Robert Havemann
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Robert Havemann (* 11. März 1910, München, † 9. April 1982, Grünheide bei Berlin) war ein deutscher Chemiker, Kommunist, Widerstandskämpfer gegen die Nazis in der Widerstandsgruppe Europäische Union und Regimekritiker in der DDR.
Leben
- 1932 Eintritt in die KPD
- 1933 promoviert mit einer physikalisch-chemischen Arbeit in Berlin zum Dr. phil. Im selben Jahr wird er von den Nazis aus dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie entfernt.
- 1937-1943 wissenschaftliche Arbeit an einem Giftgas-Projekt des Heereswaffenamtes
- Während des Krieges Gründung der Widerstandsgruppe "Europäische Union"
- 1943 Verhaftung durch die Gestapo
- 1945 Verurteilung vom Volksgerichtshof unter Freisler zum Tode wegen Hochverrats
- durch Fürsprache mehrerer Behörden Vollstreckungsaufschub bis zum Kriegsende, er konnte im Zuchthaus Brandenburg seine Forschungsarbeit fortsetzen
- 27. April 1945 Befreiung aus dem Zuchthaus Brandenburg durch die Rote Armee
- 1945 Leiter des Kaiser Wilhelm Institutes für Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin-Dahlem
- 1946-1963 Zusammenarbeit mit KGB und MfS
- 1950 Tätigkeit als Chemiker in West-Berlin, Berufsverbot wegen der Agitation gegen die Wasserstoffbombe der USA
- 1950-1964 Direktor des Instituts für Physikalische Chemie an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin, Ordinarius für Physikalische Chemie
- 1950-1963 Mitglied der Volkskammer der DDR
- 1959 Nationalpreis der DDR
- 1963/1964 Vorlesung im Wintersemester an der HU "Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme" (veröffentlicht in der Bundesrepublik unter dem Titel: "Dialektik ohne Dogma?"), daraufhin Ausschluss aus der SED
- 1965 Berufsverbot, in den Folgejahren zahlreiche SED-kritische Publikationen in Form von Zeitungsbeiträgen und Büchern (u. a. "Fragen Antworten Fragen"; "Robert Havemann: Ein deutscher Kommunist"; "Morgen")
- 1976 das Kreisgericht Fürstenwalde verhängt wegen seines an den Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker gerichteten, im "Spiegel" veröffentlichten Protestbriefs gegen die Ausbürgerung des kritischen Liedermachers Wolf Biermann einen unbefristeten Hausarrest gegen Havemann (auf seinem Grundstück in Grünheide), sein Haus und seine Familie werden rund um die Uhr von der Stasi überwacht.
- 1979 Der Hausarrest wird aufgehoben, die Überwachung fortgesetzt. Strafverfahren wegen "Devisenvergehen" zur Unterdrückung von Havemanns Veröffentlichungen in der Bundesrepublik Deutschland.
- 1982 - gemeinsam mit Pfarrer Rainer Eppelmann - "Berliner Appell" für eine unabhängige gesamtdeutsche Friedensbewegung.
Siehe auch
Literatur
Buchpublikationen Robert Havemanns
(Aus der Biografie der Havemann-Gesellschaft übernommen)
- Atomtechnik geheim? Hg.: Dt. Friedenskomitee und Kammer der Technik, Berlin 1951, 31 S.;
- Einführung in die chemische Thermodynamik. Hg. Franz X. Eder und Robert Rompe, Berlin, Deutscher Verlag der Wissenschaften 1957, 296 S.;
- Dialektik ohne Dogma? Naturwissenschaft und Weltanschauung. Reinbek, Rowohlt 1964, 168 S.
- (erweiterte DDR-Ausgabe: Hg. Dieter Hoffmann u. Hartmut Hecht, Berlin, Deutscher Verlag der Wissenschaften 1990, 266 S.);
- Fragen Antworten Fragen. München, Piper 1970, 302 S.;
- Rückantworten an die Hauptverwaltung "Ewige Wahrheiten". Hg. Hartmut Jäckel, München, Piper 1971, 157 S.
- (erweiterte DDR-Ausgabe: Berlin, Deutscher Verlag der Wissenschaften 1990, 287 S.);
- Berliner Schriften. Aufsätze, Interviews, Gespräche und Briefe aus den Jahren 1969 bis 1976. Hg.: Andreas W. Mytze, Berlin, europäische ideen 1976, 152 S.;
- Ein deutscher Kommunist. Rückblicke und Perspektiven aus der Isolation. Hg. Manfred Wilke, Reinbek, Rowohlt 1978, 158 S.;
- Morgen. Die Industriegesellschaft am Scheideweg, München u. Zürich, Piper 1980, 232 S. ISBN 3-492-02617-6
- (DDR-Ausgabe: Halle u. Leipzig, Mitteldeutscher Verlag 1990, 231 S.);
- Die Stimme des Gewissens. Texte eines deutschen Antistalinisten. Hg.: Rüdiger Rosenthal, Reinbek, Rowohlt 1990, 224 S.;
- Warum ich Stalinist war und Antistalinist wurde. Texte eines Unbequemen. Hg.: Dieter Hoffmann u. Hubert Laitko, Berlin, Dietz 1990, 270 S.
Sekundärliteratur (Auswahl)
(Ebenfalls aus der Biografie der Havemann-Gesellschaft übernommen.)
- Robert Havemann 70. europäische ideen, Berlin 1980, H. 48;
- Ein Marxist in der DDR. Für Robert Havemann. Hg.: Hartmut Jäckel, München, Piper 1980, 208 S.;
- Robert Havemann: Dokumente eines Lebens. Hg.: Dieter Hoffmann und andere, Berlin, Links 1991, 312 S.;
- Die Entlassung: Robert Havemann und die Akademie der Wissenschaften 1965/66. Eine Dokumentation. Hg.: Silvia Müller und Bernd Florath, Berlin 1996, Schriftenreihe des Robert-Havemann-Archivs Bd. 1, 455 S.;
- Guntolf Herzberg: Robert Havemann und die Philosophie. Vortrag auf einer Gedenkveranstaltung zum Tode Robert Havemanns, gehalten am 22. April 1982. In: Abhängigkeit und Verstrickung. Forschungen zur DDR-Geschichte Bd. 8, Berlin, Links 1996, S. 217-233;
- Clemens Vollnhals: Der Fall Havemann. Ein Lehrstück politischer Justiz. Berlin, Links 1998, 308 S.;
- Manfred Wilke und Werner Theuer: Der Beweis eines Verrats läßt sich nicht erbringen. Robert Havemann und die Widerstandsgruppe Europäische Union. In: Deutschland Archiv, Köln, 32. Jg., 1999, H. 6, S. 899-912
Quellen dieses Artikels
- Katja Havemann, Joachim Widmann: Robert Havemann oder Wie sich die DDR erledigte, Ullstein, Berlin 2003, ISBN 3-55007-570-7
Außerdem verschiedene Publikationen der Havemann-Gesellschaft.
Weblinks
- Havemann-Gesellschaft
- Biografie
- Biografie auf www.gegen-diktatur.de
- Jugendopposition in der DDR (Bundeszentrale für politische Bildung / Robert-Havemann-Gesellschaft e.V.)
- Die Ideen für einen "Berliner Frühling" in der DDR. Die sozialen und ökologischen Reformkonzeptionen von Robert Havemann und Rudolf BahroMarko Ferst
- "Morgen im Land Utopia" und weitere Informationen zu Robert Havemann
Personendaten | |
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NAME | Havemann, Robert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker, Kommunist und Regimekritiker in der DDR |
GEBURTSDATUM | 11. März 1910 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 9. April 1982 |
STERBEORT | Grünheide bei Berlin |
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