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Zermützel

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Der Ort Zermützel liegt in der Ruppiner Schweiz im Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Brandenburg. Er hat eine über 500 Jahre alte Geschichte.

Geschichte

1490 wurde Zermützel (damals Schermützel vom slawischen Wort für Traubenkirsche oder Elsbeere) erstmalig urkundlich erwähnt, als Gabe des Grafen Johann zu Lindow an dessen Gemahlin Anna von Sachsen. Eine über eintausend Jahre alte Urkunde weist auf den slawischen Stamm der Zamcici, welcher hier im Land lebte. Bis vor 1600 Jahren lebte hier der Germanenstamm der Semnonen, der höchstwahrscheinlich ein großes Heiligtum auf dem Weilickenberg oberhalb der Boltenmühle am Tornowsee verehrte. In der Gemarkung Krangen weisen Werkzeug- und Waffenfunde aus geschliffenem Stein auf Vorfahren, welche vor 4000 bis 7000 Jahren hier lebten.

Die Zermützler lebten einen guten Teil der letzten 500 Jahre ganz für und von der Landwirtschaft. Nach dem Tod des letzten, 21-jährigen Graf Wichmann zu Lindow kam mit der Grafschaft Ruppin 1525 auch Zermützel zum Kurfürstentum Brandenburg. Zu dieser Zeit bestand das Dorf aus 17 Hufen. Zum Lehnschulzen gehörten 6 Hufe. 3 bis 4 Bauernhöfe in Zermützel teilten sich die übrigen 11 Hufe. Um die Erträge der Höfe aufzubessern, erhielten die Bauern zur Grasgewinnung 1 bis 3 ha Wiesen in der Plagge. Das sind Wiesen mit minderwertigem Gras beiderseits des Rhins von der Fristower Brücke rhinaufwärts. Das Mähen von Hand war eine arge Plage, die an den Namen der Wiesen erinnert.

Zwei inzwischen riesengroß gewordene Maulbeerbäume, die rechts des Weges vom Lindenhof ca. 100 m in Richtung Mückeneck stehen, erzählen von inzwischen vergangener Landwirtschaft, von der Seidenraupenzucht in Zermützel. Die Kolonisten, Hugenotten, die von König Friedrich II. in Stendenitz angesiedelt wurden, brachten diesen Erwerbszweig hierher.

Die Krangener Chronik, die 1963 abgeschlossen wurde, berichtet ausführlich über Landwirtschaft, über Not, Armut, Abgaben und Probleme des täglichen Lebens, die über den Rahmen dieser Schrift hinausgehen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene lesen jedoch sicher mit Interesse, was über den Schulbezirk Krangen, zu dem im Jahre 1810 auch Zermützel gehörte, in der Chronik aufgezeichnet ist.

Ein Schneidermeister und Küster aus Storbeck, der 2½ Monate das Schullehrer- und Küsterseminar in Berlin besucht hatte, wurde 1797 in Krangen als Lehrer eingesetzt. "Das Schulzimmer ist zugleich Wohn- und Arbeitszimmer der Familie. Die Knaben und die Mädchen sitzen natürlich sehr zusammengedrängt. So erscheint auch der Lehrer mit seiner Umgebung in einer höchst unseligen Gestalt. Aber trotz der unglücklichen Lage ist der Geist der Aufmerksamkeit, Ruhe, Ordnung, Folgsamkeit nicht ohne Freude. In Ermangelung einer Tafel benutzt man die Tür. Es ist noch eine besondere Stube im Küsterhause, welche als Schreibstube gebraucht werden könnte, aber es fehlt an Brennmaterial zur Heizung.

