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Paradigmenwechsel

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Als Paradigmenwechsel wird ein (oft radikaler) Wechsel eines Paradigmas bezeichnet.

Der Paradigmenwechsel nach Kuhn

Ein epistemologischer Paradigmenwechsel wird, nach dem Erkenntnistheoretiker Thomas S. Kuhn, eine wissenschaftliche Revolution genannt.

Diese wissenschaftliche Revolution tritt, entsprechend Thomas S. Kuhn, dann auf, wenn in einer Wissenschaft Abweichungen auftreten, welche nicht mehr durch das allgemeinhin geltende Paradigma erklärt werden können, innerhalb dessen der bisherige wissenschaftliche Fortschritt stattfand. Sobald neue Entdeckungen gemacht werden, welche nicht mit dem vorherrschenden Paradigma erklärt werden können, und die Ergebnisse der Entdeckungen von anderen unabhängigen Wissenschaftlern bestätigt werden, dann ist man in der Wissenschaft gezwungen, ein neues Paradigma, mit den Ergebnissen konform gehend, zu erklären und anzunehmen. Genau dies ist der Hauptunterschied zwischen Religion und Wissenschaft (und im allgemeinen von Wissenschaft und anderen Glaubenssystemen). Befürworter und Anwender der wissenschaftlichen Methode sind im allgemeinen eher bereit, ihren Glauben zu ändern, wenn neue Tatsachen und zwingende Logik präsentiert werden.

Klassische Beispiele für Paradigmenwechsel:

Ein sich abzeichnender Paradigmawechsel könnte sich mit der weiteren Erforschung der Quantenmechanik, insb. der Folge der Erkenntnisse von Werner Heisenberg durch Edward Witten, Anton Zeilinger sowie Ervin Laszlo mit Festigung der sog. M-Theorie manifestieren, in der von mehr als drei räumlichen und der Zeitdimension gesprochen wird.

Zeilinger dazu: Es stellt sich letztlich heraus, dass Information ein wesentlicher Grundbaustein der Welt ist. Wir müssen uns wohl von dem naiven Realismus, nach dem die Welt an sich existiert, ohne unser Zutun und unabhängig von unserer Beobachtung, irgendwann verabschieden.

Eine verbreitete Fehlinterpretation des Kuhnschen Paradigmas ist der Glaube, dass die Entdeckung von Paradigmenwechsel und die dynamische Natur der Wissenschaft ein Argument für den Relativismus sind; also dass gesagt werden kann, Magie, religiöse Konzepte oder Pseudowissenschaft seien gleichwertig der wahren Wissenschaft. Kuhn verweigert sich vehement dieser Interpretation. Wenn nämlich ein wissenschaftliches Paradigma durch ein neues ersetzt wird, dann muss dieses neue Paradigma das bessere sein und nicht nur wegen des Unterschiedes.

Dies kann, in logischer Konsequenz, auch bedeuten, dass scheinbare quantenphysikalische Inkohärenzen und bisher nicht erklärbare Phänomene im Bereich nicht lokaler / nicht kausaler Informationsübertragung in Zukunft in den Begriff wahrer Wissenschaft mit einbezogen werden müssen, so sie sich gemäß klar erkennbarer Regeln und Gesetzmäßigkeiten z.B. der einfachen Beobachtung und dreidimensionalen Feststellung entziehen.

Paradigmenwechsel im weiteren Gebrauch

Das Wort Paradigmenwechsel ist mittlerweile nicht mehr nur im wissenschaftlichen Kontext, wie bei Kuhn, anzutreffen. Gemeinhin wird damit eine wichtige qualitative Änderung eines Denkmusters bezeichnet. Nun ist ein Paradigmenwechsel eine radikale Änderung im persönlichen Glauben, in komplexen Systemen oder in Organisationen. Er ersetzt die ehemalige Art und Weise des Denkens oder des Organisierens durch eine radikal andere.

Beispiele von Paradigmenwechsel in Vorstellung und in Denkmustern:

  • Wenn die von Geburt an blinden Menschen plötzlich wieder sehen können.
  • Die neuen Techniken und Entdeckungen in der Genetik, die neue Einsichten in der Anthropologie erzwingt und alte Annahmen ablöst.

Beispiele von Paradigmenwechsel in komplexen Systemen und Organisationen: