Breitkopf & Härtel
Breitkopf & Härtel ist ein Musikverlag mit Sitz in Wiesbaden (Hauptsitz), Leipzig und Paris. Zum Verlag gehört auch der Deutsche Verlag für Musik. Im Jahre 2000 übernahm er auch den Verlag Musica Rara aus Monteux, Frankreich.
Geschichte
Breitkopf und Härtel ist der älteste Musikverlag der Welt. Er wurde offiziell am 27. Januar 1719 durch Einheirat von Bernhard Christoph Breitkopf (1695-1777) in die alte Leipziger Druckerfamilie Müller, die schon seit fast 2oo Jahren die Druckerei betrieb, gegründet. 1732 erwarb Breitkopf den verfallenen Gasthof „Goldener Bär“, in dem er nach Neubau den Verlag einrichtete. Auf das Gasthofschild geht das noch heute genutzte Wappentier im Verlagssignet zurück. Bald machte sich Breitkopf einen Namen als Verleger von fachwissenschaftlicher Literatur (insbesondere der Theologie) und Werken des damals sehr einflussreichen Dichters Johann Christoph Gottsched. Gleichzeitg kündigte sich der Musikverlag an: 1736 erschien „Schemellies Gesangbuch“, an dem auch der große Johann Sebastian Bach mitgewirkt hatte. Mehrere Auflagen verzeichnete die Liedersammlung „Singende Messe an der Pleiße“ von Sperontes (ab 174o). 1762 wurde der Sohn Johann Gottlob Immanuel (1719-1794) in die Verlagsleitung aufgenommen. Er verbesserte 1754 die Technik des Notendrucks mit beweglichen Lettern. Ab 1756 verlegte er Werke fast aller namhaften Komponisten des deutschsprachigen Raums (Bach-Söhne, Joseph Haydn, Leopold Mozart, Johann Joachim Quantz, Carl Stamitz, Georg Friedrich Telemann u.a.). 1762-1787 erstellte er systematische Verzeichnisse der Werke, die er zum Verkauf anbot. Diese liefern uns heute als wichtige Quellen Informationen zur Musik Haydns und der Frühklassik. Als der junge Goethe 1765 nach Leipzig kam, freundete er sich mit den beiden Söhnen Bernhard Theodor (1749- nach 1810) und Christoph Gottlob Breitkopf (175o-18oo) an. Bernhard Theodor vertonte die ersten Gedichte Goethes, sie wurden 177o ohne Nennung des noch unbekannten Dichters gedruckt. 1794 übernahm Christoph Gottlob Breitkopf die Verlagsleitung. Nach finanziellen Schwierigkeiten ging er 1795 mit Gottfried Christoph Härtel (1763-1827) eine Sozietät ein. Seit 1796 firmiert der Verlag unter Breitkopf und Härtel. 1798 rief Härtel die erste langfristige erscheinende Musikzeitschrift „Allgemeine musikalische Zeitung“ ins Leben. Ab 1798 erschien die 16bändige „Œuvres complettes“ von Mozart, in der neben Klavier- und Kammermusik sowie Liedern zahlreiche Erstdrucke enthalten waren. Eine zweite Œuvres-Serie folgte 1799 mit den Klavierwerken des noch lebenden Joseph Haydn. Nach dem Tod Breitkopfs übernahm Härtel 18oo den Verlag. Bald begann er auch die verlegerische Zusammenarbeit mit Beethoven, die Hauptexponenten der Wiener Klassik waren also alle im Verlagsprogramm vertreten. 18o7 beginnt Härtel mit der Pianoforte-Produktion, die bis 1872 gepflegt wurde. Geschätzt wurde die Qualität der Breitkopf-Flügel von Klaviervirtuosen wie Clara Schumann und Franz Liszt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren außer Weber und Schubert alle großen Komponisten vertreten. 1832 übernahm Raymund Härtel (181o-1888), der jüngere Sohn Gottfried Christoph Härtels, den Verlag. In den Folgejahren verlegte er die Werke von berühmten Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Franz Liszt und Richard Wgner. 1833 begann der Verlag mit der Veröffentlichung der Klavierwerke Frédéric Chopins. Zwei Jahre später stieg Raymunds Bruder Hermann Härtel (18o3-1875) in die Verlagsleitung ein. Durch Robert Schumann wurde der Verlag auf den 1853 noch unbekannten Johannes Brahms aufmerksam gemacht. In Verbindung mit der Gründung der Leipziger Bach-Gesellschaft zum 1oo. Todestag des berühmten Komponisten 185o begann das „Halbjahrhundert der Gesamtausgaben“. 1851 lag der erste Band der „alten“ Bach-Gesamtausgabe vor. Es folgten die Gesamtausgaben Händels ( 1858-19o2), Beethovens (1862-1865), Mendelssohn Bartholdys (1874-1877), Mozarts (1877-1893), Schumanns (1879-1893), Schuberts (1884-1897), Berlioz’ (19oo-19o7) und anderen. Heute unbekannt ist die Tatsache, dass der Haupterwerb des Verlages in jener Zeit nicht der Notendruck, sondern Literatur war. Dies verdeutlicht die Zahl von 1o8 Buchdruckern im Gegensatz zu 14 Notendruckern, die 1869 beschäftigt waren. 1867 zog Breitkopf und Härtel vom „Goldenen Bären“ in das noch heute von der Breitkopf und Härtel/Deutscher Verlag für Musik GmbH genutzte Gebäude in der Nürnberger Straße um. Nach dem Tode Hermann Härtels 1875 und Ausscheiden Raymund Härtels 188o übernahmen seine Neffen Oskar von Hase (1846-1921), der Großvater der heutigen Mitinhaberin Lieselotte Sievers, und Wilhelm Volkmann die Verlagsleitung. 1877 wurde die Volksausgabe Breitkopf und Härtel eingeführt, aus der 1913 die bis heute verlegte Edition Breitkopf hervorging. 1885 wurde Breitkopf und Härtels Chorbibliothek eingeführt, 1890 folgte die Orchester-Bibliothek, 1893 die Partitur-Bibliothek und 1898 die Kammermusik-Bibliothek. Diese vier „Standard-Bibliotheken“ sind bis heute im Verlagsprogramm enthalten, selbst das Titelblatt, ein aus spätbarocken Elementen zusammengesetzter Kranz, ziert heute noch viele Ausgaben. Lediglich die Urtext-Ausgaben bekamen 2oo5 ein neues „Gesicht“ (siehe Titelblatt). Ab 191o verlegte Breitkopf und Härtel Werke des berühmten Komponisten Sibelius. Kurz vor dem ersten Weltkrieg umfasste das Personal fast 1ooo Mitarbeiter.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ließ sich das Unternehmen 1945 in Wiesbaden nieder, während das Stammhaus in Leipzig von der DDR 1952 enteignet und als Breitkopf & Härtel VEB weitergeführt wurde und größtenteils die Druckplatten aus der Vorkriegszeit weiter auflegte. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das Stammhaus 1991 an den Verlag zurückübertragen, der seither als „Breitkopf & Härtel – Wiesbaden, Leipzig, Paris“ firmiert.
Weblinks
- http://www.breitkopf.de (deutsch)
- http://www.breitkopf.com (englisch)