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Rudolf von Ems

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Rudolf von Ems (* um 1200; † 1254 (?)) war ein deutscher Epiker des Mittelalters.

Rudolf von Ems war ein Schweizer von Geburt und stand in Diensten des Grafen von Montfort. Er dichtete zwischen 1220 und 1254, in welchem Jahr er vermutlich als Begleiter Kaiser Konrads IV. "in welschen Landen" starb. Er war einer der gelehrtesten und zugleich fruchtbarsten Dichter seiner Zeit, dessen Werke jedoch nicht alle erhalten sind.

Seine Dichtungen zeichnen sich durch Anmut und Innigkeit der Erzählung, sittliche Reinheit und formelle Meisterschaft aus. Als sein Vorbild bezeichnet er selbst Gottfried von Straßburg. Von den uns überlieferten Werken ist die Erzählung "Der gute Gerhard" das älteste und zugleich beste, eine schöne Verherrlichung der Demut christlichen Sinnes, wahrscheinlich nach lateinischer Quelle bearbeitet (hrsg. von M. Haupt, Leipz. 1840; übersetzt von Lersch, Bonn 1847; von Simrock, 2. Aufl., Stuttg. 1864). Ihr folgten: "Barlaam und Josaphat", etwa zwischen 1225 und 1230 nach einer aus dem Griechischen ins Lateinische übertragenen Bearbeitung der Sage von der Bekehrung eines indischen Königssohns zum Christentum verfasst (hrsg. von Köpke, Berl. 1818; besser von Pfeiffer, Leipz. 1843); "Wilhelm von Orlens", ein schwächeres Werk Rudolfs, welches die willkürlich ausgeschmückte Geschichte Wilhelms des Eroberers zum Gegenstand hat; "Alexander" (unvollendet und noch ungedruckt).

Die "Weltchronik" ist Rudolfs letztes, dem Kaiser Konrad IV. gewidmetes Werk. Es erzählt im Anschluß an die Bibel, die "Historia scholastica" des Petrus Comestor und das "Pantheon" Gottfrieds von Viterbo die Weltgeschichte von der Schöpfung bis zu Salomos Tod in schlichter, aber rasch fortschreitender und warmer Darstellung. Noch im 13. Jahrhundert wurde es mit dem ähnlichen, aber weit schlechten Werk eines Unbekannten verschmolzen.


[Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888-90.]


Literatur

  • Vilmar, Die zwei Rezensionen und die Handschriftenfamilien der Weltchronik Rudolfs von Ems, Marb. 1839.
  • Rudolf von Ems, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.14, S.15.
  • Peter Jörg Becker: Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens [Kat.Nr. 40], in: Peter Jörg Becker und Eef Overgaauw (Hgg.): Aderlass und Seelentrost. Die Überlieferung deutscher Texte im Spiegel Berliner Handschriften und Inkunabeln, Mainz 2003, S.94-96.