Über die Fortschritte der einzelnen Unterrichtsfächern wäre folgendes zu sagen: Geläufig und mit gehörigem Ausdruck lesen und mit Nutzen lesen, das kann kein einziges Kind. Noch nicht geläufig lesen 3 Knaben und 9 Mädchen. Gar nicht lesen können 9 Knaben und 14 Mädchen. Zum Buchstabieren und Silbenschreiben und -bilden braucht man zwei Winterhalbjahre. Mit Schreiben nach Vorschrift beschäftigen sich 2 Knaben und Mädchen keine. Mit Tafelrechnen nicht eins, mit Kopfrechnen 3 Knaben und 3 Mädchen. Mehr das Gedächtnis als das Nachdenken wird geübt, jenes durch auswendig lernen der 5 Hauptstücke, biblische Sprüche und Liederverse, dieses durch Fragen, Anmerkungen und Erzählungen. Die Bildung der Sprache muss beim Mangel der grammatischen Sprachkenntnisse des Lehrers ganz unterbleiben.

Die Schulstunden im Winter sind von 8 - 11 und nachmittags von 12 - 3. Öffentliche Schulprüfungen sind bis jetzt noch nie angestellt worden. Sommerschule wird nicht gehalten, selbst nicht einmal regelmäßig von Neujahr bis Ostern. Der Grund liegt in der Gleichgültigkeit vieler gegen Bildung und Erziehung ihrer Kinder. Das Schulgeld erhebt der Lehrer selbst und beträgt wöchentlich für ein Kind 2 Groschen. … Die Ausstattung der Schulstube besteht aus einem Tisch und 3 Bänken.”

Das in den heute noch gebräuchlichen Landkarten verzeichnete Übersetzen der Boote von Zermützel zur Rheinsberger Seenplatte geschah bis 1930 durch Pferdefuhrwerke der Fuhrunternehmer Burrmann, Wittkopf und Rösicke. Bis 1939 brachte eine Postkutsche mit 4 Pferden bespannt auf dem Wege von Neuruppin nach Rheinsberg die Post auch nach Zermützel. Die Petroleumlampen verlöschten in Zermützel erst 1934, und seitdem gab es elektrisches Licht. Das Gut in Zermützel besaß bis 1944 eine Windturbine zur Stromerzeugung. Die Freileitungen in der Ortslage Zermützel wurden 1973 durch Erdkabel abgelöst.


Zur Struktur

Ursprünglich trug die Anschrift fast aller Zermützler die Bezeichnung Dorfstraße, obwohl die Dorfstraße eine Reihe von Abzweigungen hatte und die Kenntnis der Hausnummern wohl nur ein versierter Postbote kannte. Immer wieder gab es verzweifelte Suchende und Irrläufer bei der Post. 2005 erhielten die Dorfstraße und deren Abzeigungen eigene Namen und entsprechende Straßenschilder.

Das Lehnschulzengut Zermützel wurde während des Dreißigjährigen Krieges vom Inhaber des kurfürstlichen Amtes (verantwortlich für die Abgaben an den Kurfürsten) in Alt Ruppin als Privatbesitz erworben und entwickelte sich zum Rittergut. Die Besitzer wechselten dann durch alle Jahrhunderte sehr häufig, was offenbar mit der geringfügigen Ertragslage zusammenhing. Im Herbst 1945 fiel das Gut Zermützel mit damals 346 ha Acker und 270 ha Wald unter die Bodenreform. 38 Siedler, die in Zermützel eine neue Heimat gefunden hatten, erhielten Land aus dem Bodenfonds. Ein Teil von ihnen gründete 1950 das Volksgut Zermützel, das schon zu Beginn der sechziger Jahre in der Läuferaufzucht erfolgreich war und mit dem Mastbetrieb in Stöffin kooperierte. Bis zur Wende 1990 hat das Volksgut mit der Kooperativen Pflanzenproduktion Neukammer mit Sitz in Gnewikow zusammenarbeitet. Seine landwirtschaftliche Nutzfläche von dort aus bearbeitet. Auch die Viehwirtschaft erfolgte im Rahmen des Volksgutes Gnewikow.

Der Gutshof ist heute noch gut als solcher zu erkennen. Er besaß bis vor wenigen Jahren ein stattliches Gutshaus mit Zwerggiebeldach und kleiner Mansarde und Satteldach. Da kein Interesse an Erhalt und Nutzung mehr bestand, wurde das Gutshaus vor der Wende Jahren abgerissen. Die Zermützler Gutbewirtschaftung wurde nach der Wende beendet.

Von 1766 bis 1925 stieg die Einwohnerzahl von 40 auf 78. Im September 1945 wurden in 76 Einwohner und 194 Flüchtlinge gezählt. Im Jahre 2005 wurden 79 Einwohner gezählt. Seit 1939 war Zermützel Ortsteil von Krangen, seit 1989 ist Zermützel Ortsteil von Neuruppin. Für den Personalausweis und für die Post gilt Zermützel OT Neuruppin Bei der Liste der Ortsteile der Stadt Neuruppin kommt Zermützel jedoch nicht vor. Geblieben ist die Zuständigkeit des Ortbürgermeisters von Krangen für Zermützel. In den Grundbüchern und Plänen des Bauamtes laufen die Eintragungen unter Krangen. Die Anzahl der Bauern und die Größe der Bauernhöfe blieben bis in das vergangene Jahrhundert gleich. Jedoch die Namen und Familien haben gewechselt. Die älteste heute noch in Zermützel vertretene Familie ist Wittkopf. Familie Wittkopf ist in Zermützel seit 1879 ansässig. Wer sich für frühere Zermützler interessiert, findet Namen auf dem alten Friedhof von Zermützel.

Am oberen Dorfplatz liegt der heute noch so genannte Lindenhof, der heute als Wohnstätte dient. Das Wohnhaus, ein zweistöckiges, quergegliedertes großes Haus ist ein Fachwerkbau, in dem in den 60er Jahren noch der Rauchschlot der schwarzen Küche bestand, der mit einer preußischen Kappe gegen Regeneinfall geschlossen war. Gegenüber ist nach der Wende der Kremserhof entstanden.

Am unteren Dorfplatz ist das zentrale Gehöft die ehemalige Gaststätte Wittkopf. Die Gaststätte Wittkopf feierte 1989 ihr 110-jähriges Jubiläum. 1999 hat das Ehepaar Klaus und Brigitte Wittkopf das Gewerbe für die Gaststätte aufgegeben. Die ehemaligen Höfe der Bauern Schmidt und Burrmann lagen neben dem Hof Wittkopf bergwärts und sind heute als solche kaum mehr zu erkennen. Das Grundstück talwärts neben dem Hof Wittkopf ging 1926 aus der Tederan’schen Büdnerstelle hervor, deren Voreigentümer Alexander Freiherr von Swaine war, der Birkenhorst als Besitz hatte. Der kleinere Hausteil des Doppelhauses gleicht von der Baukonstruktion her dem Typenbau aus der Kolonistenzeit, der auch im Nachbardorf in Stendenitz anzutreffen war. Wie von Günter Krentz berichtet wurde, hat König Friedrich II 1755 diese Kolonistenstellen eingerichtet.

Aus der mündlichen Überlieferung und aus der Krangener Dorfchronik kann man entnehmen, dass die ehemalige Thederan´sche Büdnerstelle einstmals das Haus des Jägers bzw. Fischers des Gutes war. Bis heute ließ sich für dieses Grundstück der Eintrag folgende Lasten im Grundbuch nicht löschen, weil der Nachfolger des Begünstigten nicht zu ermitteln ist. „Laut Verleihungsurkunde vom 28. September 1789 hat Besitzer jährlich b 2 Scheffel Kienäpfel an die Gutsherrschaft von Zermützel zu liefern auch derselben c 1 Tag Forsthanddienste und d gewisse andere Dienste gegen Tageslohn zu leisten. Eingetragen vigora de creti vom 22. Mai 1840.“

Zermützel hat eine architektonische Attraktion zu bieten. In der Nähe der Stendenitzer Brücke liegt das von Architekt Hans Scharoun entworfene Landhaus (1937).

Ort und See - Tradition als Erholungsgebiet

Schon vor dem zweiten Weltkrieg hatten die Neuruppiner Freude am Wassersport. Der Deutsche Kanuverband hatte seine Station gegenüber der Gaststätte Wittkopf. Die Paddlergilde Rhinbrüder e.V. Neuruppin und später der Ruderklub Neuruppin hatte jeder ein eingezäuntes Grundstück mit Haus und Keller und Wasserversorgung im Mückeneck. Wir jüngeren müssen da schon Phantasie aufbringen, uns die abendlich-nächtlichen gemeinsamen Vereinsfeiern der Ruderer, Paddler und Kanuten auf dem Vorplatz der Gaststätte Wittkopf unter vielen Lampions vorzustellen. Wer bei Ruderern die Gaststätte Wittkopf nennt, der erinnert an die früher jährlich stattgefundene Eierfahrt. Mannschaft und Datum wurden mit Kreide auf Ziegelwand für das ganze Jahr verewigt. Ob diese schöne Tradition einmal wieder auflebt?

Vor dem zweiten Weltkrieg gab es folgendes am Zermützelsee: Bootsverleih Eichkater durch Herrn Grothe (Waldschenke), täglicher Eisverkauf auf allen Zeltplätzen am Zermützelsee per Motorboot, wöchentliches Fischangebot bis hin zum Räucheraal durch die Fischer, täglicher Verkauf von Backwaren auf den Zeltplätzen durch die Bäcker Prager aus Neuruppin und Mehlmann aus Frankendorf.

1926 fühlten sich Sommergäste in der ehemaligen Blockhütte bei Familie Burrmann wohl. Anfang der 30er Jahre richtete von Swaine den Hof Birkenhorst als Restaurant und Hotel ein, besonders auch für Jagdfreunde. Des Waidmanns Lust in Feld und Wald waren damals wie heute die Langohren, die Rehe, Hirsche und die Damhirsche. Die Bebauung des Ufers bis vor das Mückeneck geschah in der Zeit 1930 bis 1940 einschließlich des Heimes des Ruderklubs Neuruppin, das dann nach dem zweiten Weltkrieg dem Anglerverband übergeben wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg entstand in der Zeit 1960 bis 1970 die Bungalowsiedlung Mückeneck, dann 1970 bis 1980 die Bungalowsiedlung Interessengemeinschaft Zermützel auf dem Gelände des ehemaligen Krautgartens des Gutes einschließlich Sportboothafen und Kanal dahin. Ebenfalls entstanden Anfang der 60er Jahre die Bungalows in der Berglage in Richtung Norden im Anschluss an das Dorf Zermützel.

Zwei große Zeltplätze liegen am Zermützelsee. Die Zermützler wissen noch aus eignem Erleben, dass die beiden großen Zeltplätze Stendenitz und Großer Rehwinkel wie auch die Plätze am See beidseitig der Fristower Brücke, der kleine und der große Rehwinkel und ein Platz hinter dem Anglerheim Mückeneck als Holzablagen dienten. Hier wurde der Reichtum des Waldes zu Flößen zusammengestellt, die dann den Rhin abwärts nach Neuruppin gestakt wurden.

In den 70er Jahren gab es ein besonderes Spektakel. Bei der ersten Fahrt des Jahres des Motorschiffes Theodor Fontane durch den Zermützelsee kam das stolze Schiff vom Kurs etwas ab und saß an der Schilfspitze hoffnungslos fest. Alle Manöver wie Maschine volle Fahrt voraus oder Maschine rückwärts oder abschleppen halfen nichts. Mehrere Wochen saß die Theodor´Fontane auf Grund. Mit Hilfe einer Stahltrosse bis zum Zeltplatz Stendenitz und eines russischen Panzers vom Typ T 34 wurde dann endlich die lange Sitzung beendet.

Ein Urlaubsparadies

Das landschaftliche Paradies wird entsprechend den sozialen Möglichkeiten im Land immer mehr für Erholung und Freizeitgestaltung genutzt. Theodor Fontane beschreibt bereits den landschaftlichen Reiz des Sees und des gegenüberliegenden Ufers für Zermützel. Die Badenden mit und ohne finden zum Baden gute Gelegenheit und geeignete Wasserqualität. Großer Beliebtheit erfreuen sich für Erholung und Freizeit die offizielle Badestelle Zermützel und auch die bereits erwähnten Zeltplätze bei Stendenitz und am großen Rehwinkel für Dauerzelter und Gelegenheitszelter. In Zermützel gibt es eine Reihe von Ferienwohnungen. Der Kremserhof Zermützel (Ruppiner Fahrtouristik) von Jürgen Strache bietet Reit- und Fahrmöglichkeiten mit Kutschen und Kremsern und außerdem rustikale Bewirtung, auch für Festlichkeiten.

