlyturm