Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten
In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika (Declaration of Independence) vom 4. Juli 1776 erklärten die 13 britischen Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung vom Mutterland und ihr Recht, einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden. Der von Thomas Jefferson verfasste und vom Kontinentalkongress verabschiedete Text stellt die Gründungsurkunde der USA dar und ist eines der bedeutendsten Werke der Staatsphilosophie.
Die offizielle Bezeichnung lautet The Unanimous Declaration of the Thirteen United States of America.
Entstehungsgeschichte
Seit Mitte der 1760er Jahre nahmen die Spannungen zwischen dem englischen Mutterland und seinen 13 nordamerikanischen Kolonien immer mehr zu. Im Kern ging es um das Recht der britischen Krone, auf deren Gebiet Steuern und Abgaben zu erheben, ohne dass ihre Einwohner im Parlament in London vertreten waren. Unter dem Schlagwort no taxation without representation ("keine Besteuerung ohne parlamentarische Repräsentation") wuchs die Akzeptanz für den Gedanken der Unabhängigkeit. Ein einflussreicher Ausdruck dieser Gedanken war Thomas Paines Schrift Common Sense.
Nach ersten gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Kolonisten und britischen Truppen im Jahr 1775, entschlossen sich die im Kontinentalkongress versammelten Vertreter der 13 Kolonien für die Trennung vom Mutterland. Die formelle Erklärung der Unabhängigkeit erfolgte bereits am 2. Juli 1776. Die heute bekannte Declaration of Independence war eine zwei Tage später verabschiedete Erläuterung dieses formalen Beschlusses und diente der moralischen und rechtlichen Legitimation für den Abfall von der britischen Krone und den Unabhängigkeitskrieg.
Ein Vorbereitungskomitee aus Thomas Jefferson (Virginia), John Adams, (Massachusetts), Benjamin Franklin, (Pennsylvania), Robert R. Livingston, (New York) und Roger Sherman, (Connecticut) entwarf den Text. Eigentlicher Autor war Jefferson. Das Komitee beriet ihn, der Kontinentalkongress nahm den Entwurf an, strich aber die Verurteilung der Sklaverei aus dem Dokument, da die Erklärung auch die Zustimmung der Bürger aus den sklavenhaltenden Kolonien finden sollte.
Die Erklärung wurde am 4. Juli 1776 auf dem Zweiten Kontinentalkongreß von den Vertretern der dreizehn Gründerstaaten der USA angenommen. Als Independence Day ist der 4. Juli bis heute der Nationalfeiertag der USA
Das Original der Unabhängigkeitserklärung wird im Nationalarchiv der USA in Washington, D.C. aufbewahrt und kann dort besichtigt werden.
Zum Inhalt
Die Erklärung besteht aus drei Teilen, die eine logische Argumentationskette bilden. Im ersten und bekanntesten Abschnitt beschreibt sie, inspiriert von der Philosophie John Lockes, einen naturrechtlichen Rahmen, um generell zu klären, wann eine Revolution zulässig ist. Im zweiten Teil führt sie konkrete Handlungen der britischen Krone auf, mit denen sie die natürlichen Rechte der Kolonisten dauerhaft und schwerwiegend verletzt und damit ihren Anspruch auf deren Gehorsam verwirkt habe. Der dritte Teil besteht aus der Schlussfolgerung, dass die Loslösung vom britischen Mutterland notwendig und gerechtfertigt sei und die 13 Kolonien von nun das Recht beanspruchten als unabhängige und souveräne Staaten zu handeln.
Bis heute wirkmächtig ist die naturrechtliche Begründung:
- "We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. -- That to secure these rights, Governments are instituted among Men, deriving their just powers from the consent of the governed, -- That whenever any Form of Government becomes destructive of these ends, it is the Right of the People to alter or to abolish it, and to institute new Government, laying its foundation on such principles and organizing its powers in such form, as to them shall seem most likely to effect their Safety and Happiness."
Die erste deutsche Übersetzung der Unabhängigkeitserklärung erschien zwei Tage nach ihrer Verabschiedung in einer deutschsprachigen Zeitung in Philadelphia. Sie gab die Einleitung folgendermaßen wider:
- "Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit. Dass zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; dass sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volkes ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket."
In diesem Abschnitt werden erstmals in einem offiziellen Dokument allgemeine Menschenrechte postuliert, auch wenn sie in der späteren Verfassungspraxis zunächst nur frei geborenen, weißen Männern in vollem Umfang zugestanden wurden, nicht aber Frauen, Sklaven und Leibeigenen. Ausgehend von diesem naturrechtlichen Rahmen stellt sie eine Vertragstheorie über die Legitimität von Regierungen auf und beschreibt zudem ein Widerstandsrecht gegen ungerechte Regierungen. Diese Grundannahmen gelten bis heute als maßgebend für den politischen Liberalismus.
Siehe auch: Portal USA - Geschichte der USA
Weblinks
- http://www.archives.gov/national_archives_experience/charters/declaration.html (Bilder der Erklärung und weitere Links)
- http://www.archives.gov/national_archives_experience/charters/declaration_transcript.html (kompletter Text auf Englisch)