Gleich beliebt für Akteure und Zuschauer ist das Segeln und Surfen. Als Segelrevier ist der Zermützelsee ein kleiner See. Bootsanleger sind in Stendenitz in der Nähe der Gaststätte Waldschenke. Das Surfen wurde nach der Wende am Zermützelsee wie woanders in ganz wenigen Jahren zum Massensport. Die Surfregatta wurde für viele Jahre zum festen Programm der Regatten in jedem Jahr. Die erste Surfregatta einschließlich Ulkregatta mit Kostümen fand 1982 statt. Die Angler entlocken dem See Barsch, Zander, Hecht, Aal, Waller, Karpfen und verschieden Weißfische. Bis zum Beginn des Motorbootbetriebes im April und dann wieder nach Beendigung der Motorbootzeit ist das Wasser des Sees recht klar. Der Zermützelsee wird nicht nur durch den Rhin und den Rottstielfließ mit Wasser versorgt, zu nennen sind auch Zuflüsse vom Teufelssee, vom Kellensee und von Quellen zwischen Fristow und kleinem Rehwinkel. Da der See nur bis 6 m tief und der Grund schlammig ist, bleibt das Wasser in der Motorbootzeit leider nicht klar.

Legenden

Über das Leben hier in früheren Zeiten, über das Denken, Wünschen und Fürchten der Leute handeln die beiden mit dem Namen Zermützel verbundene Legenden.

Die Hexe im Teufelssee

An den Hintergebäuden der Försterei Tornow vorbei führt ein Fußpfad hinab in eine von Kieferngehölz bestandene Schlucht, an deren Ende der kleine, dichtumschattete und fast kreisrunde Teufelssee liegt. Dieser See, heißt es, habe seinen Namen daher erhalten, dass man einst versucht habe, den Teufel darin weiß zu waschen.

Aber auch noch eine andere Sage ist von ihm im Volke bekannt. Einst trieb hier, so erzählt man sich in Zermützel, einem in der Nähe gelegenen Dorfe, Frau Klöckner aus Binenwalde, eine arge Hexe, ihr Wesen. Schon lange war sie, wenn einer dort angelte, blutrot aus dem Wasser emporgestiegen und hatte den einsamen Angler am Lande getötet oder auch wohl mit sich in das kühle Wasser hinabgezogen. Vergebens versuchte man diesem Treiben ein Ende zu machen. Da kam man auf den Gedanken, sie zu erschießen. Aber so oft man es versuchte, keine Kugel wollte treffen. Ja, der leichtsinnige Schütze konnte von Glück sagen, wenn er selbst bei dem Wagstück mit heiler Haut davonkam, da die Kugel jedes Mal zurückprallte.

Da meinte denn einer, der in solchen Sachen Bescheid wusste, man solle nun eine silberne Kugel in das Gewehr laden, dann würde man schon treffen, denn eine Hexe könne nur mit Silber erschossen werden. Aber man befolgte den Rat nicht, da man fürchtete, die Sache könne zu teuer zu stehen kommen, wenn sie öfter fehlschlüge. Schließlich gelang es einen schönen Tages, die Hexe mit einem Milchbrote in eine Flasche zu locken und diese fest zu verkorken. Darauf machte man sich denn mit der Flasche nach Rheinsberg auf den Weg. Aber unterwegs ging die Flasche durch irgendeinen Zufall auf, und die Hexe entkam nach dem Hacht, einer dicken Schonung in der Nähe von Rheinsberg. Und dort soll sie heute noch ihr Wesen treiben. Und wer es nicht glaubt, soll selber sich dorthin begeben und nachschauen.

Das Blumenwunder von Zermützel

In der Dämmerung klopfte es leise an das Tor eines Gehöftes in Zermützel. Die Frau öffnete das Tor und erschrak furchtbar beim Anblick eines alten, abgemagerten Mannes, dessen Augen ebenfalls voller Furcht waren. Der Mann trug gestreifte KZ-Kleidung. Er bat um Zivilkleidung zur weiteren Flucht. Auf Fluchthilfe stand zu dieser Zeit die Todesstrafe. Es war im April 1945, zur Zeit des zu Ende gehenden Krieges. Die Frau trug die Verantwortung für ihre Familie, für ein kleines Kind und für ihren kranken Mann. Außerdem war die Frau für Hausbewohner verantwortlich, die hier auf dem Dorf vor Kriegsgefahren Zuflucht gesucht haben.

Da sie mutig war, sagte sie dem Flüchtling folgendes. „Verstecke dich in den Büschen des Friedhofes und warte, bis ein Mann mit langem grünem Mantel und Hut am Friedhof vorbeigeht. Er wird dort ein Päckchen fallen lassen und weitergehen. Wenn der Mann fort ist, kannst du dir den Anzug aus dem Päckchen nehmen und dich umziehen. Verstecke deine KZ- Kleidung in dem Päckchen, damit wir diese danach im Ofen verbrennen können.“

Der Frau kam es vor, als ob sie einen Hoffnungsschimmer auf dem Gesicht des Alten sah. Bevor er verschwand, sagte er: „Ich habe nichts, um dir zu danken. Ich werde aber Gott bitten, Zermützel reich zu segnen und zum Zeichen dafür 100 000 weiße Blumen so wachsen zulassen, dass sie einen großen Blumenteppich bilden. Dort auf dem Friedhof, wo der Mann das Kleiderpäckchen fand, wachsen seit dieser Zeit im Frühjahr mehr als 100 000 Schneeglöckchen - wie ein weißer Teppich. Wer nicht glaubt, kann es zur Zeit der Schneeglöckchen dort sehen. Die Geschichte musste zuerst geheim bleiben, deshalb wissen nur wenige Zermützler die Ursache für dieses Blumenwunder.

Hinweise

Ortslagenbezeichnungen und besondere Bezeichnungen

Vorbusch: Waldgebiet zwischen Zermützel und Fristow

Ziegelwiese: Ufergebiet vor dem Mückeneck, auf dem Ziegelreste der ehemaligen Ziegelei dort zu finden sind

Galgenberg: Die tote Kiefer und Findlinge kennzeichnen diesen Ort ca. ½ km vom Ortschild Zermützel in Richtung Ost

Akazienweg: Feldweg zwischen Wald und Feld in Richtung Nord-Ost von Ortsmitte aus

Kirchsteig: Weg von Stendenitzer Brücke in Richtung Krangen (nur noch in der Waldlage vorhanden, das Stück am Waldrand entlang ist jetzt untergepflügt)

Hindenburgeiche: Eiche auf dem Platz vor dem Lindenhof (Bushaltestelle)

Literaturquellen

(1) Ruppiner Land, Werte unserer Heimat, Bd. 37, Akademieverlag, Berlin 1971; S. 80-81 B 19 Zermützel, Ortsteil von Krangen

(2) Wander- und Wassersportkarte, Neuruppin mit Rheinsberg und Lindow, VEB Landkartenverlag Berlin, Liz.-Nr. K 10/57

(3) K. E. Haase, Sagen der Grafschaft Ruppin und Umgebung Neuruppin, Verlag von Rud. Petrenz 1887

(4) Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Die Grafschaft Ruppin, Aufbau-Verlag 1976

(5) Hermann Arndt, Die Chronik des Dorfes Krangen bis zum Jahre 1963. Manuskript 1966

(6) Dr. Klaus-Peter Garitz, Das Blumenwunder von Zermützel: Legende, 2006 erzählt

(7) Günter Krentz, Ruppiner Anzeiger vom 6.1.2000

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